Weltweit werden Kinder zu Tode geprügelt
Harald Haack – Eine UNO-Studie zur Gewalt an Kindern beschreibt Ausmaß, Erscheinungsformen und Ursachen von Gewalt gegen Kinder. Demnach litten Millionen von Kindern an den Folgen von Vernachlässigung und Gewalt, die keinen Halt vor den Türen des trauten Heims machten und die Mehrheit der Gewaltakte erfolgten durch „Vertrauenspersonen“ der Kinder: Onkel und Tanten, Erzieher, Lehrer und vor allem Eltern. Aber auch ältere Kinder zählen zu den Tätern.
Die Ergebnisse dieser UNO-Studie legen einen dringenden Handlungsbedarf nahe, doch während weiterhin Kinder, wie kürzlich in Bremen, zu Tode geprügelt werden und Jugendämter, die sonst so schnell in Sachen Kindesentzug sind, ausgerechnet in solchen Fällen untätig bleiben, empfehlen die Verfasser der Studie lediglich die Ernennung eines UNO-Sonderbeauftragten. Das erinnert stark an die Vergabe von „Zertifikaten“, um logistische, technische und veterinärmedizinische Schwachstellen, mit denen gezeigt werden soll irgendetwas geregelt zu haben, zu kaschieren. Offensichtlich geht es der UNO nur eine juristische Regelung, denn jener Sonderbeauftragter soll als „unabhängige Stimme“ die Durchsetzung der Rechte des Kindes fordern.
Auf dem Papier mag das vernünftig klingen; immerhin erhielte die UNO etwas mehr an Gewicht in der Welt. Doch wenn sich schon Kriminelle nicht an existierende Gesetze halten, wie sollen dann Kinder vor ihren nächsten Verwandten und auch oftmals stärkeren Altersgenossen geschützt werden? Und so scheint es, als ginge es der UNO nur mehr Macht.
Unklar bleibt also weiterhin, wie man Gewalt unter Kindern und besonders von Erwachsenen gegen Kinder vermeidet. Kein Kind wird mit dem Gesetzbuch unter dem Arm, in dem seine Rechte festgelegt sind, die es vor Gewalt schützen sollen, geboren. Das Papier, auf dem die Gesetze gedruckt sind, ist ebenso praktisch nicht als Schutzschild gegen prügelnde, drogensüchtige Väter – wie im aktuellen Fall in Bremen - wirksam. Es wird wohl so sein: Papier bleibt für verprügelte und totgeschlagene Kinder weiterhin geduldig, wenn Sozialdienste, Jugendämter und vor allem, wenn unsere Gesellschaften auf diesem Planeten, den wir „Erde“ nennen, nicht gewissenhafter gegenüber Kinder werden. Nicht nur, um deren Wohl zu sichern, um ihnen Leid zu ersparen und um sie vor Prügel und Ausbeutung zu bewahren, sondern auch, um sie zu Menschen zu erziehen, die später als Erwachsene Kinder achten, sie nicht missbrauchen und sich um sie sorgen anstatt ihr Leben willkürlich zu beenden – Menschen folglich, die künftig an einer konstruktiven Evolution des Sozialverhaltens von Menschen arbeiten und nicht an einer destruktiven, die zum Beispiel ein Lernen in der Schule unmöglich macht.
Der Glaube der Mainstream-Medien, mit dem Rücktritt eines Politikers könnten Probleme beseitigt werden, wurde gestern in dem Beitrag des ARD-Politmagazins „Panorama“ wieder einmal deutlich. Wegen des Falls des von seinem drogensüchtigen Vater misshandelten und erschlagenen Kindes, das man in Bremen in einer Kühltruhe fand, trat die verantwortliche Bremer Sozialsenatorin zurück. Der lapidare Kommentar der Panorama-Moderatorin in ihrer Anmoderierung: „Die politischen Konsequenzen sind also gezogen. Aber trotzdem bleibt die Frage: Wie kann es sein, dass ein Junge sterben muss obwohl er seit Jahren unter Beobachtung des Jugendamtes steht.“
Seit Jahren unter Beobachtung? Das klingt nach etlichen Jahren, doch das Kind war gerade einmal zwei Jahre alt. So oberflächlich und abgedroschen kann die Sprache der Kollegen vom Fernsehen sein. Dies zeigt schon, wie ich meine, wie wenig sich Menschen heutzutage mit dem Kinderschutz beschäftigen. Routiniert werden die Schubladen von jenen gezogen, die sich als professionelle Journalisten ausgeben und sich auch als solche empfinden und möglicherweise nicht mehr lernwillig sind.
Auch in dem Panorama-Beitrag wurde dies wieder einmal deutlich: Anklagend, wenn auch in eiskalter Weise - was mich an die Pedanterie der KZ-Bürokraten vom Nazi-Deutschland erinnert - wurde den Zuschauern eine Todesliste präsentiert:
„Die siebenjährige Jessika aus Hamburg, von ihren Eltern zu Tode gequält“;
„der kleine“ (zweijährige) „Tim aus Elmshorn, vom Lebensgefährten seiner Mutter misshandelt bis er tot war“;
„in einem Schuppen sperrten Eltern aus Brandenburg ihre vier- und sechsjährigen Jungen – wenigstens sie konnten gerettet werden“.
Nicht minder pedantisch listeten die Panorama-Autoren den Leidensweg von Kevin, dem getöteten Kindes, das in Bremen in einer Kühltruhe gefunden wurde, auf. Im weiteren Verlauf verkam der Beitrag zu einem vorverurteilenden Zusammenfügen eines umfassenden Scherbenhaufens. Tenor: Da die Sozialsenatorin zurückgetreten war, muss die Schuld bei den Behörden liegen. Wahrscheinlich sind Versäumnisse dort auch zu suchen. Doch damit bleibt das Ganze nur ein Kratzen an der Oberfläche und hinterlässt schockierte Fernsehzuschauer, die genau diese Anklage sehen wollten, die das Gruseln suchten, in denen generell die Wut keimt – eine Wut, die wohl das eigentliche Problem sein dürfte. Aber dafür sind die Sendezeit von Panorama und möglicherweise auch das Denkvermögen derart manipulierter Fernsehzuschauer zu kurz.
Vorschläge für umfassende und tiefgreifende Features, die über den Schockeffekt und die Voyeurbefriedigung hinaus gehen, werden von den Verantwortlichen der Sendeanstalten - egal, ob nun öffentlich-rechtlich oder privat - entweder als „zu trocken“ oder als „zu abenteuerlich“ abgelehnt. Schließlich geht es geht um Einschaltquoten, und erschlagene Kinder und die Berichterstattung über jene Fälle sind offenbar sehr beliebt; bei den TV-Machern und bei den TV-Konsumenten. Dagegen hilft auch kein Strafgesetzbuch.
Was ebenso fehlt, ist, um Kinder und auch die Pressefreiheit zu schützen, ist eine freie ethische Erziehung, die ihre Basis in der philosophischen Disziplin hat, die der Logik und Vernunft folgend das Gute sucht und keineswegs wie bisher die theologische Ethik, die sittliche Prinzipien „als in Gottes Willen begründet annimmt und insofern den Glauben an eine göttliche Offenbarung voraussetzt“ und sich damit aus der sozialen Verantwortung stiehlt. Verbote allein nützten also wenig. Oder haben die zehn Gebote (Verbote), die Moses seinem Volk einst auf schweren Steintafeln als von Gott gesandt präsentierte, wie es die Bibel der Christen erzählt, seitdem in den mehreren Tausend Jahren die Menschheit bessern können?
Es müssen also bessere Vorschläge her, als einen neuen, möglicherweise unnützen Bürokratenposten bei der UNO zu schaffen – im einlullenden Glauben, damit Kindern zu helfen. „Potemkinsche Dörfer“ hat unsere Welt längst genug.
Die Ergebnisse dieser UNO-Studie legen einen dringenden Handlungsbedarf nahe, doch während weiterhin Kinder, wie kürzlich in Bremen, zu Tode geprügelt werden und Jugendämter, die sonst so schnell in Sachen Kindesentzug sind, ausgerechnet in solchen Fällen untätig bleiben, empfehlen die Verfasser der Studie lediglich die Ernennung eines UNO-Sonderbeauftragten. Das erinnert stark an die Vergabe von „Zertifikaten“, um logistische, technische und veterinärmedizinische Schwachstellen, mit denen gezeigt werden soll irgendetwas geregelt zu haben, zu kaschieren. Offensichtlich geht es der UNO nur eine juristische Regelung, denn jener Sonderbeauftragter soll als „unabhängige Stimme“ die Durchsetzung der Rechte des Kindes fordern.
Auf dem Papier mag das vernünftig klingen; immerhin erhielte die UNO etwas mehr an Gewicht in der Welt. Doch wenn sich schon Kriminelle nicht an existierende Gesetze halten, wie sollen dann Kinder vor ihren nächsten Verwandten und auch oftmals stärkeren Altersgenossen geschützt werden? Und so scheint es, als ginge es der UNO nur mehr Macht.
Unklar bleibt also weiterhin, wie man Gewalt unter Kindern und besonders von Erwachsenen gegen Kinder vermeidet. Kein Kind wird mit dem Gesetzbuch unter dem Arm, in dem seine Rechte festgelegt sind, die es vor Gewalt schützen sollen, geboren. Das Papier, auf dem die Gesetze gedruckt sind, ist ebenso praktisch nicht als Schutzschild gegen prügelnde, drogensüchtige Väter – wie im aktuellen Fall in Bremen - wirksam. Es wird wohl so sein: Papier bleibt für verprügelte und totgeschlagene Kinder weiterhin geduldig, wenn Sozialdienste, Jugendämter und vor allem, wenn unsere Gesellschaften auf diesem Planeten, den wir „Erde“ nennen, nicht gewissenhafter gegenüber Kinder werden. Nicht nur, um deren Wohl zu sichern, um ihnen Leid zu ersparen und um sie vor Prügel und Ausbeutung zu bewahren, sondern auch, um sie zu Menschen zu erziehen, die später als Erwachsene Kinder achten, sie nicht missbrauchen und sich um sie sorgen anstatt ihr Leben willkürlich zu beenden – Menschen folglich, die künftig an einer konstruktiven Evolution des Sozialverhaltens von Menschen arbeiten und nicht an einer destruktiven, die zum Beispiel ein Lernen in der Schule unmöglich macht.
Der Glaube der Mainstream-Medien, mit dem Rücktritt eines Politikers könnten Probleme beseitigt werden, wurde gestern in dem Beitrag des ARD-Politmagazins „Panorama“ wieder einmal deutlich. Wegen des Falls des von seinem drogensüchtigen Vater misshandelten und erschlagenen Kindes, das man in Bremen in einer Kühltruhe fand, trat die verantwortliche Bremer Sozialsenatorin zurück. Der lapidare Kommentar der Panorama-Moderatorin in ihrer Anmoderierung: „Die politischen Konsequenzen sind also gezogen. Aber trotzdem bleibt die Frage: Wie kann es sein, dass ein Junge sterben muss obwohl er seit Jahren unter Beobachtung des Jugendamtes steht.“
Seit Jahren unter Beobachtung? Das klingt nach etlichen Jahren, doch das Kind war gerade einmal zwei Jahre alt. So oberflächlich und abgedroschen kann die Sprache der Kollegen vom Fernsehen sein. Dies zeigt schon, wie ich meine, wie wenig sich Menschen heutzutage mit dem Kinderschutz beschäftigen. Routiniert werden die Schubladen von jenen gezogen, die sich als professionelle Journalisten ausgeben und sich auch als solche empfinden und möglicherweise nicht mehr lernwillig sind.
Auch in dem Panorama-Beitrag wurde dies wieder einmal deutlich: Anklagend, wenn auch in eiskalter Weise - was mich an die Pedanterie der KZ-Bürokraten vom Nazi-Deutschland erinnert - wurde den Zuschauern eine Todesliste präsentiert:
„Die siebenjährige Jessika aus Hamburg, von ihren Eltern zu Tode gequält“;
„der kleine“ (zweijährige) „Tim aus Elmshorn, vom Lebensgefährten seiner Mutter misshandelt bis er tot war“;
„in einem Schuppen sperrten Eltern aus Brandenburg ihre vier- und sechsjährigen Jungen – wenigstens sie konnten gerettet werden“.
Nicht minder pedantisch listeten die Panorama-Autoren den Leidensweg von Kevin, dem getöteten Kindes, das in Bremen in einer Kühltruhe gefunden wurde, auf. Im weiteren Verlauf verkam der Beitrag zu einem vorverurteilenden Zusammenfügen eines umfassenden Scherbenhaufens. Tenor: Da die Sozialsenatorin zurückgetreten war, muss die Schuld bei den Behörden liegen. Wahrscheinlich sind Versäumnisse dort auch zu suchen. Doch damit bleibt das Ganze nur ein Kratzen an der Oberfläche und hinterlässt schockierte Fernsehzuschauer, die genau diese Anklage sehen wollten, die das Gruseln suchten, in denen generell die Wut keimt – eine Wut, die wohl das eigentliche Problem sein dürfte. Aber dafür sind die Sendezeit von Panorama und möglicherweise auch das Denkvermögen derart manipulierter Fernsehzuschauer zu kurz.
Vorschläge für umfassende und tiefgreifende Features, die über den Schockeffekt und die Voyeurbefriedigung hinaus gehen, werden von den Verantwortlichen der Sendeanstalten - egal, ob nun öffentlich-rechtlich oder privat - entweder als „zu trocken“ oder als „zu abenteuerlich“ abgelehnt. Schließlich geht es geht um Einschaltquoten, und erschlagene Kinder und die Berichterstattung über jene Fälle sind offenbar sehr beliebt; bei den TV-Machern und bei den TV-Konsumenten. Dagegen hilft auch kein Strafgesetzbuch.
Was ebenso fehlt, ist, um Kinder und auch die Pressefreiheit zu schützen, ist eine freie ethische Erziehung, die ihre Basis in der philosophischen Disziplin hat, die der Logik und Vernunft folgend das Gute sucht und keineswegs wie bisher die theologische Ethik, die sittliche Prinzipien „als in Gottes Willen begründet annimmt und insofern den Glauben an eine göttliche Offenbarung voraussetzt“ und sich damit aus der sozialen Verantwortung stiehlt. Verbote allein nützten also wenig. Oder haben die zehn Gebote (Verbote), die Moses seinem Volk einst auf schweren Steintafeln als von Gott gesandt präsentierte, wie es die Bibel der Christen erzählt, seitdem in den mehreren Tausend Jahren die Menschheit bessern können?
Es müssen also bessere Vorschläge her, als einen neuen, möglicherweise unnützen Bürokratenposten bei der UNO zu schaffen – im einlullenden Glauben, damit Kindern zu helfen. „Potemkinsche Dörfer“ hat unsere Welt längst genug.
sfux - 13. Okt, 08:04 Article 1546x read
O-Töne zum Fall Kevin
Von der Leyen: Es muss ein Hilfesystem für Kinder geben
n-tv Nachrichtenservice
O-Ton 1: https://www.pressemanufaktur.de/oton/start?subpage=download&file=1&contentid=1313
Ursula von der Leyen, Bundesfamilienministerin:
"Bei Geburt des Kindes kommt eine Familienhebamme oder ein Familienhelfer und bleibt mit dem Kind wöchentlich in Kontakt. Später setzt sich dieses fort, dass das Kind früh in Krabbelgruppen, in Krippen oder Kindertagsstätten kommt, so dass es andere Kinder um sich hat. Darüber hinaus muss ganz systematisch mit den Kinderärzten und mit dem Jugendamt ein Hilfesystem für das Kind entwickelt werden. Vor allem ist auch wichtig, dass die Eltern in Arbeit gebracht werden, dass der Alltag des Kindes wieder Struktur hat, damit es, wie andere Kinder auch, in geordneten Verhältnissen aufwachsen kann." (38 sek.)
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13. October 2006, 13:26 Uhr
Kinderschutzbund: Jungendämter müssen ordentlich arbeiten
n-tv Nachrichtenservice
O-Ton 1: https://www.pressemanufaktur.de/oton/start?subpage=download&file=1&contentid=1314
Sabine Walther, Kinderschutzbund:
"Die zehn Millionen, die Frau von der Leyen da zur Verfügung stellt, sind eine ganz minimale Geschichte. Es geht hier aus unserer Sicht darum, dass die Jugendämter vor Ort, die kommunal angesiedelt sind, ihre Arbeit ordentlich machen. Da muss auch die Leitung eines Jugendamtes hinterher sein. Und da muss auch die Ausstattung entsprechend sein." (21 sek.)