Kampf um Rohstoffe und Absatzmärkte - Köhler schon wieder in Afrika
Dr. Alexander von Paleske - Vergangenes Wochenende fand in Ghana ein Treffen statt. Eingeladen hatten der Bundespräsident von Deutschland, Horst Köhler, und der Präsident von Ghana, John Agyekum Kufuor. Das Ganze nannte sich “Afrika-Forum”. 50 „Young Professionals“, zur Hälfte aus Afrika und Deutschland, sollten mit ihren Präsidenten über Umwelt, Bildung, Krieg und Konflikte, Demokratie und Jugend diskutieren. Eingeladen und erschienen waren die Staatspräsidenten Festus Mogae (Botswana) Olegun Obasanjo (Nigeria) Johnson-Sirleaf (Liberia,) Bono Yayi (Benin) und der Präsident der Afrikanischen Union, Konare.
Köhler schon wieder in Afrika
Da rieb ich mir doch die Augen: Köhler war schon wieder Afrika - diesem „vergessenen“ Kontinent. Bundespräsident Horst Köhler war gerade erst im April vergangenen Jahres in Afrika und hatte auch Botswana besucht. Vergessen mag Afrika zwar sein, aber es ist reich an Bodenschätzen und hat alles was die Industrienationen brauchen und nicht haben: Neben Öl und Gas vor allem Nickel, Kupfer, Uran, Koltan sowie Gold und Diamanten.
Und weil die Preise für Rohstoffe in den letzten Jahren explodierten und damit diese Länder mehr importieren können, geht es nun vor allem auch um Absatzmärkte. Aber bereits auf dem Weg zum Hotel konnte der Bundespräsident sehen wie eine andere aufstrebende Industriemacht längst und erfolgreich den Kontinent Afrika für sich entdeckt hat: China.
Chinas Präsenz in Afrika
China baut gerade das neue Fußballstadion in Accra, an dem Präsident Köhler auf dem Weg zum Hotel vorbeifahren musste, mit einem zinsgünstigen Kredit. Es gibt praktisch kein Land in Afrika, in dem China nicht präsent ist und mit dem es gute Beziehungen unterhält. Bei Köhler, der sich seit seiner Zeit als IMF-Chef in Afrika bestens auskennt, haben längst die Alarmglocken geschrillt und er will nun beim Aufbau von „Goodwill“ mithalten, um Afrika als Rohstofflieferanten und Absatzmarkt zu sichern. Aber das Ganze erinnert an den Wettlauf zwischen Hase und Igel; die Chinesen sind längst da. Um dies zu verstehen müssen wir 40 Jahre zurück gehen, nach Ostafrika, genauer: Nach Tansania.
Tansania unter seinem langjährigen Präsidenten Julius Nyerere war die Basis für alle Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika, ANC, ZANU, FRELIMO und SWAPO. Die hatten dort ihre Ausbildungslager.
Die Chinesen handelten gemäß den Vorgaben von Mao: Staaten wollen die Unabhängigkeit, Nationen die Befreiung und Völker die Revolution. Ergo wurden alle Befreiungsbewegungen unterstützt. Dies zeigte sich gerade auch in Angola, wo China die UNITA unter Savimbi, die FNLA unter Holden Roberto und die MPLA unter Aghostino Neto unterstützte - anders aber als die Sowjetunion, die gewisse Befreiungsbewegungen für rückschrittlich erklärte und damit die Voraussetzungen für den Bürgerkrieg und die Einmischung von außen schaffte; in Angola sollte das zu 30-jährigen Stellvertreterkrieg führen.
Nichteinmischung war daher schon immer das oberste Prinzip und daran hält sich die chinesische Führung auch heute noch, allerdings aus anderen Gründen, denn Fragen nach Menschenrechten und Demokratie schaden nur deren Geschäft. Und sie versuchen auch nicht, wie jüngst noch Spanien und England - die beide in den missglückten Coup im ölreichen Äquatorial Guinea im Jahre 2004 verwickelt waren - sich direkt einzumischen.
Der Bau der Tazara-Eisenbahn
Mitte der 60er Jahre erbaten Sambia und Tansania von der Weltbank einen Kredit zur Finanzierung des Baus einer Eisenbahnlinie vom Kupfergürtel Sambias nach Dar-es-Salaam, eine Strecke von 1850 Kilometern.
Mit der zu errichtenden Transportroute sollte Sambia unabhängig werden von den vorhandenen Transportrouten, die durch das von Weissen beherrschte Zimbabwe (damals Rhodesien genannt) und Apartheid Südafrika führten..
Die Weltbank lehnte dies ab. Daraufhin sprang China, damals selbst noch Entwicklungsland, ein, und schickte 10.000 Arbeiter und lieferte das Material. In Rekordzeit bauten die Chinesen die TAZARA- Eisenbahn. 1976 wurde der Betrieb aufgenommen.
Und auch andere afrikanische Länder erhielten Entwicklungshilfe. Nyerere, seinerzeit einer der einflussreichsten Staatsmänner Afrikas, war insgesamt 13 Mal zu Staatsbesuch in China.
Von der Uneigennützigkeit zur Rohstoffjagd
Von der damaligen Uneigennützigkeit ist heute allerdings nichts geblieben. Vielmehr treiben sein Rohstoffhunger und seine Suche nach Absatzmärkten China nach Afrika. Die Volksrepublik China, die 1992 noch Erdöl exportierte, ist mittlerweile der zweitgrößte Erdöl-Importeur (nach den USA) geworden.
Mittlerweile liefert Angola mehr Erdöl nach China als Saudi-Arabien. Ein Drittel der chinesischen Erdöl-Importe kommen aus Afrika - mit steigender Tendenz. Afrika wird damit in den nächsten Jahren international zum zweitgrößten Erdöl-Exporteur aufsteigen, gleich nach den Ölstaaten am Golf. Aber China sichert sich, gestützt auf den „Goodwill“, der nach wie vor vorhanden ist - jedenfalls so lange, wie Chinas Interessen nicht mit lokalen Interessen kollidieren - den direkten Zugriff. Das Öl erscheint gar nicht mehr auf dem Weltmarkt. Im Gegenzug werden Kredite vergeben und Schulden gestrichen.
Am 10. Oktober 2006 schließlich lud China zum “China-Africa Cooperation Forum” ein, einem chinesisch-afrikanischen Gipfeltreffen. 40 afrikanische Staatspräsidenten und Regierungschefs und weitere 3.000 hochrangige Gäste kamen; Zufriedenheit auf allen Seiten. China präsentierte sich als langjähriger Freund und Verbündeter der Afrikaner. Doch ein Staatsmann kehrte allerdings unzufrieden von dem Gipfel zurück: Südafrikas Staatspräsident Thabo Mbeki. Südafrika sieht den afrikanischen Kontinent als seinen natürlichen Absatzmarkt an, kann aber gegen die Niedrigpreise der Chinesen nicht konkurrieren. So ist es folglich kein Wunder, dass Mbeki jüngst in einer Diskussionsveranstaltung davor warnte, Afrika könne nun „eine Kolonie“ Chinas werden, denn China importiere Rohstoffe und liefere Fertigwaren zu Dumpingpreisen; eine nachhaltige Entwicklung Afrikas sei damit ausgeschlossen.
Köhler schon wieder in Afrika
Da rieb ich mir doch die Augen: Köhler war schon wieder Afrika - diesem „vergessenen“ Kontinent. Bundespräsident Horst Köhler war gerade erst im April vergangenen Jahres in Afrika und hatte auch Botswana besucht. Vergessen mag Afrika zwar sein, aber es ist reich an Bodenschätzen und hat alles was die Industrienationen brauchen und nicht haben: Neben Öl und Gas vor allem Nickel, Kupfer, Uran, Koltan sowie Gold und Diamanten.
Und weil die Preise für Rohstoffe in den letzten Jahren explodierten und damit diese Länder mehr importieren können, geht es nun vor allem auch um Absatzmärkte. Aber bereits auf dem Weg zum Hotel konnte der Bundespräsident sehen wie eine andere aufstrebende Industriemacht längst und erfolgreich den Kontinent Afrika für sich entdeckt hat: China.
Chinas Präsenz in Afrika
China baut gerade das neue Fußballstadion in Accra, an dem Präsident Köhler auf dem Weg zum Hotel vorbeifahren musste, mit einem zinsgünstigen Kredit. Es gibt praktisch kein Land in Afrika, in dem China nicht präsent ist und mit dem es gute Beziehungen unterhält. Bei Köhler, der sich seit seiner Zeit als IMF-Chef in Afrika bestens auskennt, haben längst die Alarmglocken geschrillt und er will nun beim Aufbau von „Goodwill“ mithalten, um Afrika als Rohstofflieferanten und Absatzmarkt zu sichern. Aber das Ganze erinnert an den Wettlauf zwischen Hase und Igel; die Chinesen sind längst da. Um dies zu verstehen müssen wir 40 Jahre zurück gehen, nach Ostafrika, genauer: Nach Tansania.
Tansania unter seinem langjährigen Präsidenten Julius Nyerere war die Basis für alle Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika, ANC, ZANU, FRELIMO und SWAPO. Die hatten dort ihre Ausbildungslager.
Die Chinesen handelten gemäß den Vorgaben von Mao: Staaten wollen die Unabhängigkeit, Nationen die Befreiung und Völker die Revolution. Ergo wurden alle Befreiungsbewegungen unterstützt. Dies zeigte sich gerade auch in Angola, wo China die UNITA unter Savimbi, die FNLA unter Holden Roberto und die MPLA unter Aghostino Neto unterstützte - anders aber als die Sowjetunion, die gewisse Befreiungsbewegungen für rückschrittlich erklärte und damit die Voraussetzungen für den Bürgerkrieg und die Einmischung von außen schaffte; in Angola sollte das zu 30-jährigen Stellvertreterkrieg führen.
Nichteinmischung war daher schon immer das oberste Prinzip und daran hält sich die chinesische Führung auch heute noch, allerdings aus anderen Gründen, denn Fragen nach Menschenrechten und Demokratie schaden nur deren Geschäft. Und sie versuchen auch nicht, wie jüngst noch Spanien und England - die beide in den missglückten Coup im ölreichen Äquatorial Guinea im Jahre 2004 verwickelt waren - sich direkt einzumischen.
Der Bau der Tazara-Eisenbahn
Mitte der 60er Jahre erbaten Sambia und Tansania von der Weltbank einen Kredit zur Finanzierung des Baus einer Eisenbahnlinie vom Kupfergürtel Sambias nach Dar-es-Salaam, eine Strecke von 1850 Kilometern.
Mit der zu errichtenden Transportroute sollte Sambia unabhängig werden von den vorhandenen Transportrouten, die durch das von Weissen beherrschte Zimbabwe (damals Rhodesien genannt) und Apartheid Südafrika führten..
Die Weltbank lehnte dies ab. Daraufhin sprang China, damals selbst noch Entwicklungsland, ein, und schickte 10.000 Arbeiter und lieferte das Material. In Rekordzeit bauten die Chinesen die TAZARA- Eisenbahn. 1976 wurde der Betrieb aufgenommen.
Und auch andere afrikanische Länder erhielten Entwicklungshilfe. Nyerere, seinerzeit einer der einflussreichsten Staatsmänner Afrikas, war insgesamt 13 Mal zu Staatsbesuch in China.
Von der Uneigennützigkeit zur Rohstoffjagd
Von der damaligen Uneigennützigkeit ist heute allerdings nichts geblieben. Vielmehr treiben sein Rohstoffhunger und seine Suche nach Absatzmärkten China nach Afrika. Die Volksrepublik China, die 1992 noch Erdöl exportierte, ist mittlerweile der zweitgrößte Erdöl-Importeur (nach den USA) geworden.
Mittlerweile liefert Angola mehr Erdöl nach China als Saudi-Arabien. Ein Drittel der chinesischen Erdöl-Importe kommen aus Afrika - mit steigender Tendenz. Afrika wird damit in den nächsten Jahren international zum zweitgrößten Erdöl-Exporteur aufsteigen, gleich nach den Ölstaaten am Golf. Aber China sichert sich, gestützt auf den „Goodwill“, der nach wie vor vorhanden ist - jedenfalls so lange, wie Chinas Interessen nicht mit lokalen Interessen kollidieren - den direkten Zugriff. Das Öl erscheint gar nicht mehr auf dem Weltmarkt. Im Gegenzug werden Kredite vergeben und Schulden gestrichen.
Am 10. Oktober 2006 schließlich lud China zum “China-Africa Cooperation Forum” ein, einem chinesisch-afrikanischen Gipfeltreffen. 40 afrikanische Staatspräsidenten und Regierungschefs und weitere 3.000 hochrangige Gäste kamen; Zufriedenheit auf allen Seiten. China präsentierte sich als langjähriger Freund und Verbündeter der Afrikaner. Doch ein Staatsmann kehrte allerdings unzufrieden von dem Gipfel zurück: Südafrikas Staatspräsident Thabo Mbeki. Südafrika sieht den afrikanischen Kontinent als seinen natürlichen Absatzmarkt an, kann aber gegen die Niedrigpreise der Chinesen nicht konkurrieren. So ist es folglich kein Wunder, dass Mbeki jüngst in einer Diskussionsveranstaltung davor warnte, Afrika könne nun „eine Kolonie“ Chinas werden, denn China importiere Rohstoffe und liefere Fertigwaren zu Dumpingpreisen; eine nachhaltige Entwicklung Afrikas sei damit ausgeschlossen.
sfux - 22. Jan, 08:04 Article 3795x read