Schon wieder: Daten im Verteidigungsministerium verschwunden
World Content News - Ein Datenklau-Gespenst geht um auf der Hardthöhe: Wiederholt ist innerhalb kurzer Zeit angeblich ein Bericht verlorengegangen, der wichtige Zeugenhinweise im Zusammenhang mit Festnahmen und Deportationen von Gefangenen im Rahmen des sog. "Anti-Terror-Kampfes" enthielt.
Wie der "Spiegel" in Bezug auf das Festhalten von Murat Kurnaz im afghanischen Kandahar berichtet, ist ein von US-Soldaten an das KSK übergebener Datenträger im Verteidigungsministerium abhanden gekommen, der Fotos, Verhörprotokolle und Namenslisten von Gefangenen enthielt. Auch dreißig Prozent der etwa 100 eingesetzten KSK-Soldaten soll der Verbleib des Deutsch-Türken bekannt gewesen sein. Nur das Ministerium wusste wieder mal von nichts, auch andere Berichte, wie z.B. ein Rapport eines BND-Soldaten an die Geheimdienstspitze sowie eine Meldung aus Florida, datiert vom 29. 12. 2001, in der von einer Gefangennahme eines Deutschen in Kandahar die Rede ist, sind wohl irgendwo verschütt gegangen.
Wir erinnern uns: Erst im Januar hatte das Bundesverteidigungs-ministerium zugeben müssen, das ein Bericht verschwunden ist, der zur Entlastung von sechs auf Guantanamo Bay festgehaltenen Männern ("Algerian Six") hätte beitragen können. In dem vom Militärischen Abschirmdienstes (MAD) verfassten Dossier wurde darauf hingewiesen, dass es "tatsächlich Hinweise für eine eventuelle ungerechtfertigte Festnahme und für eine zumindest höchst zweifelhafte Deportation" (von Bosnien nach Guantanamo gegeben habe. Auswärtiges Amt und BND behaupteten, keine Kenntnis davon zu haben und im BMVG waren die Daten einfach weg, versehentlich gelöscht wie es hieß.
Hat das Verteidigungsministerium seine IT nicht im Griff (es wird doch ansonsten jeder Knopf einer Soldatenhose archiviert) oder geht dort ein Datenklau um? Wer hätte gegebenenfalls ein Interesse daran, solche sensitiven Daten verschwinden zu lassen?
Leider breitet sich auch bereits in der Medienlandschaft ein Gähnen aus angesichts der ständig neuen Vorkommnisse. Die fast täglichen Enthüllungen sind anscheinend kaum eine Zeile mehr wert, die Empörung weicht der Abstumpfung. Erwähnt sei z.B. die Folterschilderung von Abu Omar, der von Italien über Deutschland nach Kairo verschleppt wurde, nachzulesen in der "Corriere della Sera" und dem Schweizer "Sonntagsblick":
"... Zu Beginn des Verhörs ziehen mich die Wächter aus und drohen, mich zu vergewaltigen. Während der Befragung hält einer von ihnen meine Genitalien in der Hand. Wenn ich nicht rede, drückt er zu. Ich bekam so viele Schläge, dass ich auf einem Ohr völlig taub bin. Bei der «Matratze» genannten Folter wird ein Stromkabel an eine nasse Matratze angeschlossen. Arme und Beine werden hinter dem Rücken zusammen gebunden. Einer der Folterer legt ein Holzbrett auf meine Schultern und setzt sich drauf. Dann wird das Stromkabel in die Dose gesteckt. ..."
Vorausgesetzt diese Schilderung und auch andere ähnliche Berichte von Gefangenen, inzwischen zum Teil durch Beweise und Zeugenaussagen bestätigt, entsprechen den Tatsachen (man denke auch an die Folterfotos von Abu Ghraib), sollte man sich in der Regierung doch spätestens jetzt an den Kopf fassen, mit welchen abscheulichen Verbrechern man hier gemeinsame Sache macht. Und den Glaubwürdigkeitsverlust der Deutschen in die Demokratie allein der wirtschaftlichen Situation und den Rechtsextremen in die Schuhe zu schieben, wie es zur Zeit gerne wiedergekäut wird, ist wohl doch ein bisschen blauäugig - wenn nicht gar - pardon - Verarschung.
Dieser Artikel erschien erstmalig bei World Content News
Wie der "Spiegel" in Bezug auf das Festhalten von Murat Kurnaz im afghanischen Kandahar berichtet, ist ein von US-Soldaten an das KSK übergebener Datenträger im Verteidigungsministerium abhanden gekommen, der Fotos, Verhörprotokolle und Namenslisten von Gefangenen enthielt. Auch dreißig Prozent der etwa 100 eingesetzten KSK-Soldaten soll der Verbleib des Deutsch-Türken bekannt gewesen sein. Nur das Ministerium wusste wieder mal von nichts, auch andere Berichte, wie z.B. ein Rapport eines BND-Soldaten an die Geheimdienstspitze sowie eine Meldung aus Florida, datiert vom 29. 12. 2001, in der von einer Gefangennahme eines Deutschen in Kandahar die Rede ist, sind wohl irgendwo verschütt gegangen.
Wir erinnern uns: Erst im Januar hatte das Bundesverteidigungs-ministerium zugeben müssen, das ein Bericht verschwunden ist, der zur Entlastung von sechs auf Guantanamo Bay festgehaltenen Männern ("Algerian Six") hätte beitragen können. In dem vom Militärischen Abschirmdienstes (MAD) verfassten Dossier wurde darauf hingewiesen, dass es "tatsächlich Hinweise für eine eventuelle ungerechtfertigte Festnahme und für eine zumindest höchst zweifelhafte Deportation" (von Bosnien nach Guantanamo gegeben habe. Auswärtiges Amt und BND behaupteten, keine Kenntnis davon zu haben und im BMVG waren die Daten einfach weg, versehentlich gelöscht wie es hieß.
Hat das Verteidigungsministerium seine IT nicht im Griff (es wird doch ansonsten jeder Knopf einer Soldatenhose archiviert) oder geht dort ein Datenklau um? Wer hätte gegebenenfalls ein Interesse daran, solche sensitiven Daten verschwinden zu lassen?
Leider breitet sich auch bereits in der Medienlandschaft ein Gähnen aus angesichts der ständig neuen Vorkommnisse. Die fast täglichen Enthüllungen sind anscheinend kaum eine Zeile mehr wert, die Empörung weicht der Abstumpfung. Erwähnt sei z.B. die Folterschilderung von Abu Omar, der von Italien über Deutschland nach Kairo verschleppt wurde, nachzulesen in der "Corriere della Sera" und dem Schweizer "Sonntagsblick":
"... Zu Beginn des Verhörs ziehen mich die Wächter aus und drohen, mich zu vergewaltigen. Während der Befragung hält einer von ihnen meine Genitalien in der Hand. Wenn ich nicht rede, drückt er zu. Ich bekam so viele Schläge, dass ich auf einem Ohr völlig taub bin. Bei der «Matratze» genannten Folter wird ein Stromkabel an eine nasse Matratze angeschlossen. Arme und Beine werden hinter dem Rücken zusammen gebunden. Einer der Folterer legt ein Holzbrett auf meine Schultern und setzt sich drauf. Dann wird das Stromkabel in die Dose gesteckt. ..."
Vorausgesetzt diese Schilderung und auch andere ähnliche Berichte von Gefangenen, inzwischen zum Teil durch Beweise und Zeugenaussagen bestätigt, entsprechen den Tatsachen (man denke auch an die Folterfotos von Abu Ghraib), sollte man sich in der Regierung doch spätestens jetzt an den Kopf fassen, mit welchen abscheulichen Verbrechern man hier gemeinsame Sache macht. Und den Glaubwürdigkeitsverlust der Deutschen in die Demokratie allein der wirtschaftlichen Situation und den Rechtsextremen in die Schuhe zu schieben, wie es zur Zeit gerne wiedergekäut wird, ist wohl doch ein bisschen blauäugig - wenn nicht gar - pardon - Verarschung.
Dieser Artikel erschien erstmalig bei World Content News
sfux - 15. Nov, 08:09 Article 2166x read