Die neue (Un)Sicherheitspolitik Deutschlands (8) Umwelt und Bundeswehr
Michael Schulze von Glaßer – Zum Jahreswechsel 2006/2007 drohte der russische Staatskonzern Gazprom seinem Nachbarstaat Weißrussland den Gashahn zuzudrehen, wenn die Weißrussen den geforderten viermal so hohen Preis pro Kubikmeter Gas nicht bezahlen. Inzwischen hat Weissrussland zwar nicht den Gashahn, wohl den Ölhahn für die Weiterleitung nach Deutschland kurzzeitig zugedreht, um ihn jedoch nach einigen Stunden wieder aufzudrehen.
Viele LeserInnen erinnern sich wahrscheinlich noch an den Gasstreit zwischen dem mächtigen Gazprom-Konzern und der Ukraine. Tagelang mussten die Ukrainer frieren nachdem Gazprom den Ukrainern den Gashahn zudrehte. Deutschland als Energie-importierendes Land ist abhängig vom Gazprom-Konzern und anderen ausländischen Energielieferanten. Auch wenn die Bundesregierung die neue Pipeline, die durch die mit Waffen und Munition der beiden Weltkriege verseuchten Ostsee führen soll, als Schritt in Richtung Energie-Unabhängigkeit feiert, sitzt Gazprom immer noch am längeren Hebel. Deutschland hat sich erpressbar machen lassen.
Panzer mit Rußpatikelfilter, aber ohne Sprit?
Das Bundeswehr-Weißbuch, das sicherlich teilweise in der Regierungszeit von Bundeskanzler Schröder formuliert wurde, der recht schnell nach seiner vorzeitig beendeten Amtszeit einen hohen Posten beim russischen Staatskonzern Gazprom fand, setzt sich mit der Sicherheit der Energieversorgung auseinander. Heraus kam jener Satz, der auf Seite 27 des Weißbuches zu finden ist:
„Für Energieversorgungssicherheit sind […] differenzierte Energiebezugsquellen, der Ausbau der heimischen erneuerbaren Energien und ein ausgewogener Energiemix sowie die Reduzierung des Energiebedarfs durch sparsame und effiziente Energieverwendung von herausragender Bedeutung.“
Schröder wusste mutmaßlich nur zu gut, dass Deutschland eigentlich ein armes Land ist – auch wenn in diesem Land vielfach gerne mit Reichtum geprotzt und mit Armut gepokert wird. Eine völlige Unabhängigkeit Deutschlands im Energiesektor kann aufgrund der hier vorkommenden Rohstoffe nur mithilfe von Kohle und der „erneuerbaren Energien“ stattfinden. Wind gibt es nicht nur in der Politik. Gasvorkommen sind zu kleinen Teilen im seismisch aktiven Eifelgebirge zu finden. Auch Uranvorkommen, die man zur Nutzung atomarer Energie verwenden könnte, gibt es in Deutschland nicht in ausreichendem Maß. Ölvorkommen gibt in Deutschland zwar, doch das ist nicht der Rede wert. Auf saubere Energieträger wie Sonne, Wind und Wasser umzusteigen ist aber gerade in Hinblick auf den katastrophalen Klimawandel dringend nötig. Energiesparen wird eine Möglichkeit Deutschlands sein sich von anderen Ländern Energie-unabhängig zu machen.
Energiesparen aber täte auch der Bundeswehr gut: Ein „Leopard 2“ Panzer wiegt 59,7 Tonnen, hat einen 1.500 PS starken Motor, der das Kettenfahrzeug auf bis zu 72 km/h beschleunigt, und hat einen Verbrauch von 218 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Aber der Treibstoffverbrauch aller Bundeswehrvehikel zusammen ist natürlich im Gegensatz zum zivilen Kraftfahrzeugverkehr gering, ebenso die dadurch entstehende Umweltverschmutzung. Viel schwerwiegender aber ist die Kontamination der Umwelt durch Kampfmittel.
Die „naturverbundene Truppe“
Die Bundeswehr brüstet sich immer wieder als „naturverbundene Truppe“, eine banale Behauptung, denn Ausbildung und Training können nun einmal nicht im Kinderzimmer stattfinden. Neben einer möglichen Naturverbundenheit von Soldaten, die durch Schlammlöcher kriechen müssen, werden die vielen Standortübungsplätze der Bundeswehr von dieser gerne als ökologisches Paradies gelobt. Laut Bundeswehr haben die Truppenübungsplätze eine Gesamtfläche von 230.000 Hektar; allerdings gibt es in Deutschland auch viele Truppenübungsplätze anderer Nationen, die von der Bundeswehr mitgenutzt werden dürfen.
In einem Bundeswehr-Video schwärmt Oberstleutnant Georg Kuhndörfer, Kommandant des Truppenübungsplatzes Oberlausitz davon, dass sich auf seinem Übungsplatz Wölfe angesiedelt haben. Neben „Marder-“, „Leopard-“ und „Büffel-“Panzern können Soldaten der Bundeswehr dort nun auch die nicht metallischen „Wölfe“ bei ihrer Jagd zusehen und viel lernen.
Oberstleutnant Joachim Kocherscheidt vom Übungsplatz Klietz ist überaus stolz auf die „Schwarzstörche“ auf seinem militärischen Sicherheitsgelände. Eine große Artenvielfalt und intakte Flora und Faune ist auf den Truppenübungsplätzen nicht zu leugnen. Gerade deshalb sollte die Nutzung dieser Areale durch das Militär sehr kritisch beurteilt werden.
Ohne Explosionen und Feuergefechte könnten die tierischen Populationen noch weitaus größer sein. „Naturschutz hört auf dem Truppenübungsplatz nicht auf“, sagt der Kommentar-Sprecher im Bundeswehrvideo mit dem Titel „Üben natürlich“, während in einer Einstellung ein Panzer über einen Baum prescht. Einen solchen Zynismus könnten die Autoren der Bundeswehrfilme wahrscheinlich von den Kommentartexten alter Wehrmachts-Wochenschauen vielfach übernommen haben, allerdings wird in diesem Video zugegeben, dass die militärischen Übungen eine Hauptbelastung für die Natur seien.
Die Übungsareale sind leider durch Kampfmittel verseucht und Dekontaminationen würden Millionen Euro kosten. Wegen dieser Kampfmittel müssen einige dieser Areale, die wegen kulturhistorischer Denkmäler, wie steinzeitliche Gräber, am Wochenende für Jedermann zugänglich sein sollten, oft wochenlang und monatelang geschlossen bleiben. So konnten die „Sieben Steinhäuser“, eine Gruppe von Großsteingräbern bei Bad Fallingbostel auf dem Truppenübungsplatz Bergen häufig nicht besucht werden, obwohl sie an den Wochenenden von 8 bis 18 Uhr zugänglich sein sollten. Besucher wurden von den Wachen mit Bemerkungen abgewiesen wie „Die Jungs haben wieder für Bosnien geübt. Da liegt jetzt viel herum. Das muss erst beiseite geschafft werden.“ Wer die Geduld aufbrachte und es etliche Monate später erneut versuchte, wurde mit ähnlichen Argumenten abgewiesen. Entweder hatten die „Jungs“ dort für „Afghanistan“ oder für den „Kongo“ wild um sich geballert und gefährlichen Munitionsmüll hinterlassen.
Daher wird lieber vom Projekt „Natura 2000“ berichtet, an dem fast die Hälfte der Übungsfläche angeschlossen ist, um die Natur nach strickten Richtlinien zu schützen. Dabei ist es naheliegend, dass der Umweltschutz nur ein nicht gewolltes Nebenprodukt auf den Standortübungsplätzen ist wie folgende Meldung über einen Truppenübungsplatz in Mecklenburg-Vorpommern aus dem STERN vom 23.Juli 2003 zeigt:
„Wenn beispielsweise schwere Kettenfahrzeuge den Boden in den zusammen fast 2.500 Hektar großen Torgelower Naturschutzgebieten Waldhof-Jägerbrück und Schwarzer See zerpflügen und Buschwerk und Bäumchen niederwalzen, verhindern sie das Zuwachsen der dort typischen europäischen Trockenheide.“
Die intakte Natur auf den Arealen der Bundeswehrgelände ist gewiss erfreulich, dennoch wäre eine Demilitarisierung von zumindest einem Teil der Übungsplätze besser, um die Artenvielfalt nochmals zu erhöhen und den Umweltbelastungen durch die militärische Nutzung und die damit einhergehende Geldverschwendung entgegenzuwirken.
Naturparadies „Bombodrom“
Ein Synonym für den Kampf gegen Übungsplätze der Bundeswehr ist die Bürgerinitiative „FREIe HEIDe“ geworden. Etwa 100 Kilometer nördlich von Berlin soll ein ehemaliger Bombenabwurfplatz der Roten Armee zu einem „Bombodrom“, ein Abwurfplatz für Bomben der Luftwaffe, werden. Dabei hatte die Bundesregierung direkt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs versprochen, keine Truppenübungsplätze der Sowjetunion weiter zu nutzen. Aber weit gefehlt, wer daran glaubte, wie sich 1992 herausstellte als sich die Bundeswehr das 144 km² große Areal als Bombenabwurfplatz krallte.
Schon 1950 wurden die Besitzer der Kyritz-Ruppiner-Heide enteignet und für die Bewohner der umliegenden 14 Gemeinden ging das Geballer des Zweiten Weltkriegs weiter. Ab dem Jahr aber, als die Luftwaffe der Bundeswehr das Gelände wieder nutzen wollte, das zwischenzeitlich von den Gemeinden schon zur zivilen Nutzung eingeplant war, stand die Bevölkerung der Kyritz-Ruppiner-Heide endlich auf und wehrte sich friedlich gegen die militärische Nutzung. Bei fast 100 Protestveranstaltungen nahmen angeblich mehr als 300.000 Menschen aus Nah und Fern teil.
Nach dem Ost-West-Konflikt erhoffte sich die strukturschwache Region Erfolge im Bereich des Tourismus‘. Bombenabwürfe und lärmende Kampfflugzeuge aber müssten den touristischen Erfolg schmälern, bedauerlicherweise sogar ganz zunichte machen. Die Touristen kamen, die Bundeswehr auch. Doch Gerichtsverhandlungen, die bis ins Jahr 2004 hineinreichten, gaben den Anwohnern Recht, das „Bombodrom“ durfte nicht weiter genutzt werden. Vorerst jedenfalls nicht. Sag‘ niemals nie!
Die Bundeswehr schreibt im ersten Kapitel „Grundlagen deutscher Sicherheitspolitik“ des „Weißbuches 2006“, der Klimawandel sei eine ernste Bedrohung für Deutschland und präsentiert sich selbst als Öko-Armee. Dabei sind die ökologischen Effekte, beispielsweise in den Truppenübungsarealen, fahrlässige Nebeneffekte. Die Vehikel der Bundeswehr sind Dreckschleudern und den Schaden, den Bomben und Granaten in der Natur hinterlassen, sind verheerend.
Und auch wenn die deutschen Wasserstoff-U-Boote vorwiegend destilliertes Wasser als „Abgas“ ausschütten, so ist doch mittlerweile bekannt, welch großen Schaden U-Boote mit ihrem Sonar anrichten können. Aber es gibt Schlimmeres: Immer wieder gibt es Nachrichten über ganze Familien gestrandeter Wale, die elendig zugrunde gehen. Die Kausalität zwischen dem modernen 3D-Sonar von Marinekampfschiffen zum Aufspüren von U-Booten und dem Stranden von Walen, die durch den Einsatz des hochenergetischen Tieffrequenz-Signalen des 3D-Sonars irritiert wurden, ist längst nachgewiesen worden. Auch diese Technik, die in der Lage ist zwecks Tarnung auf dem Grund abgesenkte U-Boote visuell präzise darzustellen, ist auch eine Art von Umweltzerstörung.
© by Michael Schulze von Glaßer
Die mehrteilige Serie wird morgen weitergeführt
Viele LeserInnen erinnern sich wahrscheinlich noch an den Gasstreit zwischen dem mächtigen Gazprom-Konzern und der Ukraine. Tagelang mussten die Ukrainer frieren nachdem Gazprom den Ukrainern den Gashahn zudrehte. Deutschland als Energie-importierendes Land ist abhängig vom Gazprom-Konzern und anderen ausländischen Energielieferanten. Auch wenn die Bundesregierung die neue Pipeline, die durch die mit Waffen und Munition der beiden Weltkriege verseuchten Ostsee führen soll, als Schritt in Richtung Energie-Unabhängigkeit feiert, sitzt Gazprom immer noch am längeren Hebel. Deutschland hat sich erpressbar machen lassen.
Panzer mit Rußpatikelfilter, aber ohne Sprit?
Das Bundeswehr-Weißbuch, das sicherlich teilweise in der Regierungszeit von Bundeskanzler Schröder formuliert wurde, der recht schnell nach seiner vorzeitig beendeten Amtszeit einen hohen Posten beim russischen Staatskonzern Gazprom fand, setzt sich mit der Sicherheit der Energieversorgung auseinander. Heraus kam jener Satz, der auf Seite 27 des Weißbuches zu finden ist:
„Für Energieversorgungssicherheit sind […] differenzierte Energiebezugsquellen, der Ausbau der heimischen erneuerbaren Energien und ein ausgewogener Energiemix sowie die Reduzierung des Energiebedarfs durch sparsame und effiziente Energieverwendung von herausragender Bedeutung.“
Schröder wusste mutmaßlich nur zu gut, dass Deutschland eigentlich ein armes Land ist – auch wenn in diesem Land vielfach gerne mit Reichtum geprotzt und mit Armut gepokert wird. Eine völlige Unabhängigkeit Deutschlands im Energiesektor kann aufgrund der hier vorkommenden Rohstoffe nur mithilfe von Kohle und der „erneuerbaren Energien“ stattfinden. Wind gibt es nicht nur in der Politik. Gasvorkommen sind zu kleinen Teilen im seismisch aktiven Eifelgebirge zu finden. Auch Uranvorkommen, die man zur Nutzung atomarer Energie verwenden könnte, gibt es in Deutschland nicht in ausreichendem Maß. Ölvorkommen gibt in Deutschland zwar, doch das ist nicht der Rede wert. Auf saubere Energieträger wie Sonne, Wind und Wasser umzusteigen ist aber gerade in Hinblick auf den katastrophalen Klimawandel dringend nötig. Energiesparen wird eine Möglichkeit Deutschlands sein sich von anderen Ländern Energie-unabhängig zu machen.
Energiesparen aber täte auch der Bundeswehr gut: Ein „Leopard 2“ Panzer wiegt 59,7 Tonnen, hat einen 1.500 PS starken Motor, der das Kettenfahrzeug auf bis zu 72 km/h beschleunigt, und hat einen Verbrauch von 218 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Aber der Treibstoffverbrauch aller Bundeswehrvehikel zusammen ist natürlich im Gegensatz zum zivilen Kraftfahrzeugverkehr gering, ebenso die dadurch entstehende Umweltverschmutzung. Viel schwerwiegender aber ist die Kontamination der Umwelt durch Kampfmittel.
Die „naturverbundene Truppe“
Die Bundeswehr brüstet sich immer wieder als „naturverbundene Truppe“, eine banale Behauptung, denn Ausbildung und Training können nun einmal nicht im Kinderzimmer stattfinden. Neben einer möglichen Naturverbundenheit von Soldaten, die durch Schlammlöcher kriechen müssen, werden die vielen Standortübungsplätze der Bundeswehr von dieser gerne als ökologisches Paradies gelobt. Laut Bundeswehr haben die Truppenübungsplätze eine Gesamtfläche von 230.000 Hektar; allerdings gibt es in Deutschland auch viele Truppenübungsplätze anderer Nationen, die von der Bundeswehr mitgenutzt werden dürfen.
In einem Bundeswehr-Video schwärmt Oberstleutnant Georg Kuhndörfer, Kommandant des Truppenübungsplatzes Oberlausitz davon, dass sich auf seinem Übungsplatz Wölfe angesiedelt haben. Neben „Marder-“, „Leopard-“ und „Büffel-“Panzern können Soldaten der Bundeswehr dort nun auch die nicht metallischen „Wölfe“ bei ihrer Jagd zusehen und viel lernen.
Oberstleutnant Joachim Kocherscheidt vom Übungsplatz Klietz ist überaus stolz auf die „Schwarzstörche“ auf seinem militärischen Sicherheitsgelände. Eine große Artenvielfalt und intakte Flora und Faune ist auf den Truppenübungsplätzen nicht zu leugnen. Gerade deshalb sollte die Nutzung dieser Areale durch das Militär sehr kritisch beurteilt werden.
Ohne Explosionen und Feuergefechte könnten die tierischen Populationen noch weitaus größer sein. „Naturschutz hört auf dem Truppenübungsplatz nicht auf“, sagt der Kommentar-Sprecher im Bundeswehrvideo mit dem Titel „Üben natürlich“, während in einer Einstellung ein Panzer über einen Baum prescht. Einen solchen Zynismus könnten die Autoren der Bundeswehrfilme wahrscheinlich von den Kommentartexten alter Wehrmachts-Wochenschauen vielfach übernommen haben, allerdings wird in diesem Video zugegeben, dass die militärischen Übungen eine Hauptbelastung für die Natur seien.
Die Übungsareale sind leider durch Kampfmittel verseucht und Dekontaminationen würden Millionen Euro kosten. Wegen dieser Kampfmittel müssen einige dieser Areale, die wegen kulturhistorischer Denkmäler, wie steinzeitliche Gräber, am Wochenende für Jedermann zugänglich sein sollten, oft wochenlang und monatelang geschlossen bleiben. So konnten die „Sieben Steinhäuser“, eine Gruppe von Großsteingräbern bei Bad Fallingbostel auf dem Truppenübungsplatz Bergen häufig nicht besucht werden, obwohl sie an den Wochenenden von 8 bis 18 Uhr zugänglich sein sollten. Besucher wurden von den Wachen mit Bemerkungen abgewiesen wie „Die Jungs haben wieder für Bosnien geübt. Da liegt jetzt viel herum. Das muss erst beiseite geschafft werden.“ Wer die Geduld aufbrachte und es etliche Monate später erneut versuchte, wurde mit ähnlichen Argumenten abgewiesen. Entweder hatten die „Jungs“ dort für „Afghanistan“ oder für den „Kongo“ wild um sich geballert und gefährlichen Munitionsmüll hinterlassen.
Daher wird lieber vom Projekt „Natura 2000“ berichtet, an dem fast die Hälfte der Übungsfläche angeschlossen ist, um die Natur nach strickten Richtlinien zu schützen. Dabei ist es naheliegend, dass der Umweltschutz nur ein nicht gewolltes Nebenprodukt auf den Standortübungsplätzen ist wie folgende Meldung über einen Truppenübungsplatz in Mecklenburg-Vorpommern aus dem STERN vom 23.Juli 2003 zeigt:
„Wenn beispielsweise schwere Kettenfahrzeuge den Boden in den zusammen fast 2.500 Hektar großen Torgelower Naturschutzgebieten Waldhof-Jägerbrück und Schwarzer See zerpflügen und Buschwerk und Bäumchen niederwalzen, verhindern sie das Zuwachsen der dort typischen europäischen Trockenheide.“
Die intakte Natur auf den Arealen der Bundeswehrgelände ist gewiss erfreulich, dennoch wäre eine Demilitarisierung von zumindest einem Teil der Übungsplätze besser, um die Artenvielfalt nochmals zu erhöhen und den Umweltbelastungen durch die militärische Nutzung und die damit einhergehende Geldverschwendung entgegenzuwirken.
Naturparadies „Bombodrom“
Ein Synonym für den Kampf gegen Übungsplätze der Bundeswehr ist die Bürgerinitiative „FREIe HEIDe“ geworden. Etwa 100 Kilometer nördlich von Berlin soll ein ehemaliger Bombenabwurfplatz der Roten Armee zu einem „Bombodrom“, ein Abwurfplatz für Bomben der Luftwaffe, werden. Dabei hatte die Bundesregierung direkt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs versprochen, keine Truppenübungsplätze der Sowjetunion weiter zu nutzen. Aber weit gefehlt, wer daran glaubte, wie sich 1992 herausstellte als sich die Bundeswehr das 144 km² große Areal als Bombenabwurfplatz krallte.
Schon 1950 wurden die Besitzer der Kyritz-Ruppiner-Heide enteignet und für die Bewohner der umliegenden 14 Gemeinden ging das Geballer des Zweiten Weltkriegs weiter. Ab dem Jahr aber, als die Luftwaffe der Bundeswehr das Gelände wieder nutzen wollte, das zwischenzeitlich von den Gemeinden schon zur zivilen Nutzung eingeplant war, stand die Bevölkerung der Kyritz-Ruppiner-Heide endlich auf und wehrte sich friedlich gegen die militärische Nutzung. Bei fast 100 Protestveranstaltungen nahmen angeblich mehr als 300.000 Menschen aus Nah und Fern teil.
Nach dem Ost-West-Konflikt erhoffte sich die strukturschwache Region Erfolge im Bereich des Tourismus‘. Bombenabwürfe und lärmende Kampfflugzeuge aber müssten den touristischen Erfolg schmälern, bedauerlicherweise sogar ganz zunichte machen. Die Touristen kamen, die Bundeswehr auch. Doch Gerichtsverhandlungen, die bis ins Jahr 2004 hineinreichten, gaben den Anwohnern Recht, das „Bombodrom“ durfte nicht weiter genutzt werden. Vorerst jedenfalls nicht. Sag‘ niemals nie!
Die Bundeswehr schreibt im ersten Kapitel „Grundlagen deutscher Sicherheitspolitik“ des „Weißbuches 2006“, der Klimawandel sei eine ernste Bedrohung für Deutschland und präsentiert sich selbst als Öko-Armee. Dabei sind die ökologischen Effekte, beispielsweise in den Truppenübungsarealen, fahrlässige Nebeneffekte. Die Vehikel der Bundeswehr sind Dreckschleudern und den Schaden, den Bomben und Granaten in der Natur hinterlassen, sind verheerend.
Und auch wenn die deutschen Wasserstoff-U-Boote vorwiegend destilliertes Wasser als „Abgas“ ausschütten, so ist doch mittlerweile bekannt, welch großen Schaden U-Boote mit ihrem Sonar anrichten können. Aber es gibt Schlimmeres: Immer wieder gibt es Nachrichten über ganze Familien gestrandeter Wale, die elendig zugrunde gehen. Die Kausalität zwischen dem modernen 3D-Sonar von Marinekampfschiffen zum Aufspüren von U-Booten und dem Stranden von Walen, die durch den Einsatz des hochenergetischen Tieffrequenz-Signalen des 3D-Sonars irritiert wurden, ist längst nachgewiesen worden. Auch diese Technik, die in der Lage ist zwecks Tarnung auf dem Grund abgesenkte U-Boote visuell präzise darzustellen, ist auch eine Art von Umweltzerstörung.
© by Michael Schulze von Glaßer
Die mehrteilige Serie wird morgen weitergeführt
sfux - 11. Jan, 08:07 Article 5204x read