Die Bundeswehr – Europas Wechselbalg
Michael Schulze von Glaßer – Neue Panzer, Fahr- und Flugzeuge sowie Hubschrauber – die Bundeswehr rüstet sich für die Schlachten der Zukunft. Der Wandel zur Hightech-Armee ist fast vollzogen.
Ein paar Beispiele:
Ende Juli 2006 wurden die ersten „Eurofighter“-Kampfflugzeuge von der deutschen Luftwaffe in Empfang genommen. Das noch zu Zeiten des Kalten Krieges entwickelte 2400 km/h schnelle Kampfflugzeug kann momentan mit Luft-Luft-Raketen ausgestattet werden, Luft-Boden-Raketen aber sind in der Entwicklung.
Kosten für den Eurofighter: 16 Milliarden Euro.
Ab dem Jahr 2010 kann die Bundeswehr auf ein neues Transportflugzeug vom Typ A 400 M zurückgreifen. Der Airbus fliegt mit einer Geschwindigkeit von 900 km/h und ist doppelt so schnell wie das bisherige Transportflugzeug der Bundeswehr „Transall“. Mit seiner Fähigkeit 32 Tonnen Nutzlast mitzunehmen, können sogar schwere Panzer zum Einsatzgebiet geflogen werden.
Kosten für das neue Transportflugzeug: 9 Milliarden Euro.
Das MEADS (Medium Extended Air Defence System) Programm soll die „Patriot”-Luftabwehrraketen ablösen. Das umstrittene Raketenprogramm ist mit der „hit-to-kill“-Technologie ausgestattet, was den Abschuss von feindlichen Flugzeugen und Raketen deutlich effektiver machen soll.
Kosten des MEADS: 7 Milliarden Euro.
Seit kurzem hat die Bundeswehr einen neuen Hubschrauber namens „Tiger“ im Heer. Der looping-fähige Unterstützungshubschrauber ist für den Luft-Boden-Kampf konzipiert worden.
Kosten des Tiger-Hubschraubers: 4 Milliarden Euro
Vor einigen Jahren wurde das erste wasserstoff-angetriebene U-Boot der Marine in Dienst gestellt. Das 56 Meter lange Boot ist mit Torpedos bestückt – an der Technik ist die USA sehr interessiert; einige U-Boote sollen nach Israel verkauft werden, wo diese auch mit Atomwaffen bestückt werden können. Der Verkauf nach Israel wird vom Bundestag mit 300 Millionen Euro unterstützt.
Kosten für das wasserstoff-angetriebene U-Boot: 4 Milliarden Euro.
Der Spähwagen „Fennek“ wurde ab 2003 in Dienst gestellt und ist sowohl für Aufklärungs- als auch für Kampfeinsätze verwendbar.
Kosten für den Fennek-Spähwagen: 300 Millionen Euro.
Alles neu – die Bundeswehr rüstet auf! Von oben links nach unten rechts: Abschussrampe für MEADS Raketen; Airbus 400 M Transportflugzeug; mit Wasserstoff angetriebenes U-Boot der Klasse 212A; Unterstützungshubschrauber „Tiger“; neues Kampfflugzeug Eurofighter der Luftwaffe; Spähwagen „Fennek“ (Fotos: www.Bundeswehr.de)
Das sind nur sechs Anschaffungen der Bundeswehr, hinzukommen noch weitere wie die Entwicklung eines neuen Panzers namens „Marder“ und eines unbemannten, selbstständig agierenden Kampfflugzeuges.
Die Kosten explodieren, wie man sieht, jetzt schon. Im Bundeshaushalt 2006 stellt der Posten „Verteidigung“ 23,9 Milliarden Euro und ist somit der zweitgrößte Einzelposten im Haushalt. Trotzdem fordert der so genannte „Verteidigungsminister“ Franz-Josef Jung (CDU) mehr Geld für die Armee. Die Kosten steigen zusätzlich durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Laut dpa befinden sich momentan 7711 Bundeswehr-Soldaten im Einsatz. 2800 befinden sich im Kosovo – die gleiche Anzahl in Afghanistan, 950 in Bosnien-Herzegowina, 780 entfallen auf den Kongo, 270 sind am Horn von Afrika, 60 auf Marineschiffen im Mittelmeer und weitere 51 sind als Militärbeobachter im Sudan, in Georgien und Äthiopien/Eritrea stationiert. Bald werden Soldaten der Bundesmarine mit Kriegsschiffen wohl auch vor dem Libanon patrouillieren. Die Kosten für die Einsätze sind schwer abzusehen wie der Einsatz im Kongo zeigt. Die Kosten für den Einsatz wurden auf 20 Millionen Euro geschätzt, noch bevor ein deutscher Soldat seinen Fuß auf afrikanischen Boden setzte wurde die Zahl auf 56 Millionen korrigiert.
Die Bundeswehr lässt sich aber nicht von ihrem Kurs abbringen, eine international agierende EU-Kampftruppe zu werden – koste es was es wolle. Interessant hierbei ist, dass den EU-Ländern in der abgelehnten Verfassung eine dauerhafte Aufrüstung aufgezwungen werden sollte. Jedoch formiert sich die EU auch ohne gemeinsame Verfassung zu einer Militärmacht, die nur mit der US-Armee verglichen werden kann. Die Machthaber geben offen zu, eine Gegenmacht zu den USA aufbauen zu wollen. Der Kongo-Einsatz der EU-Truppen soll zeigen, wie selbstständig die Europäische Armee schon ist. Die Bundeswehr baute extra für die Auslandseinsätze der EU einen Hightech-Kommandostand in Potsdam.
Logo des vor kurzem fertig gestellten und schon genutzten „EU OPERATION HEADQUARTERS“ in Potsdam (Foto: www.einsatz.bundeswehr.de)
Die EU-Streitmächtigen wollen unabhängig von den USA werden. Diese sehen die Streitmacht „EU“ schon auf sich zukommen und machen Eingeständnisse in der NATO, um Europa mit weniger militärischen Forderungen an sich zu binden. Die letzten so genannten „Verteidigungsminister“ sprachen von Reformen – der Kalte Krieg war vorbei, der „Krieg gegen den Terror“ begann – die Bundeswehr selbst spricht gar von Transformation.
Erschreckend sind die Kosten, die Deutschland und die anderen EU-Länder für ihr Militär ausgeben – noch erschreckender ist die Akzeptanz der militärischen Aufrüstung:
All die teure Technik täuscht über den eigentlichen Zweck der Waffen hinweg – den Zweck zu töten. In Bürgerlichen Medien wird die Technik aufs Höchste angepriesen und dabei ausgeblendet, dass Waffen im Falle eines Einsatzes den Zweck haben, so effektiv wie möglich zu töten.
Doch was will eine kampfstarke EU-Armee?
Zwei der Hauptziele sind es, Rohstoffe zu sichern und neue Märkte zu erobern. Das Vorbild – wie immer – die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch wie werden sich die USA verhalten, wenn neben ihr eine neue „Weltpolizei EU“ auf die Bühne tritt?
Die aufstrebende Weltmacht China hat mit 2,5 Millionen Soldaten die größte Armee der Welt. Der Etat für das chinesische Militär betrug im Jahr 2005 rund 90 Milliarden Euro. Damit hat China die dritthöchsten Militärausgaben der Welt (nach den USA und Russland). Kurz: China ist auch im Wettbewerb um die mächtigste Armee der Welt mit dabei.
In den nächsten Jahrzehnten wird sich im Bereich Militär einiges bewegen. Nicht auszudenken, was bei dem Wettrüsten passieren kann. Sechzehn Jahre nach Beendigung des Kalten Kriegs bereitet sich die Welt auf neue Welt-Kriege vor.
Ein paar Beispiele:
Ende Juli 2006 wurden die ersten „Eurofighter“-Kampfflugzeuge von der deutschen Luftwaffe in Empfang genommen. Das noch zu Zeiten des Kalten Krieges entwickelte 2400 km/h schnelle Kampfflugzeug kann momentan mit Luft-Luft-Raketen ausgestattet werden, Luft-Boden-Raketen aber sind in der Entwicklung.
Kosten für den Eurofighter: 16 Milliarden Euro.
Ab dem Jahr 2010 kann die Bundeswehr auf ein neues Transportflugzeug vom Typ A 400 M zurückgreifen. Der Airbus fliegt mit einer Geschwindigkeit von 900 km/h und ist doppelt so schnell wie das bisherige Transportflugzeug der Bundeswehr „Transall“. Mit seiner Fähigkeit 32 Tonnen Nutzlast mitzunehmen, können sogar schwere Panzer zum Einsatzgebiet geflogen werden.
Kosten für das neue Transportflugzeug: 9 Milliarden Euro.
Das MEADS (Medium Extended Air Defence System) Programm soll die „Patriot”-Luftabwehrraketen ablösen. Das umstrittene Raketenprogramm ist mit der „hit-to-kill“-Technologie ausgestattet, was den Abschuss von feindlichen Flugzeugen und Raketen deutlich effektiver machen soll.
Kosten des MEADS: 7 Milliarden Euro.
Seit kurzem hat die Bundeswehr einen neuen Hubschrauber namens „Tiger“ im Heer. Der looping-fähige Unterstützungshubschrauber ist für den Luft-Boden-Kampf konzipiert worden.
Kosten des Tiger-Hubschraubers: 4 Milliarden Euro
Vor einigen Jahren wurde das erste wasserstoff-angetriebene U-Boot der Marine in Dienst gestellt. Das 56 Meter lange Boot ist mit Torpedos bestückt – an der Technik ist die USA sehr interessiert; einige U-Boote sollen nach Israel verkauft werden, wo diese auch mit Atomwaffen bestückt werden können. Der Verkauf nach Israel wird vom Bundestag mit 300 Millionen Euro unterstützt.
Kosten für das wasserstoff-angetriebene U-Boot: 4 Milliarden Euro.
Der Spähwagen „Fennek“ wurde ab 2003 in Dienst gestellt und ist sowohl für Aufklärungs- als auch für Kampfeinsätze verwendbar.
Kosten für den Fennek-Spähwagen: 300 Millionen Euro.
Alles neu – die Bundeswehr rüstet auf! Von oben links nach unten rechts: Abschussrampe für MEADS Raketen; Airbus 400 M Transportflugzeug; mit Wasserstoff angetriebenes U-Boot der Klasse 212A; Unterstützungshubschrauber „Tiger“; neues Kampfflugzeug Eurofighter der Luftwaffe; Spähwagen „Fennek“ (Fotos: www.Bundeswehr.de)
Das sind nur sechs Anschaffungen der Bundeswehr, hinzukommen noch weitere wie die Entwicklung eines neuen Panzers namens „Marder“ und eines unbemannten, selbstständig agierenden Kampfflugzeuges.
Die Kosten explodieren, wie man sieht, jetzt schon. Im Bundeshaushalt 2006 stellt der Posten „Verteidigung“ 23,9 Milliarden Euro und ist somit der zweitgrößte Einzelposten im Haushalt. Trotzdem fordert der so genannte „Verteidigungsminister“ Franz-Josef Jung (CDU) mehr Geld für die Armee. Die Kosten steigen zusätzlich durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Laut dpa befinden sich momentan 7711 Bundeswehr-Soldaten im Einsatz. 2800 befinden sich im Kosovo – die gleiche Anzahl in Afghanistan, 950 in Bosnien-Herzegowina, 780 entfallen auf den Kongo, 270 sind am Horn von Afrika, 60 auf Marineschiffen im Mittelmeer und weitere 51 sind als Militärbeobachter im Sudan, in Georgien und Äthiopien/Eritrea stationiert. Bald werden Soldaten der Bundesmarine mit Kriegsschiffen wohl auch vor dem Libanon patrouillieren. Die Kosten für die Einsätze sind schwer abzusehen wie der Einsatz im Kongo zeigt. Die Kosten für den Einsatz wurden auf 20 Millionen Euro geschätzt, noch bevor ein deutscher Soldat seinen Fuß auf afrikanischen Boden setzte wurde die Zahl auf 56 Millionen korrigiert.
Die Bundeswehr lässt sich aber nicht von ihrem Kurs abbringen, eine international agierende EU-Kampftruppe zu werden – koste es was es wolle. Interessant hierbei ist, dass den EU-Ländern in der abgelehnten Verfassung eine dauerhafte Aufrüstung aufgezwungen werden sollte. Jedoch formiert sich die EU auch ohne gemeinsame Verfassung zu einer Militärmacht, die nur mit der US-Armee verglichen werden kann. Die Machthaber geben offen zu, eine Gegenmacht zu den USA aufbauen zu wollen. Der Kongo-Einsatz der EU-Truppen soll zeigen, wie selbstständig die Europäische Armee schon ist. Die Bundeswehr baute extra für die Auslandseinsätze der EU einen Hightech-Kommandostand in Potsdam.
Logo des vor kurzem fertig gestellten und schon genutzten „EU OPERATION HEADQUARTERS“ in Potsdam (Foto: www.einsatz.bundeswehr.de)
Die EU-Streitmächtigen wollen unabhängig von den USA werden. Diese sehen die Streitmacht „EU“ schon auf sich zukommen und machen Eingeständnisse in der NATO, um Europa mit weniger militärischen Forderungen an sich zu binden. Die letzten so genannten „Verteidigungsminister“ sprachen von Reformen – der Kalte Krieg war vorbei, der „Krieg gegen den Terror“ begann – die Bundeswehr selbst spricht gar von Transformation.
Erschreckend sind die Kosten, die Deutschland und die anderen EU-Länder für ihr Militär ausgeben – noch erschreckender ist die Akzeptanz der militärischen Aufrüstung:
All die teure Technik täuscht über den eigentlichen Zweck der Waffen hinweg – den Zweck zu töten. In Bürgerlichen Medien wird die Technik aufs Höchste angepriesen und dabei ausgeblendet, dass Waffen im Falle eines Einsatzes den Zweck haben, so effektiv wie möglich zu töten.
Doch was will eine kampfstarke EU-Armee?
Zwei der Hauptziele sind es, Rohstoffe zu sichern und neue Märkte zu erobern. Das Vorbild – wie immer – die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch wie werden sich die USA verhalten, wenn neben ihr eine neue „Weltpolizei EU“ auf die Bühne tritt?
Die aufstrebende Weltmacht China hat mit 2,5 Millionen Soldaten die größte Armee der Welt. Der Etat für das chinesische Militär betrug im Jahr 2005 rund 90 Milliarden Euro. Damit hat China die dritthöchsten Militärausgaben der Welt (nach den USA und Russland). Kurz: China ist auch im Wettbewerb um die mächtigste Armee der Welt mit dabei.
In den nächsten Jahrzehnten wird sich im Bereich Militär einiges bewegen. Nicht auszudenken, was bei dem Wettrüsten passieren kann. Sechzehn Jahre nach Beendigung des Kalten Kriegs bereitet sich die Welt auf neue Welt-Kriege vor.
sfux - 23. Aug, 08:01 Article 23177x read