CIA-Flüge und Gefangenentransporte: Zahlen und Fakten (2)
World Content News - Teil 2 dokumentiert die bisher bekannt gewordenen Gefangenen-transporte, in die deutsche Flughäfen direkt involviert waren und gibt einen Überblick über die Verdachtsmomente bezüglich geheimer Inhaftierungen in Deutschland.
Zum Vorabverständnis, um welches Phänomen es hier geht: Gefangenentransporte - ob von der CIA oder von US-Militärs durchgeführt - liefen in den meisten Fällen nicht so ab, wie man sich das gemeinhin in unserer zivilisatorisch geprägten Welt so vorstellt. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass sehr oft unangemessen brutale Gewalt angewendet wurde.
Aus übereinstimmenden Schilderungen von Entführungsopfern geht hervor, dass sie bereits vor der Transportphase geschlagen und gefoltert wurden. Einige von ihnen wurden vor dem Flug mit Medikamenten betäubt oder es wurden Drogen verabreicht, um den Opfern die Orientierungsfähigkeit zu nehmen. Sie wurden in Windeln und Overalls gesteckt, man setzte ihnen Verdunklungsbrillen und akustiknehmende Kopfhörer auf.
An Bord wurden sie entweder mit Handschellen an Flugzeugsitze oder oft auch auf dem Flugzeugboden angekettet, umringt von einer größeren Anzahl von Entführern, die den Gefangenen drohten oder üble Scherze mit ihnen trieben. Es gibt auch Schilderungen von Folter während des Fluges, z.B. durch die sog. "Waterboarding"- Methode. Dabei wird durch Ausnutzen von Würgreflexen physiologisch zwingend der Eindruck unmittelbar drohenden Ertrinkens hervorgerufen, indem die Atmung über ein ständig mit Wasser begossenen Tuch stark erschwert wird. Waterboarding wurde angeblich von den Roten Khmer erfunden, um Geständnisse zu erzwingen. (Anschauungsbeispiel hier, Macromedia Flash Player 9.0 erforderlich, Fotos mit Apparatur siehe hier).
Stets wurde vermieden, dass die Gefangenen in Erfahrung bringen konnten, wo sie sich gerade befanden. Dadurch wird auch nie vollständig aufgeklärt werden können, in welchen Ländern sie heimlich und gesetzeswidrig festgehalten wurden. Trotzdem konnten einige Fälle anhand der Kombination von Entführungsdaten und der Flugdaten von durch die CIA betriebenen Flugzeuge zum Entführungszeitpunkt rekonstruiert werden. Die britische Menschenrechtsorganisation "Reprieve" hat darüber hinaus Berichte aus Guantanamo gesammelt, aus denen Hinweise und Verdachtsmomente hervorgehen, dass einzelne Gefangene vorübergehend auch auf deutschem Territorium festgehalten wurden.
Noch stehen die Nachforschungen erst am Anfang und gesicherte Erkenntnisse sind bislang rar. Anhand der vom Europaparlament untersuchten Flüge, aus denen hervorgeht, dass Deutschland weit überdurchschnittlich von CIA-Flügen betroffen war und mehr als die Hälfte dieser Flüge im Zusammenhang mit suspekten Orten standen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass im Laufe der Zeit zusätzlich zu den untenstehend geschilderten Fällen noch weitere hinzu kommen könnten. World.Content.News bemüht sich deshalb, diesen Beitrag bei Vorliegen neuer Erkenntnisse upzudaten, um einen jeweils aktuellen Überblick über die Situationslage aufrecht zu erhalten.
Überblick:
Aktueller Stand (November 2006)
1. Direkte Verwicklungen
1-A. Transport mit Flugzeugwechsel: Abu Omar
1-B. Entführung: 'Algerian Six'
2. Vermutete direkte Verwicklungen
2-A. Transport und geheime Inhaftierung: Waleed Tawfiq bin Attash
2-B. Transport und geheime Inhaftierung: Khalid Sheikh Mohamed
2-C. Transport mit Flugzeugwechsel: Shaker Aamer und weitere 30 Gefangene
2-D. Verdacht: Geheime Inhaftierungen in Mannheim
2-E. Verdacht bisher ohne Personenbezug: Flug Guantanamo - Nürnberg - Dushanbe - Nürnberg
3. Indirekte Verwicklungen
3-A. Transport: Abou Elkassim Britel (Überstellungsflug, Pre-Flight
3-B. Transport: Binyam Mohammed (Verbringungs-Flug: Islamabad-Rabat, Pre-Flight)
3-C.Transport: Bisher Al-Rawi und Jamil El-Banna (Verbringungs-Flug, After-Flight)
4. Vermutete Kooperation durch Informationsaustausch
4-A. Entführung: Khaled El-Masri
4-B. Verhaftung und Verbringung: Murat Kurnaz
4-C. Verhaftung: Mohamed Haydar Zammar
4-D. Verhaftung und Verbringung: Abdel-Halim Khafagy
5. Weitere dokumentierte Fälle (ohne deutsche Beteiligung)
Erläuterungen:
1. Direkte Verwicklungen
Es sind derzeit zwei Fälle bekannt, in denen mit hinreichender Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden kann, dass Deutschland eine wichtige Rolle bei den illegalen Entführungen durch US-Behörden zuteil wurde: Zum einen das Kidnapping des Predigers Abu Omar auf einer belebten Strasse in Mailand und der anschließende Flug nach Ramstein. In diesem Fall fingen Amateurfunker das Rufzeichen ("SPAR92") der Militärmaschine ab, und verfolgten diese von Aviano bis nach Deutschland. In Ramstein hielt sich zu dieser Zeit wohl nicht ganz zufällig eine Gulfstream mit der Registrierung N85VM auf, die, wie im nachhinein recherchiert, mindestens 54 x Guantanamo Bay ansteuerte und auch bei ihren insgesamt 12 Aufenthalten in Deutschland stets zu suspekten Flugzielen neigte, zuletzt am 21.06.04 nach Rabat, Marokko und zurück. Bei Abu Omar war die Endstation Ägypten, wo er laut Europaparlament auch heute noch eingekerkert ist.
'Algerian Six': Bis vor kurzem rätselte man noch, warum ausgerechnet deutsche Soldaten sich ein Pressemäntelchen umhängten und über ein Jahr nach der Entführung der sechs Algerier aus Bosnien bei Angehörigen schnüffelten, um belastendes Material zusammenzutragen. Jetzt ist klar: Die ganze Aktion wurde von A-Z von Stuttgart-Vaihingen aus gesteuert. Dies wusste man in Berlin, man bekam Skrupel und wollte sich im nachhinein noch absichern. Leider lieferte der Bericht über die Aushorchung nicht das Gewünschte, deswegen fiel er auf der Bonner Hardthöhe schnell der Löschtaste zum Opfer. Gut - dies ist jetzt vielleicht etwas forsch kombiniert, aber wie sollte es sonst gewesen sein, der Steinmeier macht ja nicht einmal mehr den Mund auf?
1-A. Transport mit Flugzeugwechsel: Abu Omar
Name: Hassan Mustafa Osama Nasr (Abu Omar)
Staatsbürgerschaft: Ägypten
Wohnort: Italien (seit 1997, Anerkennung als politischer Flüchtling)
Berichte über Folter: Ja
Quelle: Europa-Parlament
Involvierte Länder: Italien, Deutschland, Ägypten, Irland, USA.
Flugzeug 1: Rufzeichen "SPAR92" (US-AirForce, 76th Airlift Squadron), LearJet 35
Flugzweck: Entführung
Datum: 17.02.2003
Rendition Flight Aviano, Italien (18:20) - Ramstein, Deutschland (19:30), Umstieg auf N85VM
Flugzeug 2: N85VM (Operator lt CRCO: Richmor Aviation), Gulftream IV
Flugzweck: Weitertransport nach Entführung
Datum: 17.02.2003
Pre-Flight 04.02.
Washington, USA (03:20) - Ramstein, Deutschland (10:27)
Transport-Flight 17.02.03
Ramstein, Deutschland (19:52) - Kairo, Ägypten (00:32)
After-Flights 18.02.
Kairo, Ägypten (01:22) - Shannon, Irland (05:42)
Shannon, Irland (14:52) - Washington, USA (21:43)
Anmerkung: Der Sonderermittler des Europarats zu den geheimen CIA-Gefängnissen, Dick Marty, hatte im Juni den US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz als ein Drehkreuz für die heimlichen Transporte bezeichnet. Von der Bundesregierung ist bisher nur bekannt, dass sie die Berichte prüfen will und sich in der Angelegenheit angesichts laufender Verfahren vorerst nicht äußern wird.
Verbleib: Nach 14 Monaten Haft und Folter in Kairo (Tora) wurde er im April 2004 freigelassen, kurz darauf aber wieder festgenommen, weil er monierte, gefoltert worden zu sein. Bis heute weiterhin in Haft.
1-B. Entführung: 'Algerian Six'
Namen: Bensayah Belkacem, Hadj Boudellaa, Saber Lahmar, Mustafa Ait Idir, Boumediene Lakhdar,
Mohamed Nechle
Geburtsland: Algerien
Staatsbürgerschaft: Bosnien-Herzegowina
Berichte über Folter: Ja
Quelle: Europa-Parlament
Involvierte Länder: Bosnien-Herzegowina, Türkei, Deutschland
Anmerkung: Die deutsche Verwicklung ergibt sich anhand eines geheimen Lageberichts des US-Militär durch die Planung und Steuerung von EUCOM in Stuttgart, in deren Zentrale auch deutsche Verbindungsoffiziere sitzen, sowie durch den Start eines für die Entführung vorgesehenen Ersatz-/Sicherungs-Transporters ("Back Up"-Flugzeug, Ident.-Nr. UQU09Z10L019) ab Ramstein nach Tuzla am Entführungstag. Daneben waren Einheiten des deutschen Militärgeheimdienstes (MAD) im nachhinein als Pressereporter getarnt mit unerlaubten Befragungen von Angehörigen einer entführten Person verwickelt.
Flugzeug: Ident-Nr. UJM166301019 (US-AirForce), Hercules C-130
Flugzweck: Multiple Enführungen und Überstellungen
Datum: 18.01.2002
Multiple Rendition Flight 18.01:
Tuzla, Bosnien-Herzegowina (ca. 13:00) - Adana-Incirlik, Türkei
Zustieg weiterer 28 Gefangener aus Kandahar
Weiterflug 19.01.
Incirlik, Türkei (12:00) - Guantanamo Bay, Kuba (ca. 19:30)
Zitat: Einige Vermerke aus dem Geheimdokument:
“Primary C-130 transporting the detainees is Msn # UJM166301019. Departs [redacted]. Back up C-130 is UQU09Z10L019 [redacted].” ...
“Back up C-130 is UQU09Z10L019 [redacted]. Will not return to Ramstein until primary C-130 is in the air en route to Incirlik with detainees.” (Centcom Update for Friday, 18 Jan 02)
“Detainee mission scheduled to depart for Tuzla at 190930Z. Total detainees
transported to date: 110.”
(Situation Report 130 of the U.S. Commander-In-Chief, Europe (USCINCEUR), 19January 2002)
“[P]lan to pick-up 6 Algerians in Incirlik moved by EUCOM assets.” (Future Detainee Mission Flow, GitmoIncirlik Mission Flow)
“5th Mission: - En route to Guantanamo, ETA 201930Z
- 34 total detainees
- 28 from Qandahar
- 6 Algerians [redacted]”
“Follow-on missions depart Incirlik: 20, 21, 22, 25, 26, 29, 30, 31 Jan, 1 Feb”
Verbleib: Seit ihrer Verschleppung werden die Algerier ohne Anklage auf Guantanamo festgehalten. Der Oberste Bosnische Gerichtshof hatte kurz vor ihrer Entführung bestätigt, dass den Männern keine Straftat nachzuweisen sei.
2. Vermutete direkte Verwicklungen
Die meisten der folgenden Informationen stammen von der britischen Rechtshilfe-Organisation Reprieve ("Gnadenfrist"). Sie stützt ihre Vorwürfe auf Aussagen von Guantanamo-Häftlingen, in denen von Geheimgefängnissen auf US-Militärstützpunkten in Deutschland berichtet wurde und auch von Gefangenentransporten nach Deutschland die Rede ist. Weiterhin gibt es eine Schilderung eines Friedensaktivisten in Mannheim, dem von einem US-Soldaten anvertraut wurde, dass über einen längeren Zeitraum hinweg arabischsprechende Gefangene in den Zellen der Mannheimer US-Kaserne "Coleman Barracks" festgehalten wurden. Ausreichende Belege gibt es bis jetzt aber noch nicht. Reprieve rief die deutsche Regierung auf, eine unabhängige Untersuchung anzuordnen, diese weiß aber jetzt schon: "An diesen Vorwürfen ist nichts dran".
2-A. Transport und geheime Inhaftierung: Waleed Tawfiq bin Attash
Geburtsland: Saudi-Arabien
Staatsbürgerschaft: Jemen
Mögliche Inhaftierung in Deutschland: 2003 - ?
Quelle: Reprieve
Anmerkung: Bin Attash wurde am 29.04.2003 zusammen mit Ali Abdulaziz in Karachi, Pakistan festgenommen und wurde jahrelang an unbekannten Orten in geheimer Haft gehalten, bis er am 04.09.06 zusammen mit 13 weiteren Gefangenen in Guantanamo eintraf. Die Nachricht, Bin Attash sei in Deutschland inhaftiert gewesen, stammt von seinem jüngeren Bruder Hassan bin Attash, der ebenfalls in Guantanamo Bay festgehalten wird. Der wiederum will es von seinen jordanischen Folterern erfahren haben. Häufigkeit und Dauer des möglichen Verbleibs in Deutschland sind zur Zeit unbekannt, der erste Aufenthalt wird auf das Jahr 2003 datiert.
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2-B. Transport und geheime Inhaftierung: Khalid Sheikh Mohamed
Geburtsland: Kuwait
Staatsbürgerschaft: Pakistan
Mögliche Inhaftierung in Deutschland: 2003 - ?
Quelle: Reprieve
Anmerkung: Khalid Sheikh Mohamed wurde am 1. März 2003 in Rawalpindi, Pakistan inhaftiert und am 9. März in amerikanische Gefangenschaft auf der Chaklala Air Force Base in Rawalpindi übergeben und von da aus unmittelbar nach Bagram, Afghanistan transportiert.. Wenige Tage später verschwand er in amerikanischen Geheimgefängnissen, lt. Berichten soll er u.a. in Thailand, Jordanien, auf dem britischen Stützpunkt Diego Garcia und in Polen inhaftiert gewesen sein. Von Binyam Mohamed stammt der Bericht, dass die Amerikaner Sheikh Mohamed von Bagram zuerst nach Deutschland verschoben haben sollen, dies hätte er von seinen marokkanischen Folterern erfahren. Binyam Mohamed wurde anschließend am 22.01.04 mit der N313P von Rabat ebenfalls nach Afghanistan transportiert. (siehe 5.) Wann und wie oft Khalid Sheikh Mohamed in Deutschland gewesen sein soll, ist derzeit unbekannt. Er tauchte erst am 06.09.06 wieder in Guantanamo Bay auf.
2-C. Transport mit Flugzeugwechsel: Shaker Aamer
Geburtsland: Saudi-Arabien
Staatsbürgerschaft: Großbritannien
Möglicher Transport nach Deutschland: 12.02.2002
Quelle: Reprieve
Shaker Aamer wurde in Pakistan festgenommen und den Amerikanern übergeben, die ihn nach Afghanistan brachten. Am 12.02.02 wurde er zusammen mit 30 anderen Gefangenen in ein Flugzeug verladen, dass sie nach Guantanamo Bay bringen sollte. Reprieve beschreibt den weiteren Verlauf so:
"They stopped in Germany where, rather than simply refueling, they changed planes. The prisoners were blindfolded and shackled, but Shaker could see underneath his blindfold and hear people talking. The weather was cold and clear. the stop was early in the morning, around dawn. They arrived Cuba in mid-afternoon, roughly four p.m. on February 13, 2002."
Es muss sich wohl um eine Militärmaschine gehandelt haben, denn in den Flugunterlagen von Guantanamo fand WCN keine entsprechenden Einträge, nur ein kleines Privatflugzeug ist für diesen Tag vermerkt:
Exkurs:
Landung N52WC Guantanamo Bay 13.02.02
Weitere Landungen auf MUGM: 15.11.01, 20.11.01, 26.11.01, 28.11.01, 29.11.01, 04.12.01, 05.12.01, 07.12.01, 12.12.01, 18.12.01, 27.12.01, 30.12.01, 03.01.02, 08.01.02, 09.01.02, 15.01.02, 14.02.02, 22.05.02, 16.09.02.
Flugzeugtyp: Piper PA-31-310
Besitzer lt. FAA:
Henry Fuentes
Street PSC 1005 BOX 1800
City FPO
Country: Unknown
Identifizierung 1:
FPO= Fleet Post Office (Deckadresse Marine)
PSC 1005 = Guantanamo Bay
Identifizierung 2:
Aker Kvaerner
Norwegischer Rüstungs- und Industriekonzern
Niederlassungsleiter auf Guantanamo: Henri Fuentes
Anmerkung: Aker Kvaerner hatte einen Vertrag mit dem US-Verteidigungsministerium und war bei der Einrichtung von Folterzellen auf Guantananmo behilflich
Shaker Aamer wird übrigens bis zum heutigen Tag auf Guantanamo festgehalten.
2-D. Verdacht: Geheime Inhaftierungen und Folterungen in Mannheim
Quelle: Medienberichte
In den Mannheimer Coleman Barracks sollen drei arabische Gefangene heimlich festgehalten und gefoltert worden sein, so der Mannheimer Friedensaktivist und Ex-Offizier der britischen Armee, Peter Wright. Sein Informant sei ein Soldat der US Militärpolizei namens John Pierce, der in Sandhofen Zeuge der Misshandlungen geworden und inzwischen verschollen ist. In Mannheim-Sandhofen ist u.a. auch die 18th Military Police Brigade stationiert, die ihren Job auch im berüchtigten Gefängnis von Abu Ghreib verrichtet haben soll. Die in Mannheim festgehaltenen Araber sollen laut Pierce auch durch Elektroschocks an ihren Genitalien gefoltert worden sein. Dafür seien extra Spezialisten eingeflogen worden.
Sowohl die Bundesregierung als auch ein Sprecher von EUCOM haben diese Berichte zurückgewiesen, ein Soldat namens John Pierce sei nicht bekannt. Dennoch: Im Zusammenhang mit den Berichten von Reprieve (siehe 2-B. Khalid Sheikh Mohamed) entsteht der Eindruck, in Deutschland wären vorübergehend hochrangige Al Kaida-Verteter festgehalten worden. Der Zeitpunkt des Geschehens wurde von dem Militärpolizisten mit zwischen Ende April 2006 und dem 3. September angegeben. Dann wurden sie in einer Nacht- und Nebelaktion ausgeflogen, als Bush die Auflösung der Geheimgefängnisse verkündet hatte.
Interessant: Khalid Sheikh Mohamed traf nach mehrjährigem Aufenthalt an geheimen Orten am 04.09.06 zusammen mit 13 weiteren Gefangenen in Guantanamo ein. Und: Das unmittelbar angeschlossene Flugfeld an die Mannheimer Kaserne und der vom übrigen Gelände deutlich abgegrenzte Gefängnisblock ist ein ernstzunehmendes Indiz für die mögliche Existenz einer sog. 'Black Site'. Außerdem: Laut EUCOM habe die Bundesregierung bereits 1999 der US-Armee gestattet, kurzfristig zwei Personen festzuhalten, die im Zusammenhang mit dem Kosovo-Konflikt als Kriegsverbrecher verdächtigt worden seien.
Es muss wohl wiederum eine USAF-Maschine gewesen sein, die die Gefangenen abtransportierte, Landungen von Zivilflugzeugen auf Guantanamo am besagten 4. September konnten nicht beobachtet werden, Militärmaschinen werden von der Flugaufsichtsbehörden dagegen nicht aufgezeichnet.
Die deutsche Bundesanwaltschaft ermittelt derzeit wegen des Verdachts auf ein mögliches Kriegsverbrechen.
Presseberichte dazu:
Folter in Mannheimer US-Kaserne? (Stern, 06.10.06)
Justiz ermittelt wegen CIA-Kerker in Mannheim (N-TV, 08.10.06)
2-E. Flug Guantanamo - Nürnberg - Dushanbe - Nürnberg
Quelle: Portugiesischer Abgeordneten-Bericht
Am 17.07. 2004 um 15:18 Uhr hob eine Gulfstream mit der Registrier-nummer N982RK (Richmor Aviation) auf den Azoren ab, die erst wenige Stunden zuvor aus Guantanamo gekommen war. Flugziel war die Frankenmetropole Nürnberg, nach einer kurzen Zwischenlandung ging es von dort um 19:58 Uhr weiter nach Duschanbe in Tadschikistan. Der Rückflug erfolgte einen Tag später wiederum über Nürnberg.
Die Flugdaten dieser Maschine sind bisher nicht gänzlich untersucht worden. Eine Nürnberger Friedensinitiative, die auf diesen Vorfall aufmerksam geworden ist, hat inzwischen den Flughafen Nürnberg um eine Bestätigung der Flugdaten gebeten und die bayerischen Landtagsfraktionen aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen.
Die Daten:
17.07.04 12:34 Guantanamo - Santa Maria
17.07.04 15:18 Santa Maria - Nürnberg
17.07.04 19:58 Nürnberg - Dushanbe
18.07.04 04:04 Dushanbe - Nürnberg
19.07.04 10:06 Nürnberg - Keflavik
Quelle: Gomez-Report (S.11, pdf-Datei, 67 Seiten, 3611 KB, 31.08.06)
Ein weiterer Guantanamo-Trip ist vom "Folter-Taxi" N313P aufgezeichnet worden, Diesmal gings von Kabul über Frankfurt und Washington nach Guantanamo, ebenfalls in 2004:
23.10.04 Washington - Frankfurt
24.10.04 Frankfurt - Islamabad
24.10.04 Kabul - Frankfurt
26.10.04 Frankfurt - Washington
26.10.04 Washington - Guantanamo
26.10.04 Guantanamo - Turks & Caicos Islands (britisch)
Auch der folgende Flug der N313P ist aufschlussreich (Quelle: EP):
19.11.03 Rabat -  Frankfurt
21.11.03 Frankfurt - Kabul
21.11.03 Kabul - Rabat
21.11.03 Rabat - Guantanamo
Teil 1: Flugdatenstatistik: CIA-Landungen in Europa
Teil 3: Indirekte Verwicklungen und vermutete Kooperation durch
Informationsaustausch folgt in Kürze ...
Verwendete Quellen:
European Parliament: Working document no 7
(16.11.06, pdf-Datei, 26 Seiten, 220KB)
European Parliament: Working document no 8
(16.11.06, pdf-Datei, 64 Seiten, 448KB)
CIA-Flugdatenlisten: Untersuchung des Europaparlaments
(13.6.2006, Autor: Claudio Fava, PDF-Download, 874 KB)
Report: Evidence of the use of German Territorry ...
(Reprieve, pdf-Datei, 248 KB, 06.10.06)
Flugdatenübersicht:
Liste N313P (eigene Recherchen)
Liste N379P " - "
Liste N85VM " - "
Zum Vorabverständnis, um welches Phänomen es hier geht: Gefangenentransporte - ob von der CIA oder von US-Militärs durchgeführt - liefen in den meisten Fällen nicht so ab, wie man sich das gemeinhin in unserer zivilisatorisch geprägten Welt so vorstellt. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass sehr oft unangemessen brutale Gewalt angewendet wurde.
Aus übereinstimmenden Schilderungen von Entführungsopfern geht hervor, dass sie bereits vor der Transportphase geschlagen und gefoltert wurden. Einige von ihnen wurden vor dem Flug mit Medikamenten betäubt oder es wurden Drogen verabreicht, um den Opfern die Orientierungsfähigkeit zu nehmen. Sie wurden in Windeln und Overalls gesteckt, man setzte ihnen Verdunklungsbrillen und akustiknehmende Kopfhörer auf.
An Bord wurden sie entweder mit Handschellen an Flugzeugsitze oder oft auch auf dem Flugzeugboden angekettet, umringt von einer größeren Anzahl von Entführern, die den Gefangenen drohten oder üble Scherze mit ihnen trieben. Es gibt auch Schilderungen von Folter während des Fluges, z.B. durch die sog. "Waterboarding"- Methode. Dabei wird durch Ausnutzen von Würgreflexen physiologisch zwingend der Eindruck unmittelbar drohenden Ertrinkens hervorgerufen, indem die Atmung über ein ständig mit Wasser begossenen Tuch stark erschwert wird. Waterboarding wurde angeblich von den Roten Khmer erfunden, um Geständnisse zu erzwingen. (Anschauungsbeispiel hier, Macromedia Flash Player 9.0 erforderlich, Fotos mit Apparatur siehe hier).
Stets wurde vermieden, dass die Gefangenen in Erfahrung bringen konnten, wo sie sich gerade befanden. Dadurch wird auch nie vollständig aufgeklärt werden können, in welchen Ländern sie heimlich und gesetzeswidrig festgehalten wurden. Trotzdem konnten einige Fälle anhand der Kombination von Entführungsdaten und der Flugdaten von durch die CIA betriebenen Flugzeuge zum Entführungszeitpunkt rekonstruiert werden. Die britische Menschenrechtsorganisation "Reprieve" hat darüber hinaus Berichte aus Guantanamo gesammelt, aus denen Hinweise und Verdachtsmomente hervorgehen, dass einzelne Gefangene vorübergehend auch auf deutschem Territorium festgehalten wurden.
Noch stehen die Nachforschungen erst am Anfang und gesicherte Erkenntnisse sind bislang rar. Anhand der vom Europaparlament untersuchten Flüge, aus denen hervorgeht, dass Deutschland weit überdurchschnittlich von CIA-Flügen betroffen war und mehr als die Hälfte dieser Flüge im Zusammenhang mit suspekten Orten standen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass im Laufe der Zeit zusätzlich zu den untenstehend geschilderten Fällen noch weitere hinzu kommen könnten. World.Content.News bemüht sich deshalb, diesen Beitrag bei Vorliegen neuer Erkenntnisse upzudaten, um einen jeweils aktuellen Überblick über die Situationslage aufrecht zu erhalten.
Überblick:
Aktueller Stand (November 2006)
1. Direkte Verwicklungen
1-A. Transport mit Flugzeugwechsel: Abu Omar
1-B. Entführung: 'Algerian Six'
2. Vermutete direkte Verwicklungen
2-A. Transport und geheime Inhaftierung: Waleed Tawfiq bin Attash
2-B. Transport und geheime Inhaftierung: Khalid Sheikh Mohamed
2-C. Transport mit Flugzeugwechsel: Shaker Aamer und weitere 30 Gefangene
2-D. Verdacht: Geheime Inhaftierungen in Mannheim
2-E. Verdacht bisher ohne Personenbezug: Flug Guantanamo - Nürnberg - Dushanbe - Nürnberg
3. Indirekte Verwicklungen
3-A. Transport: Abou Elkassim Britel (Überstellungsflug, Pre-Flight
3-B. Transport: Binyam Mohammed (Verbringungs-Flug: Islamabad-Rabat, Pre-Flight)
3-C.Transport: Bisher Al-Rawi und Jamil El-Banna (Verbringungs-Flug, After-Flight)
4. Vermutete Kooperation durch Informationsaustausch
4-A. Entführung: Khaled El-Masri
4-B. Verhaftung und Verbringung: Murat Kurnaz
4-C. Verhaftung: Mohamed Haydar Zammar
4-D. Verhaftung und Verbringung: Abdel-Halim Khafagy
5. Weitere dokumentierte Fälle (ohne deutsche Beteiligung)
Erläuterungen:
- Als direkte Verwicklung werden im folgenden
- Gefangenentransporte mit Zwischenlandung auf einem deutschen Flughafen unabhängig davon, ob Behörden davon Kenntnis hatten oder nicht
- Planung, Vorbereitung und Sicherung von Entführungen und / oder Transporten in Deutschland sowie illegale Inhaftierungen auf deutschem Territorium (sog. Geheimgefängnisse)
bezeichnet:
Als indirekte Verwicklungen gelten Zwischenlandungen auf deutschen Flughäfen, die im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit einem Entführungsflug oder eines Gefangenentransportes stehen. Hier wurden die Termini Pre-Flight als Flug im Vorfeld des darauf folgenden Geschehnisses und After-Flight (Rückflug) nach dessen Abschluss verwendet. Ferner wurde dabei unterschieden, ob es sich um einen Entführungsflug oder um einen Verbringungstransport von einem Gefängnis in das nächste handelte. Der entscheidende Transportweg mit Gefangenen an Bord wurde jeweils in Fettschrift hervorgehoben.
1. Direkte Verwicklungen
Es sind derzeit zwei Fälle bekannt, in denen mit hinreichender Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden kann, dass Deutschland eine wichtige Rolle bei den illegalen Entführungen durch US-Behörden zuteil wurde: Zum einen das Kidnapping des Predigers Abu Omar auf einer belebten Strasse in Mailand und der anschließende Flug nach Ramstein. In diesem Fall fingen Amateurfunker das Rufzeichen ("SPAR92") der Militärmaschine ab, und verfolgten diese von Aviano bis nach Deutschland. In Ramstein hielt sich zu dieser Zeit wohl nicht ganz zufällig eine Gulfstream mit der Registrierung N85VM auf, die, wie im nachhinein recherchiert, mindestens 54 x Guantanamo Bay ansteuerte und auch bei ihren insgesamt 12 Aufenthalten in Deutschland stets zu suspekten Flugzielen neigte, zuletzt am 21.06.04 nach Rabat, Marokko und zurück. Bei Abu Omar war die Endstation Ägypten, wo er laut Europaparlament auch heute noch eingekerkert ist.
'Algerian Six': Bis vor kurzem rätselte man noch, warum ausgerechnet deutsche Soldaten sich ein Pressemäntelchen umhängten und über ein Jahr nach der Entführung der sechs Algerier aus Bosnien bei Angehörigen schnüffelten, um belastendes Material zusammenzutragen. Jetzt ist klar: Die ganze Aktion wurde von A-Z von Stuttgart-Vaihingen aus gesteuert. Dies wusste man in Berlin, man bekam Skrupel und wollte sich im nachhinein noch absichern. Leider lieferte der Bericht über die Aushorchung nicht das Gewünschte, deswegen fiel er auf der Bonner Hardthöhe schnell der Löschtaste zum Opfer. Gut - dies ist jetzt vielleicht etwas forsch kombiniert, aber wie sollte es sonst gewesen sein, der Steinmeier macht ja nicht einmal mehr den Mund auf?
1-A. Transport mit Flugzeugwechsel: Abu Omar
Name: Hassan Mustafa Osama Nasr (Abu Omar)
Staatsbürgerschaft: Ägypten
Wohnort: Italien (seit 1997, Anerkennung als politischer Flüchtling)
Berichte über Folter: Ja
Quelle: Europa-Parlament
Involvierte Länder: Italien, Deutschland, Ägypten, Irland, USA.
Flugzeug 1: Rufzeichen "SPAR92" (US-AirForce, 76th Airlift Squadron), LearJet 35
Flugzweck: Entführung
Datum: 17.02.2003
Rendition Flight Aviano, Italien (18:20) - Ramstein, Deutschland (19:30), Umstieg auf N85VM
Flugzeug 2: N85VM (Operator lt CRCO: Richmor Aviation), Gulftream IV
Flugzweck: Weitertransport nach Entführung
Datum: 17.02.2003
Pre-Flight 04.02.
Washington, USA (03:20) - Ramstein, Deutschland (10:27)
Transport-Flight 17.02.03
Ramstein, Deutschland (19:52) - Kairo, Ägypten (00:32)
After-Flights 18.02.
Kairo, Ägypten (01:22) - Shannon, Irland (05:42)
Shannon, Irland (14:52) - Washington, USA (21:43)
Anmerkung: Der Sonderermittler des Europarats zu den geheimen CIA-Gefängnissen, Dick Marty, hatte im Juni den US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz als ein Drehkreuz für die heimlichen Transporte bezeichnet. Von der Bundesregierung ist bisher nur bekannt, dass sie die Berichte prüfen will und sich in der Angelegenheit angesichts laufender Verfahren vorerst nicht äußern wird.
Verbleib: Nach 14 Monaten Haft und Folter in Kairo (Tora) wurde er im April 2004 freigelassen, kurz darauf aber wieder festgenommen, weil er monierte, gefoltert worden zu sein. Bis heute weiterhin in Haft.
1-B. Entführung: 'Algerian Six'
Namen: Bensayah Belkacem, Hadj Boudellaa, Saber Lahmar, Mustafa Ait Idir, Boumediene Lakhdar,
Mohamed Nechle
Geburtsland: Algerien
Staatsbürgerschaft: Bosnien-Herzegowina
Berichte über Folter: Ja
Quelle: Europa-Parlament
Involvierte Länder: Bosnien-Herzegowina, Türkei, Deutschland
Anmerkung: Die deutsche Verwicklung ergibt sich anhand eines geheimen Lageberichts des US-Militär durch die Planung und Steuerung von EUCOM in Stuttgart, in deren Zentrale auch deutsche Verbindungsoffiziere sitzen, sowie durch den Start eines für die Entführung vorgesehenen Ersatz-/Sicherungs-Transporters ("Back Up"-Flugzeug, Ident.-Nr. UQU09Z10L019) ab Ramstein nach Tuzla am Entführungstag. Daneben waren Einheiten des deutschen Militärgeheimdienstes (MAD) im nachhinein als Pressereporter getarnt mit unerlaubten Befragungen von Angehörigen einer entführten Person verwickelt.
Flugzeug: Ident-Nr. UJM166301019 (US-AirForce), Hercules C-130
Flugzweck: Multiple Enführungen und Überstellungen
Datum: 18.01.2002
Multiple Rendition Flight 18.01:
Tuzla, Bosnien-Herzegowina (ca. 13:00) - Adana-Incirlik, Türkei
Zustieg weiterer 28 Gefangener aus Kandahar
Weiterflug 19.01.
Incirlik, Türkei (12:00) - Guantanamo Bay, Kuba (ca. 19:30)
Zitat: Einige Vermerke aus dem Geheimdokument:
“Primary C-130 transporting the detainees is Msn # UJM166301019. Departs [redacted]. Back up C-130 is UQU09Z10L019 [redacted].” ...
“Back up C-130 is UQU09Z10L019 [redacted]. Will not return to Ramstein until primary C-130 is in the air en route to Incirlik with detainees.” (Centcom Update for Friday, 18 Jan 02)
“Detainee mission scheduled to depart for Tuzla at 190930Z. Total detainees
transported to date: 110.”
(Situation Report 130 of the U.S. Commander-In-Chief, Europe (USCINCEUR), 19January 2002)
“[P]lan to pick-up 6 Algerians in Incirlik moved by EUCOM assets.” (Future Detainee Mission Flow, GitmoIncirlik Mission Flow)
“5th Mission: - En route to Guantanamo, ETA 201930Z
- 34 total detainees
- 28 from Qandahar
- 6 Algerians [redacted]”
“Follow-on missions depart Incirlik: 20, 21, 22, 25, 26, 29, 30, 31 Jan, 1 Feb”
Verbleib: Seit ihrer Verschleppung werden die Algerier ohne Anklage auf Guantanamo festgehalten. Der Oberste Bosnische Gerichtshof hatte kurz vor ihrer Entführung bestätigt, dass den Männern keine Straftat nachzuweisen sei.
2. Vermutete direkte Verwicklungen
Die meisten der folgenden Informationen stammen von der britischen Rechtshilfe-Organisation Reprieve ("Gnadenfrist"). Sie stützt ihre Vorwürfe auf Aussagen von Guantanamo-Häftlingen, in denen von Geheimgefängnissen auf US-Militärstützpunkten in Deutschland berichtet wurde und auch von Gefangenentransporten nach Deutschland die Rede ist. Weiterhin gibt es eine Schilderung eines Friedensaktivisten in Mannheim, dem von einem US-Soldaten anvertraut wurde, dass über einen längeren Zeitraum hinweg arabischsprechende Gefangene in den Zellen der Mannheimer US-Kaserne "Coleman Barracks" festgehalten wurden. Ausreichende Belege gibt es bis jetzt aber noch nicht. Reprieve rief die deutsche Regierung auf, eine unabhängige Untersuchung anzuordnen, diese weiß aber jetzt schon: "An diesen Vorwürfen ist nichts dran".
2-A. Transport und geheime Inhaftierung: Waleed Tawfiq bin Attash
Geburtsland: Saudi-Arabien
Staatsbürgerschaft: Jemen
Mögliche Inhaftierung in Deutschland: 2003 - ?
Quelle: Reprieve
Anmerkung: Bin Attash wurde am 29.04.2003 zusammen mit Ali Abdulaziz in Karachi, Pakistan festgenommen und wurde jahrelang an unbekannten Orten in geheimer Haft gehalten, bis er am 04.09.06 zusammen mit 13 weiteren Gefangenen in Guantanamo eintraf. Die Nachricht, Bin Attash sei in Deutschland inhaftiert gewesen, stammt von seinem jüngeren Bruder Hassan bin Attash, der ebenfalls in Guantanamo Bay festgehalten wird. Der wiederum will es von seinen jordanischen Folterern erfahren haben. Häufigkeit und Dauer des möglichen Verbleibs in Deutschland sind zur Zeit unbekannt, der erste Aufenthalt wird auf das Jahr 2003 datiert.
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2-B. Transport und geheime Inhaftierung: Khalid Sheikh Mohamed
Geburtsland: Kuwait
Staatsbürgerschaft: Pakistan
Mögliche Inhaftierung in Deutschland: 2003 - ?
Quelle: Reprieve
Anmerkung: Khalid Sheikh Mohamed wurde am 1. März 2003 in Rawalpindi, Pakistan inhaftiert und am 9. März in amerikanische Gefangenschaft auf der Chaklala Air Force Base in Rawalpindi übergeben und von da aus unmittelbar nach Bagram, Afghanistan transportiert.. Wenige Tage später verschwand er in amerikanischen Geheimgefängnissen, lt. Berichten soll er u.a. in Thailand, Jordanien, auf dem britischen Stützpunkt Diego Garcia und in Polen inhaftiert gewesen sein. Von Binyam Mohamed stammt der Bericht, dass die Amerikaner Sheikh Mohamed von Bagram zuerst nach Deutschland verschoben haben sollen, dies hätte er von seinen marokkanischen Folterern erfahren. Binyam Mohamed wurde anschließend am 22.01.04 mit der N313P von Rabat ebenfalls nach Afghanistan transportiert. (siehe 5.) Wann und wie oft Khalid Sheikh Mohamed in Deutschland gewesen sein soll, ist derzeit unbekannt. Er tauchte erst am 06.09.06 wieder in Guantanamo Bay auf.
2-C. Transport mit Flugzeugwechsel: Shaker Aamer
Geburtsland: Saudi-Arabien
Staatsbürgerschaft: Großbritannien
Möglicher Transport nach Deutschland: 12.02.2002
Quelle: Reprieve
Shaker Aamer wurde in Pakistan festgenommen und den Amerikanern übergeben, die ihn nach Afghanistan brachten. Am 12.02.02 wurde er zusammen mit 30 anderen Gefangenen in ein Flugzeug verladen, dass sie nach Guantanamo Bay bringen sollte. Reprieve beschreibt den weiteren Verlauf so:
"They stopped in Germany where, rather than simply refueling, they changed planes. The prisoners were blindfolded and shackled, but Shaker could see underneath his blindfold and hear people talking. The weather was cold and clear. the stop was early in the morning, around dawn. They arrived Cuba in mid-afternoon, roughly four p.m. on February 13, 2002."
Es muss sich wohl um eine Militärmaschine gehandelt haben, denn in den Flugunterlagen von Guantanamo fand WCN keine entsprechenden Einträge, nur ein kleines Privatflugzeug ist für diesen Tag vermerkt:
Exkurs:
Landung N52WC Guantanamo Bay 13.02.02
Weitere Landungen auf MUGM: 15.11.01, 20.11.01, 26.11.01, 28.11.01, 29.11.01, 04.12.01, 05.12.01, 07.12.01, 12.12.01, 18.12.01, 27.12.01, 30.12.01, 03.01.02, 08.01.02, 09.01.02, 15.01.02, 14.02.02, 22.05.02, 16.09.02.
Flugzeugtyp: Piper PA-31-310
Besitzer lt. FAA:
Henry Fuentes
Street PSC 1005 BOX 1800
City FPO
Country: Unknown
Identifizierung 1:
FPO= Fleet Post Office (Deckadresse Marine)
PSC 1005 = Guantanamo Bay
Identifizierung 2:
Aker Kvaerner
Norwegischer Rüstungs- und Industriekonzern
Niederlassungsleiter auf Guantanamo: Henri Fuentes
Anmerkung: Aker Kvaerner hatte einen Vertrag mit dem US-Verteidigungsministerium und war bei der Einrichtung von Folterzellen auf Guantananmo behilflich
Shaker Aamer wird übrigens bis zum heutigen Tag auf Guantanamo festgehalten.
2-D. Verdacht: Geheime Inhaftierungen und Folterungen in Mannheim
Quelle: Medienberichte
In den Mannheimer Coleman Barracks sollen drei arabische Gefangene heimlich festgehalten und gefoltert worden sein, so der Mannheimer Friedensaktivist und Ex-Offizier der britischen Armee, Peter Wright. Sein Informant sei ein Soldat der US Militärpolizei namens John Pierce, der in Sandhofen Zeuge der Misshandlungen geworden und inzwischen verschollen ist. In Mannheim-Sandhofen ist u.a. auch die 18th Military Police Brigade stationiert, die ihren Job auch im berüchtigten Gefängnis von Abu Ghreib verrichtet haben soll. Die in Mannheim festgehaltenen Araber sollen laut Pierce auch durch Elektroschocks an ihren Genitalien gefoltert worden sein. Dafür seien extra Spezialisten eingeflogen worden.
Sowohl die Bundesregierung als auch ein Sprecher von EUCOM haben diese Berichte zurückgewiesen, ein Soldat namens John Pierce sei nicht bekannt. Dennoch: Im Zusammenhang mit den Berichten von Reprieve (siehe 2-B. Khalid Sheikh Mohamed) entsteht der Eindruck, in Deutschland wären vorübergehend hochrangige Al Kaida-Verteter festgehalten worden. Der Zeitpunkt des Geschehens wurde von dem Militärpolizisten mit zwischen Ende April 2006 und dem 3. September angegeben. Dann wurden sie in einer Nacht- und Nebelaktion ausgeflogen, als Bush die Auflösung der Geheimgefängnisse verkündet hatte.
Interessant: Khalid Sheikh Mohamed traf nach mehrjährigem Aufenthalt an geheimen Orten am 04.09.06 zusammen mit 13 weiteren Gefangenen in Guantanamo ein. Und: Das unmittelbar angeschlossene Flugfeld an die Mannheimer Kaserne und der vom übrigen Gelände deutlich abgegrenzte Gefängnisblock ist ein ernstzunehmendes Indiz für die mögliche Existenz einer sog. 'Black Site'. Außerdem: Laut EUCOM habe die Bundesregierung bereits 1999 der US-Armee gestattet, kurzfristig zwei Personen festzuhalten, die im Zusammenhang mit dem Kosovo-Konflikt als Kriegsverbrecher verdächtigt worden seien.
Es muss wohl wiederum eine USAF-Maschine gewesen sein, die die Gefangenen abtransportierte, Landungen von Zivilflugzeugen auf Guantanamo am besagten 4. September konnten nicht beobachtet werden, Militärmaschinen werden von der Flugaufsichtsbehörden dagegen nicht aufgezeichnet.
Die deutsche Bundesanwaltschaft ermittelt derzeit wegen des Verdachts auf ein mögliches Kriegsverbrechen.
Presseberichte dazu:
Folter in Mannheimer US-Kaserne? (Stern, 06.10.06)
Justiz ermittelt wegen CIA-Kerker in Mannheim (N-TV, 08.10.06)
2-E. Flug Guantanamo - Nürnberg - Dushanbe - Nürnberg
Quelle: Portugiesischer Abgeordneten-Bericht
Am 17.07. 2004 um 15:18 Uhr hob eine Gulfstream mit der Registrier-nummer N982RK (Richmor Aviation) auf den Azoren ab, die erst wenige Stunden zuvor aus Guantanamo gekommen war. Flugziel war die Frankenmetropole Nürnberg, nach einer kurzen Zwischenlandung ging es von dort um 19:58 Uhr weiter nach Duschanbe in Tadschikistan. Der Rückflug erfolgte einen Tag später wiederum über Nürnberg.
Die Flugdaten dieser Maschine sind bisher nicht gänzlich untersucht worden. Eine Nürnberger Friedensinitiative, die auf diesen Vorfall aufmerksam geworden ist, hat inzwischen den Flughafen Nürnberg um eine Bestätigung der Flugdaten gebeten und die bayerischen Landtagsfraktionen aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen.
Die Daten:
17.07.04 12:34 Guantanamo - Santa Maria
17.07.04 15:18 Santa Maria - Nürnberg
17.07.04 19:58 Nürnberg - Dushanbe
18.07.04 04:04 Dushanbe - Nürnberg
19.07.04 10:06 Nürnberg - Keflavik
Quelle: Gomez-Report (S.11, pdf-Datei, 67 Seiten, 3611 KB, 31.08.06)
Ein weiterer Guantanamo-Trip ist vom "Folter-Taxi" N313P aufgezeichnet worden, Diesmal gings von Kabul über Frankfurt und Washington nach Guantanamo, ebenfalls in 2004:
23.10.04 Washington - Frankfurt
24.10.04 Frankfurt - Islamabad
24.10.04 Kabul - Frankfurt
26.10.04 Frankfurt - Washington
26.10.04 Washington - Guantanamo
26.10.04 Guantanamo - Turks & Caicos Islands (britisch)
Auch der folgende Flug der N313P ist aufschlussreich (Quelle: EP):
19.11.03 Rabat -  Frankfurt
21.11.03 Frankfurt - Kabul
21.11.03 Kabul - Rabat
21.11.03 Rabat - Guantanamo
Teil 1: Flugdatenstatistik: CIA-Landungen in Europa
Teil 3: Indirekte Verwicklungen und vermutete Kooperation durch
Informationsaustausch folgt in Kürze ...
Verwendete Quellen:
European Parliament: Working document no 7
(16.11.06, pdf-Datei, 26 Seiten, 220KB)
European Parliament: Working document no 8
(16.11.06, pdf-Datei, 64 Seiten, 448KB)
CIA-Flugdatenlisten: Untersuchung des Europaparlaments
(13.6.2006, Autor: Claudio Fava, PDF-Download, 874 KB)
Report: Evidence of the use of German Territorry ...
(Reprieve, pdf-Datei, 248 KB, 06.10.06)
Flugdatenübersicht:
Liste N313P (eigene Recherchen)
Liste N379P " - "
Liste N85VM " - "
sfux - 15. Dez, 08:09 Article 10150x read