Klimawandel - Heiss erwischt
Harald Haack – In der Zukunft, so warnten uns Klimaforscher im vergangenen Jahrhundert, nehme die Erderwärmung rapide zu. Spätestens ab 2006 müsse es nicht nur katastrophale Hitzewellen geben, sondern auch Gewitterstürme mit Hagelbombardement, Starkregenfälle und Windhosen. Hinzu käme die Häufung von Hurricans und Taifunen in Nord- und Mittelamerika und im fernen Osten.
Nun leben wir in jener prognostizierten Zukunft und haben die Folgen der Erderwärmung hinreichend kennen gelernt. Aber es wird schlimmer kommen. Und schon wieder warnen Wissenschaftler vor den Folgen des Klimawandels, an dem wir Menschen sicherlich nicht unschuldig sind.
Dicke Luft unter der Eisenbahnbrücke an den Deichtorhallen in Hamburg. Emissionen, besonders die von Autos, sollen schuld am Klimawandel sein.
Im vergangenen Winter glaubten dennoch einige Leute, da es so viel Schnee gab, die Erderwärmung sei nun zu Ende. Als dann dieses Frühjahr kalt und nass wurde und das große Jammern übers Wetter wahrscheinlich zum „guten Ton“ in den Medien gehört, jammerten viele Nachrichten-Konsumenten mit und ahnten nicht, was sie erwartete.
Januar 2006 im Hamburger Hafen. In diesem Winter glaubte kaum jemand an einen heißen Sommer.
Blick eines Landwirtes durch eine Eislinse in die heisse Zukunft. Die Linse bildete sich über Nacht, nachdem er in einen Eimer, in dem sich etwas Schmelzwasser vom letzten Schneefall befand, einen zweiten Eimer gestellt hatte.
Und nun ist er da und hat uns heiß erwischt. Dieser Sommer wird inzwischen als ein Sommer mit einer „besonderen Qualität“ bezeichnet. Der Europäische Kontinent wurde so heftig aufgeheizt, dass Tiefdruckgebiete an der Hitzeglocke „abprallen“. Auch Nordamerika leidet unter der Hitze. Nicht nur in New York fiel tagelang der Strom aus, sondern auch in Kalifornien. Von vielen Badeseen in Deutschland und in der Schweiz werden Unfälle gemeldet, weil sich die Menschen überhitzt ins Wasser stürzen.
Die Zukunft der vergangenen „Zukunft“? Oder jetzt schon Gegenwart: Ausgetrockneter Schlick mit Chemikalienrückständen in einer Ackerfurche in Elskop (Schleswig-Holstein).
Durch Hitze zerflossener Asphalt in den Arkaden der Berner Kramgasse.
Notreifes Getreide wegen Hitze und Wassermangel.
Wenn Gluthitze und UV andere Umweltgefahren überstrahlen: Verzweiflungstat eines Überhitzten. Kopfsprung in die verdreckte Weser beim Kernkraftwerk Esensham.
Waldbrandgefahr: Brennendes Kfz. Gut, wenn die Feuerwehr, wie hier in Woltem/Soltau, das Fahrzeug zwecks Löschübung selbst anzündet und das Feuer unter Kontrolle hat. Alle Fotos: Harald Haack
Sommer 2006: Außer Stöhnen und Schwitzen nichts gewesen? Hier eine Liste nicht repräsentativer Aspekte:
Verzogene Fenster
Eine Hitze, die nicht nur Menschen plagt, sondern auch erodierend wirkt. Weil sich der Kunststoff von Fensterrahmen in der Hitze des Sommers verbog, schließen viele Fenster nicht mehr und müssen ausgetauscht werden – damit im Winter der kalte Wind nicht durch die breiten Ritzen jault.
Holpriger Flugplatz
Gefahr durch die Hitze auf für Fluggäste: Die Hitze hatte die Dichtungsmasse zwischen den Betonplatten von eine der beiden Start- und Landebahnen des Flughafen Hannover beschädigt. Diese Start- und Landebahn wurde gesperrt. Reparaturarbeiten sind in Gang.
Schwitzende Schweine als Brandstifter
Die Hitze führte zu einer Übergärung von Heu in einem Heustock auf einem Bauernhof im solothurnischen Ichertswil (Schweiz). Es entwickelte sich ein Großbrand, bei dem nach Angaben der Polizei mehr als 200 Schweine in den Flammen umkamen. Auch ein Teil des Wohnhauses brannte nieder. Der Landwirt hatte sicherlich das Heu trocken eingelagert, doch die Luftfeuchtigkeit seiner in der Hitze schwitzende Schweine wird das Heu durchfeuchtet haben, wie Brandermittler ermittelten. Das Heu auf der Heubühne über dem Schweinestall gärte daraufhin und entzündete sich.
Angst vor Mücken oder vor neugierige Nachbarn?
Neugierige Nachbarn sind das eine Problem, Mücken das andere. In Liestal bei Basel wurde die Polizei wegen vermeintlicher Einbrecher alarmiert – von dem Nachbar eines Hauses, in dem sich die Einbrecher angeblich zu schaffen machten. Er berichtete von umherirrenden Lichtern in dem stockdunklen Haus, wie die Baselbieter Kantonspolizei mitteilte. Doch beim Eintreffen der Polizisten klärte sich der Fall rasch auf. Die spärlich bekleideten Hausbesitzer hatten das Haus wegen den hohen Temperaturen durchgelüftet. Da sie dabei keine Mücken anlocken wollten, löschten sie das Licht aus und montierten sich Stirnlampen.
Tagsüber schwitzen, nachts saufen und schießen
Einem Kneipengast in Bayern ist offenbar die Hitze aufs Gemüt geschlagen. Weil er sich nicht damit abfinden wollte, dass die Kneipe, in der er sich bis 3 Uhr in der Frühe hatte volllaufen lassen, schließt, zog er eine Waffe und schoss auf die Kellnerin, teilte die Polizeidirektion Fürstenfeldbruck mit. Da sie ihn zuvor mit Pfefferspray abgewehrt hatte und sofort weggerannt sei, habe der Mann die Frau nicht getroffen. Als später ein Bekannter der Kellnerin deren Auto holen wollte, habe der Gast seine Waffe auf ihn gerichtet, sei dann aber geflüchtet. Polizisten nahmen ihn in der Nähe fest.
Fischsterben droht
Den Flüssen droht durch die anhaltende Hitze ein Fischsterben. In Hamburg stieg die Wassertemperatur der Elbe am 24. Juli 2006 auf einen neuen Spitzenwert von 27 Grad Celsius. Laut Hamburger Abendblatt ist dies der höchste Wert seit Beginn der Messungen vor rund 20 Jahren. Mit dem Steigen der Wassertemperatur sinkt gleichzeitig auch der Sauerstoffgehalt des Flusses. So betrug die Sauerstoffkonzentration an der Messstelle in Hamburg-Blankenese lediglich 3,7 Milligramm pro Liter. Da fehlen nur noch 0,7 Milligramm und die für Fische kritische Marke ist erreicht. Dann könnte ein großes Fischsterben einsetzen. Bereits einige Tage zuvor war der Sauerstoffgehalt im Hamburger Hafen zeitweise unter diese kritische Marke gerutscht. Ein Sprecher der Umweltbehörde sagte, tote Fische „auf Grund von Sauerstoffmangel“ seien noch nicht gefunden worden. Dann müssen sich die Fische, deren Kadaver etliche Hamburger im Wasser fanden, wahrscheinlich vergiftet haben. Das Wasser der Elbe im Hamburger Hafen ist nämlich alles andere als sauber. Wer hier ins Wasser fällt und von der Wasserschutzpolizei gerettet wird, wird selbst bei diesen Badetemperaturen schnellstens in eine Klinik transportiert.
Badeverbot
Der Hamburger Eichbaumsee ist laut dem Verbraucherschutzamt Hamburg-Bergedorf mit Gabelschwanzwurmlarven verseucht. Schilder am See weisen auf das Badeverbot hin. Auch für Hunde ist das Baden im Eichbaumsee verboten. Dennoch trotzen einige Schwimmer dem Verbot. Sie sagen, sie gingen nur kurz ins Wasser, da werde schon nichts passieren. Ein Irrtum. Bernhard Fleischer, der Chef des Bernhard-Nocht-Instituts in Hamburg, weiß es besser: „Die Larven des Gabelschwanzwurms, so genannte Zerkarien, bohren sich innerhalb von Sekunden in die Haut.“. Die Folgen: Auf der Haut kommt es zu starkem Juckreiz und Quaddelbildung. Eine „Bade-Dermatitis“, die erst nach zehn bis zwanzig Tagen abklingt. Überall dort, wo Enten sich im flachen Wasser des Gewässers aufhalten, können Zerkarien vorkommen. Die Eier des Wurms werden mit dem Entenkot verbreitet. Die Hitze bietet beste Bedingungen für die Verbreitung. Fleischer: „Wenn sich die Larven in die Haut gebohrt haben, kommen sie nicht weiter. Der Mensch ist ein ,Fehlwirt'. Die Larven sterben, werden abgestoßen“.
Auch andere Gewässer erhitzen sich.
In der Schweiz sind Flüsse und Bäche gegenwärtig bis zu 28 Grad warm. Im Tessin und in den Seeland-Kanälen näherten sich die Wassertemperaturen Badewannenwerten, wie die Basler Zeitung schreibt: „Die Tresa im Grenzort Ponte Tresa wies laut den Daten des automatischen Messnetzes des Bundesamts für Umwelt am Dienstag einen 24-Stunden-Mittelwert von 27,9 Grad auf. Die Tagesspitze am Montag betrug sogar 28,8 Grad. Mittelwerte von 26,8 und 26,6 Grad wurden im Broye-Kanal bei Sugiez (FR) zwischen dem Murten- und dem Neuenburgersee beziehungsweise im Zihlkanal bei Gampelen (BE) zwischen dem Neuenburger- und dem Bielersee gemessen.“
Die Meere werden wärmer
Während in Südosteuropa die Hitze und die Dürre zu zahlreichen Wald- und Buschbränden führten, wurden vor der schottischen Küste wurden in den vergangenen Wochen deutlich mehr Wale und Delfine gesichtet als je zuvor. Wie die BBC berichtete, soll dafür laut britischer Wissenschaftler die Erwärmung der nördlichen Meere verantwortlich sein.
Britische Queen sauer
Die Hitze führte auch in Großbritannien zur Dürre und zu Wassermangel. Der britische Wasserversorger Thames Water verhängte ein generelles Bewässerungsverbot für Rasen. Davon betroffen sind nicht nur die Rasenflächen vieler Briten, sondern auch die der Queen. Und die inspizierte „mit finsterer Mine“ ihren Rasen, wie Michael Kröger für SPIEGEL-Online schreibt. Seit Tagen habe der königliche Rasen kein Wasser mehr gesehen und sei nun wie der „Fußballacker eines Vorstadtvereins“. So wurde aus der diesjährigen Gartenparty der Queen ein Desaster. Bei mehr als 30 Grad im Schatten drängelten sich die vornehmen Gäste unter den aufgestellten Sonnenschirmen oder unter den Bäumen im Park hinter dem Buckingham-Palast. Natürlich geht man zur Queen nicht in schrillen Bermuda-Shorts und in luftigen Hawaii-Hemden, sondern zwängt sich in standesgemäße Schale. Und da erhitzte Menschen auf engstem Raum auch die ihnen umgebende Luft erhitzen, fielen 39 der Gäste um, erlitten einen Schwächeanfall und mussten medizinisch betreut werden.
Hitze-Tote in Frankreich
Unter der Hitze leiden besonders alte und geschwächte Menschen. Europaweit fielen bislang rund 40 Menschen der Hitze zum Opfer, davon sollen es allein in Frankreich 30 sein. In 56 Regierungsbezirken von Frankreich riefen daher die Meteorologen die Alarmstufe „Orange“ aus. Das ist die zweithöchste Alarmstufe des französischen Staatsgebietes. Rekordwerte von mehr als 38 Grad Celsius im Schatten werden vor allem im Südosten des Landes erwartet. Medizinstudenten und Ärzte im Ruhestand wurden von Gesundheitsminister Xavier Bertrand aufgerufen, sich den Notdiensten zur Verfügung zu stellen. Doch nicht so sehr die Außentemperaturen sind es, an den Menschen und Tiere zugrunde gehen. Vielfach sind es schlecht isolierte Häuser und Wohnungen, in denen sich jetzt die Hitze staut. So ist unter den Todesopfern eine 90-jährige Heimbewohnerin, die in Orly bei Paris an Überhitzung starb. Sie hatte, als sie starb, eine Körpertemperatur von 41 Grad, wie die Behörden mitteilten.
Grab eines Hitzetoten: Vor einem Jahr starb der Hamburger Arzt Karl-Reiner Fabig. Am heißesten Tag Ende Mai 2005 brach er zuhause zusammen und starb. Er war Dioxin-Experte, Neurotoxikologe und Vorsitzender des Umweltausschusses der Hamburger Ärztekammer. Alle Fotos dieses Artikels: Harald Haack. © Copyright 2006.
Ritter vom Blitz getroffen
Auch in Schweden hatte es in diesem Sommer wochenlang nicht mehr geregnet. Dann gingen schwere Gewitter und Hagelstürme über zahlreiche Gebiete Skandinaviens nieder. Sonderbar ist, dass ein 51jähriger Schwede trotz des Gewitters in eine Ritterrüstung stieg. Dermaßen verkleidet wurde er von einem Blitz getroffen. Er starb anschließend.
Nun leben wir in jener prognostizierten Zukunft und haben die Folgen der Erderwärmung hinreichend kennen gelernt. Aber es wird schlimmer kommen. Und schon wieder warnen Wissenschaftler vor den Folgen des Klimawandels, an dem wir Menschen sicherlich nicht unschuldig sind.
Dicke Luft unter der Eisenbahnbrücke an den Deichtorhallen in Hamburg. Emissionen, besonders die von Autos, sollen schuld am Klimawandel sein.
Im vergangenen Winter glaubten dennoch einige Leute, da es so viel Schnee gab, die Erderwärmung sei nun zu Ende. Als dann dieses Frühjahr kalt und nass wurde und das große Jammern übers Wetter wahrscheinlich zum „guten Ton“ in den Medien gehört, jammerten viele Nachrichten-Konsumenten mit und ahnten nicht, was sie erwartete.
Januar 2006 im Hamburger Hafen. In diesem Winter glaubte kaum jemand an einen heißen Sommer.
Blick eines Landwirtes durch eine Eislinse in die heisse Zukunft. Die Linse bildete sich über Nacht, nachdem er in einen Eimer, in dem sich etwas Schmelzwasser vom letzten Schneefall befand, einen zweiten Eimer gestellt hatte.
Und nun ist er da und hat uns heiß erwischt. Dieser Sommer wird inzwischen als ein Sommer mit einer „besonderen Qualität“ bezeichnet. Der Europäische Kontinent wurde so heftig aufgeheizt, dass Tiefdruckgebiete an der Hitzeglocke „abprallen“. Auch Nordamerika leidet unter der Hitze. Nicht nur in New York fiel tagelang der Strom aus, sondern auch in Kalifornien. Von vielen Badeseen in Deutschland und in der Schweiz werden Unfälle gemeldet, weil sich die Menschen überhitzt ins Wasser stürzen.
Die Zukunft der vergangenen „Zukunft“? Oder jetzt schon Gegenwart: Ausgetrockneter Schlick mit Chemikalienrückständen in einer Ackerfurche in Elskop (Schleswig-Holstein).
Durch Hitze zerflossener Asphalt in den Arkaden der Berner Kramgasse.
Notreifes Getreide wegen Hitze und Wassermangel.
Wenn Gluthitze und UV andere Umweltgefahren überstrahlen: Verzweiflungstat eines Überhitzten. Kopfsprung in die verdreckte Weser beim Kernkraftwerk Esensham.
Waldbrandgefahr: Brennendes Kfz. Gut, wenn die Feuerwehr, wie hier in Woltem/Soltau, das Fahrzeug zwecks Löschübung selbst anzündet und das Feuer unter Kontrolle hat. Alle Fotos: Harald Haack
Sommer 2006: Außer Stöhnen und Schwitzen nichts gewesen? Hier eine Liste nicht repräsentativer Aspekte:
Verzogene Fenster
Eine Hitze, die nicht nur Menschen plagt, sondern auch erodierend wirkt. Weil sich der Kunststoff von Fensterrahmen in der Hitze des Sommers verbog, schließen viele Fenster nicht mehr und müssen ausgetauscht werden – damit im Winter der kalte Wind nicht durch die breiten Ritzen jault.
Holpriger Flugplatz
Gefahr durch die Hitze auf für Fluggäste: Die Hitze hatte die Dichtungsmasse zwischen den Betonplatten von eine der beiden Start- und Landebahnen des Flughafen Hannover beschädigt. Diese Start- und Landebahn wurde gesperrt. Reparaturarbeiten sind in Gang.
Schwitzende Schweine als Brandstifter
Die Hitze führte zu einer Übergärung von Heu in einem Heustock auf einem Bauernhof im solothurnischen Ichertswil (Schweiz). Es entwickelte sich ein Großbrand, bei dem nach Angaben der Polizei mehr als 200 Schweine in den Flammen umkamen. Auch ein Teil des Wohnhauses brannte nieder. Der Landwirt hatte sicherlich das Heu trocken eingelagert, doch die Luftfeuchtigkeit seiner in der Hitze schwitzende Schweine wird das Heu durchfeuchtet haben, wie Brandermittler ermittelten. Das Heu auf der Heubühne über dem Schweinestall gärte daraufhin und entzündete sich.
Angst vor Mücken oder vor neugierige Nachbarn?
Neugierige Nachbarn sind das eine Problem, Mücken das andere. In Liestal bei Basel wurde die Polizei wegen vermeintlicher Einbrecher alarmiert – von dem Nachbar eines Hauses, in dem sich die Einbrecher angeblich zu schaffen machten. Er berichtete von umherirrenden Lichtern in dem stockdunklen Haus, wie die Baselbieter Kantonspolizei mitteilte. Doch beim Eintreffen der Polizisten klärte sich der Fall rasch auf. Die spärlich bekleideten Hausbesitzer hatten das Haus wegen den hohen Temperaturen durchgelüftet. Da sie dabei keine Mücken anlocken wollten, löschten sie das Licht aus und montierten sich Stirnlampen.
Tagsüber schwitzen, nachts saufen und schießen
Einem Kneipengast in Bayern ist offenbar die Hitze aufs Gemüt geschlagen. Weil er sich nicht damit abfinden wollte, dass die Kneipe, in der er sich bis 3 Uhr in der Frühe hatte volllaufen lassen, schließt, zog er eine Waffe und schoss auf die Kellnerin, teilte die Polizeidirektion Fürstenfeldbruck mit. Da sie ihn zuvor mit Pfefferspray abgewehrt hatte und sofort weggerannt sei, habe der Mann die Frau nicht getroffen. Als später ein Bekannter der Kellnerin deren Auto holen wollte, habe der Gast seine Waffe auf ihn gerichtet, sei dann aber geflüchtet. Polizisten nahmen ihn in der Nähe fest.
Fischsterben droht
Den Flüssen droht durch die anhaltende Hitze ein Fischsterben. In Hamburg stieg die Wassertemperatur der Elbe am 24. Juli 2006 auf einen neuen Spitzenwert von 27 Grad Celsius. Laut Hamburger Abendblatt ist dies der höchste Wert seit Beginn der Messungen vor rund 20 Jahren. Mit dem Steigen der Wassertemperatur sinkt gleichzeitig auch der Sauerstoffgehalt des Flusses. So betrug die Sauerstoffkonzentration an der Messstelle in Hamburg-Blankenese lediglich 3,7 Milligramm pro Liter. Da fehlen nur noch 0,7 Milligramm und die für Fische kritische Marke ist erreicht. Dann könnte ein großes Fischsterben einsetzen. Bereits einige Tage zuvor war der Sauerstoffgehalt im Hamburger Hafen zeitweise unter diese kritische Marke gerutscht. Ein Sprecher der Umweltbehörde sagte, tote Fische „auf Grund von Sauerstoffmangel“ seien noch nicht gefunden worden. Dann müssen sich die Fische, deren Kadaver etliche Hamburger im Wasser fanden, wahrscheinlich vergiftet haben. Das Wasser der Elbe im Hamburger Hafen ist nämlich alles andere als sauber. Wer hier ins Wasser fällt und von der Wasserschutzpolizei gerettet wird, wird selbst bei diesen Badetemperaturen schnellstens in eine Klinik transportiert.
Badeverbot
Der Hamburger Eichbaumsee ist laut dem Verbraucherschutzamt Hamburg-Bergedorf mit Gabelschwanzwurmlarven verseucht. Schilder am See weisen auf das Badeverbot hin. Auch für Hunde ist das Baden im Eichbaumsee verboten. Dennoch trotzen einige Schwimmer dem Verbot. Sie sagen, sie gingen nur kurz ins Wasser, da werde schon nichts passieren. Ein Irrtum. Bernhard Fleischer, der Chef des Bernhard-Nocht-Instituts in Hamburg, weiß es besser: „Die Larven des Gabelschwanzwurms, so genannte Zerkarien, bohren sich innerhalb von Sekunden in die Haut.“. Die Folgen: Auf der Haut kommt es zu starkem Juckreiz und Quaddelbildung. Eine „Bade-Dermatitis“, die erst nach zehn bis zwanzig Tagen abklingt. Überall dort, wo Enten sich im flachen Wasser des Gewässers aufhalten, können Zerkarien vorkommen. Die Eier des Wurms werden mit dem Entenkot verbreitet. Die Hitze bietet beste Bedingungen für die Verbreitung. Fleischer: „Wenn sich die Larven in die Haut gebohrt haben, kommen sie nicht weiter. Der Mensch ist ein ,Fehlwirt'. Die Larven sterben, werden abgestoßen“.
Auch andere Gewässer erhitzen sich.
In der Schweiz sind Flüsse und Bäche gegenwärtig bis zu 28 Grad warm. Im Tessin und in den Seeland-Kanälen näherten sich die Wassertemperaturen Badewannenwerten, wie die Basler Zeitung schreibt: „Die Tresa im Grenzort Ponte Tresa wies laut den Daten des automatischen Messnetzes des Bundesamts für Umwelt am Dienstag einen 24-Stunden-Mittelwert von 27,9 Grad auf. Die Tagesspitze am Montag betrug sogar 28,8 Grad. Mittelwerte von 26,8 und 26,6 Grad wurden im Broye-Kanal bei Sugiez (FR) zwischen dem Murten- und dem Neuenburgersee beziehungsweise im Zihlkanal bei Gampelen (BE) zwischen dem Neuenburger- und dem Bielersee gemessen.“
Die Meere werden wärmer
Während in Südosteuropa die Hitze und die Dürre zu zahlreichen Wald- und Buschbränden führten, wurden vor der schottischen Küste wurden in den vergangenen Wochen deutlich mehr Wale und Delfine gesichtet als je zuvor. Wie die BBC berichtete, soll dafür laut britischer Wissenschaftler die Erwärmung der nördlichen Meere verantwortlich sein.
Britische Queen sauer
Die Hitze führte auch in Großbritannien zur Dürre und zu Wassermangel. Der britische Wasserversorger Thames Water verhängte ein generelles Bewässerungsverbot für Rasen. Davon betroffen sind nicht nur die Rasenflächen vieler Briten, sondern auch die der Queen. Und die inspizierte „mit finsterer Mine“ ihren Rasen, wie Michael Kröger für SPIEGEL-Online schreibt. Seit Tagen habe der königliche Rasen kein Wasser mehr gesehen und sei nun wie der „Fußballacker eines Vorstadtvereins“. So wurde aus der diesjährigen Gartenparty der Queen ein Desaster. Bei mehr als 30 Grad im Schatten drängelten sich die vornehmen Gäste unter den aufgestellten Sonnenschirmen oder unter den Bäumen im Park hinter dem Buckingham-Palast. Natürlich geht man zur Queen nicht in schrillen Bermuda-Shorts und in luftigen Hawaii-Hemden, sondern zwängt sich in standesgemäße Schale. Und da erhitzte Menschen auf engstem Raum auch die ihnen umgebende Luft erhitzen, fielen 39 der Gäste um, erlitten einen Schwächeanfall und mussten medizinisch betreut werden.
Hitze-Tote in Frankreich
Unter der Hitze leiden besonders alte und geschwächte Menschen. Europaweit fielen bislang rund 40 Menschen der Hitze zum Opfer, davon sollen es allein in Frankreich 30 sein. In 56 Regierungsbezirken von Frankreich riefen daher die Meteorologen die Alarmstufe „Orange“ aus. Das ist die zweithöchste Alarmstufe des französischen Staatsgebietes. Rekordwerte von mehr als 38 Grad Celsius im Schatten werden vor allem im Südosten des Landes erwartet. Medizinstudenten und Ärzte im Ruhestand wurden von Gesundheitsminister Xavier Bertrand aufgerufen, sich den Notdiensten zur Verfügung zu stellen. Doch nicht so sehr die Außentemperaturen sind es, an den Menschen und Tiere zugrunde gehen. Vielfach sind es schlecht isolierte Häuser und Wohnungen, in denen sich jetzt die Hitze staut. So ist unter den Todesopfern eine 90-jährige Heimbewohnerin, die in Orly bei Paris an Überhitzung starb. Sie hatte, als sie starb, eine Körpertemperatur von 41 Grad, wie die Behörden mitteilten.
Grab eines Hitzetoten: Vor einem Jahr starb der Hamburger Arzt Karl-Reiner Fabig. Am heißesten Tag Ende Mai 2005 brach er zuhause zusammen und starb. Er war Dioxin-Experte, Neurotoxikologe und Vorsitzender des Umweltausschusses der Hamburger Ärztekammer. Alle Fotos dieses Artikels: Harald Haack. © Copyright 2006.
Ritter vom Blitz getroffen
Auch in Schweden hatte es in diesem Sommer wochenlang nicht mehr geregnet. Dann gingen schwere Gewitter und Hagelstürme über zahlreiche Gebiete Skandinaviens nieder. Sonderbar ist, dass ein 51jähriger Schwede trotz des Gewitters in eine Ritterrüstung stieg. Dermaßen verkleidet wurde er von einem Blitz getroffen. Er starb anschließend.
sfux - 26. Jul, 08:49 Article 4037x read