Kampf gegen AIDS: Gesundheitsministerin bevorzugt Gemüse statt Kondome
Dr. Alexander von Paleske - Das wirtschaftlich stärkste Land Afrikas, Südafrika, mit seiner ausgezeichneten Infrastruktur, das tatsächlich zu den Schwellenländern gezählt werden kann, präsentierte sich auf der internationalen AIDS-Konferenz in Toronto/Kanada. Die von weit her angereisten Reporter, die ansonsten nur wenig Erfreuliches zu berichten haben, kamen dank der südafrikanischen Gesundheitsministerin Dr. Tshabalala-Msimang ganz auf ihre Kosten. Auf dem südafrikanischen Stand waren nämlich nicht, wie man erwarten sollte, in erster Linie Medikamente gegen das HIV-Virus zu sehen, sondern allerlei Grünzeug: Knoblauch, Rote Beete und Vitamine gegen AIDS. Endlich einmal ein Knüller!
Südafrika, der Staat, in dem mittlerweile 10 Prozent der Bevölkerung mit dem HIV-Virus infiziert sind und der die am schnellsten wachsende Zahl an Neuinfektionen in der Welt hat, mangelt es nicht der Mittel zur Bekämpfung des HIV-Virus – im Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Ländern, die von der AIDS-Epidemie heimgesucht wurden und die sich die antiretroviralen Medikament nicht leisten können.
Als Nelson Mandela nach den ersten freien Wahlen 1994 sein Amt als Präsident antrat, lag die Infektionsrate noch bei 2 Prozent der Gesamtbevölkerung; allerdings wusste Mandela aus den Erfahrungen, die Zambia und Zimbabwe schon hinter sich hatten, dass es hier ein Riesenproblem gab.
Für Nelson Mandela lag aber das allergrößte und vordringlichste Problem darin, nach den Wahlen in Südafrika einen Bürgerkrieg zu verhindern. Dies konnte nur durch Versöhnung geschehen, und es hätte wohl kein anderer diese Herkules-Arbeit mit solcher Bravour bewältigt als er.
Mandela gab nach dem Ende seiner Präsidentschaft 1999 in mehreren Interviews zu verstehen, wie sehr er es nachträglich bereute, dieses Problem während seiner Präsidentschaft nicht genügend angepackt zu haben und dies nicht nur, weil zwei seiner engsten Familienangehörigen an Aids starben.
Ihm folgte Thabo Mbeki als Präesident, der sich erst einmal mit Hilfe seines Heimcomputers daran machte herauszufinden, ob es nicht andere Auswege auf dem AIDS-Problem gab, als antiretrovirale Medikamente und Kondome. Und siehe da: Es gab gleich zwei Gruppen, die bereit waren ihn auf dem Weg in diese Sackgasse zu begleiten.
Da ist erst einmal ein Prof. Düsberg zu nennen, der an der kalifornischen Berkeley-Universität den Unfug verbreitete, AIDS sei eine Lifestyle-Krankheit. Mit anderen Worten: „Ändere deine Lebensweise und Aids verschwindet sozusagen von selbst.“ Doch die Toten, die in den Industrienationen trotz Lifestyle-Änderung zu beklagen sind, veranlassen uns eine andere Sprache zu sprechen.
Aber für Mbeki war das der Ausweg: Die Verbesserung des Lebensstandards, die ja ohnehin Teil seines Regierungsprogramms war, würde von selbst das HIV-Problem erledigen. Und Mbeki scheute sich auch nicht, diesen Unfug öffentlich zu verkünden. Dass dies nur wenige Menschen ermutigt haben dürfte Kondome zu verwenden und antiretrovirale Medikamente zu schlucken, versteht sich von selbst.
Nun hätte man ja erwarten können, dass seine Gesundheitsministerin Dr. Manto Tsabalala-Msimang ihm freundlich auf die Schulter klopfen und ihm sagen würde, er solle die Finger von Sachen lassen soll, von denen er als gelernter Betriebswirtschaftler nichts versteht. Aber das Gegenteil war der Fall.
Möchtegern-Wunderheilerin und Gesundheitsminsterin Dr. Tshabalala-Msimang.
Freudig erregt unterstützte sie all diese Thesen und holte sich noch einen gelernten Doktor an Bord der bereit war mitzumachen, Dr. Rath aus Deutschland. Zu diesem Trio stieß dann noch eine Krankenschwester holländischer Abstammung, die die Knoblauch-Rote Beete-Therapie propagierte.
Dr. Tshabalala hieß nun „Dr. Beetroot“ (Dr. Rote Beete) und sie machte ihrem Namen alle Ehre, wie zuletzt vergangenen Woche in Toronto. Ihr Stand war umlagert, nicht von ernstzunehmenden Wissenschaftlern und Ärzten, sondern von Sensationsreportern und Menschen, die bei aller Depression, die die HIV-Epidemie auslöst, auch etwas zum Lachen haben wollten. Bis die AIDS-Aktivisten der Treatment Action Group (TAC) aus Südafrika auftauchten und das Grünzeug vom Tisch warfen.
Sie, die Leute von der TAC, liegen schon lange im Clinch mit dieser Doktorin, die einstmals, vor vielen Jahren, auch in Botswana als Ärztin arbeitete. Die Kommentare, die ich von Krankenschwestern über sie erhielt, möchte ich besser für mich behalten.
Zackie Achmat, zweiter von rechts, und andere Aktivisten der TAC während des jüngsten Protestmarsches durch Kapstadt. Sie fordern die Verhaftung von Südafrikas Gesundheitsminsterin Dr. Tshabalala-Msimang.
Dass es mit der Bekämpfung von AIDS auch anders geht, zeigen die Erfahrungen in Botswana, dem Nachbarn von Südafrika.
Hier hatte der Präsident Festus Mogae fast im Alleingang durchgesetzt, dass die Bekämpfung der HIV-Krankheit oberste Priorität haben muss, eine Einstellung, die mittlerweile als Allgemeingut bezeichnet werden kann: Weg mit der Stigmatisierung und hin zur Behandlung und zur Verhütung. So sind landesweit mittlerweile 30.000 an HIV erkrankte Patienten in Behandlung. Innerhalb kürzester Zeit wurden zwei Referenzlaboratorien aus dem Boden gestampft, die die Viruslast und die CD4-positiven Lymphozyten im Blut der Patienten messen.
Viele dieser Patienten, die im Rollstuhl oder auf der Trage in der Klinik eintrafen, sind inzwischen so weit wiederhergestellt, dass sie wieder zur Arbeit gehen können.
Dr. Alexander von Paleske ist Arzt für Innere Medizin - Haematologie und Head des Department of Oncology am Princess Marina Hospital im afrikanischen Gabarone in Botswana. Herr Dr. von Paleske ist ehemaliger Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M).
Abwerbung von afrikanischen Krankenschwestern
Südafrika, der Staat, in dem mittlerweile 10 Prozent der Bevölkerung mit dem HIV-Virus infiziert sind und der die am schnellsten wachsende Zahl an Neuinfektionen in der Welt hat, mangelt es nicht der Mittel zur Bekämpfung des HIV-Virus – im Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Ländern, die von der AIDS-Epidemie heimgesucht wurden und die sich die antiretroviralen Medikament nicht leisten können.
Als Nelson Mandela nach den ersten freien Wahlen 1994 sein Amt als Präsident antrat, lag die Infektionsrate noch bei 2 Prozent der Gesamtbevölkerung; allerdings wusste Mandela aus den Erfahrungen, die Zambia und Zimbabwe schon hinter sich hatten, dass es hier ein Riesenproblem gab.
Für Nelson Mandela lag aber das allergrößte und vordringlichste Problem darin, nach den Wahlen in Südafrika einen Bürgerkrieg zu verhindern. Dies konnte nur durch Versöhnung geschehen, und es hätte wohl kein anderer diese Herkules-Arbeit mit solcher Bravour bewältigt als er.
Mandela gab nach dem Ende seiner Präsidentschaft 1999 in mehreren Interviews zu verstehen, wie sehr er es nachträglich bereute, dieses Problem während seiner Präsidentschaft nicht genügend angepackt zu haben und dies nicht nur, weil zwei seiner engsten Familienangehörigen an Aids starben.
Ihm folgte Thabo Mbeki als Präesident, der sich erst einmal mit Hilfe seines Heimcomputers daran machte herauszufinden, ob es nicht andere Auswege auf dem AIDS-Problem gab, als antiretrovirale Medikamente und Kondome. Und siehe da: Es gab gleich zwei Gruppen, die bereit waren ihn auf dem Weg in diese Sackgasse zu begleiten.
Da ist erst einmal ein Prof. Düsberg zu nennen, der an der kalifornischen Berkeley-Universität den Unfug verbreitete, AIDS sei eine Lifestyle-Krankheit. Mit anderen Worten: „Ändere deine Lebensweise und Aids verschwindet sozusagen von selbst.“ Doch die Toten, die in den Industrienationen trotz Lifestyle-Änderung zu beklagen sind, veranlassen uns eine andere Sprache zu sprechen.
Aber für Mbeki war das der Ausweg: Die Verbesserung des Lebensstandards, die ja ohnehin Teil seines Regierungsprogramms war, würde von selbst das HIV-Problem erledigen. Und Mbeki scheute sich auch nicht, diesen Unfug öffentlich zu verkünden. Dass dies nur wenige Menschen ermutigt haben dürfte Kondome zu verwenden und antiretrovirale Medikamente zu schlucken, versteht sich von selbst.
Nun hätte man ja erwarten können, dass seine Gesundheitsministerin Dr. Manto Tsabalala-Msimang ihm freundlich auf die Schulter klopfen und ihm sagen würde, er solle die Finger von Sachen lassen soll, von denen er als gelernter Betriebswirtschaftler nichts versteht. Aber das Gegenteil war der Fall.
Möchtegern-Wunderheilerin und Gesundheitsminsterin Dr. Tshabalala-Msimang.
Freudig erregt unterstützte sie all diese Thesen und holte sich noch einen gelernten Doktor an Bord der bereit war mitzumachen, Dr. Rath aus Deutschland. Zu diesem Trio stieß dann noch eine Krankenschwester holländischer Abstammung, die die Knoblauch-Rote Beete-Therapie propagierte.
Dr. Tshabalala hieß nun „Dr. Beetroot“ (Dr. Rote Beete) und sie machte ihrem Namen alle Ehre, wie zuletzt vergangenen Woche in Toronto. Ihr Stand war umlagert, nicht von ernstzunehmenden Wissenschaftlern und Ärzten, sondern von Sensationsreportern und Menschen, die bei aller Depression, die die HIV-Epidemie auslöst, auch etwas zum Lachen haben wollten. Bis die AIDS-Aktivisten der Treatment Action Group (TAC) aus Südafrika auftauchten und das Grünzeug vom Tisch warfen.
Sie, die Leute von der TAC, liegen schon lange im Clinch mit dieser Doktorin, die einstmals, vor vielen Jahren, auch in Botswana als Ärztin arbeitete. Die Kommentare, die ich von Krankenschwestern über sie erhielt, möchte ich besser für mich behalten.
Zackie Achmat, zweiter von rechts, und andere Aktivisten der TAC während des jüngsten Protestmarsches durch Kapstadt. Sie fordern die Verhaftung von Südafrikas Gesundheitsminsterin Dr. Tshabalala-Msimang.
Dass es mit der Bekämpfung von AIDS auch anders geht, zeigen die Erfahrungen in Botswana, dem Nachbarn von Südafrika.
Hier hatte der Präsident Festus Mogae fast im Alleingang durchgesetzt, dass die Bekämpfung der HIV-Krankheit oberste Priorität haben muss, eine Einstellung, die mittlerweile als Allgemeingut bezeichnet werden kann: Weg mit der Stigmatisierung und hin zur Behandlung und zur Verhütung. So sind landesweit mittlerweile 30.000 an HIV erkrankte Patienten in Behandlung. Innerhalb kürzester Zeit wurden zwei Referenzlaboratorien aus dem Boden gestampft, die die Viruslast und die CD4-positiven Lymphozyten im Blut der Patienten messen.
Viele dieser Patienten, die im Rollstuhl oder auf der Trage in der Klinik eintrafen, sind inzwischen so weit wiederhergestellt, dass sie wieder zur Arbeit gehen können.
Dr. Alexander von Paleske ist Arzt für Innere Medizin - Haematologie und Head des Department of Oncology am Princess Marina Hospital im afrikanischen Gabarone in Botswana. Herr Dr. von Paleske ist ehemaliger Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M).
Abwerbung von afrikanischen Krankenschwestern
sfux - 7. Sep, 20:37 Article 2362x read