Der Marsch nach Mogadischu
Äthiopier zerschlagen das islamische Regime in Somalia
Malte Olschewski - Die somalische Hauptstadt Mogadischu ist von den Truppen Äthiopiens und der Übergangsregierung von Baidoa eingenommen worden. Panzer der äthiopischen Armee hatten die Milizen der „Islamischen Gerichtshöfe“ (Somali Supreme Islamic Court Council SICC) zurückgedrängt und in die Flucht geschlagen. Exekutionen gefangener Islamisten sollen bereits begonnen haben. Die Regierung in Addis Abeba hat im „Ethiopian Herald“ erklärt, die äthiopischen Truppen hätten Somalia von der Herrschaft islamischer Terroristen befreit. Die somalische Agentur „Shabelle“ bringt die USA ins Spiel: Nur weil Washington einen neuen Al Kaida-Staat befürchtet hätte, wäre grünes Licht für die Offensive Äthiopiens gegeben worden. „Shabelle“ beschreibt typische Szenen der Niederlage: Islamistische Soldaten hätten ihre Uniformen ausgezogen. Warenhäuser des Regimes seien geplündert worden. Überall in Mogadischu seien Waffen versteckt worden. Es sei auch zu ersten Selbstmordattentaten gegen die Äthiopier gekommen.
In manchen Weltregionen wie dem Horn von Afrika scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Seit Staatswerdung Somalias 1960 tobt nun der dritte Krieg mit dem Nachbarn Äthiopien. Die Kämpfe werden wie in den Jahrhunderten zuvor immer nach dem gleichen Prinzip geführt: Ist der Vielvölkerstaat Äthiopien innerlich geschwächt, greift Somalia an. Ist Somalia durch Kämpfe zwischen seinen Clans zerrissen, dann marschiert Äthiopien. Nach einem langen Bürgerkrieg und nach Machtergreifung islamistisch-fundamentaler Gerichtshöfe in Mogadischu sah Äthiopien seine Zeit nun als gekommen. Nach klassischem Muster hat eine von den USA und vom Westen gestützte „Übergangsregierung“ Äthiopien zur Intervention „eingeladen“. Addis Abeba entsandte zu Weihnachten 2006 seine Panzer und Kampfllugzeuge.
Im 2. Jahrhundert gehörten grössere Teile des heutigen Somalias zum Reich von Aksum. In einer komplizierten Staatslegende hat der herrschende Stamm der Amharen seine Abkunft vom jüdischen König Salomon abgeleitet. Die Königin von Saba, deren Reich sich bis nach Äthiopien ausgedehnt hatte, war bei einem Besuch Jerusalems von Salomon zum Beischlaf verführt worden. Sie gebar Menelik, der in der Sage nach Jerusalem zurückkehrt. Er stiehlt seinem Vater die Bundeslade und bringt sie nach Aksum. Noch heute wird neben den berühmten Stelen von Aksum ein Gebäude bewacht, in dem die Bundeslade liegen soll, doch darf sie von keinem Besucher gesehen werden. Im 7. und 8. Jahrhundert haben Araber die Küsten des heutigen Somalias besiedelt und den Islam zur Staatsreligion gemacht. Im 12. Jahrhundert besiegte der amharische Herrscher Yeshaq die moslemischen Somalier. Ihr Land wurde dem christlichen Äthiopien einverleibt.
Nach 1500 waren die Äthiopier durch Thronkämpfe geschwächt, worauf die Somalier einmarschierten. Äthiopien ist damals nur gerettet worden, weil Portugal eingriff. Pedro da Gama, der Sohn des Entdeckers, liess mit Kanonen auf die Somalier schiessen. Amharenkaiser Claudius schlug die Moslems 1543 in der Schlacht von Wayna. Somalia zerfiel in kleine Herrschaften, die im 19. Jahrhundert europäische Mächte anlockten. Grossbritannien nahm sich den Norden als „Britisch-Somaliland“. Die Italiener setzten sich im Süden fest, während sich Frankreich mit Dschibuti begnügte. Äthiopien aber nahm sich die somalischen Westgebiete im Ogaden. 1935 liess Mussolini aus dem italienischen Somaliland seine Armee in Äthiopien einrücken. Haile Selassie, der als Ras Tafari durch Giftmord aus einer Nebenlinie an die Macht gelangt war, musste nach London flüchten. Aus Äthiopien und Somalia wurde Italienisch-Ostafrika.
1941 begannen die Briten aus ihrer Kolonie Nord-Somalia ihre erfolgreiche Offensive zur Vertreibung der Italiener aus Äthiopien. Haile Selassie kehrte zurück und konnte seine ausbeuterische Herrschaft wieder aufrichten. Süd-Somalia wurde ab 1945 Treuhandgebiet der UNO. Die konkrete Verwaltung wurde Italien übergeben, das sich unter Marschall Badoglio rechtzeitig auf die Seite der Sieger geschlagen hatte. In der Dekolonialisierung Afrikas sind 1960 britische Gebiete mit Italienisch-Somalia vereinigt und als Republik in die Unabhängigkeit entlassen worden. Die erste, demokratisch gewählte Präsident, Ali Shermake, proklamierte den Pansomalismus. Der fünfzacktige Stern im Wappen symbolisierte als Anspruchswappen all jene Gebiete, in denen Somalier lebten: Neben Nord- und Süd-Somalia waren das der Nordosten von Kenia, Dschibuti und der äthiopische Ogaden.
Schon 1963 brach ein Grenzkrieg mit Äthiopien um den Ogaden aus, der durch die UNO beilegegt wurde. Shermake wurde 1969 bei einem Militärputsch ermordet. Armeechef Mohammed Siad Barre rief als neuer Staatspräsident die „Sozialistische Republik“ aus. Er verbündete sich mit der UdSSR, worauf die Sowjets den Hafen Berbera zu einer Marinebasen ausbauten. Die Armee wurde sowjetisch ausgerüstet und verstärkt. 1977 war Siad Barre mit 250 Panzern und sechzig Kampfflugzeugen stark genug, um in den Ogaden einzumarschieren. Die somalischen Truppen stiessen bis nach Harar vor und besetzten 60 Prozent des Ogadens.
Äthiopien war damals durch innere Kämpfe schwach geworden. Die Armee hatte in einem schleichenden Putsch die Macht ergriffen. Kaiser Haile Selassie wurde aus seinem Palast abgeholt und später in einer Kaserne mit einem Kopfkissen erstrickt. Zwei folgende Staatschefs wurden ermordet, bis dann der neue, starke Mann sichtbar wurde: Der kommunistische Major Mengistu Haile Mraiam, der mit Säuberungen und „Rotem Terror“ aus dem absolutistischen Staat eine Volksdemokratie machte. Moskau sah sich mit zwei verfeindeten Bündnispartnern konfrontiert. Der Kreml berechnete die Potentiale und liess Somalia fallen. Siad Barre wandte sich an den Westen, der ihm aber nicht konkret helfen wollte. Er liess aber die Intervention der deutschen Sondertruppe GSG zu, die am 18.10.1977 im Flughafen Mogadischu eine von Terrorgruppen entführte Lufthansa-Maschine stürmte. Moskau entsandte Waffentechniker und kubanische Hilfstruppen nach Äthiopien.
Der somalische Vormarsch konnte im Februar 1978 in der Schlacht von Jijigia aufgehalten werden. Die Somalier zogen sich zurück. 1978 hatte Äthiopien alle von der somalischen Armee besetzten Gebiete zurückerobert. 1984 flogen äthiopische Flugzeuge Luftangriffe gegen Stellungen der Ogaden-Rebellen im Norden Somalias. 1986 kam es zu neuen Grenzkämpfen zwischen den Armeen beider Länder. 1989 scheiterte ein Putsch der äthiopischen Armee gegen Machthaber Mengistu. Aus dem Norden marschierten bald antikommunistische Milizen in Richtung Addis Abeba. Das kommunistische Regime brach 1991 zusammen. Mengistu flüchtete nach Simbabwe. Äthiopien war durch diese Kämpfe geschwächt und konnte gegen Somalia nichts mehr unternehmen. Dem Tigriner Meles Zenawi gelang es als Regierungschef, das Land zu stabilisieren. Äthiopien gewann wieder an Stärke.
Siad Barre konnte sich als Seiltänzer zwischen den verschiedenen Clans an der Macht halten, bis er 1991 gestürzt und ins Ausland gejagt wurde. Somalia zerfiel wie schon öfter in kleinere Herrschaftsbereiche. Die grossen historischen Clans der Hawiye (25 Prozent der Gesamtbevölkerung), Deer (22 Prozent), Dorat (20 Prozent) und Rahanweyn (17 Prozent) waren in unzählige Untergruppen oder Subclans zerfallen, die in einem endlosen Bürgerkrieg um die Macht kämpften. Das Land wurde von einer Hungersnot heimgesucht, worauf die UNO Hilfstransporte entsandte. Da diese Transporte von Milizen geplündert wurden, hat die UNO zu ihrem Schutz auch Truppen entsandt. Es kam zum Krieg zwischen dem Warlord Aidid und dem amerikanischen UNO-Kontingent. US-Hubschrauber wur-den über Mogadischu abgeschossen.
Die Leichen der Piloten wurden vor laufenden Kameras durch die Strassen geschleift. Die USA waren durch die TV-Bilder tief verunsichert und verletzt worden. US-Präsident Bill Clinton zog die US-Truppen ab. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde eine Übergangs-regierung eingesetzt, die nur schwache Truppen besass und bald aus Mogadischu landeinwärts nach Baidoa flüchten musste. Radikalislamische Gerichtshöfe (SICC) eroberten die Macht und gingen gegen Baidoa vor. Die regierenden „Gerichtshöfe“ unter Sharif Sheik Ahmad und Hassan Daher Aweis haben die Wiedereroberung des Ogadens als vorrangiges Ziel genannt. Äthiopien hatte seit Monaten an der Grenze zu Somalia Truppen massiert. Obwohl jederzeit eine Invasion drohten, gingen der SICC-Militärkommandant Jusuf Indade und sein Stellvertreter Abu Mansur kurz vor Weihnachten auf Pilgerfahrt nach Mekka.
Äthiopien wird in den Konflikt von den USA unterstützt. Die US-Armee unterhält in Dschibuti eine Basis, deren unbemannte Flugzeuge jede Truppenbewegung erkennen. Die aus Mogadischu vertriebenen Islamisten haben die moslemische Welt zu Hilfe gerufen und einen Guerillakrieg gegen Äthiopien angekündigt. Die Islamisten haben ausserdem die Unterstützung durch das moslemische Eritrea, das sich seinerseits einen Krieg gegen Addis Abeba geführt hat. Ausserdem ist in Somalia seit Jahren die lokale Terrororganisation „Al Itihaad Al Islamiya“ mit engen Verbindungen zur Al Kaida aktiv. Von den Küsten Südsomalias werden in den letzten Tagen Landungen von Booten mit Bewaffneten gemeldet. Es droht eine Ausweitung des Krieges.
Malte Olschewski - Die somalische Hauptstadt Mogadischu ist von den Truppen Äthiopiens und der Übergangsregierung von Baidoa eingenommen worden. Panzer der äthiopischen Armee hatten die Milizen der „Islamischen Gerichtshöfe“ (Somali Supreme Islamic Court Council SICC) zurückgedrängt und in die Flucht geschlagen. Exekutionen gefangener Islamisten sollen bereits begonnen haben. Die Regierung in Addis Abeba hat im „Ethiopian Herald“ erklärt, die äthiopischen Truppen hätten Somalia von der Herrschaft islamischer Terroristen befreit. Die somalische Agentur „Shabelle“ bringt die USA ins Spiel: Nur weil Washington einen neuen Al Kaida-Staat befürchtet hätte, wäre grünes Licht für die Offensive Äthiopiens gegeben worden. „Shabelle“ beschreibt typische Szenen der Niederlage: Islamistische Soldaten hätten ihre Uniformen ausgezogen. Warenhäuser des Regimes seien geplündert worden. Überall in Mogadischu seien Waffen versteckt worden. Es sei auch zu ersten Selbstmordattentaten gegen die Äthiopier gekommen.
In manchen Weltregionen wie dem Horn von Afrika scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Seit Staatswerdung Somalias 1960 tobt nun der dritte Krieg mit dem Nachbarn Äthiopien. Die Kämpfe werden wie in den Jahrhunderten zuvor immer nach dem gleichen Prinzip geführt: Ist der Vielvölkerstaat Äthiopien innerlich geschwächt, greift Somalia an. Ist Somalia durch Kämpfe zwischen seinen Clans zerrissen, dann marschiert Äthiopien. Nach einem langen Bürgerkrieg und nach Machtergreifung islamistisch-fundamentaler Gerichtshöfe in Mogadischu sah Äthiopien seine Zeit nun als gekommen. Nach klassischem Muster hat eine von den USA und vom Westen gestützte „Übergangsregierung“ Äthiopien zur Intervention „eingeladen“. Addis Abeba entsandte zu Weihnachten 2006 seine Panzer und Kampfllugzeuge.
Im 2. Jahrhundert gehörten grössere Teile des heutigen Somalias zum Reich von Aksum. In einer komplizierten Staatslegende hat der herrschende Stamm der Amharen seine Abkunft vom jüdischen König Salomon abgeleitet. Die Königin von Saba, deren Reich sich bis nach Äthiopien ausgedehnt hatte, war bei einem Besuch Jerusalems von Salomon zum Beischlaf verführt worden. Sie gebar Menelik, der in der Sage nach Jerusalem zurückkehrt. Er stiehlt seinem Vater die Bundeslade und bringt sie nach Aksum. Noch heute wird neben den berühmten Stelen von Aksum ein Gebäude bewacht, in dem die Bundeslade liegen soll, doch darf sie von keinem Besucher gesehen werden. Im 7. und 8. Jahrhundert haben Araber die Küsten des heutigen Somalias besiedelt und den Islam zur Staatsreligion gemacht. Im 12. Jahrhundert besiegte der amharische Herrscher Yeshaq die moslemischen Somalier. Ihr Land wurde dem christlichen Äthiopien einverleibt.
Nach 1500 waren die Äthiopier durch Thronkämpfe geschwächt, worauf die Somalier einmarschierten. Äthiopien ist damals nur gerettet worden, weil Portugal eingriff. Pedro da Gama, der Sohn des Entdeckers, liess mit Kanonen auf die Somalier schiessen. Amharenkaiser Claudius schlug die Moslems 1543 in der Schlacht von Wayna. Somalia zerfiel in kleine Herrschaften, die im 19. Jahrhundert europäische Mächte anlockten. Grossbritannien nahm sich den Norden als „Britisch-Somaliland“. Die Italiener setzten sich im Süden fest, während sich Frankreich mit Dschibuti begnügte. Äthiopien aber nahm sich die somalischen Westgebiete im Ogaden. 1935 liess Mussolini aus dem italienischen Somaliland seine Armee in Äthiopien einrücken. Haile Selassie, der als Ras Tafari durch Giftmord aus einer Nebenlinie an die Macht gelangt war, musste nach London flüchten. Aus Äthiopien und Somalia wurde Italienisch-Ostafrika.
1941 begannen die Briten aus ihrer Kolonie Nord-Somalia ihre erfolgreiche Offensive zur Vertreibung der Italiener aus Äthiopien. Haile Selassie kehrte zurück und konnte seine ausbeuterische Herrschaft wieder aufrichten. Süd-Somalia wurde ab 1945 Treuhandgebiet der UNO. Die konkrete Verwaltung wurde Italien übergeben, das sich unter Marschall Badoglio rechtzeitig auf die Seite der Sieger geschlagen hatte. In der Dekolonialisierung Afrikas sind 1960 britische Gebiete mit Italienisch-Somalia vereinigt und als Republik in die Unabhängigkeit entlassen worden. Die erste, demokratisch gewählte Präsident, Ali Shermake, proklamierte den Pansomalismus. Der fünfzacktige Stern im Wappen symbolisierte als Anspruchswappen all jene Gebiete, in denen Somalier lebten: Neben Nord- und Süd-Somalia waren das der Nordosten von Kenia, Dschibuti und der äthiopische Ogaden.
Schon 1963 brach ein Grenzkrieg mit Äthiopien um den Ogaden aus, der durch die UNO beilegegt wurde. Shermake wurde 1969 bei einem Militärputsch ermordet. Armeechef Mohammed Siad Barre rief als neuer Staatspräsident die „Sozialistische Republik“ aus. Er verbündete sich mit der UdSSR, worauf die Sowjets den Hafen Berbera zu einer Marinebasen ausbauten. Die Armee wurde sowjetisch ausgerüstet und verstärkt. 1977 war Siad Barre mit 250 Panzern und sechzig Kampfflugzeugen stark genug, um in den Ogaden einzumarschieren. Die somalischen Truppen stiessen bis nach Harar vor und besetzten 60 Prozent des Ogadens.
Äthiopien war damals durch innere Kämpfe schwach geworden. Die Armee hatte in einem schleichenden Putsch die Macht ergriffen. Kaiser Haile Selassie wurde aus seinem Palast abgeholt und später in einer Kaserne mit einem Kopfkissen erstrickt. Zwei folgende Staatschefs wurden ermordet, bis dann der neue, starke Mann sichtbar wurde: Der kommunistische Major Mengistu Haile Mraiam, der mit Säuberungen und „Rotem Terror“ aus dem absolutistischen Staat eine Volksdemokratie machte. Moskau sah sich mit zwei verfeindeten Bündnispartnern konfrontiert. Der Kreml berechnete die Potentiale und liess Somalia fallen. Siad Barre wandte sich an den Westen, der ihm aber nicht konkret helfen wollte. Er liess aber die Intervention der deutschen Sondertruppe GSG zu, die am 18.10.1977 im Flughafen Mogadischu eine von Terrorgruppen entführte Lufthansa-Maschine stürmte. Moskau entsandte Waffentechniker und kubanische Hilfstruppen nach Äthiopien.
Der somalische Vormarsch konnte im Februar 1978 in der Schlacht von Jijigia aufgehalten werden. Die Somalier zogen sich zurück. 1978 hatte Äthiopien alle von der somalischen Armee besetzten Gebiete zurückerobert. 1984 flogen äthiopische Flugzeuge Luftangriffe gegen Stellungen der Ogaden-Rebellen im Norden Somalias. 1986 kam es zu neuen Grenzkämpfen zwischen den Armeen beider Länder. 1989 scheiterte ein Putsch der äthiopischen Armee gegen Machthaber Mengistu. Aus dem Norden marschierten bald antikommunistische Milizen in Richtung Addis Abeba. Das kommunistische Regime brach 1991 zusammen. Mengistu flüchtete nach Simbabwe. Äthiopien war durch diese Kämpfe geschwächt und konnte gegen Somalia nichts mehr unternehmen. Dem Tigriner Meles Zenawi gelang es als Regierungschef, das Land zu stabilisieren. Äthiopien gewann wieder an Stärke.
Siad Barre konnte sich als Seiltänzer zwischen den verschiedenen Clans an der Macht halten, bis er 1991 gestürzt und ins Ausland gejagt wurde. Somalia zerfiel wie schon öfter in kleinere Herrschaftsbereiche. Die grossen historischen Clans der Hawiye (25 Prozent der Gesamtbevölkerung), Deer (22 Prozent), Dorat (20 Prozent) und Rahanweyn (17 Prozent) waren in unzählige Untergruppen oder Subclans zerfallen, die in einem endlosen Bürgerkrieg um die Macht kämpften. Das Land wurde von einer Hungersnot heimgesucht, worauf die UNO Hilfstransporte entsandte. Da diese Transporte von Milizen geplündert wurden, hat die UNO zu ihrem Schutz auch Truppen entsandt. Es kam zum Krieg zwischen dem Warlord Aidid und dem amerikanischen UNO-Kontingent. US-Hubschrauber wur-den über Mogadischu abgeschossen.
Die Leichen der Piloten wurden vor laufenden Kameras durch die Strassen geschleift. Die USA waren durch die TV-Bilder tief verunsichert und verletzt worden. US-Präsident Bill Clinton zog die US-Truppen ab. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde eine Übergangs-regierung eingesetzt, die nur schwache Truppen besass und bald aus Mogadischu landeinwärts nach Baidoa flüchten musste. Radikalislamische Gerichtshöfe (SICC) eroberten die Macht und gingen gegen Baidoa vor. Die regierenden „Gerichtshöfe“ unter Sharif Sheik Ahmad und Hassan Daher Aweis haben die Wiedereroberung des Ogadens als vorrangiges Ziel genannt. Äthiopien hatte seit Monaten an der Grenze zu Somalia Truppen massiert. Obwohl jederzeit eine Invasion drohten, gingen der SICC-Militärkommandant Jusuf Indade und sein Stellvertreter Abu Mansur kurz vor Weihnachten auf Pilgerfahrt nach Mekka.
Äthiopien wird in den Konflikt von den USA unterstützt. Die US-Armee unterhält in Dschibuti eine Basis, deren unbemannte Flugzeuge jede Truppenbewegung erkennen. Die aus Mogadischu vertriebenen Islamisten haben die moslemische Welt zu Hilfe gerufen und einen Guerillakrieg gegen Äthiopien angekündigt. Die Islamisten haben ausserdem die Unterstützung durch das moslemische Eritrea, das sich seinerseits einen Krieg gegen Addis Abeba geführt hat. Ausserdem ist in Somalia seit Jahren die lokale Terrororganisation „Al Itihaad Al Islamiya“ mit engen Verbindungen zur Al Kaida aktiv. Von den Küsten Südsomalias werden in den letzten Tagen Landungen von Booten mit Bewaffneten gemeldet. Es droht eine Ausweitung des Krieges.
sfux - 29. Dez, 08:00 Article 1605x read