Russischer Ex-Agent Litwinenko in London gestorben
Drei Wochen nach dem mutmasslichen Giftanschlag ist der russische Ex-Agent Alexander Litwinenko gestorben.
David Stringer - Litwinenko starb gestern Abend auf der Intensivstation der Londoner Universitätsklinik an einem Herzversagen, wie das Krankenhaus mitteilte. Die Londoner Polizei teilte mit, es werde wegen unbekannter Todesursache ermittelt. Die Ärzte konnten bis zuletzt nicht klären, womit und wie Litwinenko möglicherweise vergiftet wurde.
«Die Bastarde haben mich gekriegt»
Litwinenko selbst erklärte, er sei am 1. November vergiftet worden, als er zum Mord an der Kremlkritikerin und Journalistin Anna Politkowskaja recherchierte. Sein Haar fiel aus, seine Kehle schwoll an und sein Immun- und Nervensystem wurde schwer geschädigt.
Nur wenige Stunden bevor er gestern das Bewusstsein verlor erklärte Litwinenko in einem Interview mit der Zeitung «The Times», er sei vom Kreml zum Schweigen gebracht worden. «Ich will überleben, nur um es ihnen zu zeigen», erklärte Litwinenko. «Die Bastarde haben mich gekriegt, aber sie werden nicht jeden kriegen.»
Litwinenkos Freund Andrei Nekrasow sagte der Nachrichtenagentur AP, seine Frau Marina, sein Vater Walter und sein zehnjähriger Sohn Anatoli seien in den letzten Stunden bei ihm gewesen. «Ich kann es nicht anders sagen: sie haben wieder einen von uns erschlagen. Es war ein unglaublich professioneller und zugleich sadistischer Mord», sagte Nekrasow. «Sie haben ihn aus Hass ermordet, aus Rachsucht. Es gibt einen Machtkampf in Moskau und er wurde ein Opfer davon.»
Russischer Auslandsgeheimdienst weist Vorwurf zurück
Litwinenko war ein ausgesprochener Kremlkritiker. Er war nach einem Treffen mit einem italienischen Sicherheitsexperten in einem Londoner Sushi-Restaurant Anfang November erkrankt. Seine Freunde haben die russische Regierung beschuldigt, einen Giftanschlag veranlasst zu haben. Der russische Auslandsgeheimdienst hat den Vorwurf scharf zurückgewiesen. «Litwinenko ist nicht die Art Person, für die wir bilaterale Beziehungen aufs Spiel setzen würden», zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen Geheimdienstsprecher.
Ratlose Ärzte
Die Ärzte haben nach eigenen Angaben keine Hinweis darauf, warum sich der Gesundheitszustand Litwinenkos so dramatisch verschlechterte. Der Chefarzt der Intensivstation am Londoner Universitätsklinikum, Geoff Bellingan, erklärte, die Mediziner seien überzeugt, dass Litwinenko nicht mit einem Schwermetall wie Thallium vergiftet wurde. Auch eine radioaktive Substanz sei allem Anschein nach nicht die Ursache seines Leidens. Der Chefarzt wies ferner Spekulationen zurück, dass Fremdkörper im Darm des Patienten für dessen schlechten Zustand verantwortlich sein könnten.
Die BBC hatte unter Berufung auf Krankenhauskreise berichtet, aus Röntgenaufnahmen gehe hervor, dass Litwinenko drei Gegenstände dichter Struktur verschluckt habe. Bellingan erklärte dagegen, die vermeintlichen Fremdkörper auf den Röntgenbildern seien in Wahrheit Flecke, die von der Behandlung des Patienten mit Preussisch-Blau herrührten. Diese Farbstoffsubstanz wird in der Medizin häufig als Mittel zur Bindung von Giften wie Thallium und Cäsium eingesetzt.
Oberst im Geheimdienst
Litwinenko trat zu Sowjetzeiten dem Geheimdienst KGB bei und stieg bei dessen Nachfolgeorganisation, dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB, zum Oberst auf. Im November 2000 floh er aus Russland und bat in Grossbritannien um Asyl. Zwei Jahre zuvor hatte er seine Vorgesetzten beim FSB öffentlich beschuldigt, ihm die Tötung des russischen Milliardärs Boris Beresowski befohlen zu haben, der damals zum Machtzirkel des Kremls gehörte. Ausserdem beschuldigte Litvinenko FSB-Beamte, 1999 Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Russland koordiniert zu haben. Diese kosteten rund 300 Menschen das Leben und lösten den zweiten Tschetschenien-Krieg aus.
David Stringer - Litwinenko starb gestern Abend auf der Intensivstation der Londoner Universitätsklinik an einem Herzversagen, wie das Krankenhaus mitteilte. Die Londoner Polizei teilte mit, es werde wegen unbekannter Todesursache ermittelt. Die Ärzte konnten bis zuletzt nicht klären, womit und wie Litwinenko möglicherweise vergiftet wurde.
«Die Bastarde haben mich gekriegt»
Litwinenko selbst erklärte, er sei am 1. November vergiftet worden, als er zum Mord an der Kremlkritikerin und Journalistin Anna Politkowskaja recherchierte. Sein Haar fiel aus, seine Kehle schwoll an und sein Immun- und Nervensystem wurde schwer geschädigt.
Nur wenige Stunden bevor er gestern das Bewusstsein verlor erklärte Litwinenko in einem Interview mit der Zeitung «The Times», er sei vom Kreml zum Schweigen gebracht worden. «Ich will überleben, nur um es ihnen zu zeigen», erklärte Litwinenko. «Die Bastarde haben mich gekriegt, aber sie werden nicht jeden kriegen.»
Litwinenkos Freund Andrei Nekrasow sagte der Nachrichtenagentur AP, seine Frau Marina, sein Vater Walter und sein zehnjähriger Sohn Anatoli seien in den letzten Stunden bei ihm gewesen. «Ich kann es nicht anders sagen: sie haben wieder einen von uns erschlagen. Es war ein unglaublich professioneller und zugleich sadistischer Mord», sagte Nekrasow. «Sie haben ihn aus Hass ermordet, aus Rachsucht. Es gibt einen Machtkampf in Moskau und er wurde ein Opfer davon.»
Russischer Auslandsgeheimdienst weist Vorwurf zurück
Litwinenko war ein ausgesprochener Kremlkritiker. Er war nach einem Treffen mit einem italienischen Sicherheitsexperten in einem Londoner Sushi-Restaurant Anfang November erkrankt. Seine Freunde haben die russische Regierung beschuldigt, einen Giftanschlag veranlasst zu haben. Der russische Auslandsgeheimdienst hat den Vorwurf scharf zurückgewiesen. «Litwinenko ist nicht die Art Person, für die wir bilaterale Beziehungen aufs Spiel setzen würden», zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen Geheimdienstsprecher.
Ratlose Ärzte
Die Ärzte haben nach eigenen Angaben keine Hinweis darauf, warum sich der Gesundheitszustand Litwinenkos so dramatisch verschlechterte. Der Chefarzt der Intensivstation am Londoner Universitätsklinikum, Geoff Bellingan, erklärte, die Mediziner seien überzeugt, dass Litwinenko nicht mit einem Schwermetall wie Thallium vergiftet wurde. Auch eine radioaktive Substanz sei allem Anschein nach nicht die Ursache seines Leidens. Der Chefarzt wies ferner Spekulationen zurück, dass Fremdkörper im Darm des Patienten für dessen schlechten Zustand verantwortlich sein könnten.
Die BBC hatte unter Berufung auf Krankenhauskreise berichtet, aus Röntgenaufnahmen gehe hervor, dass Litwinenko drei Gegenstände dichter Struktur verschluckt habe. Bellingan erklärte dagegen, die vermeintlichen Fremdkörper auf den Röntgenbildern seien in Wahrheit Flecke, die von der Behandlung des Patienten mit Preussisch-Blau herrührten. Diese Farbstoffsubstanz wird in der Medizin häufig als Mittel zur Bindung von Giften wie Thallium und Cäsium eingesetzt.
Oberst im Geheimdienst
Litwinenko trat zu Sowjetzeiten dem Geheimdienst KGB bei und stieg bei dessen Nachfolgeorganisation, dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB, zum Oberst auf. Im November 2000 floh er aus Russland und bat in Grossbritannien um Asyl. Zwei Jahre zuvor hatte er seine Vorgesetzten beim FSB öffentlich beschuldigt, ihm die Tötung des russischen Milliardärs Boris Beresowski befohlen zu haben, der damals zum Machtzirkel des Kremls gehörte. Ausserdem beschuldigte Litvinenko FSB-Beamte, 1999 Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Russland koordiniert zu haben. Diese kosteten rund 300 Menschen das Leben und lösten den zweiten Tschetschenien-Krieg aus.
sfux - 24. Nov, 08:16 Article 1680x read