Die neue (Un)Sicherheitspolitik Deutschlands (5) Wechselbalg Deutsche Marine
Michael Schulze von Glaßer – Nach der Mythologie ist ein Wechselbalg ein unterschobener Säugling. Für „Kuckuckskinder“ machte man böse Geister oder, um im Sprachgebrauch der Militärs zu bleiben, „Feinde“ verantwortlich. Die Marinen anderer Staaten können auf historische Beständigkeit verweisen, jedoch nicht die Deutsche Marine, die von staatlichen Wechseln geprägt wurde und dem entsprechend ihr Aussehen anpasste. Neun Marinen und entsprechend viele Wechsel gab es seit 1848 insgesamt und es scheint, als gäbe es gegenwärtig einen neuen Wechsel. Dies aber steht im Widerspruch zum Fortbestehen der Bundesrepublik Deutschland. In der Bundeswehr spricht man von „Transformation“, wobei die Rüstung die treibende Kraft dabei ist.
Kommunikationsspiel: Schiffe versenken
Für das alte Spiel des Schiffeversenkens genügt den Strategen der Bundeswehr längst kein kariertes Papier mehr, obwohl auch dies, entsprechend gefaltet, auf dem Wasser schwimmen könnte. High-Tech wird gefordert. Das Rückgrat der deutschen Marine wird gegenwärtig von den hochmodernen Fregatten der SACHSEN-, BRANDENBURG- und BREMEN- Klasse gebildet. Aber auch die Kampfwelt unter Wasser gibt es erstaunliche Entwicklungen, beispielweise U-Boote der Klasse 212 A. Neu und außergewöhnlich an diesen U-Booten der Bundesmarine ist der Wasserstoffantrieb, der die Unterseeboote vor allem leise macht und längere Tauchgänge als je zuvor ermöglicht. Für einen Stückpreis von 500 Millionen Euro sollen insgesamt 6 Boote in Dienst gestellt werden.
Das Wichtigste soll gemäß der Bundeswehr jedoch die Verbesserung der Kommunikation und somit die Zusammenarbeit zwischen allen möglichen Truppengattungen sein.
Die US-Army kommuniziert längst nicht mehr übers Internet, das sich die Militärs einst vereinnahmen wollten, sondern über ein nicht ziviles, eigenständiges Netzwerk. Ein solches Netzwerk baut nun auch die Bundeswehr auf. Das 7,1 Milliarden Euro teure IT-Projekt trägt die heroische Bezeichnung „Herkules“. Damit sollen bis zum Jahr 2015 alle 1.500 Bundeswehrstandorte ausgestattet werden. Es sollen insgesamt 300.000 Telefone und 140.000 Computerarbeitsplätze auf einer gemeinsamen Systembasis eingerichtet werden, außerdem soll es 7.000 Server und 15.000 Mobiltelefone geben. Die neue Vernetzung soll die veralteten Befehlsstrukturen der Bundeswehr revolutionieren.
Ein weiteres Großprojekt der Bundeswehr im Informationsbereich ist das so genannte „SAR-Lupe“. SAR steht hierbei nicht wie gewohnt für „Search and Rescue“, sondern für „Synthetic Aperture Radar“, ein aus mehreren Radar-Satelliten zusammengesetztes System, das Einblicke unter Bäume und Tarnnetze und sogar in Tunnelsysteme liefern soll.
Offizielle Stellen sprechen von einer hohen Auflösung von einem Meter, Experten vermuten die Auflösung jedoch noch weitaus besser (etwa 50 cm). Das macht das System zu einem der leistungsstärksten in diesem Bereich. Die Möglichkeit, derart hochauflösende Bilder zu erhalten, die ein Zoomen ermöglichen, gab dem Projekt den Beinamen „Lupe“. Die Kosten für das Projekt: Etwa 370 Millionen Euro.
Zweifellos rüstet sich die Bundeswehr für neue Aufgaben. Verteidigungsminister Franz-Josef Jung sagte dazu am 18. Mai 2006 („23rd International Workshop on Global Security“):
„Wir müssen Krisen und Konflikten rechtzeitig dort begegnen, wo sie entstehen, und dadurch ihre negativen Wirkungen von Europa und unseren Bürgern möglichst weitgehend fernhalten.“
Ganz klar ein Gestaltwechsel – Transformation - der Bundeswehr. Schon jetzt steht fest, dass der Einsatzradius durch die verbesserte Kommunikation und intensivere Informationssammlung erheblich vergrößert wird. Nach Ende der Transformation soll die Bundeswehr problemlos weltweit eingesetzt werden.
Das Airbus-Transportflugzeug A 400 M ermöglicht es auch schweres Gerät in weit entfernte Länder zu bringen, neue Tankflugzeuge erlauben es die Maschinen und auch Kampfflugzeuge während des Flugs ohne Zwischenstopp zu betanken: Die hohe Mobilität wird zum Hauptkriterium für schnelle Angriffe oder wie es bei der Bundeswehr genannt wird: „Krisen und Konfliktbewältigung“.
Verbesserte Kommunikation für Kommunikationsvernichtung: Mit den neuen Waffensystemen kann die Bundeswehr Verdächtige in aller Welt zielsicher zum Schweigen bringen. Von einer rein defensiven Verteidigungsarmee transformiert sie sich zu einer hoch modernen Offensivarmee. Die Taktik hat sich geändert. Man muss schon sehr leichtgläubig sein, wenn man der Bundeswehr glaubt, das Ziel solcher Einsätze sei immer noch der Schutz der deutschen Bürgerinnen und Bürger, denn diese offensive Taktik könnte die deutschen Bürgerinnen und Bürger auch gefährden, wie Vergeltungsanschläge auf Staaten mit offensiver Armee wie beispielsweise Großbritannien zeigen. Auch Dänemark, Italien und Polen fürchten sich vor Terroranschlägen, weil diese Staaten sich mit Soldaten am Irak-Krieg der Amerikaner beteiligen und weil von Seiten der Terroristen mehrfach Drohungen gegen diese Staaten ausgesprochen wurden.
Die Zurückhaltung beim Krieg im Irak hat Deutschland noch einigen Ärger erspart. Aber auch in der Hinsicht bröckelt die vermeintliche Sicherheit, wie Bundesinnenminister Schäuble und Bundesverteidigungsminister Jung sie umschwärmen und die Lage wird unkontrollierbar. Neben der Gefahr, die von der Transformation der Bundeswehr ausgeht, fallen vor allem die Kosten auf. Das teure Herkules-Projekt (7,1 Milliarden Euro) und andere Großprojekte (Eurofighter 16 Milliarden Euro; Airbus 400 M 9 Milliarden Euro; U-Boote der Klasse 212 A 3 Milliarden Euro) lassen darauf schließen, dass der Verteidigungshaushalt in den nächsten Jahren weiter wachsen wird. Zudem kommen die teuren Auslandseinsätze hinzu, die vor allem Material und modernste Technik verschleißen.
© by Michael Schulze von Glaßer
Die mehrteilige Serie wird morgen weitergeführt
Kommunikationsspiel: Schiffe versenken
Für das alte Spiel des Schiffeversenkens genügt den Strategen der Bundeswehr längst kein kariertes Papier mehr, obwohl auch dies, entsprechend gefaltet, auf dem Wasser schwimmen könnte. High-Tech wird gefordert. Das Rückgrat der deutschen Marine wird gegenwärtig von den hochmodernen Fregatten der SACHSEN-, BRANDENBURG- und BREMEN- Klasse gebildet. Aber auch die Kampfwelt unter Wasser gibt es erstaunliche Entwicklungen, beispielweise U-Boote der Klasse 212 A. Neu und außergewöhnlich an diesen U-Booten der Bundesmarine ist der Wasserstoffantrieb, der die Unterseeboote vor allem leise macht und längere Tauchgänge als je zuvor ermöglicht. Für einen Stückpreis von 500 Millionen Euro sollen insgesamt 6 Boote in Dienst gestellt werden.
Das Wichtigste soll gemäß der Bundeswehr jedoch die Verbesserung der Kommunikation und somit die Zusammenarbeit zwischen allen möglichen Truppengattungen sein.
Die US-Army kommuniziert längst nicht mehr übers Internet, das sich die Militärs einst vereinnahmen wollten, sondern über ein nicht ziviles, eigenständiges Netzwerk. Ein solches Netzwerk baut nun auch die Bundeswehr auf. Das 7,1 Milliarden Euro teure IT-Projekt trägt die heroische Bezeichnung „Herkules“. Damit sollen bis zum Jahr 2015 alle 1.500 Bundeswehrstandorte ausgestattet werden. Es sollen insgesamt 300.000 Telefone und 140.000 Computerarbeitsplätze auf einer gemeinsamen Systembasis eingerichtet werden, außerdem soll es 7.000 Server und 15.000 Mobiltelefone geben. Die neue Vernetzung soll die veralteten Befehlsstrukturen der Bundeswehr revolutionieren.
Ein weiteres Großprojekt der Bundeswehr im Informationsbereich ist das so genannte „SAR-Lupe“. SAR steht hierbei nicht wie gewohnt für „Search and Rescue“, sondern für „Synthetic Aperture Radar“, ein aus mehreren Radar-Satelliten zusammengesetztes System, das Einblicke unter Bäume und Tarnnetze und sogar in Tunnelsysteme liefern soll.
Offizielle Stellen sprechen von einer hohen Auflösung von einem Meter, Experten vermuten die Auflösung jedoch noch weitaus besser (etwa 50 cm). Das macht das System zu einem der leistungsstärksten in diesem Bereich. Die Möglichkeit, derart hochauflösende Bilder zu erhalten, die ein Zoomen ermöglichen, gab dem Projekt den Beinamen „Lupe“. Die Kosten für das Projekt: Etwa 370 Millionen Euro.
Zweifellos rüstet sich die Bundeswehr für neue Aufgaben. Verteidigungsminister Franz-Josef Jung sagte dazu am 18. Mai 2006 („23rd International Workshop on Global Security“):
„Wir müssen Krisen und Konflikten rechtzeitig dort begegnen, wo sie entstehen, und dadurch ihre negativen Wirkungen von Europa und unseren Bürgern möglichst weitgehend fernhalten.“
Ganz klar ein Gestaltwechsel – Transformation - der Bundeswehr. Schon jetzt steht fest, dass der Einsatzradius durch die verbesserte Kommunikation und intensivere Informationssammlung erheblich vergrößert wird. Nach Ende der Transformation soll die Bundeswehr problemlos weltweit eingesetzt werden.
Das Airbus-Transportflugzeug A 400 M ermöglicht es auch schweres Gerät in weit entfernte Länder zu bringen, neue Tankflugzeuge erlauben es die Maschinen und auch Kampfflugzeuge während des Flugs ohne Zwischenstopp zu betanken: Die hohe Mobilität wird zum Hauptkriterium für schnelle Angriffe oder wie es bei der Bundeswehr genannt wird: „Krisen und Konfliktbewältigung“.
Verbesserte Kommunikation für Kommunikationsvernichtung: Mit den neuen Waffensystemen kann die Bundeswehr Verdächtige in aller Welt zielsicher zum Schweigen bringen. Von einer rein defensiven Verteidigungsarmee transformiert sie sich zu einer hoch modernen Offensivarmee. Die Taktik hat sich geändert. Man muss schon sehr leichtgläubig sein, wenn man der Bundeswehr glaubt, das Ziel solcher Einsätze sei immer noch der Schutz der deutschen Bürgerinnen und Bürger, denn diese offensive Taktik könnte die deutschen Bürgerinnen und Bürger auch gefährden, wie Vergeltungsanschläge auf Staaten mit offensiver Armee wie beispielsweise Großbritannien zeigen. Auch Dänemark, Italien und Polen fürchten sich vor Terroranschlägen, weil diese Staaten sich mit Soldaten am Irak-Krieg der Amerikaner beteiligen und weil von Seiten der Terroristen mehrfach Drohungen gegen diese Staaten ausgesprochen wurden.
Die Zurückhaltung beim Krieg im Irak hat Deutschland noch einigen Ärger erspart. Aber auch in der Hinsicht bröckelt die vermeintliche Sicherheit, wie Bundesinnenminister Schäuble und Bundesverteidigungsminister Jung sie umschwärmen und die Lage wird unkontrollierbar. Neben der Gefahr, die von der Transformation der Bundeswehr ausgeht, fallen vor allem die Kosten auf. Das teure Herkules-Projekt (7,1 Milliarden Euro) und andere Großprojekte (Eurofighter 16 Milliarden Euro; Airbus 400 M 9 Milliarden Euro; U-Boote der Klasse 212 A 3 Milliarden Euro) lassen darauf schließen, dass der Verteidigungshaushalt in den nächsten Jahren weiter wachsen wird. Zudem kommen die teuren Auslandseinsätze hinzu, die vor allem Material und modernste Technik verschleißen.
© by Michael Schulze von Glaßer
Die mehrteilige Serie wird morgen weitergeführt
sfux - 10. Jan, 08:04 Article 3152x read