Atatürk und die Armenier
Die Gründe für die türkische Leugnung des Völkermordes 1915/1916
Malte Olschewski - Vorbemerkung: Mein Artikel über den armenischen Genocid hat erwartungsgemäss heftige Reaktionen von Türken ausgelöst. Auf die schlimmsten persönlichen Angriffe hat schon Kollege Karl Weiss geantwortet. Immer wieder stellt sich die Frage, warum die türkische Seite derart irrational reagiert. Ich versuche in einem zweiten Artikel, diese Frage zu beantworten und gleichzeitig einige Aspekte zu präzisieren. M.O.
Malte Olschewski - Nach dem Kriegsausbruch 1914 erzwang das jungtürkische Regime mit den Ministern Enver und Talat Pascha an der Spitze einen Beistandspakt des Sultans mit dem deutschen Kaiser. Ein anderer, jungtürkischer Offizier, Mustafa Kemal, war gegen dieses Bündnis, worauf er als Militärattache nach Bulgarien abgeschoben wurde. An der Kaukasusfront kämpften armenische Freiwillige auf Seiten der russischen Armee gegen die Osmanen. Auch hinter den russisch-türkischen Kampflinien wurden Armenier aktiv. Ausserdem haben die Armenier als Deserteure und Spione wie auch durch Sabotage die türkische Kampfkraft geschwächt. Im Nordosten des Landes würde ein Generalaufstand der Armenier drohen, hiess es damals. (Siehe dazu: Erdem Ilter: „Ermeni ve Rus Mezalimi“ (Ankara, 1996).
Das jungtürkische „Zentralkomitee für Einheit und Fortschritt“ beschloss unter Generalsekretär Nazim Bey schon im Dezember 1914 ein Programm zur Vernichtung der Armenier. Dazu wurden meist aus Kurden und Strafgefangenen eigene Sonderkommandos aufgestellt. Das Zentralkomitee bestimmte Fristen, Marschrouten und Todeslager. Alles wurde genau vorbereitet und geplant, wie es die Definition des Genozids verlangt. Am 23.4.1915 begann die Vernichtung. In Konstantinopel wurden 2 000 Geschäftsleute und Intellektuelle festgenommen. Armenische Soldaten, die in Arbeitsbataillonen der osmanischen Armee dienten, sind entwaffnet und exekutiert worden. Die Zivilbevölkerung wurde an mehreren Plätzen konzentriert. Die Soldateska zwang Alte Männer, Frauen und Kinder zu Gewaltmärschen in Richtung Süden. Hierbei ist es zu ungeheuerlichen Verbrechen gekommen. Menschen wurden gekreuzigt oder in Dampfbädern vergast. Tausende wurden gefesselt in den Euphrat geworfen. Zehntausende Frauen wurden von den am Wegrand lauernden Moslems vergewaltigt oder als Nebenfrauen genommen. Neben den Marschkolonnen ist auch in anderen, armenischen Enklaven die Bevölkerung niedergemetzelt worden.
Hier setzen die erste Manipulationen der türkischen Geschichtsschreibung ein. In den armenischen Regionen konnte kein Aufstand drohen, da die meisten wehrfähigen Männer zur Armee eingezogen worden waren. Armenier und Russen haben an der türkischen Zivilbevölkerung nachweisbar Verbrechen verübt. Dies geschah jedoch nicht zu Beginn des Krieges sondern erst mit dem russischen Vorstoss 1916. Diese Verbrechen sind als Rache für die Todesmärsche anzusehen und haben nicht das Ausmass der vorherigen Deportationen durch die Türken.
Die deutschen und auch die österreichischen Verbündeten waren informiert. Pastor Johannes Lepsius suchte Berlin mit Dokumenten und Augenzeugenberichten zum Eingreifen zu bewegen, da die deutsche Heeresleitung rund 800 Offiziere als Militärhilfe nach Konstantinopel entsandt hatte und die Hohe Pforte beeinflussen konnte. Es gibt Berichte deutscher und österreichischer Diplomaten. Johannes Lepsius hat nach dem Krieg im Auftrag des Aussenministeriums 444 Aktenstücke über den armenischen Genozid veröffentlicht. Diese Akten wurden dahingehend manipuliert, da zuvor all jene Stellen eliminiert worden waren, die auf Mitwissen und Mitschuld Deutschlands hinwiesen. Erst seit kurzem sind die Lepsius-Akten vollständig einsehbar. (Wolfgang Gust: „Der Völkermord an den Armeniern 1915/1916“ Von Kampen, 2005)
Während der Deportationen tobte von Ende März bis Ende August 1915 mit ungeheuren Verlusten die Schlacht um Gallipoli. Mustafa Kemal war auf Druck Berlins zum Kommandanten der Abwehrschlachten gegen britische, französische, australische und neuseeländische Truppen ernannt worden. Er hat mit dem Genozid nichts zu tun, da er noch eine untergeordnete Rolle spielte und die ganzen Monate an der Front gewesen war. Er wurde nach Gallipoli als „Retter“ gefeiert und zum Pascha ernannt. Kemal, der nun gleich stark wie sein Intimfeind Enver Pascha war, diente als Kommandant an verschiedenen Frontabschnitten. Nach der russischen Oktoberrevolution 1917 stiessen die Türken in den Kaukasus vor, wo sie einen provisorischen Armenierstaat ausgelöscht und weitere 150 000 Armenier getötet haben. Darunter waren Zehntausende, die von den Deportationen hierher geflüchtet waren. Mit dem Waffenstillstand im Oktober 1918 und der beginnenden Besetzung durch die Alliierten rief Kemal die Truppen auf, sich als Guerillas in Anatolien zu sammeln.
Er gründete in Sivas ein Nationalkomitee, sodass die Türkei nun zwei Regierungen hatte. Im Vertrag von Sevres am 10.8.1920 sollten die Osmanen riesige Gebiete verlieren. Kemal hat Sevres nicht anerkannt und den Kampf fortgesetzt. Er hat Vorstösse der Briten und Griechen mehrfach zurückgeschlagen. Er hat dann auch die griechische Bevölkerung von der Smyrnaküste in die Ägäis gejagt. In Izmir weist Kemal als Denkmal mit herrischer Geste ins Meer. Der von Ruhm umglänzte General und Chef des Nationalkomitees hat schliesslich den Sultan abgesetzt und die Republik gegründet. 1923 wurde im Vertrag von Lausanne die Türkei in ihren heutigen Grenzen bestätigt.
Den Verantwortlichen des armenischen Genozids war schon 1919 nach britischem Druck vor Sondergerichten des Sultans der Prozess gemacht worden. Den obersten Tätern, Talat und Enver Pascha, gelang mit deutscher Hilfe die Flucht. Talat wurde später in Berlin auf offener Strasse von einem Armenier erschossen. Enver suchte grosstürkische Träume in Zentralasien zu verwirklichen. Andere zum Tod Verurteilte flüchteten zu den Truppen Kemals, um nach Ausrufung der Republik hohe Ämter zu übernehmen. Zum ersten Präsidenten der Republik gewählt, hat Kemal nach den Modernisierungen auch die türkische Geschichte reformiert. Er liess 1931 eine „Historische Gesellschaft“ gründen, die eine glorreiche Vergangenheit zu konstruieren hatte. In diesem „Grundriss der türkischen Geschichte“ (Türk Tarihinin Ana Hatlari) werden alle Völkerschaften, die je den Raum der neuen Republik besiedelt hatten, zu Vorläufern oder engen Verwandten der Türken. Die Skythen, die Hethiter, die griechischen Ionier und andere: Sie alle sind zu Prototürken geworden. Die Kurden haben die Kemalisten zu „Bergtürken“ ernannt. Bei der nahezu religiösen Verehrung für Kemal Atatürk und bei Unverletzlichkeit seiner Prinzipien ist eine Korrektur dieses Geschichtsbildes bis heute unterblieben. Es erhebt sich auch das Mausoleum für den 1938 verstorbenen Atatürk auf einem Hügel, der schon den Phrygern im 12. Jahrhundert v.Ch. als Grabstätte gedient hatte.
Die Armenier widerlegen schon mit ihrer Existenz den kemalistischen Gründermythos. Die Armenier sind Nachfahren der sehr alten Hochkultur von Urartu (assyrisch für: Bergland). Urartu rund um den Berg Ararat war ein Rivale Assyriens und bestand bis ins 5. Jahrhundert v. Ch. Aus der Bevölkerung Urartus entwickelten sich die Armenier. König Tigran, dem Grossen, gelang um 70 v.Ch. die Bildung eines grosses Reiches. 301 n. Ch. nahm Armenien als erstes Volk der Geschichte das Christentum als Staatsreligion an. Armenien hatte sich ständig gegen Byzanz, gegen Perser und Arabern und zuletzt gegen die aus Zentralasien herankommenden Osmanen zu behaupten.
Um 1900 waren im Osmanischen Reich 66 Prozent des Handels und 80 Prozent von Handwerk und Industrie in Händen der Armenier, Griechen und Aramäer. Dem Land fehlte ein türkisches Bürgertum bzw. Mittelschichte. Durch Auslöschung oder Vertreibung der Christen sind ungeheure Besitztümer in die Hände von Moslems gefallen, die dann auch die kemalistische Nationalbewegung unterstützt haben und die neue Klasse bildeten.. Der Aufstieg Kemals zum Vater der Türken (Atatürk) und die Gründung der Republik sind mehrfach und untrennbar mit der Vernichtung der Armenier und Griechen verbunden. Kemal Atatürk soll den Genozid einmal als „Schandtat der Vergangenheit“ bezeichnet haben.
Der im türkischen Nationalen Sicherheitsrat angesiedelte „Ausschuss zur Bekämpfung der Völkermord-Anschuldigungen“ will das Zitat nicht gelten lassen. Vielmehr habe Kemal bei der Parlamentseröffnung am 23.4.1920 erklärt: „Unsere Feinde haben... die eine Lüge darstellenden, angeblichen Armeniermorde erfunden.“ Die Deportationen seien „kriegbedingte Massnahmen gegen die Sezessionspolitik der Nichtmuslime“ gewesen, heisst es in ständiger Wiederholung bis heute, doch der jungtürkische Ideologe Nazim Bey hatte, durch ein Telegramm nachweisbar, gefordert: „Es ist erforderlich, das armenische Volk vollständig auszurotten.“ Bis heute agitieren türkische Botschaften und Vertretungen, aber auch in Westeuropa lebende Türken gegen Ausstellungen, Feierlichkeiten und Schulbücher, in denen der Genozid historisch korrekt dargestellt wird.
So verlangte man von den USA und von Frankreich Korrekturen in den Schulbüchern. Ankara protestierte gegen die Umwandlung des Potsdamer Lepsius-Hauses in eine Gedenkstätte. Akten des Theologen mussten versteckt werden, weil man einen Angriff türkischer Extremisten befürchtete. Und nun wil die Türkei französischer Waren boykottieren und gemeinsame Projekte annullieren. Wer in der Türkei von einem Genozid an Armeniern spricht, dem drohen ungefähr gleich hohe Strafen wie sie in Frankreich für die Leugnung des gleichen Völkermordes vorgesehen sind. Das Pariser Parlament hat damit einen verkehrten Schulterschluss mit der Türkei getätigt.
Türken türken den armenischen Genozid
Malte Olschewski - Vorbemerkung: Mein Artikel über den armenischen Genocid hat erwartungsgemäss heftige Reaktionen von Türken ausgelöst. Auf die schlimmsten persönlichen Angriffe hat schon Kollege Karl Weiss geantwortet. Immer wieder stellt sich die Frage, warum die türkische Seite derart irrational reagiert. Ich versuche in einem zweiten Artikel, diese Frage zu beantworten und gleichzeitig einige Aspekte zu präzisieren. M.O.
Malte Olschewski - Nach dem Kriegsausbruch 1914 erzwang das jungtürkische Regime mit den Ministern Enver und Talat Pascha an der Spitze einen Beistandspakt des Sultans mit dem deutschen Kaiser. Ein anderer, jungtürkischer Offizier, Mustafa Kemal, war gegen dieses Bündnis, worauf er als Militärattache nach Bulgarien abgeschoben wurde. An der Kaukasusfront kämpften armenische Freiwillige auf Seiten der russischen Armee gegen die Osmanen. Auch hinter den russisch-türkischen Kampflinien wurden Armenier aktiv. Ausserdem haben die Armenier als Deserteure und Spione wie auch durch Sabotage die türkische Kampfkraft geschwächt. Im Nordosten des Landes würde ein Generalaufstand der Armenier drohen, hiess es damals. (Siehe dazu: Erdem Ilter: „Ermeni ve Rus Mezalimi“ (Ankara, 1996).
Das jungtürkische „Zentralkomitee für Einheit und Fortschritt“ beschloss unter Generalsekretär Nazim Bey schon im Dezember 1914 ein Programm zur Vernichtung der Armenier. Dazu wurden meist aus Kurden und Strafgefangenen eigene Sonderkommandos aufgestellt. Das Zentralkomitee bestimmte Fristen, Marschrouten und Todeslager. Alles wurde genau vorbereitet und geplant, wie es die Definition des Genozids verlangt. Am 23.4.1915 begann die Vernichtung. In Konstantinopel wurden 2 000 Geschäftsleute und Intellektuelle festgenommen. Armenische Soldaten, die in Arbeitsbataillonen der osmanischen Armee dienten, sind entwaffnet und exekutiert worden. Die Zivilbevölkerung wurde an mehreren Plätzen konzentriert. Die Soldateska zwang Alte Männer, Frauen und Kinder zu Gewaltmärschen in Richtung Süden. Hierbei ist es zu ungeheuerlichen Verbrechen gekommen. Menschen wurden gekreuzigt oder in Dampfbädern vergast. Tausende wurden gefesselt in den Euphrat geworfen. Zehntausende Frauen wurden von den am Wegrand lauernden Moslems vergewaltigt oder als Nebenfrauen genommen. Neben den Marschkolonnen ist auch in anderen, armenischen Enklaven die Bevölkerung niedergemetzelt worden.
Hier setzen die erste Manipulationen der türkischen Geschichtsschreibung ein. In den armenischen Regionen konnte kein Aufstand drohen, da die meisten wehrfähigen Männer zur Armee eingezogen worden waren. Armenier und Russen haben an der türkischen Zivilbevölkerung nachweisbar Verbrechen verübt. Dies geschah jedoch nicht zu Beginn des Krieges sondern erst mit dem russischen Vorstoss 1916. Diese Verbrechen sind als Rache für die Todesmärsche anzusehen und haben nicht das Ausmass der vorherigen Deportationen durch die Türken.
Die deutschen und auch die österreichischen Verbündeten waren informiert. Pastor Johannes Lepsius suchte Berlin mit Dokumenten und Augenzeugenberichten zum Eingreifen zu bewegen, da die deutsche Heeresleitung rund 800 Offiziere als Militärhilfe nach Konstantinopel entsandt hatte und die Hohe Pforte beeinflussen konnte. Es gibt Berichte deutscher und österreichischer Diplomaten. Johannes Lepsius hat nach dem Krieg im Auftrag des Aussenministeriums 444 Aktenstücke über den armenischen Genozid veröffentlicht. Diese Akten wurden dahingehend manipuliert, da zuvor all jene Stellen eliminiert worden waren, die auf Mitwissen und Mitschuld Deutschlands hinwiesen. Erst seit kurzem sind die Lepsius-Akten vollständig einsehbar. (Wolfgang Gust: „Der Völkermord an den Armeniern 1915/1916“ Von Kampen, 2005)
Während der Deportationen tobte von Ende März bis Ende August 1915 mit ungeheuren Verlusten die Schlacht um Gallipoli. Mustafa Kemal war auf Druck Berlins zum Kommandanten der Abwehrschlachten gegen britische, französische, australische und neuseeländische Truppen ernannt worden. Er hat mit dem Genozid nichts zu tun, da er noch eine untergeordnete Rolle spielte und die ganzen Monate an der Front gewesen war. Er wurde nach Gallipoli als „Retter“ gefeiert und zum Pascha ernannt. Kemal, der nun gleich stark wie sein Intimfeind Enver Pascha war, diente als Kommandant an verschiedenen Frontabschnitten. Nach der russischen Oktoberrevolution 1917 stiessen die Türken in den Kaukasus vor, wo sie einen provisorischen Armenierstaat ausgelöscht und weitere 150 000 Armenier getötet haben. Darunter waren Zehntausende, die von den Deportationen hierher geflüchtet waren. Mit dem Waffenstillstand im Oktober 1918 und der beginnenden Besetzung durch die Alliierten rief Kemal die Truppen auf, sich als Guerillas in Anatolien zu sammeln.
Er gründete in Sivas ein Nationalkomitee, sodass die Türkei nun zwei Regierungen hatte. Im Vertrag von Sevres am 10.8.1920 sollten die Osmanen riesige Gebiete verlieren. Kemal hat Sevres nicht anerkannt und den Kampf fortgesetzt. Er hat Vorstösse der Briten und Griechen mehrfach zurückgeschlagen. Er hat dann auch die griechische Bevölkerung von der Smyrnaküste in die Ägäis gejagt. In Izmir weist Kemal als Denkmal mit herrischer Geste ins Meer. Der von Ruhm umglänzte General und Chef des Nationalkomitees hat schliesslich den Sultan abgesetzt und die Republik gegründet. 1923 wurde im Vertrag von Lausanne die Türkei in ihren heutigen Grenzen bestätigt.
Den Verantwortlichen des armenischen Genozids war schon 1919 nach britischem Druck vor Sondergerichten des Sultans der Prozess gemacht worden. Den obersten Tätern, Talat und Enver Pascha, gelang mit deutscher Hilfe die Flucht. Talat wurde später in Berlin auf offener Strasse von einem Armenier erschossen. Enver suchte grosstürkische Träume in Zentralasien zu verwirklichen. Andere zum Tod Verurteilte flüchteten zu den Truppen Kemals, um nach Ausrufung der Republik hohe Ämter zu übernehmen. Zum ersten Präsidenten der Republik gewählt, hat Kemal nach den Modernisierungen auch die türkische Geschichte reformiert. Er liess 1931 eine „Historische Gesellschaft“ gründen, die eine glorreiche Vergangenheit zu konstruieren hatte. In diesem „Grundriss der türkischen Geschichte“ (Türk Tarihinin Ana Hatlari) werden alle Völkerschaften, die je den Raum der neuen Republik besiedelt hatten, zu Vorläufern oder engen Verwandten der Türken. Die Skythen, die Hethiter, die griechischen Ionier und andere: Sie alle sind zu Prototürken geworden. Die Kurden haben die Kemalisten zu „Bergtürken“ ernannt. Bei der nahezu religiösen Verehrung für Kemal Atatürk und bei Unverletzlichkeit seiner Prinzipien ist eine Korrektur dieses Geschichtsbildes bis heute unterblieben. Es erhebt sich auch das Mausoleum für den 1938 verstorbenen Atatürk auf einem Hügel, der schon den Phrygern im 12. Jahrhundert v.Ch. als Grabstätte gedient hatte.
Die Armenier widerlegen schon mit ihrer Existenz den kemalistischen Gründermythos. Die Armenier sind Nachfahren der sehr alten Hochkultur von Urartu (assyrisch für: Bergland). Urartu rund um den Berg Ararat war ein Rivale Assyriens und bestand bis ins 5. Jahrhundert v. Ch. Aus der Bevölkerung Urartus entwickelten sich die Armenier. König Tigran, dem Grossen, gelang um 70 v.Ch. die Bildung eines grosses Reiches. 301 n. Ch. nahm Armenien als erstes Volk der Geschichte das Christentum als Staatsreligion an. Armenien hatte sich ständig gegen Byzanz, gegen Perser und Arabern und zuletzt gegen die aus Zentralasien herankommenden Osmanen zu behaupten.
Um 1900 waren im Osmanischen Reich 66 Prozent des Handels und 80 Prozent von Handwerk und Industrie in Händen der Armenier, Griechen und Aramäer. Dem Land fehlte ein türkisches Bürgertum bzw. Mittelschichte. Durch Auslöschung oder Vertreibung der Christen sind ungeheure Besitztümer in die Hände von Moslems gefallen, die dann auch die kemalistische Nationalbewegung unterstützt haben und die neue Klasse bildeten.. Der Aufstieg Kemals zum Vater der Türken (Atatürk) und die Gründung der Republik sind mehrfach und untrennbar mit der Vernichtung der Armenier und Griechen verbunden. Kemal Atatürk soll den Genozid einmal als „Schandtat der Vergangenheit“ bezeichnet haben.
Der im türkischen Nationalen Sicherheitsrat angesiedelte „Ausschuss zur Bekämpfung der Völkermord-Anschuldigungen“ will das Zitat nicht gelten lassen. Vielmehr habe Kemal bei der Parlamentseröffnung am 23.4.1920 erklärt: „Unsere Feinde haben... die eine Lüge darstellenden, angeblichen Armeniermorde erfunden.“ Die Deportationen seien „kriegbedingte Massnahmen gegen die Sezessionspolitik der Nichtmuslime“ gewesen, heisst es in ständiger Wiederholung bis heute, doch der jungtürkische Ideologe Nazim Bey hatte, durch ein Telegramm nachweisbar, gefordert: „Es ist erforderlich, das armenische Volk vollständig auszurotten.“ Bis heute agitieren türkische Botschaften und Vertretungen, aber auch in Westeuropa lebende Türken gegen Ausstellungen, Feierlichkeiten und Schulbücher, in denen der Genozid historisch korrekt dargestellt wird.
So verlangte man von den USA und von Frankreich Korrekturen in den Schulbüchern. Ankara protestierte gegen die Umwandlung des Potsdamer Lepsius-Hauses in eine Gedenkstätte. Akten des Theologen mussten versteckt werden, weil man einen Angriff türkischer Extremisten befürchtete. Und nun wil die Türkei französischer Waren boykottieren und gemeinsame Projekte annullieren. Wer in der Türkei von einem Genozid an Armeniern spricht, dem drohen ungefähr gleich hohe Strafen wie sie in Frankreich für die Leugnung des gleichen Völkermordes vorgesehen sind. Das Pariser Parlament hat damit einen verkehrten Schulterschluss mit der Türkei getätigt.
Türken türken den armenischen Genozid
sfux - 19. Okt, 08:13 Article 10538x read
ausser falschen Erkenntnissdarstellungen nichts gewesen.
-am 24.April 1915 wurden nicht 2000, sondern ca. 200 Notablen verhaftet und später verschickt.
-Die Deportierungen hielten bis Oktober 1915 an, danach wurden keine Armenier mehr verschickt oder nur noch in die Plätze verwiesen.
-Die Gust-Aktensammlung wurde auf Basis der AA-Akten zusammen gestellt. In dieser sind die manipulierten Akten nicht verzeichnet oder revidiert.
-Lepsius hat, wenn er die deutsche Führung entlasten wollte, schlampig gearbeitet, denn in seiner Edition ist die Frage nicht gänzlich entfernt worden. Vielmehr werden die Armenier als das Unschuldslamm dargestellt und dahin gehend wurden auch die Akten "korrigiert".
-In den Istanbuler Prozessen 1919 wurden Enver und Talaat, wegen dem Putsch von 1908 gegen den Sultan sowie dem Beitritt in den Krieg angelastet und in Abwesenheit verurteilt. In keinem der Anklagepunkte, sind die Armenier erwähnt. Es wurden 3 Beamte aus den Vilayets, Sivas, Trabzon und Erzincan wegen Massaker und Bereicherung zum Tode verurteilt. Die Malta inhaftierten kamen allesamt frei.
Herr Malte Olschewski , wenn Sie das nächste mal etwas verfassen, bemühen Sie sich auch so, das ihnen ein Laie glauben schenkt. Ich bin kein Historiker, konnte mir aber durch die Quellen ( Schaeffgen, Gust, Boris Barth) mehr Wissen aneignen, die mit ihrem nichts am Hut haben.
MfG.