Negropontes Planspiel als Realität ausposaunt?
Harald Haack – Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Inzwischen weiß die Welt es, die CIA, die NSA, die Homeland-Security, das Pentagon und unter vielen anderen an der Spitze der US-Präsident George W. Bush. Ihnen wurden Lügen nachgewiesen - Lügen, die Tausenden von Menschen, darunter viele eigene Soldaten und Journalisten, das Leben gekostet haben. Schon 2004 offenbarte eine Serie von Enthüllungen, dass Saddam Hussein „zu keiner Zeit eine Bedrohung für die Sicherheit der USA darstellte“. Sie erschütterten die Glaubwürdigkeit von Bush, der als Präsident auf die Information seiner Behörden zurückgreifen muss, so nachhaltig, dass man inzwischen darüber nachdenken sollte, ob es in den USA möglicherweise eine Verschwörung gegen ihn gibt, wobei die Verschwörer – wie einst bei Julius Cäsar – unter den eigenen Leuten agieren könnten. Es fehlt offenbar nur noch der „Brutus“, der dem Chef den tödlichen Dolchstoß verpasst. Die Verfilmung über seine Ermordung existiert schon - eine fiktive Handlung als Pseudo-Dokumentation realisiert.
Vielfach aber waren es hausgemachte Hysterie sowie Sicherheitsübungen, die US-Behörden zu absurden Erkenntnissen veranlaßte.
Im September 2003 kam heraus, dass eine Untereinheit des Pentagons die 1881 gegründete, traditionsreiche schottische Whisky-Brennerei Bruichladdich als Chemiewaffenfabrik verdächtigte. Der Brennerei-Direktor, der heute 44-jährige Mark Reynier, konnte es nicht glauben. Dazu sei ihm die Nachricht darüber zu „surrealistisch“ gewesen. Aber er musste erkennen, was Werbung im Internet anrichten kann. Um nämlich zusätzlich für seinen Whisky zu werben, hatte er sieben WebCams über seinen Betrieb verteilt, die rund um die Uhr den Herstellungsprozess übertrugen und jeden zeigten, wie der Bruichladdich-Whisky hergestellt wird, angeblich genauso wie vor über 100 Jahren, als Queen Victoria noch lebte und regierte.
Doch eines Tages fiel eine der WebCams aus. Prompt erhielt er eine anonyme E-Mail. In der wurde er aufgefordert dafür zu sorgen, dass die Übertragung aus jener Halle wieder möglich sei. Und schon bald kam eine zweite E-Mail. Sie kam von einer US-Abteilung zur Abwendung der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen. Deren damalige Sprecherin Ursula Stearns erklärte damals: Um eine Schnapsbrennerei in eine Chemiewaffenfabrik umzuwandeln, sei nur ein kleiner Schritt notwendig. Die „Times“ kommentierte: „Amerikas Jagd auf Massenvernichtungswaffen ist entweder noch gründlicher, als man sich bisher vorstellen konnte, oder das Pentagon hat Durst bekommen.“ Oder aber Frau Stearns ist überzeugte Abstinenzlerin und weiß, welch vernichtende Wirkung der übermäßige Konsum von Whisky haben kann.
Nachdem sich der Wirbel gelegt hatte, ebenso der größere Bruder dieses Wirbels - das vom CIA als Wahrheit verkaufte Gerücht demnach Saddam Hussein mobile, auf Trucks installierte Chemiewaffenfabriken unterhalte, sickerte durch, der Fall Whisky-Destille sei „nur“ ein Planspiel von vielen gewesen, um die Wachsamkeit der Sicherheitsdienste und der Politiker zu testen.
Mysteriöse Fässer, geheimnisvoller Bottich…
… und schwarzhaariger Mann in langer, glänzender Lederhose neben verschlossenen und von grellem Lampen angestrahlten gläsernen Behältern. Bilder der Bruichladdich-WebCams.
CNN – immer ganz vorn und als Allererster!
Wie schon so oft hatte der US-Nachrichtensender CNN die Erkenntnis der amerikanischen Spione, die im US-Staat Virginia vor ihren Computer-Monitoren hockten, verbreitet. Dieser Nachrichtensender, der von dem Planspiel erfuhr, aber mutmaßlich nicht wusste, dass es ein Planspiel war und die Nachricht die Produkte Bruichladdichs seien Chemiewaffen, „unter Berufung auf Geheimdienstkreise“ zur Realität werden ließ, verbreitete jetzt die Nachricht, die US-Regierung habe bei den vorläufigen Luftuntersuchungen des Luftraumes über Nordkorea Hinweise gefunden, demnach Nordkorea einen Atomtest durchgeführt hatte.
Das ist insofern interessant, weil es kurz vorher seitens CNN die Nachricht gab, mit Berufung auf einen US-Geheimdienstmitarbeiter, es gebe keinen Beweis für einen Atombombentest Nordkoreas. Die Untersuchungen von Luftproben, „die einen Tag nach dem angeblichen Kernwaffentest in Nordkorea genommen worden waren“, hätten keine Spuren der „typischen Spaltprodukte“ ergeben. Reuters, als Nachrichtenagentur auch gerne ganz schnell im Verbreiten von Nachrichten, wusste es, ebenfalls auf Berufung auf einen Geheimdienstmitarbeiter, angeblich genauer: US-Flugzeuge sollen die Luftproben nahe der nordkoreanischen Grenze genommen haben.
Wie [journalismus – nachrichten von heute] berichtete, hatten meteorologische Dienste für die nördliche Gebirgsregion Nordkoreas Regenschauer vorhergesagt. Heutzutage sind Wettervorsagen zuverlässig, und so kann man getrost davon ausgehen, dass es über dem „Ground Zero“ des Atomtestgelände geregnet hatte – wahrscheinlich nach dem Test. Radionukleide, von dem angeblichen, unterirdischen Atomtest in die Atmosphäre gelangt, wären wahrscheinlich vom Regen aus der Atmosphäre gewaschen worden.
Der erste Test sei negativ gewesen, soll der „Geheimdienstmitarbeiter“ erklärt haben. Aber es seien weitere Untersuchungen von Luftproben geplant. Von irgendwelchen Luftproben? Nicht ganz, aber mit gewissen Luftproben ließe sich das Testergebnis verifizieren – vorausgesetzt, man verwendete Luftproben, deren Gehalt an Radionukleiden bekannt und nachgewiesen ist.
Der auskunftsfreundige „Geheimdienstmitarbeiter“, nunmehr als „Experte“ zitiert, glaube jedoch nicht, dass bei weiteren Untersuchungen andere Ergebnisse herauskämen.
Doch nun will man trotzdem etwas gefunden haben: In „Luftproben sei radioaktiver Abfall aufgespürt worden, der im Einklang mit einem nordkoreanischen Nukleartest stehe“. Die Nachricht kam ebenfalls von CNN, der sich nun nicht auf „Geheimdienstkreise“ oder „Geheimdienstmitarbeiter“ beruft, sondern den Nationalen Geheimdienstdirektors, John Negroponte.
Wie [journalismus – nachrichten von heute] auch berichtete, bestünde die Möglichkeit, dass Nordkorea keine Atombombe, sondern mit Atommüll verseuchter konventioneller Sprengstoff gezündet wurde. Spaltprodukte, wie sie bei Nukleartests entstehen, können auch in Laboratorien geringfügig erzeugt werden und es dürfte nicht schwer sein, nicht radioaktives Material damit zu kontaminieren – um einen Atombombentest vorzutäuschen.
Der große Blender auf einer koreanischen Satire, als bombiger „Pipi-Junge“ verhöhnt.
Ein Sprecher von Negropontes Behörde machte unterdessen Andeutungen, die auf ein erneutes „Planspiel“ hinweisen: Es sei keine offizielle Erklärung gewesen, sondern „ein Entwurf zur internen Information von Kongressmitgliedern“. Die Öffentlichkeit sollte davon nicht erfahren, und eine offizielle Verlautbarung sei nicht geplant. Es handele sich immer noch um vorläufige Analysen, will die Nachrichtenagentur dpa vom Sprecher Chad Kolton erfahren haben.
Ob nun Planspiel oder nicht, ob Propaganda oder verkorkste Diplomatie, klar ist jetzt, dass es längst nicht mehr um die Wahrheit geht. Seitdem die USA verkünden, sie könnten den Atombombentest Nordkoreas bestätigen, soll dieser Staat von der „Achse des Bösen“ plötzlich wieder gesprächsbereit sein. Nordkoreas Regierung in Pjöngjang glaubt offenbar mit seinem Theater des großen Paukenschlags, dem angeblichen Atomtest, die USA wie auch die Welt in Angst und Schrecken versetzt zu haben und fühlt sich wieder ernst genommen.
Countdown zum Atomkrieg?
Placemarks für die Google-Earth-Software-Version
Vielfach aber waren es hausgemachte Hysterie sowie Sicherheitsübungen, die US-Behörden zu absurden Erkenntnissen veranlaßte.
Im September 2003 kam heraus, dass eine Untereinheit des Pentagons die 1881 gegründete, traditionsreiche schottische Whisky-Brennerei Bruichladdich als Chemiewaffenfabrik verdächtigte. Der Brennerei-Direktor, der heute 44-jährige Mark Reynier, konnte es nicht glauben. Dazu sei ihm die Nachricht darüber zu „surrealistisch“ gewesen. Aber er musste erkennen, was Werbung im Internet anrichten kann. Um nämlich zusätzlich für seinen Whisky zu werben, hatte er sieben WebCams über seinen Betrieb verteilt, die rund um die Uhr den Herstellungsprozess übertrugen und jeden zeigten, wie der Bruichladdich-Whisky hergestellt wird, angeblich genauso wie vor über 100 Jahren, als Queen Victoria noch lebte und regierte.
Doch eines Tages fiel eine der WebCams aus. Prompt erhielt er eine anonyme E-Mail. In der wurde er aufgefordert dafür zu sorgen, dass die Übertragung aus jener Halle wieder möglich sei. Und schon bald kam eine zweite E-Mail. Sie kam von einer US-Abteilung zur Abwendung der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen. Deren damalige Sprecherin Ursula Stearns erklärte damals: Um eine Schnapsbrennerei in eine Chemiewaffenfabrik umzuwandeln, sei nur ein kleiner Schritt notwendig. Die „Times“ kommentierte: „Amerikas Jagd auf Massenvernichtungswaffen ist entweder noch gründlicher, als man sich bisher vorstellen konnte, oder das Pentagon hat Durst bekommen.“ Oder aber Frau Stearns ist überzeugte Abstinenzlerin und weiß, welch vernichtende Wirkung der übermäßige Konsum von Whisky haben kann.
Nachdem sich der Wirbel gelegt hatte, ebenso der größere Bruder dieses Wirbels - das vom CIA als Wahrheit verkaufte Gerücht demnach Saddam Hussein mobile, auf Trucks installierte Chemiewaffenfabriken unterhalte, sickerte durch, der Fall Whisky-Destille sei „nur“ ein Planspiel von vielen gewesen, um die Wachsamkeit der Sicherheitsdienste und der Politiker zu testen.
Mysteriöse Fässer, geheimnisvoller Bottich…
… und schwarzhaariger Mann in langer, glänzender Lederhose neben verschlossenen und von grellem Lampen angestrahlten gläsernen Behältern. Bilder der Bruichladdich-WebCams.
CNN – immer ganz vorn und als Allererster!
Wie schon so oft hatte der US-Nachrichtensender CNN die Erkenntnis der amerikanischen Spione, die im US-Staat Virginia vor ihren Computer-Monitoren hockten, verbreitet. Dieser Nachrichtensender, der von dem Planspiel erfuhr, aber mutmaßlich nicht wusste, dass es ein Planspiel war und die Nachricht die Produkte Bruichladdichs seien Chemiewaffen, „unter Berufung auf Geheimdienstkreise“ zur Realität werden ließ, verbreitete jetzt die Nachricht, die US-Regierung habe bei den vorläufigen Luftuntersuchungen des Luftraumes über Nordkorea Hinweise gefunden, demnach Nordkorea einen Atomtest durchgeführt hatte.
Das ist insofern interessant, weil es kurz vorher seitens CNN die Nachricht gab, mit Berufung auf einen US-Geheimdienstmitarbeiter, es gebe keinen Beweis für einen Atombombentest Nordkoreas. Die Untersuchungen von Luftproben, „die einen Tag nach dem angeblichen Kernwaffentest in Nordkorea genommen worden waren“, hätten keine Spuren der „typischen Spaltprodukte“ ergeben. Reuters, als Nachrichtenagentur auch gerne ganz schnell im Verbreiten von Nachrichten, wusste es, ebenfalls auf Berufung auf einen Geheimdienstmitarbeiter, angeblich genauer: US-Flugzeuge sollen die Luftproben nahe der nordkoreanischen Grenze genommen haben.
Wie [journalismus – nachrichten von heute] berichtete, hatten meteorologische Dienste für die nördliche Gebirgsregion Nordkoreas Regenschauer vorhergesagt. Heutzutage sind Wettervorsagen zuverlässig, und so kann man getrost davon ausgehen, dass es über dem „Ground Zero“ des Atomtestgelände geregnet hatte – wahrscheinlich nach dem Test. Radionukleide, von dem angeblichen, unterirdischen Atomtest in die Atmosphäre gelangt, wären wahrscheinlich vom Regen aus der Atmosphäre gewaschen worden.
Der erste Test sei negativ gewesen, soll der „Geheimdienstmitarbeiter“ erklärt haben. Aber es seien weitere Untersuchungen von Luftproben geplant. Von irgendwelchen Luftproben? Nicht ganz, aber mit gewissen Luftproben ließe sich das Testergebnis verifizieren – vorausgesetzt, man verwendete Luftproben, deren Gehalt an Radionukleiden bekannt und nachgewiesen ist.
Der auskunftsfreundige „Geheimdienstmitarbeiter“, nunmehr als „Experte“ zitiert, glaube jedoch nicht, dass bei weiteren Untersuchungen andere Ergebnisse herauskämen.
Doch nun will man trotzdem etwas gefunden haben: In „Luftproben sei radioaktiver Abfall aufgespürt worden, der im Einklang mit einem nordkoreanischen Nukleartest stehe“. Die Nachricht kam ebenfalls von CNN, der sich nun nicht auf „Geheimdienstkreise“ oder „Geheimdienstmitarbeiter“ beruft, sondern den Nationalen Geheimdienstdirektors, John Negroponte.
Wie [journalismus – nachrichten von heute] auch berichtete, bestünde die Möglichkeit, dass Nordkorea keine Atombombe, sondern mit Atommüll verseuchter konventioneller Sprengstoff gezündet wurde. Spaltprodukte, wie sie bei Nukleartests entstehen, können auch in Laboratorien geringfügig erzeugt werden und es dürfte nicht schwer sein, nicht radioaktives Material damit zu kontaminieren – um einen Atombombentest vorzutäuschen.
Der große Blender auf einer koreanischen Satire, als bombiger „Pipi-Junge“ verhöhnt.
Ein Sprecher von Negropontes Behörde machte unterdessen Andeutungen, die auf ein erneutes „Planspiel“ hinweisen: Es sei keine offizielle Erklärung gewesen, sondern „ein Entwurf zur internen Information von Kongressmitgliedern“. Die Öffentlichkeit sollte davon nicht erfahren, und eine offizielle Verlautbarung sei nicht geplant. Es handele sich immer noch um vorläufige Analysen, will die Nachrichtenagentur dpa vom Sprecher Chad Kolton erfahren haben.
Ob nun Planspiel oder nicht, ob Propaganda oder verkorkste Diplomatie, klar ist jetzt, dass es längst nicht mehr um die Wahrheit geht. Seitdem die USA verkünden, sie könnten den Atombombentest Nordkoreas bestätigen, soll dieser Staat von der „Achse des Bösen“ plötzlich wieder gesprächsbereit sein. Nordkoreas Regierung in Pjöngjang glaubt offenbar mit seinem Theater des großen Paukenschlags, dem angeblichen Atomtest, die USA wie auch die Welt in Angst und Schrecken versetzt zu haben und fühlt sich wieder ernst genommen.
Countdown zum Atomkrieg?
Placemarks für die Google-Earth-Software-Version
sfux - 16. Okt, 08:14 Article 1746x read