Hatte Hitler einen kleinen Penis?
Harald Haack – Der Bildhauer Arno Breker gilt heutzutage als Nazi-Günstling, weil seine zumeist überlebensgroßen Statuen muskulöse Männer in angeblich idealisierter Figur zeigen und weil sie Hitler gefielen: Herrenmenschen eben, die angeblich dem entsprachen, wovon Nazis träumten.
Doch träumten sie wirklich davon? Wollten sie tatsächlich Brekers Statuen entsprechen? Ja, wollten sie solche Gestalten als Leitfiguren und „Zuchtbullen“ einer künftigen „germanischen Rasse“ sehen?
Diskussionen über diese Fragen, die Ferndiagnosen und moderndes Mitläufertum implizieren, bringen uns mit der Aufarbeitung deutscher Geschichte keineswegs weiter.
Nun soll in Deutschlands Norden, in Mecklenburg-Vorpommern Regierungsstadt Schwerin, im dortigen Schleswig-Holstein-Haus, eine Schau mit rund 70 Arbeiten des heute verachteten Bildhauers eröffnet werden. Aber dies ruft das deutsche Gewissen auf die Klagepodeste. Es will verhindern, dass die Ausstellung eröffnet wird. Doch warum eigentlich?
Anlässlich der Fussballweltmeisterschaft geschah es in Berlin, dass Brekers Statuen am Berliner Olympiastadion verhüllt wurden. Offenbar schämten sich ihrer jene, die in Berlin das Sagen haben. Doch warum eigentlich?
Jene, die sich als Kritikers von Brekers Statuen hervortun, sagen, die Werke eines Nazi-Bildhauers dürften nicht ins Museum. Doch warum eigentlich?
Zu allererst wird die Befürchtung genannt, die Präsentation könne von der rechtsextremen NPD vereinnahmt werden. Die Direktorin des Staatlichen Museums Schwerin, Kornelia von Berswordt-Wallrabe, erklärte in ihrer Expertise die während der NS-Zeit entstandenen Arbeiten Brekers zur „Ästhetik ohne Ethik“. Wurde mit dieser Floskel einst nicht auch der weltberühmte Fettstuhl von Josef Beuss von den Experten der neuen deutschen Selbstherrlichkeit verketzert? Hatte ausgerechnet Beuss Nazi-Kunst geschaffen?
Nein, darum geht es offenbar nicht, sondern, wie die Museums-Direktorin Kornelia von Berswordt-Wallrabe sagt, die Werke Brekers heute zu zeigen, lege nahe „die Unkunst des Nationalsozialismus im Sinne der Kunst diskutieren zu wollen und Breker letztlich salonfähig zu machen“.
Nun gut, das ist ein gewichtiges Argument. Und der politische Postkartenmaler und frühere Wahlhelfer der SPD Klaus Staeck wurde giftig. Er will ihn Schwerin nun nicht mehr ausstellen, obwohl ihm für seine politischen Werke im nächsten Jahr eine Ausstellung angeboten wurde. Er vertritt die Auffassung es bestünde der Verdacht, in Schwerin werde in Wahrheit an der Rehabilitation Brekers gearbeitet. Der Schweriner Volkszeitung erklärte Staeck, der Nazi-Günstling Breker habe sich gegenüber der Kunst und einem humanen Menschenbild schuldig gemacht und sein Verhalten nie bereut.
Können die Argumente von Frau Berswordt-Wallrabe und Herrn Staeck in der gegenwärtigen Diskussion um Brekers Werk bestehen?
Eine Rehabilitation Brekers?
Wie könnte man diesen Bildhauer rehabilitieren, selbst wenn man dies nicht beabsichtigt? Besonders in Deutschland, dem Land mit seinen blindwütigen Aktionisten?
Wer Brekers monströse Statuen wirklich aufmerksam betrachtet, sie im wahrsten Sinne des Wortes „unter die Lupe“ nimmt, dem fällt auf, dass Breker sie alle mit einem extrem kleinen Penis ausgestattet hat. Hatte Breker damit Hitlers persönlichem Wunsch entsprochen, demnach die Penisse der Statuen außergewöhnlich bescheiden aussehen mussten, um den „Führer“ nicht in Verlegenheit zu bringen – vielleicht, weil dessen Penis nicht dem Maß der Herrenmenschen-Ideologie der Nazis entsprach? Oder hatte Breker – unbemerkt von seinen tumben Nazi-Gönnern – ein Stück Wahrheit in seine Werke geschmuggelt?
Soll dieses gewisse Stück Wahrheit nun weiterhin verborgen bleiben, weil es den Kritikern der künftigen Schweriner Breker-Schau peinlich ist? Wurden deshalb die Breker-Statuen am Olympiastadium verhüllt. Schämte man sich ihrer? Sind die kleinen Dingelchen an Brekers Statuen eine „ethiklose Ästhetik“, die der Welt nicht gezeigt werden darf?
Der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass beweist wieder einmal, dass es in Deutschland nicht nur Persönlichkeiten gibt, die sich mit Dingen der Nazi-Zeit immer noch nicht angemessen auseinandersetzen können. Er sagt, die Ausstellung von Brekers Werken in Schwerin könne einen Beitrag zur Aufarbeitung deutscher Geschichte sein. Wenn die Ausstellung dokumentarisch und informativ gestaltet sei, könne sie Antwort auf die Frage geben, warum sich Arno Breker, genau wie viele andere Künstler auch, von den Nationalsozialisten hat korrumpieren lassen, erklärte der Grass. Und Schwerins Kulturdezernent Junghans ist überzeugt, dass die Zeit gerade jetzt für eine Breker-Schau reif ist. Er hebt hervor, man wolle besonders die Wechselwirkung von Ideologie und Kunst zeigen.
Brekers Statuen weiterhin im Verborgenen zu halten, wie von Kornelia von Berswordt-Wallrabe und Klaus Staeck gefordert, und die damit verbundene fortgesetzte Heimlichtuerei um die kleinen Penisse von Brekers Steinkolosse, würde sicherlich den von den Nazis geschaffenen Mythos, über die „starken und gesunden Herrenmenschen“, weiter leben lassen.
Doch träumten sie wirklich davon? Wollten sie tatsächlich Brekers Statuen entsprechen? Ja, wollten sie solche Gestalten als Leitfiguren und „Zuchtbullen“ einer künftigen „germanischen Rasse“ sehen?
Diskussionen über diese Fragen, die Ferndiagnosen und moderndes Mitläufertum implizieren, bringen uns mit der Aufarbeitung deutscher Geschichte keineswegs weiter.
Nun soll in Deutschlands Norden, in Mecklenburg-Vorpommern Regierungsstadt Schwerin, im dortigen Schleswig-Holstein-Haus, eine Schau mit rund 70 Arbeiten des heute verachteten Bildhauers eröffnet werden. Aber dies ruft das deutsche Gewissen auf die Klagepodeste. Es will verhindern, dass die Ausstellung eröffnet wird. Doch warum eigentlich?
Anlässlich der Fussballweltmeisterschaft geschah es in Berlin, dass Brekers Statuen am Berliner Olympiastadion verhüllt wurden. Offenbar schämten sich ihrer jene, die in Berlin das Sagen haben. Doch warum eigentlich?
Jene, die sich als Kritikers von Brekers Statuen hervortun, sagen, die Werke eines Nazi-Bildhauers dürften nicht ins Museum. Doch warum eigentlich?
Zu allererst wird die Befürchtung genannt, die Präsentation könne von der rechtsextremen NPD vereinnahmt werden. Die Direktorin des Staatlichen Museums Schwerin, Kornelia von Berswordt-Wallrabe, erklärte in ihrer Expertise die während der NS-Zeit entstandenen Arbeiten Brekers zur „Ästhetik ohne Ethik“. Wurde mit dieser Floskel einst nicht auch der weltberühmte Fettstuhl von Josef Beuss von den Experten der neuen deutschen Selbstherrlichkeit verketzert? Hatte ausgerechnet Beuss Nazi-Kunst geschaffen?
Nein, darum geht es offenbar nicht, sondern, wie die Museums-Direktorin Kornelia von Berswordt-Wallrabe sagt, die Werke Brekers heute zu zeigen, lege nahe „die Unkunst des Nationalsozialismus im Sinne der Kunst diskutieren zu wollen und Breker letztlich salonfähig zu machen“.
Nun gut, das ist ein gewichtiges Argument. Und der politische Postkartenmaler und frühere Wahlhelfer der SPD Klaus Staeck wurde giftig. Er will ihn Schwerin nun nicht mehr ausstellen, obwohl ihm für seine politischen Werke im nächsten Jahr eine Ausstellung angeboten wurde. Er vertritt die Auffassung es bestünde der Verdacht, in Schwerin werde in Wahrheit an der Rehabilitation Brekers gearbeitet. Der Schweriner Volkszeitung erklärte Staeck, der Nazi-Günstling Breker habe sich gegenüber der Kunst und einem humanen Menschenbild schuldig gemacht und sein Verhalten nie bereut.
Können die Argumente von Frau Berswordt-Wallrabe und Herrn Staeck in der gegenwärtigen Diskussion um Brekers Werk bestehen?
Eine Rehabilitation Brekers?
Wie könnte man diesen Bildhauer rehabilitieren, selbst wenn man dies nicht beabsichtigt? Besonders in Deutschland, dem Land mit seinen blindwütigen Aktionisten?
Wer Brekers monströse Statuen wirklich aufmerksam betrachtet, sie im wahrsten Sinne des Wortes „unter die Lupe“ nimmt, dem fällt auf, dass Breker sie alle mit einem extrem kleinen Penis ausgestattet hat. Hatte Breker damit Hitlers persönlichem Wunsch entsprochen, demnach die Penisse der Statuen außergewöhnlich bescheiden aussehen mussten, um den „Führer“ nicht in Verlegenheit zu bringen – vielleicht, weil dessen Penis nicht dem Maß der Herrenmenschen-Ideologie der Nazis entsprach? Oder hatte Breker – unbemerkt von seinen tumben Nazi-Gönnern – ein Stück Wahrheit in seine Werke geschmuggelt?
Soll dieses gewisse Stück Wahrheit nun weiterhin verborgen bleiben, weil es den Kritikern der künftigen Schweriner Breker-Schau peinlich ist? Wurden deshalb die Breker-Statuen am Olympiastadium verhüllt. Schämte man sich ihrer? Sind die kleinen Dingelchen an Brekers Statuen eine „ethiklose Ästhetik“, die der Welt nicht gezeigt werden darf?
Der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass beweist wieder einmal, dass es in Deutschland nicht nur Persönlichkeiten gibt, die sich mit Dingen der Nazi-Zeit immer noch nicht angemessen auseinandersetzen können. Er sagt, die Ausstellung von Brekers Werken in Schwerin könne einen Beitrag zur Aufarbeitung deutscher Geschichte sein. Wenn die Ausstellung dokumentarisch und informativ gestaltet sei, könne sie Antwort auf die Frage geben, warum sich Arno Breker, genau wie viele andere Künstler auch, von den Nationalsozialisten hat korrumpieren lassen, erklärte der Grass. Und Schwerins Kulturdezernent Junghans ist überzeugt, dass die Zeit gerade jetzt für eine Breker-Schau reif ist. Er hebt hervor, man wolle besonders die Wechselwirkung von Ideologie und Kunst zeigen.
Brekers Statuen weiterhin im Verborgenen zu halten, wie von Kornelia von Berswordt-Wallrabe und Klaus Staeck gefordert, und die damit verbundene fortgesetzte Heimlichtuerei um die kleinen Penisse von Brekers Steinkolosse, würde sicherlich den von den Nazis geschaffenen Mythos, über die „starken und gesunden Herrenmenschen“, weiter leben lassen.
sfux - 14. Jul, 10:35 Article 2904x read