Gerangel um die Straße von Hormuz
Michael Schulze von Glaßer – Teure Straßen sind nicht etwa der Broadway in New York oder die Avenue des Champs-Élesées in Paris. Profitabel und nahezu unbezahlbar sind Wasserstraßen. Einmal durch den Panama-Kanal vom Pazifik zum Atlantik zu schippern kostet durchschnittlich 48.000 US-Dollar. Für große Schiffe kann es bis zu 150.000 US-Dollar kosten. So hatte die Betreibergesellschaft des Panama-Kanals im Jahr 2005 einen Umsatz von etwa 1,36 Milliarden US-Dollar. Eine gigantische Summe!
Mit seinen 81 Kilometern Länge wirkt der Panama-Kanal aber geradezu mickrig gegenüber dem doppelt so langen Suez-Kanal, der Ägypten gehört und das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet. Er gilt als die rentabelste Seewegs-Verbindung zwischen von Asien nach Europa. 2006 brachte der Kanal dem ägyptischen Staat mehr als 3,6 Milliarden US-Dollar ein.
Doch nicht ein neuer Krieg um den Suez-Kanal, sondern eine andere Wasserstraße plagt gegenwärtig die großen Staatsoberhäupter: Die Straße von Hormuz.
Im Presse-Mainstream gewann die Wasserstraße Tagesberühmtheit, nachdem das US-amerikanische U-Boot „USS Newport News (SSN-750)“ mit dem japanischen Öltanker „Mogamigawa“ kollidierte. Das atomgetriebene U-Boot war beim Auftauchen mit dem Bug ins Heck des japanischen Tankers geschossen. Beide Schiffe blieben jedoch weiter seetüchtig. Dennoch peinlich! Ein böses Gerücht macht nämlich seitdem die Runde: Die Amerikaner kröchen den Japanern neuerdings in den Hintern, heißt es.
Aber darüber hinaus stellt sich die Frage, wie die Crew eines solchen hochtechnisierten U-Bootes der US-Marine einen über 100 Meter langen Tanker „übersehen“ kann? Nach Angaben der US-Marine handelte es sich bei diesem Zwischenfall, um einen so genannten Venturi-Effekt: Der Bug des Atom-U-Bootes wurde demnach von dem großen Tanker angesaugt. Dabei stellt sich wiederum die Frage, warum das amerikanische U-Boot den Tanker so dicht und in solch geringer Tiefe kreuzen wollte?
Ein schlechter Scherz des U-Boot-Kapitäns für seine 127 Mann starke und sicherlich miserabel ausgebildete U-Boot-Crew, um die Langeweile an Bord zu vertreiben?
Die 8 Japaner und 16 Philippiner an Bord der mit 280.000 Tonnen Öl beladenen „Mogamigawa“ müssen jedenfalls einen gehörigen Schreck gekriegt haben, als sie von dem 110 Meter langen Atom-U-Boot gerammt wurden. Dabei waren sie überhaupt nicht im Fadenkreuz des US-Militärs.
Das U-Boot „USS Newport News“, das mit Marschflugkörpern und wahrscheinlich auch mit Atomraketen ausgestattet ist, nahm 1991 an der Operation „Desert Storm“ wie auch am letzten Krieg gegen den Irak teil. Das U-Boot soll als Geleitschutz des Flugzeugträgers „USS Dwight D. Eisenhower (CVN-69)“ auf dem Weg zur Küste von Somalia gewesen sein, um dort die weitgehend unbemerkte Militärintervention der Amerikaner zu unterstützen. Wie so oft soll auch diese Mission im Sinne des angeblichen „Krieges gegen den Terror“ stattfinden. Angeblich halten sich in Somalia Kämpfer von Al-Kaida auf.
Dieser Unfall in der Straße von Hormuz war vermutlich kein Zufall. Die geografische Lage der 60 Kilometer breiten natürlichen Wasserstraße ist hochbrisant. Wer sie kontrolliert, hat einen Trumpf und droht damit seine Gegenspieler in den Ruin zu treiben. Beinahe ein Viertel der globalen Ölversorgung schwimmen auf Tankschiffen durch die Meerenge. Laut dem ZDF (Dokumentation „Kalter Krieg ums Öl“) sind es etwa 80 Prozent aller Öltanker, die dieses Nadelöhr mit ihrer wertvollen Fracht durchqueren müssen. Der gesamte Schiffsverkehr Kuwaits, Bahrains, Katars, der Vereinigte Arabischen Emirate und des Iraks müssen die Meerenge durchqueren, um auf die offene See zu gelangen. Saudi Arabien wird von der Meerenge am meisten beeinträchtig, da die meisten Ölhäfen des Landes an der Ostküste, eben am Persischen Golf, liegen. Der Iran im Norden und eine Landzuge des Omans im Süden begrenzen die Straße von Hormuz.
Nadelöhr zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman: Die Straße von Hormuz. © Foto: NASA
Die geografische Lage dieser Meerenge könnte bald zu einem derben Streit werden. Die Anliegerstaaten können laut internationalem Recht ein Hoheitsrecht bis zu 12 Seemeilen von der Küste beanspruchen und dort ihr nationales Recht ausüben. Kleine Inseln, die zum Iran beziehungsweise zum Oman gehören, lassen aus der 60 Kilometer breiten Wasserstraße eine nur 3 Seemeilen breite Gasse entstehen. Folglich könnte es eng werden, wenn Iran und Oman Schiffen die Durchfahrt durch ihre Hoheitsgewässer verwehrten. Also noch ein Grund mehr für einen US-amerikanischen Einmarsch im Iran?
Schon seit Monaten liegen USA und Iran im Streit. Hauptstreitpunkt ist der Vorwurf der USA der Iran strebe nach dem Besitz von Atomwaffen. Der Ausbau von Atomkraft im Iran ist kaum zu übersehen. Das Land am Persischen-Golf hat eigene Uranminen
Die Straße von Hormuz, die den Persischen mit dem Golf von Oman und somit dem Indischen Ozean verbindet, ist eine Lebensader der Industrie-Staaten. Dabei ist der Iran nicht zuletzt wegen seiner großen Erdölvorkommen ins Visier der westlichen Industrienationen geraten. Eskalierte die Situation, könnte das iranische Militär die Straße von Hormuz blockieren. Versuchen könnten die Iraner es, aber ob sie damit Erfolg haben, hängt von anderen Faktoren ab. Der Iran und besonders ihr Präsident Mahmud Ahmadinedschad wissen um die strategische Bedeutung der Wasserstraße für den Westen. Beinahe die gesamte iranische Marine ist an der Straße von Hormuz stationiert. Ganze Inseln sind vom iranischen Militär besetzt – auch Inseln der Vereinigten Arabischen Emirate. Die iranische Stadt Bandar Abbas liegt direkt an der Straße von Hormuz und hat einen großen Militärhafen.
Von Schnellbooten über Fregatten bis zu U-Booten liegt ein Großteil der iranischen Flotte im Militärhafen von Bandar Abbas und damit direkt an der Straße von Hormuz. © by Digital Globe / Google Earth
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Doch der iranischen Marine gehören nur etwa 20.000 Mann an, eine Minderheit unter ihnen dient auf Schiffen. Beispielsweise zählen zur Marine auch zwei Infanterie-Brigaden, die an der Küste und auf den umliegenden Inseln in der Straße von Hormuz stationiert sind. Die Boote der Iraner sind veraltet. Selbst Ersatzteile fehlen, was zum Ausfall von drei iranischen Zerstörern geführt haben soll. Weitere große Marineeinheiten der Iraner: Zwei veraltete Korvetten amerikanischer Bauart, drei veraltete Fregatten aus Großbritannien und drei Diesel-elektrische U-Boote der russischen Kilo-Klasse aus dem Jahr 1993. Die Patrouillen-U-Boote der Kilo Klasse sind 72 Meter lang und werden stets weiterentwickelt. Die U-Boote sind gemäß russischem Hersteller die leisesten der Welt und mit der deutsche U-Boot-Klasse 212 vergleichbar. Als Waffen stehen vornehmlich Torpedos zur Verfügung, die U-Boote können aber auch mit SS-N-27 (auch Klub-S genannt) Lenkwaffen ausgerüstet werden, dadurch werden die konventionell angetriebenen U-Boote zu einer ernsten Bedrohung für den Westen. Nur eines der drei U-Boote soll jedoch mit modernen Batterien ausgestattet sein, was eine lange Tauchzeit ermöglicht. Außerdem soll der Iran noch 10 Raketenboote, 52 Patrouillenboote, einige Mienenleger- und Mienenräumer-Boote, 6 Luftkissenboote und etwa 23 Versorgungs- und Unterstützungsschiffe besitzen. Ein Anti-U-Boot Hubschrauberschwadron sowie mehrere Aufklärungs- und Transporteinheiten zählen ebenfalls zum Repertoire des Iran.
Seit 2001, dem Jahr der Terroranschläge auf die USA, rüstet der Iran seine Marine jedoch massiv auf. In Kooperation mit China und Nordkorea sollen neue Seestreitkräfte entwickelt werden. China liefert dem Iran vornehmlich Antischiffsflugkörper vom Typ CS-801 und CS-802. Nun versuchen die beiden Staaten gemeinsam neue Raketen gegen Seestreitkräfte zu entwickeln. Erste Erfolge soll es schon geben. Die Bezeichnungen der neuen Raketen lauten „Nasr“ und „Kosr“. Diese Raketen könnten wegen ihrer Reichweite von über 200 Kilometern auch nahe der Meerenge auf dem Festland postiert und von dort gestartet werden.
Mit Nordkorea, das dem Iran sicher auch beim Bau von Atombomben behilflich sein könnte, soll die islamistische Republik neue Klein- und Kleinst-U-Boote entwickelt haben. 2005 konnte die Öffentlichkeit die neuen U-Boote der Ghadir-Klasse erstmals im iranischen Fernsehen betrachten. Die neuen U-Boote sollen mit den zwar schon einige Jahrzehnte alten aber immer noch hoch modernen VA-111 Schkwal-Torpedos ausgerüstet sein. Die Torpedos aus Sowjetbeständen können unter Wasser mit Hilfe der „Superkavitation“ eine Geschwindigkeit von bis zu 500 km/h erreichen. Dabei wird das Geschoss von einem Gaskegel umhüllt, die bei hohen Geschwindigkeiten im Wasser entsteht. Durch die Gashülle ist der Wasserwiderstand für den schnellen Körper äußert gering und soll bei einer Geschwindigkeit von 300 m/s sogar geringer sein als in der Luft. Das Geschoss ähnelt mehr einer Rakete als einem Torpedo. Angetrieben wird das unlenkbare Geschoss von einer Feststoff-Rakete. Superkavitation entsteht, wenn sich ein möglichst stromlinienförmiger Körper unter Wasser mit mehr als 180 km/h fortbewegt. Obwohl die VA-111 schon 1977 in Dienst gestellt wurde, ist nicht viel über sie bekannt. Der Untergang des russischen Atom-U-Bootes „Kursk“ wird mit solchen Torpedos in Verbindung gebracht.
Der iranische Präsident und Holocaust-Leugner Mahmud Ahmadinedschad besichtigt ein neues U-Boot der Ghadir-Klasse. Die U-Boote sind mit High-Tech -Torpedos ausgestattet und Flaschengrün.
Von den neuen Fregatten, die der iranische Staat bauen wollte, ist bislang nichts bekannt. Mit Hochdruck arbeiten iranische Rüstungsbetriebe an neuen Seeminen, dabei soll der Iran schon jetzt 2.000 Stück dieser heimtückischen Gefahrenkörper haben – ideal, um die Meerenge von Hormuz für Schiffe unpassierbar zu machen.
Als Beweis für die erstarkte iranische Marine gilt eine Militärübung Anfang 2006 bei der sämtliche neue Einheiten des Irans zum Einsatz kamen. Jedoch wird der Iran wohl nie einen Erstschlag wagen, die militärische Antwort der USA wäre für die islamistische Republik katastrophal. Sie müssten sogar mit einem atomaren Angriff rechnen. Ob der Iran Atomwaffen besitzt oder dies anstrebt, das ist immer noch unklar. Ein wahres Säbelrasseln – ein neuer Kalter Krieg. Denn die USA können auch keinen Erstschlag wagen, so gern sie es doch wollten. Die Abhängigkeit vom iranischen Öl und Gas lässt die USA von einem Angriff zurückschrecken.
Unter dem Iran schlummern die drittgrößten Erdölreserven und die zweitgrößten Erdgasreserven. Iran steht bei der weltweiten Erdölfördermenge an fünfter Stelle, beim Erdgas an siebter. Die Aufrüstung des iranischen Militärs gilt als gefährlich und die prekäre geografische Lage an der Straße von Hormuz lässt die Unsicherheit für den Westen noch weitaus größer werden. Die Situation scheint momentan stabil. Trotz der verschärften Sicherheitslage wird sich an der Situation wohl zunächst nichts ändern. Wenn es jedoch zu einem Krieg zwischen den USA und dem Iran kommt, wird die Eroberung der Straße von Hormuz wohl ein erstes Ziel beider Staaten sein. Wer diese Meerenge kontrolliert, hat einen Trumpf in der Hand.
Mit seinen 81 Kilometern Länge wirkt der Panama-Kanal aber geradezu mickrig gegenüber dem doppelt so langen Suez-Kanal, der Ägypten gehört und das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet. Er gilt als die rentabelste Seewegs-Verbindung zwischen von Asien nach Europa. 2006 brachte der Kanal dem ägyptischen Staat mehr als 3,6 Milliarden US-Dollar ein.
Doch nicht ein neuer Krieg um den Suez-Kanal, sondern eine andere Wasserstraße plagt gegenwärtig die großen Staatsoberhäupter: Die Straße von Hormuz.
Im Presse-Mainstream gewann die Wasserstraße Tagesberühmtheit, nachdem das US-amerikanische U-Boot „USS Newport News (SSN-750)“ mit dem japanischen Öltanker „Mogamigawa“ kollidierte. Das atomgetriebene U-Boot war beim Auftauchen mit dem Bug ins Heck des japanischen Tankers geschossen. Beide Schiffe blieben jedoch weiter seetüchtig. Dennoch peinlich! Ein böses Gerücht macht nämlich seitdem die Runde: Die Amerikaner kröchen den Japanern neuerdings in den Hintern, heißt es.
Aber darüber hinaus stellt sich die Frage, wie die Crew eines solchen hochtechnisierten U-Bootes der US-Marine einen über 100 Meter langen Tanker „übersehen“ kann? Nach Angaben der US-Marine handelte es sich bei diesem Zwischenfall, um einen so genannten Venturi-Effekt: Der Bug des Atom-U-Bootes wurde demnach von dem großen Tanker angesaugt. Dabei stellt sich wiederum die Frage, warum das amerikanische U-Boot den Tanker so dicht und in solch geringer Tiefe kreuzen wollte?
Ein schlechter Scherz des U-Boot-Kapitäns für seine 127 Mann starke und sicherlich miserabel ausgebildete U-Boot-Crew, um die Langeweile an Bord zu vertreiben?
Die 8 Japaner und 16 Philippiner an Bord der mit 280.000 Tonnen Öl beladenen „Mogamigawa“ müssen jedenfalls einen gehörigen Schreck gekriegt haben, als sie von dem 110 Meter langen Atom-U-Boot gerammt wurden. Dabei waren sie überhaupt nicht im Fadenkreuz des US-Militärs.
Das U-Boot „USS Newport News“, das mit Marschflugkörpern und wahrscheinlich auch mit Atomraketen ausgestattet ist, nahm 1991 an der Operation „Desert Storm“ wie auch am letzten Krieg gegen den Irak teil. Das U-Boot soll als Geleitschutz des Flugzeugträgers „USS Dwight D. Eisenhower (CVN-69)“ auf dem Weg zur Küste von Somalia gewesen sein, um dort die weitgehend unbemerkte Militärintervention der Amerikaner zu unterstützen. Wie so oft soll auch diese Mission im Sinne des angeblichen „Krieges gegen den Terror“ stattfinden. Angeblich halten sich in Somalia Kämpfer von Al-Kaida auf.
Dieser Unfall in der Straße von Hormuz war vermutlich kein Zufall. Die geografische Lage der 60 Kilometer breiten natürlichen Wasserstraße ist hochbrisant. Wer sie kontrolliert, hat einen Trumpf und droht damit seine Gegenspieler in den Ruin zu treiben. Beinahe ein Viertel der globalen Ölversorgung schwimmen auf Tankschiffen durch die Meerenge. Laut dem ZDF (Dokumentation „Kalter Krieg ums Öl“) sind es etwa 80 Prozent aller Öltanker, die dieses Nadelöhr mit ihrer wertvollen Fracht durchqueren müssen. Der gesamte Schiffsverkehr Kuwaits, Bahrains, Katars, der Vereinigte Arabischen Emirate und des Iraks müssen die Meerenge durchqueren, um auf die offene See zu gelangen. Saudi Arabien wird von der Meerenge am meisten beeinträchtig, da die meisten Ölhäfen des Landes an der Ostküste, eben am Persischen Golf, liegen. Der Iran im Norden und eine Landzuge des Omans im Süden begrenzen die Straße von Hormuz.
Nadelöhr zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman: Die Straße von Hormuz. © Foto: NASA
Die geografische Lage dieser Meerenge könnte bald zu einem derben Streit werden. Die Anliegerstaaten können laut internationalem Recht ein Hoheitsrecht bis zu 12 Seemeilen von der Küste beanspruchen und dort ihr nationales Recht ausüben. Kleine Inseln, die zum Iran beziehungsweise zum Oman gehören, lassen aus der 60 Kilometer breiten Wasserstraße eine nur 3 Seemeilen breite Gasse entstehen. Folglich könnte es eng werden, wenn Iran und Oman Schiffen die Durchfahrt durch ihre Hoheitsgewässer verwehrten. Also noch ein Grund mehr für einen US-amerikanischen Einmarsch im Iran?
Schon seit Monaten liegen USA und Iran im Streit. Hauptstreitpunkt ist der Vorwurf der USA der Iran strebe nach dem Besitz von Atomwaffen. Der Ausbau von Atomkraft im Iran ist kaum zu übersehen. Das Land am Persischen-Golf hat eigene Uranminen
Die Straße von Hormuz, die den Persischen mit dem Golf von Oman und somit dem Indischen Ozean verbindet, ist eine Lebensader der Industrie-Staaten. Dabei ist der Iran nicht zuletzt wegen seiner großen Erdölvorkommen ins Visier der westlichen Industrienationen geraten. Eskalierte die Situation, könnte das iranische Militär die Straße von Hormuz blockieren. Versuchen könnten die Iraner es, aber ob sie damit Erfolg haben, hängt von anderen Faktoren ab. Der Iran und besonders ihr Präsident Mahmud Ahmadinedschad wissen um die strategische Bedeutung der Wasserstraße für den Westen. Beinahe die gesamte iranische Marine ist an der Straße von Hormuz stationiert. Ganze Inseln sind vom iranischen Militär besetzt – auch Inseln der Vereinigten Arabischen Emirate. Die iranische Stadt Bandar Abbas liegt direkt an der Straße von Hormuz und hat einen großen Militärhafen.
Von Schnellbooten über Fregatten bis zu U-Booten liegt ein Großteil der iranischen Flotte im Militärhafen von Bandar Abbas und damit direkt an der Straße von Hormuz. © by Digital Globe / Google Earth
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Doch der iranischen Marine gehören nur etwa 20.000 Mann an, eine Minderheit unter ihnen dient auf Schiffen. Beispielsweise zählen zur Marine auch zwei Infanterie-Brigaden, die an der Küste und auf den umliegenden Inseln in der Straße von Hormuz stationiert sind. Die Boote der Iraner sind veraltet. Selbst Ersatzteile fehlen, was zum Ausfall von drei iranischen Zerstörern geführt haben soll. Weitere große Marineeinheiten der Iraner: Zwei veraltete Korvetten amerikanischer Bauart, drei veraltete Fregatten aus Großbritannien und drei Diesel-elektrische U-Boote der russischen Kilo-Klasse aus dem Jahr 1993. Die Patrouillen-U-Boote der Kilo Klasse sind 72 Meter lang und werden stets weiterentwickelt. Die U-Boote sind gemäß russischem Hersteller die leisesten der Welt und mit der deutsche U-Boot-Klasse 212 vergleichbar. Als Waffen stehen vornehmlich Torpedos zur Verfügung, die U-Boote können aber auch mit SS-N-27 (auch Klub-S genannt) Lenkwaffen ausgerüstet werden, dadurch werden die konventionell angetriebenen U-Boote zu einer ernsten Bedrohung für den Westen. Nur eines der drei U-Boote soll jedoch mit modernen Batterien ausgestattet sein, was eine lange Tauchzeit ermöglicht. Außerdem soll der Iran noch 10 Raketenboote, 52 Patrouillenboote, einige Mienenleger- und Mienenräumer-Boote, 6 Luftkissenboote und etwa 23 Versorgungs- und Unterstützungsschiffe besitzen. Ein Anti-U-Boot Hubschrauberschwadron sowie mehrere Aufklärungs- und Transporteinheiten zählen ebenfalls zum Repertoire des Iran.
Seit 2001, dem Jahr der Terroranschläge auf die USA, rüstet der Iran seine Marine jedoch massiv auf. In Kooperation mit China und Nordkorea sollen neue Seestreitkräfte entwickelt werden. China liefert dem Iran vornehmlich Antischiffsflugkörper vom Typ CS-801 und CS-802. Nun versuchen die beiden Staaten gemeinsam neue Raketen gegen Seestreitkräfte zu entwickeln. Erste Erfolge soll es schon geben. Die Bezeichnungen der neuen Raketen lauten „Nasr“ und „Kosr“. Diese Raketen könnten wegen ihrer Reichweite von über 200 Kilometern auch nahe der Meerenge auf dem Festland postiert und von dort gestartet werden.
Mit Nordkorea, das dem Iran sicher auch beim Bau von Atombomben behilflich sein könnte, soll die islamistische Republik neue Klein- und Kleinst-U-Boote entwickelt haben. 2005 konnte die Öffentlichkeit die neuen U-Boote der Ghadir-Klasse erstmals im iranischen Fernsehen betrachten. Die neuen U-Boote sollen mit den zwar schon einige Jahrzehnte alten aber immer noch hoch modernen VA-111 Schkwal-Torpedos ausgerüstet sein. Die Torpedos aus Sowjetbeständen können unter Wasser mit Hilfe der „Superkavitation“ eine Geschwindigkeit von bis zu 500 km/h erreichen. Dabei wird das Geschoss von einem Gaskegel umhüllt, die bei hohen Geschwindigkeiten im Wasser entsteht. Durch die Gashülle ist der Wasserwiderstand für den schnellen Körper äußert gering und soll bei einer Geschwindigkeit von 300 m/s sogar geringer sein als in der Luft. Das Geschoss ähnelt mehr einer Rakete als einem Torpedo. Angetrieben wird das unlenkbare Geschoss von einer Feststoff-Rakete. Superkavitation entsteht, wenn sich ein möglichst stromlinienförmiger Körper unter Wasser mit mehr als 180 km/h fortbewegt. Obwohl die VA-111 schon 1977 in Dienst gestellt wurde, ist nicht viel über sie bekannt. Der Untergang des russischen Atom-U-Bootes „Kursk“ wird mit solchen Torpedos in Verbindung gebracht.
Der iranische Präsident und Holocaust-Leugner Mahmud Ahmadinedschad besichtigt ein neues U-Boot der Ghadir-Klasse. Die U-Boote sind mit High-Tech -Torpedos ausgestattet und Flaschengrün.
Von den neuen Fregatten, die der iranische Staat bauen wollte, ist bislang nichts bekannt. Mit Hochdruck arbeiten iranische Rüstungsbetriebe an neuen Seeminen, dabei soll der Iran schon jetzt 2.000 Stück dieser heimtückischen Gefahrenkörper haben – ideal, um die Meerenge von Hormuz für Schiffe unpassierbar zu machen.
Als Beweis für die erstarkte iranische Marine gilt eine Militärübung Anfang 2006 bei der sämtliche neue Einheiten des Irans zum Einsatz kamen. Jedoch wird der Iran wohl nie einen Erstschlag wagen, die militärische Antwort der USA wäre für die islamistische Republik katastrophal. Sie müssten sogar mit einem atomaren Angriff rechnen. Ob der Iran Atomwaffen besitzt oder dies anstrebt, das ist immer noch unklar. Ein wahres Säbelrasseln – ein neuer Kalter Krieg. Denn die USA können auch keinen Erstschlag wagen, so gern sie es doch wollten. Die Abhängigkeit vom iranischen Öl und Gas lässt die USA von einem Angriff zurückschrecken.
Unter dem Iran schlummern die drittgrößten Erdölreserven und die zweitgrößten Erdgasreserven. Iran steht bei der weltweiten Erdölfördermenge an fünfter Stelle, beim Erdgas an siebter. Die Aufrüstung des iranischen Militärs gilt als gefährlich und die prekäre geografische Lage an der Straße von Hormuz lässt die Unsicherheit für den Westen noch weitaus größer werden. Die Situation scheint momentan stabil. Trotz der verschärften Sicherheitslage wird sich an der Situation wohl zunächst nichts ändern. Wenn es jedoch zu einem Krieg zwischen den USA und dem Iran kommt, wird die Eroberung der Straße von Hormuz wohl ein erstes Ziel beider Staaten sein. Wer diese Meerenge kontrolliert, hat einen Trumpf in der Hand.
sfux - 17. Jan, 08:01 Article 7891x read
Gerangel um die Straße von Hormuz