Amazonien kaufen?
Karl Weiss - Der schwedische Unternehmer Johan Eliasch, Besitzer der Sportartikelfirma „Head", bekannt durch ihre Ski und Tennisschläger, hat am 5.Juli auf einer Konferenz in London anderen Unternehmern vorgeschlagen, mit ihm zusammen, das gesamte Amazonasgebiet zu kaufen, was etwa 18 Milliarden Dollar kosten würde.
Dies hat jedenfalls die größte brasilianische Tageszeitung, die „Folha de São Paulo", berichtet. Eliasch ist bereits Besitzer einiger Regenwaldgebiete im Amazonas-Urwald in den Gemeinden Itacoatiara und Manicoré.
Eliasch will das gesamte Regenwaldgebiet so vor der weiteren Zerstörung sichern, sprich vor dem Abholzen und Abbrennen. Er ist nämlich der Überzeugung, daß die stark steigende Zahl der Katastrophen, wie die Hurrikans Katrina und andere, u.a. auch auf die Zerstörung der Regenwälder zurückzuführen sei, weil dies wesentlich zur Klimaveränderung beiträgt.
Der Unternehmer schlägt dies nicht aus humanitären Gründen vor, weil er etwa um die Zukunft der Menschheit besorgt wäre, sondern aus ganz praktisch kapitalistischen. Bei der Konferenz in London handelt es sich nämlich um die jährliche Großkonferenz der Versicherungs-Gemeinschaft Lloyd’s, die diesmal dem Thema Klimawandel gewidmet war.
Die Ausgaben der Versicherungen mit der steigenden Zahl von Katastrophen sind nämlich im Jahr 2005 auf 83 Billions (Milliarden) US-Dollar gestiegen. Er meint nun, daß ein Teil davon eingespart werden kann mit einem im Vergleich kleinen Kapitaleinsatz und damit ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis entsteht.
Das Amazonasgebiet ist, so schwer vorstellbar das auch sein mag, nicht etwa Gebiet des brasilianischen Staates, sondern in größten Teilen in den Händen von Privatpersonen und Firmen. Zwar gibt es die Indio-Reservate, die formal dem Staat gehören und eigentlich keine privaten Besitzer haben können, aber auch da erheben verschiedene private Besitzer Ansprüche. Ein wesentlicher Teil der Justiz im nödlichen Brasilien ist mit jahrelangen Besitzstreits um Gebiete, die z.T. auch in Reservaten liegen, beschäftigt.
Der letzte Präsident Brasiliens vor Lula, Cardoso, hat wesentlich dazu beigetragen, in dem er eine Verordnung erließ, die es vermeintlichen Besitzern erlaubt, gegen die Einbeziehung seines Landes in Indio-Reservate zu klagen. Fast alle Besitztitel in den Regenwaldgebieten Brasiliens sind durch Schwindeleien und Korruption von Richtern und Katasterbeamten „errungen" worden.
Überhaupt gibt es für jedes Stück Land im Amazonasgebiet meist mehrere Besitzer, die in verschiedenen Katasterämtern registriert sind. Wer nun der wirkliche Besitzer ist, kann nur in jahrelangen Prozessen entschieden werden, die über vier Instanzen bis hin zu 25 Jahren dauern können. Die Regel der brasilianischen Gesetzgebung, daß Richter unabhängig in ihren Entscheidungen sind, sich nicht an Gesetze und Entscheidungen höherer Instanzen halten müssen, trägt da viel bei.
Ebenso trägt dazu die unklare Grenzziehung zwischen den Gemeinden in diesen Gebieten bei. Ein ins Gewicht fallender Teil des Landes wird von mehreren Gemeinden beansprucht.
Insofern dürfte es gar nicht so leicht sein, alle diese Parzellen zu kaufen. Das noch weit größere Problem ist aber, sein Land dort zu sichern. Daran ist ja schon der brasilianische Staat gescheitert, wenn man auch sagen muß, daß er es noch nicht ernsthaft versucht hat.
Das Amazonasgebiet ist schlicht und einfach riesig, etwa so groß wie halb Europa. Es leben dort mehrere Millionen Menschen. Man kann es nicht einfach mit Zaun, Wachtürmen und Todesstreifen versehen und von der Menschheit abbtrennen. Eine Polizeitruppe mit Booten und Hubschraubern, sei es privat oder staatlich, die halbwegs einen Eindruck auf die verschiedenen Interessengruppen dort machen könnte, müßte schätzungsweise 200.000 Polizisten umfassen.
Das hängt damit zusammen, daß es einige äußerst interessierte Gruppen gibt, die hohe Profite aus der Amazonasregion schlagen. Da sind zunächst geschätzt etwa 50.000 Goldsucher, die in der Regel illegal arbeiten. Dazu kommen geschätzt etwa 10.000 Personen, die damit beschäftigt sind, illegal edle Tropenhölzer aus den Wäldern herauszuschlagen und abzutransportieren. In etwa die gleiche Anzahl ist auf der Suche nach anderen natürlichen Reserven, darunter Bauxit, Diamanten, Erdöl, Eisenerz und vieles mehr. Ganz speziell sind da noch jene, die auf der Suche nach Pflanzen und Tieren sind, die zur Herstellung von Heilmitteln dienen können, von denen die Pharmaindustrie bisher nur träumt.
Etwa weitere 10.000 Personen sind schlicht und einfach mit der Versorgung der legalen und illegalen Amazonasausbeuter beschäftigt. Wer nämlich zum Beispiel Gold sucht, will nicht den größten Teil des Tages damit verbringen, etwas zu Essen und zu trinken zu finden. Man kann also Speis und Trank zu den entlegendsten Gebieten bringen und zu unglaublichen Preisen verkaufen.
Eine ungenannte Anzahl von Kriminellen, davon ein nicht unbedeutender Anteil von kriminellen CIA-Helfern, wahrscheinlich auch an die 10.000, ist damit beschäftigt, ununterbrochen neue Schmuggelwege für das Kokain aus Kolumbien und Peru zu öffnen, ein großer Teil davon Lichtungen zum Landen von Kleinflugzeugen.
Dazu kommt dan der Teil der legalen Bewohner von Amazonien, der illegale Tätigkeiten unternimmt, wie Abholzen und Abbrennen.
Die Frage ist also nicht so sehr, wem das Ganze gehört, sondern wie man die illegalen Aktivitäten in den Griff bekommen will. Man hat ja auch schon einen Weg gefunden, dies zu überwachen, das SIVAM, ein Radar-, Flugzeug- und Satteliten-gestütztes Überwachungssystem gigantischen Ausmaßes. Hier soll nicht im Einzelnen darauf eingegangen werden, denn in der Berliner Umschau wurde schon ausführlich dazu berichtet.
Allerdings steht der große Artikel zu SIVAM von Elmar Getto nicht mehr zur Verfügung. Er wird darum auf den Blog des Autors htpp://karlweiss.twoday.net/ unter Menu-Punkt „Brasilien" eingestellt, wo ihn jeder Interessierte nachlesen kann.
Im Prinzip müßte man zu Amazonien auch SIVAM kaufen, aber das steht wohl nicht zum Verkauf.
Nach der Lektüre wird dann auch klar, daß das wesentliche Hindernis, die illegalen Aktionen im Amazonasgebiet in den Griff zu bekommen, die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist (in Form ihrer Organisation CIA), die wegen des von ihr dominierten Kokainschmuggels in dieser Region ein Interesse daran hat, daß alles bleibt, wie es ist.
So sehr also die Idee des Unternehmers auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen mag, man hat es hier mit ganz anderen Größenordnungen und Arten von Problemen zu tun, als mit lächerlichen 18 Milliarden Dollar.
Dies hat jedenfalls die größte brasilianische Tageszeitung, die „Folha de São Paulo", berichtet. Eliasch ist bereits Besitzer einiger Regenwaldgebiete im Amazonas-Urwald in den Gemeinden Itacoatiara und Manicoré.
Eliasch will das gesamte Regenwaldgebiet so vor der weiteren Zerstörung sichern, sprich vor dem Abholzen und Abbrennen. Er ist nämlich der Überzeugung, daß die stark steigende Zahl der Katastrophen, wie die Hurrikans Katrina und andere, u.a. auch auf die Zerstörung der Regenwälder zurückzuführen sei, weil dies wesentlich zur Klimaveränderung beiträgt.
Der Unternehmer schlägt dies nicht aus humanitären Gründen vor, weil er etwa um die Zukunft der Menschheit besorgt wäre, sondern aus ganz praktisch kapitalistischen. Bei der Konferenz in London handelt es sich nämlich um die jährliche Großkonferenz der Versicherungs-Gemeinschaft Lloyd’s, die diesmal dem Thema Klimawandel gewidmet war.
Die Ausgaben der Versicherungen mit der steigenden Zahl von Katastrophen sind nämlich im Jahr 2005 auf 83 Billions (Milliarden) US-Dollar gestiegen. Er meint nun, daß ein Teil davon eingespart werden kann mit einem im Vergleich kleinen Kapitaleinsatz und damit ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis entsteht.
Das Amazonasgebiet ist, so schwer vorstellbar das auch sein mag, nicht etwa Gebiet des brasilianischen Staates, sondern in größten Teilen in den Händen von Privatpersonen und Firmen. Zwar gibt es die Indio-Reservate, die formal dem Staat gehören und eigentlich keine privaten Besitzer haben können, aber auch da erheben verschiedene private Besitzer Ansprüche. Ein wesentlicher Teil der Justiz im nödlichen Brasilien ist mit jahrelangen Besitzstreits um Gebiete, die z.T. auch in Reservaten liegen, beschäftigt.
Der letzte Präsident Brasiliens vor Lula, Cardoso, hat wesentlich dazu beigetragen, in dem er eine Verordnung erließ, die es vermeintlichen Besitzern erlaubt, gegen die Einbeziehung seines Landes in Indio-Reservate zu klagen. Fast alle Besitztitel in den Regenwaldgebieten Brasiliens sind durch Schwindeleien und Korruption von Richtern und Katasterbeamten „errungen" worden.
Überhaupt gibt es für jedes Stück Land im Amazonasgebiet meist mehrere Besitzer, die in verschiedenen Katasterämtern registriert sind. Wer nun der wirkliche Besitzer ist, kann nur in jahrelangen Prozessen entschieden werden, die über vier Instanzen bis hin zu 25 Jahren dauern können. Die Regel der brasilianischen Gesetzgebung, daß Richter unabhängig in ihren Entscheidungen sind, sich nicht an Gesetze und Entscheidungen höherer Instanzen halten müssen, trägt da viel bei.
Ebenso trägt dazu die unklare Grenzziehung zwischen den Gemeinden in diesen Gebieten bei. Ein ins Gewicht fallender Teil des Landes wird von mehreren Gemeinden beansprucht.
Insofern dürfte es gar nicht so leicht sein, alle diese Parzellen zu kaufen. Das noch weit größere Problem ist aber, sein Land dort zu sichern. Daran ist ja schon der brasilianische Staat gescheitert, wenn man auch sagen muß, daß er es noch nicht ernsthaft versucht hat.
Das Amazonasgebiet ist schlicht und einfach riesig, etwa so groß wie halb Europa. Es leben dort mehrere Millionen Menschen. Man kann es nicht einfach mit Zaun, Wachtürmen und Todesstreifen versehen und von der Menschheit abbtrennen. Eine Polizeitruppe mit Booten und Hubschraubern, sei es privat oder staatlich, die halbwegs einen Eindruck auf die verschiedenen Interessengruppen dort machen könnte, müßte schätzungsweise 200.000 Polizisten umfassen.
Das hängt damit zusammen, daß es einige äußerst interessierte Gruppen gibt, die hohe Profite aus der Amazonasregion schlagen. Da sind zunächst geschätzt etwa 50.000 Goldsucher, die in der Regel illegal arbeiten. Dazu kommen geschätzt etwa 10.000 Personen, die damit beschäftigt sind, illegal edle Tropenhölzer aus den Wäldern herauszuschlagen und abzutransportieren. In etwa die gleiche Anzahl ist auf der Suche nach anderen natürlichen Reserven, darunter Bauxit, Diamanten, Erdöl, Eisenerz und vieles mehr. Ganz speziell sind da noch jene, die auf der Suche nach Pflanzen und Tieren sind, die zur Herstellung von Heilmitteln dienen können, von denen die Pharmaindustrie bisher nur träumt.
Etwa weitere 10.000 Personen sind schlicht und einfach mit der Versorgung der legalen und illegalen Amazonasausbeuter beschäftigt. Wer nämlich zum Beispiel Gold sucht, will nicht den größten Teil des Tages damit verbringen, etwas zu Essen und zu trinken zu finden. Man kann also Speis und Trank zu den entlegendsten Gebieten bringen und zu unglaublichen Preisen verkaufen.
Eine ungenannte Anzahl von Kriminellen, davon ein nicht unbedeutender Anteil von kriminellen CIA-Helfern, wahrscheinlich auch an die 10.000, ist damit beschäftigt, ununterbrochen neue Schmuggelwege für das Kokain aus Kolumbien und Peru zu öffnen, ein großer Teil davon Lichtungen zum Landen von Kleinflugzeugen.
Dazu kommt dan der Teil der legalen Bewohner von Amazonien, der illegale Tätigkeiten unternimmt, wie Abholzen und Abbrennen.
Die Frage ist also nicht so sehr, wem das Ganze gehört, sondern wie man die illegalen Aktivitäten in den Griff bekommen will. Man hat ja auch schon einen Weg gefunden, dies zu überwachen, das SIVAM, ein Radar-, Flugzeug- und Satteliten-gestütztes Überwachungssystem gigantischen Ausmaßes. Hier soll nicht im Einzelnen darauf eingegangen werden, denn in der Berliner Umschau wurde schon ausführlich dazu berichtet.
Allerdings steht der große Artikel zu SIVAM von Elmar Getto nicht mehr zur Verfügung. Er wird darum auf den Blog des Autors htpp://karlweiss.twoday.net/ unter Menu-Punkt „Brasilien" eingestellt, wo ihn jeder Interessierte nachlesen kann.
Im Prinzip müßte man zu Amazonien auch SIVAM kaufen, aber das steht wohl nicht zum Verkauf.
Nach der Lektüre wird dann auch klar, daß das wesentliche Hindernis, die illegalen Aktionen im Amazonasgebiet in den Griff zu bekommen, die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist (in Form ihrer Organisation CIA), die wegen des von ihr dominierten Kokainschmuggels in dieser Region ein Interesse daran hat, daß alles bleibt, wie es ist.
So sehr also die Idee des Unternehmers auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen mag, man hat es hier mit ganz anderen Größenordnungen und Arten von Problemen zu tun, als mit lächerlichen 18 Milliarden Dollar.
sfux - 13. Jul, 08:00 Article 1941x read