Die Konkurrenz der Kanäle - Nikaragua will eine historische Wasserstrasse bauen
Malte Olschewski - Schon die Konquistadoren hatten um 1539 den spanischen Hof zur Errichtung eines Kanals durch Nikaragua aufgefordert. 467 Jahre später will der Staat Nikaragua dieses Projekt in Angriff nehmen. Präsident Enrique Bolanos erklärte Anfang Oktober bei einer Konferenz in Managua, dass sein Land mit internationaler Hilfe den Kanal bei Kosten von 14 Milliarden Euro in zwölf Jahren vollenden werde. Der Panama-Kanal würde internationalen Ansprüchen nicht mehr genügen. Der geplante Kanal aber würde die Passage von Frachtern bis zu 250 000 Tonnen zulassen. Nikaragua öffnet damit auch ein blutiges Kapitel in der Vergangenheit Mittelamerikas.
1539 hatte der spanische König Philipp die Kanalpläne mit dem Argument abgelehnt, dass die Meeresenge eine Schöpfung Gottes sei, die von Menschen nicht verbessert werden dürfte. Als die spanische Herrschaft zerbrach, bildete sich 1823 aus den Provinzen des ehemaligen Generalkapitanats Guatemala die Zentralamerikanische Föderation, die bereits 1838 wieder zerfallen ist. Der Kongress dieser Föderation hat damals den Bau eines Kanals beschlossen. Es wurden amerikanische, niederländische und französische Firmen beauftragt, die alle an den politischen Verhältnissen nach Zerfall der Föderation scheiterten. Der amerikanische Milliardär Cornelius Vanderbilt sicherte sich die Rechte zu einem Eisenbahnbau von San Juan an der Ostküste quer durch Nikaragua bis zum Pazifik.
Die Regierung in Washington wollte den langen Schiffsweg um Kap Horn mit Eisenbahnen und Kanälen durch Mittelamerika verkürzen. Panama war damals ein Teil Kolumbiens und daher schwer auszuhebeln. Vanderbilt suchte über einen Vertrauten in Nikaragua mitregieren. Als dieser ermordet wurde, erschien die US-Flotte und legte die karibische Küstenstadt Greytown in Schutt und Asche. In Nikaragua ist ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Vanderbilt entsendet den Abenteurer William Walker mit sechzig Söldnern. Der Truppe gelingt der Sturz der liberalen Regierung, worauf Walker zum Präsidenten des Landes gewählt wird. Der Bankier John Morgan, ein Konkurrent Vanderbilts, kauft sich Walker. Man hat grosse Pläne: Amerikanische „Neger-sklaven“ sollen in Nikaragua angesiedelt werden. Vanderbilt finanziert einen Aufstand, in dem Walker gestürzt wird.
Für einen Kanalbau ist das Land ein zu grosses Risiko geworden. 1856 landen daher US-Marinetruppen in Panama, da die Regierung Kolumbiens mit inneren Wirren beschäftigt ist. Noch dreimal landen US-Truppen, bis die Regierung in Bogota den USA die Genehmigung zum Bau einer Eisenbahn von Küste zu Küste erteilt. Da die Eisenbahn gesichert werde muss, stehen bald US-Truppen auf Dauer im Land. Der Clayton- Bulwer Vertrag von 1850, der den USA nur zusammen mit England den Kanalbau in Mittelamerika erlaubt, wird annulliert. Der Hay-Pauncefote-Vertrag von 1901 sichert den USA das alleinige Recht zum Bau. US-Präsident Theodore Roosevelt entsendet 1903 eine Delegation nach Bogota. Die USA wollen für den Bau eines Kanals zehn Millionen Dollar plus 250 000 Dollar Jahreszins zahlen. Das Parlament lehnt ab. Die USA inszenieren hierauf einen bezahlten Aufstand der Feuerwehrbrigaden, die am 3.11.1903 Panamas Unabhängigkeit ausrufen. Kolumbien entsendet schwache Kräfte, die von US-Kriegsschiffen abgewiesen werden. Washington schliesst mit den „Kanalratten“ einen umfangreichen Vertrag. Die USA dürfen in einer 16 Kilometer breiten Zone Truppen stationieren und Militärbasen errichten. Sie haben ein Interventionsrecht, da Panama keine eigene Armee unterhalten darf. 1904 beginnen die Arbeiten am Kanal, der am 3.8.1914 feierlich eröffnet wird. Roosevelt schiebt mit Beginn der Bauarbeiten sein berühmtes „Corollary“ nach. Das Dokument ist eine Verschärfung der Monroe-Doktrin und proklamiert die USA zur dominanten Macht in beiden Teilen Amerikas. In Kurzfassung: Brav sein, dann kommen wir nicht! Als Panamas Machthaber Omar Torrijos den Kanal verstaatlichen will, stirbt er 1981 bei einem mysteriösen Hubschrauberabsturz. Da sein Nachfolger Manuel Noriega an den Kanalplänen festhält, kommt es am 20.12.1989 zu einer amerikanischen Invasion. Noriega wird gejagt und verhaftet. Er wird später wegen zweifelhafter Drogendelikte in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Panama-Kanal kann den gewachsenen Anforderungen des Frachtschiffverkehrs nicht mehr genügen. Daher kommt die Variante eines Kanals durch Nikaragua wieder ins Spiel. Hierbei müsste zunächst der San Juan-Fluss von der Ostküste über rund hundert Kilometer ausgebaut werden. Dann ginge die Strecke weiter über den Nikaragua-See, um dann über einen 40 Kilometer langen Kanal mit 34 Meter Höhenunterschied bei San Juan de Sur im Pafizik zu enden. Umweltschützer haben bereits Proteste angemeldet. Ebenso verlangt der Nachbarstaat Costa Rica eine Mitsprache, da der San Juan-Fluss die gemeinsame Grenze bildet.
1539 hatte der spanische König Philipp die Kanalpläne mit dem Argument abgelehnt, dass die Meeresenge eine Schöpfung Gottes sei, die von Menschen nicht verbessert werden dürfte. Als die spanische Herrschaft zerbrach, bildete sich 1823 aus den Provinzen des ehemaligen Generalkapitanats Guatemala die Zentralamerikanische Föderation, die bereits 1838 wieder zerfallen ist. Der Kongress dieser Föderation hat damals den Bau eines Kanals beschlossen. Es wurden amerikanische, niederländische und französische Firmen beauftragt, die alle an den politischen Verhältnissen nach Zerfall der Föderation scheiterten. Der amerikanische Milliardär Cornelius Vanderbilt sicherte sich die Rechte zu einem Eisenbahnbau von San Juan an der Ostküste quer durch Nikaragua bis zum Pazifik.
Die Regierung in Washington wollte den langen Schiffsweg um Kap Horn mit Eisenbahnen und Kanälen durch Mittelamerika verkürzen. Panama war damals ein Teil Kolumbiens und daher schwer auszuhebeln. Vanderbilt suchte über einen Vertrauten in Nikaragua mitregieren. Als dieser ermordet wurde, erschien die US-Flotte und legte die karibische Küstenstadt Greytown in Schutt und Asche. In Nikaragua ist ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Vanderbilt entsendet den Abenteurer William Walker mit sechzig Söldnern. Der Truppe gelingt der Sturz der liberalen Regierung, worauf Walker zum Präsidenten des Landes gewählt wird. Der Bankier John Morgan, ein Konkurrent Vanderbilts, kauft sich Walker. Man hat grosse Pläne: Amerikanische „Neger-sklaven“ sollen in Nikaragua angesiedelt werden. Vanderbilt finanziert einen Aufstand, in dem Walker gestürzt wird.
Für einen Kanalbau ist das Land ein zu grosses Risiko geworden. 1856 landen daher US-Marinetruppen in Panama, da die Regierung Kolumbiens mit inneren Wirren beschäftigt ist. Noch dreimal landen US-Truppen, bis die Regierung in Bogota den USA die Genehmigung zum Bau einer Eisenbahn von Küste zu Küste erteilt. Da die Eisenbahn gesichert werde muss, stehen bald US-Truppen auf Dauer im Land. Der Clayton- Bulwer Vertrag von 1850, der den USA nur zusammen mit England den Kanalbau in Mittelamerika erlaubt, wird annulliert. Der Hay-Pauncefote-Vertrag von 1901 sichert den USA das alleinige Recht zum Bau. US-Präsident Theodore Roosevelt entsendet 1903 eine Delegation nach Bogota. Die USA wollen für den Bau eines Kanals zehn Millionen Dollar plus 250 000 Dollar Jahreszins zahlen. Das Parlament lehnt ab. Die USA inszenieren hierauf einen bezahlten Aufstand der Feuerwehrbrigaden, die am 3.11.1903 Panamas Unabhängigkeit ausrufen. Kolumbien entsendet schwache Kräfte, die von US-Kriegsschiffen abgewiesen werden. Washington schliesst mit den „Kanalratten“ einen umfangreichen Vertrag. Die USA dürfen in einer 16 Kilometer breiten Zone Truppen stationieren und Militärbasen errichten. Sie haben ein Interventionsrecht, da Panama keine eigene Armee unterhalten darf. 1904 beginnen die Arbeiten am Kanal, der am 3.8.1914 feierlich eröffnet wird. Roosevelt schiebt mit Beginn der Bauarbeiten sein berühmtes „Corollary“ nach. Das Dokument ist eine Verschärfung der Monroe-Doktrin und proklamiert die USA zur dominanten Macht in beiden Teilen Amerikas. In Kurzfassung: Brav sein, dann kommen wir nicht! Als Panamas Machthaber Omar Torrijos den Kanal verstaatlichen will, stirbt er 1981 bei einem mysteriösen Hubschrauberabsturz. Da sein Nachfolger Manuel Noriega an den Kanalplänen festhält, kommt es am 20.12.1989 zu einer amerikanischen Invasion. Noriega wird gejagt und verhaftet. Er wird später wegen zweifelhafter Drogendelikte in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Panama-Kanal kann den gewachsenen Anforderungen des Frachtschiffverkehrs nicht mehr genügen. Daher kommt die Variante eines Kanals durch Nikaragua wieder ins Spiel. Hierbei müsste zunächst der San Juan-Fluss von der Ostküste über rund hundert Kilometer ausgebaut werden. Dann ginge die Strecke weiter über den Nikaragua-See, um dann über einen 40 Kilometer langen Kanal mit 34 Meter Höhenunterschied bei San Juan de Sur im Pafizik zu enden. Umweltschützer haben bereits Proteste angemeldet. Ebenso verlangt der Nachbarstaat Costa Rica eine Mitsprache, da der San Juan-Fluss die gemeinsame Grenze bildet.
sfux - 6. Okt, 08:00 Article 3154x read