„Sodomiter nach Sodom!“
Orthodoxe Proteste gegen Schwulenparade in Jerusalem
Malte Olschewski- Israel hätte derzeit andere Probleme, aber die für 11.11. geplante Parade Homosexueller durch Jerusalem rührt an den Wurzeln des Verständnisses von Staat und Gesellschaft. Ultraorthodoxe Juden, die so genannten Charedim, suchen seit Tagen mit Demonstrationen eine Absage der Parade zu erzwingen. Säkulare Kräfte sehen Demokratie und Meinungsfreiheit gefährdet. Die Polizei hat in einem Grosseinsatz vierzig Demonstranten verhaftet. Für die Parade wurde nun eine neue Route festgelegt, die ohne orthodoxe Wohnviertel zu berühren vom Parlament in das Universitätsstadion gehen soll. Rabbiner haben über die Teilnehmer der Parade einen „Todesfluch“ verhängt.
Radikale Rabbis aus dem Stadtteil Mea Shearim argumentieren schon seit Wochen gegen diese Veranstaltung. Als Zeichen der Trauer und Empörung haben sie sich nach biblischem Vorbild in grobes Sackleinen gehüllt. Sie sprechen Yiddisch bei ihren Aufrufen: Jerusalem sei eine Heilige Stadt und dürfe nicht durch eine derartige Veranstaltung entehrt werden. Die Homosexuellen könnten in vielen anderen Städten Israels ihre Parade abhalten. Bereits im Vorjahr war es bei einer ähnlichen Parade zu einem Messerattentat gekommen. Die Orthodoxen drohen diesmal, die Strassen zu blockieren. Man werde sich auf den Dächern postieren und die Parade unter Beschuss nehmen. In orthodoxen Stadtteilen nach Berichten der „Jerusalem Post“ sind Flugblätter aufgetaucht, in denen hohe Summen für den Tod eines „Sodomiters“ geboten werden.
Alles, was die Orthodoxen erregt, wird sofort in eine Beziehung zum Holocaust gezwungen. Es sei sei doch auffällig, rufen die Rabbiner, dass die Schwulenparade genau am 68. Jahrestag der Kristallnacht in Deutschland durch die heilige Stadt ziehen will. In Synagogen sind Plakaten mit der Behauptung affichiert, wonach der Polizeichef von Jersualem, Ilan Franco, der Enkel von Franz Stangl, des KZ-Kommandanten von Treblinka, sei. Höhepunkt der orthodoxen Verblendung ist das Argument, der Krieg gegen die Hisbollah im Libanon sei wegen dieser Parade ausgebrochen. Tatsächlich war die Parade für August geplant, musste aber wegen des Kriegsausbruchs verschoben werden.
Die Rabbiner berufen sich immer wieder auf Verbote der Homosexualität, wie sie im Alten Testament und in den Schriften des Talmuds festgelegt sind. In „Leviticus 18/22“ heisst es: „Du sollst nicht mit einem Mann schlafen, wie Du mit einer Frau schläfst. Ein Greuel ist das.“ Den Missetätern wird die Todesstrafe ange-droht. Der Talmud leugnet sogar, dass es jüdische Homosexuelle gibt. Wer homosexuell sei, könne kein Jude sein, heisst es. Die Homosexualität verstosse gegen Gottes Gesetz zur Fortpflanzung. Sie sei gegen die menschliche Natur und verhindere auch die Bil-dung einer Familie.
Da die Charedim das Alte Testament wörtlich nehmen, wird auch der Untergang der Stadt Sodom bemüht. Bei den Protesten gegen die Parade wurden Flugblätter ausgestreut, auf denen es hiess: „Sodomiter nach Sodom!“. Damit werden in einem Jahr-tausende alten Irrtum Bewohner der Stadt Sodom mit Homosexuellen gleichgesetzt.
Sodom ist heute eine kleine Stadt am Südufer des Toten Meeres, in der vor allem Kalium und Magnesium gewonnen werden. Sodom hiess aber auch die mythische Stadt aus dem Ersten Buch Moses, die wegen ihres sündhaften Treibens zusammen mit der Nachbarstadt Gomorrah von Gott zerstört wird. Einzig Lot entkommt dem Untergang, wobei sich seine Frau umdreht und zur Salzsäule erstarrt. „Es geht zu wie in Sodom und Gomorrah!“
Diese Redensart hat sich bis heute erhalten. Durch Jahrhunderte haben hebräische und auch christliche Gelehrte mit viel Fantasie darüber spekuliert, welchen Sünden man in Sodom und Gomorrah wohl gehuldigt haben könnte. Tatsache ist, dass die relativ reiche Stadt Sodom vor rund 5 000 Jahren in einem Erdbeben vernichtet worden ist. Durch die Erdstösse hatten sich im Boden Spalten geöffnet, worauf ausströmendes Methangas explodierte und die Stadt ins Wasser riss.
Ausdrücklich ist in der Bibel davon die Rede, dass es Schwefel und Feuer geregnet hat. In den letzten zwei Jahrzehnten hat man Spuren gefunden, die diesen Untergang bestätigen. Dass die Sodomiter allesamt zu Homosexuellen wurden, dürfte auf die Mehrdeutigkeit einer Übersetzung zurückgehen. Lot war als einziger Gerechter dieser Stadt von drei Engeln besucht worden. Die Bewohner Sodom umringten in der Legende das Haus Lots und verlangten die Auslieferung der Fremden. Was sie mit ihnen machen wollten, bleibt unklar. Sie riefen: “Gib sie uns, damit wir sie erkennen.“
Nun kann das fragliche Verb im alten Hebräischen Erkennen im Sinn einer Feststellung der Identität bedeuten. Es wird aber auch als Euphemismus für den Sexualverkehr eingesetzt. Luther hatte immer wieder übersetzt: „Und er erkannte sie.“ Wollten die Sodomiter die als Männer erschienenen Engel zum Sex auf die Lagerstatt zwingen? Oder wollten sie nur wissen, wer da in ihre wohl gehüteten Business-Geheimnisse einzudringen versuchte? In jedem Fall liegt ein Bruch des für heilig gehaltenen Gastrechtes vor.
An anderen Stellen des Alten und Neuen Testamentes wird Sodom immer wieder der Fremdenfeindlichkeit und des Bruchs der Gastfreundschaft beschuldigt. Moderne Forschung, die im Toten Meer auch nach Ruinen von Sodom fahndet, ist der Meinung, es könne keine Stadt geschlossen der Homosexualität huldigen und es sei damals vor allem das Gastrecht verletzt worden. Das Alte und auch das Neue Testament hatten jedenfalls nur von Sodoms Sünden, nicht aber von Spezialisierung der Stadt auf die Homosexualität gesprochen.
Erst viel späte ist den Sodomitern eine Reihe von Sexualpraktiken zugeschrieben worden, die nicht der Fortpflanzung dienten, darunter auch Verkehr mit Tieren, Masturbation, „Befleckung zwischen den Schenkeln“ und der homo-sexuelle Verkehr. Päpste und Kirchenväter haben Sodomie als Homosexualität definiert und sehr hoch in der Hierarchie der Sünden eingereiht. Immer wieder kam es zu Verfolgungen und Exekutionen der Sodomiter. Zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten ist die gleichgeschlechtliche Liebe immer wieder toleriert worden. Im deutschen Sprachgebrauch wurde die Sodomie immer mehr zu einer Bezeichnung für den Sexualverkehr mit Tieren. Im Englischen blieb „sodomize“ das Verbum für den homosexuellen Verkehr.
Auch unter den Charedim leben wie in jeder Gesellschaft oder in jedem Volk Sodomiter in der Bedeutung von Homosexuellen. Viele Rabbiner haben darüber sinniert und befunden: Der Betroffene sei sündenfrei, müsse aber seinen Drang verinnerlichen und dürfe nicht zur Tat schreiten. Die Proteste der Charedim gegen die „Gay Pride Parade“ (wörtlich: Schwulen-stolzparade) führen auch verständ-liche Gründe an: Warum müsse man ausgerechnet in der für mehrere Religionen heiligen Stadt diese Parade veranstalten. Warum müsse man auf eine Veranlagung stolz sei, zu der man nichts aus eigenen Kräften beigetragen habe und die von einer launischen Natur wie etwa ein Muttermal verursacht worden seien.
Stolz könne man doch nur auf eigene Leistungen sein. Die Charedim kämpfen für ein ethnisch reines und religiöses Israel, das in den Küstenstädten schon seit langem als verloren gilt, aber durch die Siedlungen in palästinensischen Gebieten neue Kraft erhält. Die Charedims haben bisher schon Unruhe gestiftet: Mit Steinwürfen wollen sie immer wieder die Sabbathruhe verteidigen. Sie gehen auch gegen Restaurants vor, in denen nichtkoschere Speisen serviert werden. Viele Israelis lasten ihnen auch die Ermordung des Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin an. Israel ist, wie seine Unabhängigkeitserklärung feststellt, ein jüdischer Staat und eine Demokratie. Es hat sich seit 1948 eine Verzahnung zwischen Religion und Staat entwickelt. Staatsgründer Ben Gurion hatte mit der Orthodoxie ein Abkommen geschlossen.
Demnach garantiert der Staat für die Einhaltung der Sabbatruhe, für koschere Speisen in Lokalen für ein religiöses Schulwesen und für die Befreiung der Talmudschüler vom Wehrdienst. Die Charedim lehnen im Prinzip den Staat ab, doch beteiligen sie sich an den religiösen Parteien, die in den letzten Jahren als Zünglein an der Waage zwischen Rechts und Links zunehmend an Einfluss gewonnen haben. Doch sind die religiösen Parteien immer wieder von Spaltungen bedroht, die in verschiedenen Interpretationen des Judentums, der Schoah und des Staates Israels ihre Wurzeln haben. Immer breiter wird die Kluft zwischen den orthodoxen Juden und den Israelis. Es könnte die Bedrohung durch die Araber und den Iran sein, die einmal in Israel eine strikte Trennung von Staat und Religion erzwingen.
Malte Olschewski- Israel hätte derzeit andere Probleme, aber die für 11.11. geplante Parade Homosexueller durch Jerusalem rührt an den Wurzeln des Verständnisses von Staat und Gesellschaft. Ultraorthodoxe Juden, die so genannten Charedim, suchen seit Tagen mit Demonstrationen eine Absage der Parade zu erzwingen. Säkulare Kräfte sehen Demokratie und Meinungsfreiheit gefährdet. Die Polizei hat in einem Grosseinsatz vierzig Demonstranten verhaftet. Für die Parade wurde nun eine neue Route festgelegt, die ohne orthodoxe Wohnviertel zu berühren vom Parlament in das Universitätsstadion gehen soll. Rabbiner haben über die Teilnehmer der Parade einen „Todesfluch“ verhängt.
Radikale Rabbis aus dem Stadtteil Mea Shearim argumentieren schon seit Wochen gegen diese Veranstaltung. Als Zeichen der Trauer und Empörung haben sie sich nach biblischem Vorbild in grobes Sackleinen gehüllt. Sie sprechen Yiddisch bei ihren Aufrufen: Jerusalem sei eine Heilige Stadt und dürfe nicht durch eine derartige Veranstaltung entehrt werden. Die Homosexuellen könnten in vielen anderen Städten Israels ihre Parade abhalten. Bereits im Vorjahr war es bei einer ähnlichen Parade zu einem Messerattentat gekommen. Die Orthodoxen drohen diesmal, die Strassen zu blockieren. Man werde sich auf den Dächern postieren und die Parade unter Beschuss nehmen. In orthodoxen Stadtteilen nach Berichten der „Jerusalem Post“ sind Flugblätter aufgetaucht, in denen hohe Summen für den Tod eines „Sodomiters“ geboten werden.
Alles, was die Orthodoxen erregt, wird sofort in eine Beziehung zum Holocaust gezwungen. Es sei sei doch auffällig, rufen die Rabbiner, dass die Schwulenparade genau am 68. Jahrestag der Kristallnacht in Deutschland durch die heilige Stadt ziehen will. In Synagogen sind Plakaten mit der Behauptung affichiert, wonach der Polizeichef von Jersualem, Ilan Franco, der Enkel von Franz Stangl, des KZ-Kommandanten von Treblinka, sei. Höhepunkt der orthodoxen Verblendung ist das Argument, der Krieg gegen die Hisbollah im Libanon sei wegen dieser Parade ausgebrochen. Tatsächlich war die Parade für August geplant, musste aber wegen des Kriegsausbruchs verschoben werden.
Die Rabbiner berufen sich immer wieder auf Verbote der Homosexualität, wie sie im Alten Testament und in den Schriften des Talmuds festgelegt sind. In „Leviticus 18/22“ heisst es: „Du sollst nicht mit einem Mann schlafen, wie Du mit einer Frau schläfst. Ein Greuel ist das.“ Den Missetätern wird die Todesstrafe ange-droht. Der Talmud leugnet sogar, dass es jüdische Homosexuelle gibt. Wer homosexuell sei, könne kein Jude sein, heisst es. Die Homosexualität verstosse gegen Gottes Gesetz zur Fortpflanzung. Sie sei gegen die menschliche Natur und verhindere auch die Bil-dung einer Familie.
Da die Charedim das Alte Testament wörtlich nehmen, wird auch der Untergang der Stadt Sodom bemüht. Bei den Protesten gegen die Parade wurden Flugblätter ausgestreut, auf denen es hiess: „Sodomiter nach Sodom!“. Damit werden in einem Jahr-tausende alten Irrtum Bewohner der Stadt Sodom mit Homosexuellen gleichgesetzt.
Sodom ist heute eine kleine Stadt am Südufer des Toten Meeres, in der vor allem Kalium und Magnesium gewonnen werden. Sodom hiess aber auch die mythische Stadt aus dem Ersten Buch Moses, die wegen ihres sündhaften Treibens zusammen mit der Nachbarstadt Gomorrah von Gott zerstört wird. Einzig Lot entkommt dem Untergang, wobei sich seine Frau umdreht und zur Salzsäule erstarrt. „Es geht zu wie in Sodom und Gomorrah!“
Diese Redensart hat sich bis heute erhalten. Durch Jahrhunderte haben hebräische und auch christliche Gelehrte mit viel Fantasie darüber spekuliert, welchen Sünden man in Sodom und Gomorrah wohl gehuldigt haben könnte. Tatsache ist, dass die relativ reiche Stadt Sodom vor rund 5 000 Jahren in einem Erdbeben vernichtet worden ist. Durch die Erdstösse hatten sich im Boden Spalten geöffnet, worauf ausströmendes Methangas explodierte und die Stadt ins Wasser riss.
Ausdrücklich ist in der Bibel davon die Rede, dass es Schwefel und Feuer geregnet hat. In den letzten zwei Jahrzehnten hat man Spuren gefunden, die diesen Untergang bestätigen. Dass die Sodomiter allesamt zu Homosexuellen wurden, dürfte auf die Mehrdeutigkeit einer Übersetzung zurückgehen. Lot war als einziger Gerechter dieser Stadt von drei Engeln besucht worden. Die Bewohner Sodom umringten in der Legende das Haus Lots und verlangten die Auslieferung der Fremden. Was sie mit ihnen machen wollten, bleibt unklar. Sie riefen: “Gib sie uns, damit wir sie erkennen.“
Nun kann das fragliche Verb im alten Hebräischen Erkennen im Sinn einer Feststellung der Identität bedeuten. Es wird aber auch als Euphemismus für den Sexualverkehr eingesetzt. Luther hatte immer wieder übersetzt: „Und er erkannte sie.“ Wollten die Sodomiter die als Männer erschienenen Engel zum Sex auf die Lagerstatt zwingen? Oder wollten sie nur wissen, wer da in ihre wohl gehüteten Business-Geheimnisse einzudringen versuchte? In jedem Fall liegt ein Bruch des für heilig gehaltenen Gastrechtes vor.
An anderen Stellen des Alten und Neuen Testamentes wird Sodom immer wieder der Fremdenfeindlichkeit und des Bruchs der Gastfreundschaft beschuldigt. Moderne Forschung, die im Toten Meer auch nach Ruinen von Sodom fahndet, ist der Meinung, es könne keine Stadt geschlossen der Homosexualität huldigen und es sei damals vor allem das Gastrecht verletzt worden. Das Alte und auch das Neue Testament hatten jedenfalls nur von Sodoms Sünden, nicht aber von Spezialisierung der Stadt auf die Homosexualität gesprochen.
Erst viel späte ist den Sodomitern eine Reihe von Sexualpraktiken zugeschrieben worden, die nicht der Fortpflanzung dienten, darunter auch Verkehr mit Tieren, Masturbation, „Befleckung zwischen den Schenkeln“ und der homo-sexuelle Verkehr. Päpste und Kirchenväter haben Sodomie als Homosexualität definiert und sehr hoch in der Hierarchie der Sünden eingereiht. Immer wieder kam es zu Verfolgungen und Exekutionen der Sodomiter. Zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten ist die gleichgeschlechtliche Liebe immer wieder toleriert worden. Im deutschen Sprachgebrauch wurde die Sodomie immer mehr zu einer Bezeichnung für den Sexualverkehr mit Tieren. Im Englischen blieb „sodomize“ das Verbum für den homosexuellen Verkehr.
Auch unter den Charedim leben wie in jeder Gesellschaft oder in jedem Volk Sodomiter in der Bedeutung von Homosexuellen. Viele Rabbiner haben darüber sinniert und befunden: Der Betroffene sei sündenfrei, müsse aber seinen Drang verinnerlichen und dürfe nicht zur Tat schreiten. Die Proteste der Charedim gegen die „Gay Pride Parade“ (wörtlich: Schwulen-stolzparade) führen auch verständ-liche Gründe an: Warum müsse man ausgerechnet in der für mehrere Religionen heiligen Stadt diese Parade veranstalten. Warum müsse man auf eine Veranlagung stolz sei, zu der man nichts aus eigenen Kräften beigetragen habe und die von einer launischen Natur wie etwa ein Muttermal verursacht worden seien.
Stolz könne man doch nur auf eigene Leistungen sein. Die Charedim kämpfen für ein ethnisch reines und religiöses Israel, das in den Küstenstädten schon seit langem als verloren gilt, aber durch die Siedlungen in palästinensischen Gebieten neue Kraft erhält. Die Charedims haben bisher schon Unruhe gestiftet: Mit Steinwürfen wollen sie immer wieder die Sabbathruhe verteidigen. Sie gehen auch gegen Restaurants vor, in denen nichtkoschere Speisen serviert werden. Viele Israelis lasten ihnen auch die Ermordung des Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin an. Israel ist, wie seine Unabhängigkeitserklärung feststellt, ein jüdischer Staat und eine Demokratie. Es hat sich seit 1948 eine Verzahnung zwischen Religion und Staat entwickelt. Staatsgründer Ben Gurion hatte mit der Orthodoxie ein Abkommen geschlossen.
Demnach garantiert der Staat für die Einhaltung der Sabbatruhe, für koschere Speisen in Lokalen für ein religiöses Schulwesen und für die Befreiung der Talmudschüler vom Wehrdienst. Die Charedim lehnen im Prinzip den Staat ab, doch beteiligen sie sich an den religiösen Parteien, die in den letzten Jahren als Zünglein an der Waage zwischen Rechts und Links zunehmend an Einfluss gewonnen haben. Doch sind die religiösen Parteien immer wieder von Spaltungen bedroht, die in verschiedenen Interpretationen des Judentums, der Schoah und des Staates Israels ihre Wurzeln haben. Immer breiter wird die Kluft zwischen den orthodoxen Juden und den Israelis. Es könnte die Bedrohung durch die Araber und den Iran sein, die einmal in Israel eine strikte Trennung von Staat und Religion erzwingen.
sfux - 9. Nov, 08:31 Article 2015x read