Wenn der Berg kracht – Dramatischer Rummel am Eiger
Harald Haack – Dem weltberühmten Schweizer Touristenort Grindelwald im Berner Oberland droht der Untergang. Die Katastrophe ist angesagt. Besonders japanische, amerikanische und indische Touristen, die alljährlich massenweise durch das Bergdorf strömen, sind ganz aufgeregt.
Wahrscheinlich würde sich Louis Trenker angesichts des Rummels belustigt die Hände reiben, dann aber uns ganz ernst anschauen und erzählen, dass die Eiger-Nordwand eigentlich eine Mordwand ist und schon viele Opfer forderte – könnte er noch so drahtig wie einst vor der Fernsehkamera stehen. Er war Architekt, Bergsteiger, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller und seine Geschichten über die Bergsteiger Schicksale an der Eiger Nordwand sind vielen Fernsehzuschauern in Deutschland unvergesslich geblieben. Trenker starb im April 1990 in Bozen.
An seine Stelle sind viele andere Bergexperten gerückt. Nun stehen sie vor den Fernsehkameras, denn in Grindelwald herrscht die Alarmstimmung. Der Eiger regt sich. Er knistert und knackt und bei der Bergwacht grummelt es und die Telefone piepen und bimmeln.
Es ist die Ostflanke des Berges, in der sich ein Riss gebildet hat. Er soll bereits sieben Meter breit sein. Da sich schon einige Bruchstücke lösten und auf die Schutthalde zu Füßen des Eigers krachten, rechnen Experten damit, dass sich bald eine 200 Meter hohe Felszinne, bestehend aus ca. 200 Millionen Tonnen Gestein, von der Ostflanke des Eiger abbrechen und in die Tiefe stürzen wird.
Der Obere Grindelwaldgletscher und die Ostflanke des Eiger (Pfeile). Darstellung in Google Earth.
Die Eiger Nordwand mit ihrer Ostflanke.
Im Mai 2004 wahrscheinlich schon sichtbar. Die sich langsam von der Ostwand lösende Zinne, hier im Schatten. Foto: Harald Haack
In der Tiefe, da gibt es die Gletscherschlucht und noch tiefer das Dorf Grindelwald. In der Gletscherschlucht gibt es einen im Fels befestigten Holzsteg, von dem aus man die Zunge des Oberen Grindelwaldgletschers überblicken kann. Dieser Steg wurde vorsorglich schon 2003 geschlossen. Es ist zu befürchten, dass beim Felssturz der Gletscher von der Seite her gerammt und regelrecht ausgehebelt wird. Eis, Wasser und Gestein würden dann einen mächtigen Pfropfen bilden und das Schmelzwasser des Gletschers stauen, um dann irgendwann überzuschwappen und als große Flutwelle über Grindelwald hereinzubrechen.
Blick ins Tal zum Dorf Grindwald. Links im Anschnitt: Die Eiger Nordwand. Foto: Harald Haack
Ähnliches, wenn auch weniger dramatisch, war 2003 passiert, nachdem der Rand der Gletscherzunge wegen der Hitze ausdünnte und in sich zusammenbrach. Damals wurden Baumstämme und Trümmer über den Abfluss bis hinunter in den Brienzer See gespült.
Gegenwärtig wird die Abbruchstelle des Eiger mittels Laser überwacht. Dafür installierten Bergführer Spiegel an der Bruchstelle, die von Lasern auf dem Gegenhang angepeilt werden können. Damit werden Verschiebungen bis auf wenige Millimeter genau ermittelt. Doch Steinschlag zertrümmerte inzwischen drei der ursprünglich fünf Spiegel. Mittlerweile wird der Berg mittels eines Hightech-Verfahren überwacht, das in den Alpen noch nie erprobt wurde: Die mit einem Laserscanner gemachten Bilder der abbruchgefährdeten Bergflanke werden als Bildebenen in einer Computersoftware übereinander gelegt. So sollen sich die Bewegungen der großen Fläche der Bergwand haarscharf darstellen lassen. Was allerdings mit den Bewegungen des großen Touristenstromes passiert, ist wohl ein anderes Thema.
Wahrscheinlich würde sich Louis Trenker angesichts des Rummels belustigt die Hände reiben, dann aber uns ganz ernst anschauen und erzählen, dass die Eiger-Nordwand eigentlich eine Mordwand ist und schon viele Opfer forderte – könnte er noch so drahtig wie einst vor der Fernsehkamera stehen. Er war Architekt, Bergsteiger, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller und seine Geschichten über die Bergsteiger Schicksale an der Eiger Nordwand sind vielen Fernsehzuschauern in Deutschland unvergesslich geblieben. Trenker starb im April 1990 in Bozen.
An seine Stelle sind viele andere Bergexperten gerückt. Nun stehen sie vor den Fernsehkameras, denn in Grindelwald herrscht die Alarmstimmung. Der Eiger regt sich. Er knistert und knackt und bei der Bergwacht grummelt es und die Telefone piepen und bimmeln.
Es ist die Ostflanke des Berges, in der sich ein Riss gebildet hat. Er soll bereits sieben Meter breit sein. Da sich schon einige Bruchstücke lösten und auf die Schutthalde zu Füßen des Eigers krachten, rechnen Experten damit, dass sich bald eine 200 Meter hohe Felszinne, bestehend aus ca. 200 Millionen Tonnen Gestein, von der Ostflanke des Eiger abbrechen und in die Tiefe stürzen wird.
Der Obere Grindelwaldgletscher und die Ostflanke des Eiger (Pfeile). Darstellung in Google Earth.
Die Eiger Nordwand mit ihrer Ostflanke.
Im Mai 2004 wahrscheinlich schon sichtbar. Die sich langsam von der Ostwand lösende Zinne, hier im Schatten. Foto: Harald Haack
In der Tiefe, da gibt es die Gletscherschlucht und noch tiefer das Dorf Grindelwald. In der Gletscherschlucht gibt es einen im Fels befestigten Holzsteg, von dem aus man die Zunge des Oberen Grindelwaldgletschers überblicken kann. Dieser Steg wurde vorsorglich schon 2003 geschlossen. Es ist zu befürchten, dass beim Felssturz der Gletscher von der Seite her gerammt und regelrecht ausgehebelt wird. Eis, Wasser und Gestein würden dann einen mächtigen Pfropfen bilden und das Schmelzwasser des Gletschers stauen, um dann irgendwann überzuschwappen und als große Flutwelle über Grindelwald hereinzubrechen.
Blick ins Tal zum Dorf Grindwald. Links im Anschnitt: Die Eiger Nordwand. Foto: Harald Haack
Ähnliches, wenn auch weniger dramatisch, war 2003 passiert, nachdem der Rand der Gletscherzunge wegen der Hitze ausdünnte und in sich zusammenbrach. Damals wurden Baumstämme und Trümmer über den Abfluss bis hinunter in den Brienzer See gespült.
Gegenwärtig wird die Abbruchstelle des Eiger mittels Laser überwacht. Dafür installierten Bergführer Spiegel an der Bruchstelle, die von Lasern auf dem Gegenhang angepeilt werden können. Damit werden Verschiebungen bis auf wenige Millimeter genau ermittelt. Doch Steinschlag zertrümmerte inzwischen drei der ursprünglich fünf Spiegel. Mittlerweile wird der Berg mittels eines Hightech-Verfahren überwacht, das in den Alpen noch nie erprobt wurde: Die mit einem Laserscanner gemachten Bilder der abbruchgefährdeten Bergflanke werden als Bildebenen in einer Computersoftware übereinander gelegt. So sollen sich die Bewegungen der großen Fläche der Bergwand haarscharf darstellen lassen. Was allerdings mit den Bewegungen des großen Touristenstromes passiert, ist wohl ein anderes Thema.
sfux - 14. Jul, 10:21 Article 5347x read