Saddam-Anwalt will Aufklärung über Identität der vermummten Henker
Stephan Fuchs – Saddam Husseins französischer Anwalt Emmanuel Ludot hat in einem Brief an den neuen UN Generalsekretär Ban Ki Moon eine Untersuchung der Hinrichtung seines Klienten gefordert. Ein Komplott in der Henkerskammer? Das Video seiner Hinrichtung und die Tatsache, dass Saddam gehängt worden sei, verstosse gegen die Genfer Konvention von 1949. Der Hingerichtete sei bis zu seinem Tod vom Status her ein Kriegsgefangener gewesen, die Konvention hätte auf ihn also angewandt werden müssen, heißt es in dem am Dienstag in Auszügen veröffentlichten Schreiben von Ludot..
Komplott in der Henkerskammer
Der französische Anwalt will wissen, wer die vermummten Henker waren. Hochgestellte Saddam-Gegner könnten "in einem üblen Handel mit der Besatzungsmacht das Privileg erhalten haben, bei der Tötung selbst Hand anzulegen". Tatsache ist, dass der Todeskandidat nach den inzwischen aufgetauchten Videos von Personen, die bei der Exekution zugegen waren, geschmäht und beschimpft worden ist. "Muktada"-Rufe unterbrachen das Gebet des irakischen Exdiktators unter dem Galgen.
Ist der Henker Muktada al-Sadr?
Einer der Henker tritt vor, er trägt einen gelben Mantel und eine schwarze Maske. Er mustert Saddam, kontrolliert die Schlinge, die schon um dessen Hals liegt. Sekunden später ist Saddam tot. Muktada waren die letzten Worte, die Saddam Hussein in seinem Leben gehört hat.
Ist Muktada al-Sadr der Henker?
Der Henker soll, so vermuten die saudischen Zeitungen „Al Riadh“ und „Al Watan“, der schiitische Hassprediger Muktada al-Sadr persönlich sein. Ein Augenzeuge meinte: „Ich habe ihn sofort erkannt.“ Weitere Zeugen bestätigen das laut den Zeitungen: "I saw al-Sadr wearing the black hoods inside the room and there was also Abdulaziz al-Hakim [leader of the Supreme Council for Islamic Revolution in Iraq – SCIRI]. They were among the six men wearing hoods that one can see in the images aired by the TV", Sadr habe gedroht: Entweder dürfe er dabei sein – oder seine Leute würden der Regierung grosse Probleme bereiten.
Muktada al-Sadr ist der 33-jährige Geistliche aus Najaf und steht für schiitische Radikalität und Gewalt. Den Nachnamen dazu - "al-Sadr" - kannte Saddam seit vielen Jahren. Er hatte 1999 Mohammed Sadik al-Sadr und 1980 Mohammed Bakir al-Sadr umbringen lassen. Mit Mukdada verbunden ist auch ein Haftbefehl der Amerikaner und eine eigene Milizarmee, die "Mahdi-Armee". Bekannt ist, dass erstens Muktada seine Leutnants nicht immer und überall unter Kontrolle hat, und dass zweitens manchmal völlig andere Gruppen, auch Baathisten, unter ihrem Cover agieren. Selbst der iranische Geheimdienst soll heftig mitmischen.
Hinrichtung gefilmt, obwohl Mobiltelefone abgenommen worden sind
Auf dem Video bricht kurz vor dem Tod des Diktators ein Tumult aus und er wird beschimpft. In den Filmaufnahmen ist der stellvertretende Staatsanwalt Munkid al-Farun zu hören, wie er die Zwischenrufer zur Ordnung ruft. Farun war stellvertretender Staatsanwalt bei dem Prozess, in dem Saddam Hussein wegen eines Massakers an Schiiten zum Tode verurteilt wurde. Nach seinen Angaben haben zwei Regierungsvertreter die Aufnahmen gemacht.
Regierungsstellen hingegen behaupten, es sei ein Wächter gewesen. Wie die "New York Times" unter Berufung auf einen Augenzeugen der Exekution berichtete, soll der nationale Sicherheitsberater Muwaffak al-Rubai die heftig umstrittenen Bilder mit der Kamera seines Mobiltelefons gemacht haben. Dieser aber bestritt das vehement. Farun erklärte, die Aufnahmen seien nicht heimlich gemacht worden.
Farun hätte die Hinrichtung Saddam Husseins wegen der Beschimpfungen gegen den Todeskandidaten nach eigenen Worten beinahe abgebrochen. Er habe damit gedroht zu gehen. Die Verantwortlichen für die Schmähungen am Galgen hätten gewusst, dass „wenn ich gehe, die Hinrichtung nicht fortgesetzt werden konnte“. Laut Gesetz muss bei der Exekution ein Vertreter der Anklage anwesen sein. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, weshalb die Beschimpfungen erst unmittelbar vor der Exekution stattfanden.
Die US-Amerikaner – in dessen Obhut Saddam war - hätten allen die Telefone abgenommen, auch das Mobiltelefon des Staatsanwaltes. Wie fand das Mobiltelefon seinen Weg in die Kammer? Wieso wurde ihnen das Telefon beim Filmen nicht abgenommen?
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sfux - 5. Jan, 09:54 Article 6170x read