Warum kennen Tiere keinen Herzinfarkt – Mythos oder Wahrheit? Teil 2
Die Crux mit dem Codex Alimentarius oder dem Gesetz der Nahrungsmittel
Dr. Billa Hofmann - Das Codex-Komitee wurde 1962 von der WHO und UN gegründet, um das Lebensmittelrecht und die Sicherheitsstandards in den Ländern einander anzugleichen, die Gesundheit der Verbraucher zu schützen und für redliche Praktiken im internationalen Nahrungsmittelhandel zu sorgen. In den Geltungsbereich fallen also Nahrungsergänzungsmittel aus Vitaminen und/oder Mineralstoffen, die in Kapsel-, Tabletten-, Pulver- oder flüssiger Form als Lebensmittel angeboten werden.
Diese dürfen in Deutschland maximal die dreifache Menge des von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Tagesbedarfs enthalten. Dosierungen, die darüber hinausgehen, gelten als Arzneimittel. Für sie muss, damit sie in Deutschland verkauft werden dürfen, eine Zulassung beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragt werden. Arzneimittel brauchen eine Zulassung, in der die Qualität und die Wirksamkeit belegt werden muss!
Eine Arzneimittel-Zulassung bedeutet einen hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand für die jeweilige Pharmafirma, denn sie muss beispielsweise einen eindeutigen Wirkungsnachweis vorlegen. Bis jetzt gibt es kein Vitaminpräparat, das als Arzneimittel mit den Anwendungsgebieten "Vorbeugung vor Herzinfarkt" oder "Vorbeugung vor Krebs-Erkrankungen" zugelassen ist. Der Grund dafür ist, dass es bis heute keine wirklichen Beweise dafür gibt. Vitamine werden in der Medizin dafür eingesetzt, um einen Versorgungsmangel beim Patienten mit den entsprechenden Substanzen vorzubeugen, nicht aber um Krankheiten damit zu heilen. Ein nachgewiesener Mangel besteht z.B. bei Unter- oder Fehlernährung und bei bestimmten Krankheiten, sowie in der Schwangerschaft.
Die Codex-Alimentarius-Kommission hat aber noch keine international gültigen Regelungen verfasst. Bis es soweit ist, gelten in verschiedenen Ländern unterschiedliche Bestimmungen. In Deutschland sind die erlaubten Dosierungen für Nahrungs-Ergänzungsmittel wie z.B. Vitamine niedriger als in anderen Ländern. Daher gelten manche Produkte, die im Ausland keine Zulassung benötigen, in Deutschland als Arzneimittel.
Diese Lücke im internationalen Regelwerk machen sich manche dubiose Firmen zu Nutze. Sie beliefern den deutschen Markt mit Produkten, die in Deutschland nicht verkauft werden dürfen. Weil sie aber außerhalb des deutschen Staatsgebiets agieren, sind sie für die deutschen Gesundheitsbehörden nicht greifbar. Das Internet macht den großen Markt dafür möglich.
(Quelle: Netdoktor Codex , empfohlene Tagesmengen bei: Netdoktor Empfehlungen )
Was sagt die deutsche Zulassungsbehörde zu Dr. Rath`s Pillen?
Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt es keine Anhaltspunkte für die Wirkung seiner Pillen. Dort geht man davon aus, dass Dr. Rath offensichtlich nicht in der Lage sei, diese Wirksamkeit zu belegen, denn sonst hätte er schon längst die Zulassung beantragt!
(Quelle: Ärzte warnen vor „Wunderdoktor“ Matthias Rath, eine Sendung vom 09.11.2004 ).
Prof. Christoph Steffen, ein Sprecher vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sagte, dass es kriminell sei, solche Produkte ohne ausreichende Prüfung und ohne Zulassung als Arzneimittel zu bewerben (siehe auch Berliner Morgenpost, weiter unten )
Auch Ulrike Beisiegel, eine Herzinfarkt-Forscherin von der Universität Hamburg, bei der Rath seine Promotion absolviert hatte, sagt, dass sie keine Studie kennt, die belegt, dass seine Präparate auch nur einen Patienten vor dem Infarkt bewahrten.
(Quelle">http://www.abendblatt.de/daten/2004/02/11/261054.html">Quelle: Krebs ist keine Krankheit, Abendblatt vom 11. Februar 2004, und
netdoktor.de, Klaus Koch, Verschwörungstheorien um Vitamine )
Auch die USA reagiert. Die amerikanische Zulassungsbehörde, die FDA, wurde auf Dr. Rath`s Vorgehensweise aufmerksam und erstellte ein Schreiben, dass die Vermarktung seines Arzneimittels Vitacor gegen das dem Codex Alimentarius entsprechenden amerikanischen Gesetz (Federal Food, Drug and Cosmetic Act) verstöße. Siehe FDA
Die Verschwörungstheorie
Rath beutet nach dem Gut-Böse-Prinzip gezielt Vorurteile beim Verbraucher über angebliche Nebenwirkungsfreiheit von Naturstoffen und die Gefährlichkeit synthetischer Pharmapräparate aus. Mit einem Verschwörungsszenario auf Plakaten und in Anzeigeserien in der Tagespresse schürt er Ängste beim Verbraucher. Ein so genanntes „Pharmakartell“ fördere den Verkauf teurer und schädlicher synthetischer Arzneimittel und unterbinde, dass mit Hilfe der Rath`schen Zellular Medizin „Herz-Kreislauf-Erkrankungen und viele andere Volkskrankheiten auf natürliche Weise verhindert würden. „Natürliche Vitamine verhindern Herzinfarkt! Und die einzige Nebenwirkung......sie zerstören unseren Pharmamarkt. Also: Weltweit verbieten“ – lautet die Verschwörungstheorie.
(Quelle: Arzneimitteltelegramm, blitz-a-t, 16. Juni 2000, und Dr. Rath Foundation )
So ist auf Dr. Rath`s Homepage wörtlich zu lesen (siehe Homepage): „Die Gesundheit und das Leben von Millionen von Menschen wird bewusst geopfert, indem man ihnen lebensrettende Gesundheitsinformationen vorenthält. Und das aus einem einzigen Grund: sie sind nicht patentierbar und damit weniger gewinnträchtig. Die patentierbaren synthetischen Arzneimittel, die stattdessen vermarktet werden, verursachen so schwere Nebenwirkungen, dass sie die viertgrößte tödliche Epidemie unter der amerikanischen Bevölkerung ausgelöst haben – den Tod durch verschreibungspflichtige Arzneimittel (JAMA 4/15/98). Die Kosten dieses “Pharma-Betrugs” für die Gesellschaft belaufen sich auf mehrere Milliarden Dollar.“
Mag ja sein, dass Vitamine als Substanz an sich nicht patentierbar sind, wohl aber neu entdeckte und in der Wirksamkeit belegte Anwendungsgebiete. Könnte Dr. Rath zeigen, dass sein Vitamincocktail vor Herzinfarkt, Krebs...etc. schützt, dürfte er diese Substanz unter dem entsprechenden Hinweis verkaufen und sich dies durch ein Patent schützen lassen. Millionen Patienten wären dankbar und hohe Umsätze wären garantiert. Also, wir warten auf den Beweis und hoffen, dass demnächst die Zulassung und mit ihr die Garantie für den Patienten, dass Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität des Vitamin-Arzneimittels belegt sind, anstehen wird.
Die Belege des Dr. Rath
Als Belege für den Nutzen seiner Produkte zitiert Rath Arbeiten anderer Forscher, in denen Hypothesen formuliert bzw. experimentelle Daten oder Auswertungen von Surrogatkriterien dargestellt werden (blitz-a-t, 16. Juni 2000). So lassen epidemiologische Studien vermuten, dass niedrige Antioxidantien-Spiegel mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen assoziiert sind und eine erhöhte Aufnahme von Antioxidantien protektiv zu sein scheint. Dass aber klinische Studien, die kardiovaskuläre Vorteile durch Antioxidantien-Supplementation überprüfen, zu kontroversen Ergebnissen führten, scheint Rath nicht zu interessieren. So z. B.:
Eine Studie untersuchte die Sterblichkeit an akutem Myokardinfarkt bei Frauen des US-Bundesstaates Iowa über sechs Beobachtungsjahre und fand ebenfalls keine signifikante Korrelation.
In mittleren Dosen (8-12 I.E./Tag) zeigte Vitamin E nützliche Effekte, das Risiko der Sterblichkeit nahm aber bei höheren Dosen (>12 I.E./Tag) wieder zu.
Kushi LH, Folsom AR, Prineas RJ, Mink PJ, Wu Y, Bostick RM. Dietary antioxidant vitamins and death from coronary heart disease in postmenopausal women. N Engl J Med 1996; 334: 1156-1162.
Autoren, die aus epidemiologischen Studien einen potentiellen Nutzen für höhere Dosen an Vit. C und E als die empfohlenen Tagesdosis ableiteten, gaben aber ausdrücklich an, dass weiter Studien dazu nötig sind, um das Ergebnis zu bestätigen. Beispiele hierfür sind:
Stampfer MJ, Hennekens CH, Manson JAE, Colditz GA, Rosner B, Willett WC. Vitamin E consumption and the risk of coronary disease in women. N Engl J Med 1993; 328: 1444-1449
Rimm EB, Stampfer MJ, Ascherio A, Giovannucci E, Colditz GA, Willett WC. Vitamin E consumption and the risk of coronary heart disease in men. N Engl J Med 1993; 328: 1450-1456.
Gey KF, Stähelin HB, Eichholzer M. Poor plasma status of carotene and vitamin C is associated with higher mortality from ischemic heart disease and stroke: Basel prospective study. Clin Invest 1993; 71: 3-6
Dies wird von Dr. Rath allerdings vollkommen ignoriert und ist auf Seite 48 seines „Warumbuchs“ etwas anders dargestellt. Dort heißt es kommentarlos, „Auch Vitamin E und Karotin beugen dem Herzinfarkt vor.“
Ganz im Gegenteil, Vitamin E und Carotin können auch gefährlich sein. Bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko (= Männer zwischen 50 – 69 Jahren, Raucher; 1 durchgemachter Herzinfarkt) zeigte sich sogar, dass Vitamin E und beta-Carotin, im Vergleich zum Placebo (= Scheinmedikament ohne Wirkstoff) das Risiko eines tödlichen Herzinfarktes erhöht ist.
Rapola JM, Virtamo J, Ripatti S, Huttunen JK, Albanes D, Taylor PR, et al. Randomised trial of -tocopherol and -carotene supplements on incidence of major coronary events in men with previous myocardial infarction. Lancet 1997; 349: 1715-1720
Eine andere placebokontrollierte Studie mit beta-Carotin (50 mg alternierend eingenommen; über 12 Jahre) zeigte bei 22.071 männlichen Ärzten (40 – 84 Jahre), dass diese nicht vor kardiovaskulären Erkrankungen bzw. dem Herzinfarkt geschützt waren.
Hennekens CH, Buring JE, Manson JAE, Stampfer M, Rosner B, Cook NR, et al. Lack of effect of long-term supplementation with beta carotene on the incidence of malignant neoplasms and cardiovascular disease. N Engl J Med 1996; 334: 1145-1149.
Dr. Rath beschreibt auf Seite 50 seines „Warumbuchs“ diese „Physicians Health Study“, allerdings in etwas anderer Art und Weise!!!
Die Kombination aus beta-Carotin (30 mg/Tag) und Vitamin A (25.000 IE/Tag) führt zu einem erhöhten Risiko an einer kardiovaskulären Erkrankung zu sterben (erhöhtes Herzinfarktrisiko). Diese Studie wurde abgebrochen, als sich außerdem auch gezeigt hat, dass die Patienten, die Vitamine einnahmen, vermehrt an Lungenkrebs starben.
Omenn GS, Goodman GE, Thornquist MD, Balmes J, Cullen MR, Glass A, et al. Effects of a combination of beta carotene and vitamin A on lung cancer and cardiovascular disease. N Engl J Med 1996; 334: 1150-1155
Vorsicht vor zuviel an Vitamin
Generell scheint sich Dr. Rath weniger mit den Nebenwirkungen seiner Vitamine zu beschäftigen. Das heißt aber nicht, dass es diese nicht gibt. Die kontroversen Ergebnisse der epidemiologischen Studien bestätigen dies ja zusätzlich. So ist es falsch, anzunehmen, „was der Körper nicht braucht, wird ausgeschieden“ Fettlösliche Vitamine bleiben im Körper! So ist die Unbedenklichkeit von Vitamin A in der Schwangerschaft nicht gesichert. Es wurden schon Fehlbildungen nach hohen Dosierungen beschrieben. Grammmengen von Vitamin C fördern das Risiko der Bildung von Oxalat- und anderen Steinen durch angesäuerten Urin. Und beta-Carotin kann auch bei Rauchern das Risiko für Gesamt- und Lungenkrebsmortalität erhöhen (Arzneimitteltelegramm 1996; Nr. 3:30 und 1997; Nr. 12:126).
Wissenschaftler und auch die Öffentlichkeit wurden aufgerüttelt, als in der ATBC-Studie (The Alpha-Tocopherol Beta-carotene Cancer Prevention Study, Finnland) und der CARET-Studie (The Beta-carotene and Retinol Efficacy Trial, USA) eine erhöhte Sterblichkeit und Inzidenz an Bronchialkarzinomen auftraten. In der ATBC-Studie hatten 29.133 männliche Raucher, in der CARET-Studie 18.314 männliche Raucher und Asbestarbeiter Supplemente mit dem Ziel erhalten, einem Bronchialkarzinom vorzubeugen.
Die Häufigkeit für das Auftreten von Lungenkrebserkrankungen in der Gruppe derjenigen, die Beta-Carotin einnahmen, war signifikant höher als bei denjenigen, die ein Scheinmedikament einnahmen. Auch die Sterblichkeit war in der Gruppe der Beta-Carotin-Anwender erhöht. In Nachuntersuchungen zeigte sich, dass in einer dieser Studien auch sechs Jahre nach ihrem Ende das Risiko für das Auftreten einer Lungenkrebserkrankung in der Beta-Carotin-Gruppe noch erhöht war.
Das BfArM gab deshalb für starke Raucher die Warnung heraus, dass Arzneimittel mit hohen Dosen von Beta-Carotin (mehr als 20 Milligramm pro Tag) nicht mehr eingenommen werden dürfen.
(Quelle: Pressemitteilung BfArM vom 04.01.2006 )
Rath`s letzte Hoffnung
Auf seiner Homepage „Natürlich gegen Krebs (siehe Stopping Cancer) schreibt er über den „Durchbruch in der Vitamin-Krebs-Forschung“. Hier finden Sie wichtige Infos zu der US-Studie, die den wissenschaftlichen Durchbruch von Dr. Rath und seinem Forschungsteam jetzt bestätigt, ist dort zu lesen. Hier werden geschickt die Lorbeeren anderer Forscher für die eigenen Zwecke genutzt! Dr. Rath bezieht sich auf eine Studie, die von Qi Chen und Kollegen vom Nationalen Gesundheitsinstitut (NIH) in Bethesda, die im Original in der Fachzeitschrift "PNAS" (2007, Vol. 102, S. 13604) veröffentlicht ist.
Dieser neuen Studie zufolge könnte direkt in die Vene gespritztes (intravenöses) Vitamin C gute Dienste im Kampf gegen den Krebs leisten. Durch die intravenöse Injektion von Vitamin C ist die Blutkonzentration besonders hoch. Wasserstoffperoxid, der durch Vitamin C entsteht, konnte gezielt Krebszellen abtöten. Auch bei anderen Krankheiten soll der Wirkstoff gute Dienste leisten. Dabei scheint Dr. Rath aber vollkommen übersehen zu haben, dass sich Äpfel nicht mit Birnen vergleichen lassen. Die Forschergruppe schreibt nämlich ausdrücklich in der Originalveröffentlichung, dass aus Vitamin C nur bei den hohen Konzentrationen, die durch die intravenöse Verabreichung erzielt wird, Wasserstoffperoxid gebildet werden kann.
Dies gilt aber nicht für die orale Aufnahme (schlucken einer Tablette), da die Bioverfügbarkeit wesentlich geringer ist. Man hat einen gewissen Verlust an Wirkstoff, dadurch dass das Vitamin C erst aus dem Magen-Darm ins Blutsystem absorbiert werden muss. Im Unterschied dazu hat man bei der intravenösen Verabreichung die Gesamtkonzentration direkt am Wirkort (Blut) verfügbar. Insofern ist das, was die Forscher in ihrer Studie beschreiben, nicht auf Dr. Rath`s Pillen übertragbar!
Und so ganz ohne Nebenwirkungen ist diese Anwendung auch nicht. Bei Patienten, die unter einem angeborenen Mangel an dem Enzym Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase leiden, kann intravenös verabreichtes Vitamin C zu intravaskulärer Hämolyse führen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Autoren am Ende ihrer Publikation schreiben, „To proceed clinically in potential treatment of infectious diseases and cancer, clear safety documentation of i.v. ascorbate administration is necessary“. D. h. weitere Studien sind nötig, um die Sicherheit von intravenös verabreichtem Vitamin C zu dokumentieren, bevor man die Anwendung bei Krebs oder anderen Infektionskrankheiten weiter erforscht.
(Quelle: Qi Chen et al, Pharmacologic ascorbic acid concentrations selectively kill cancer cells: Action as a pro-drug to deliver hydrogen peroxide to tissues, PNAS 2007, Vol. 102, p. 13604)
Und wo sind die Sicherheitsbelege von Dr. Rath? Wo sind die Studien, die dokumentieren, dass die Anwendung der Rath`schen Pillen ohne Nebenwirkungen ist? Wo ist die Garantie für den Patienten, dass Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität der Arzneimittel belegt sind?
Die Herausforderer
Uwe Tröger und Frank Meyer vom Institut für Klinische Pharmakologie in Magdeburg haben überprüft, ob das, was Dr. Rath zu dem Arzneimittel Vitacor 20/90 bewirbt, der Wahrheit entspricht. Ihre Ergebnisse haben sie im British Medical Journal 1998 veröffentlicht.
Sie fanden keine Bestätigung, dass die Inhaltsstoffe von Vitacor generell das kardiovaskuläre Risiko senken könnten und fanden keine positiven Beweise für eine verbesserte Lebensqualität sowie eine positive Beeinflussung der Sterblichkeit, die assoziiert mit Herz-Kreislauferkrankungen, Herzschwäche, Bluthochdruck, Arrythmien oder Diabetes ist.
Des Weiteren stellten sie fest, dass die einzige Studie, die Dr. Rath im Journal of Applied Nutrition (1996) veröffentlicht hat, nicht den Qualitätskriterien für die Durchführung kontrollierter Studien entsprechen würde. Außerdem war die tägliche Dosis in dieser Studie 3mal höher als es von Rath auf der Packung angegeben wird.
(Quelle: Uwe Tröger und Frank Meyer, Validity of advertising claims for multivitamin preparation Vitacor 20/90 on the internet, BMJ 1998;317:1069-1071)
Auch ein Berliner Arzt hat Dr. Raths Vitaminpräparate (Vitamin-C-Präparat "Lysin-C-Drink") im Tierversuch getestet. Er hat keine nachweisbaren Wirkungen festgestellt. Die Krebszellen hätten sich bei Mäusen in der Versuchs- und Kontrollgruppe gleichermaßen todbringend ausgebreitet. Die Tumoren hätten sich in der Leber der Versuchstiere trotz des Vitamin-Präparats gebildet.
Die Rath Foundation bemühe sich wohl um eine Studie. Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Jens Kellersmann, im niederländischen Almelo, sagt zum Vorwurf, dass es an wissenschaftlichen Studien mangele, lediglich: "Wir können uns nicht in ein System integrieren, das wir grundlegend ablehnen."
(Quelle: Berliner Morgenpost vom 07.07.2004, L. Wagner, „Studie widerspricht Wunderheiler“)
Mehr Werbung als Wirkung
Und letztendlich stellt sich Conny Becker, Autorin bei der Pharmazeutischen Zeitung die Frage, wie wichtig sind nun Nahrungsergänzungsmittel, die uns Allen in teuren Werbekampagnen die Heil- und Glückseligkeit versprechen?
Der Trend zum Kauf von Mineralstoff- und Vitaminsupplementen sei ungebrochen. Er ist gekoppelt mit einer Wohlstandsgesellschaft, die in Teilen bewusst ungesund isst und lebt und dies per Substitution vermeintlich oder gesichert fehlender Substanzen wettzumachen versucht. Und dies, obwohl das ganze Jahr über nahezu alle Obst- und Gemüsesorten überall erhältlich sind und die Ernährung im Allgemeinen abwechslungsreicher geworden ist. Ein echter Vitamin-Mangel mit gesundheitlichen Konsequenzen bei gesunden Menschen in Deutschland sei nicht mehr zu beobachten. Auch die tägliche Vitamin-E-Aufnahme ist vollkommen gedeckt, wenn man sich vollwertig ernährt (pflanzliche Öle, Vollkornprodukte).
Lediglich für Schwangere, Hochleistungssportler, Raucher oder Personen mit starkem Alkoholkonsum sowie Senioren, die sich einseitig oder unzureichend ernähren, könnte eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein.
(Quelle: Mehr Werbung als Wirkung, Conny Becker, Pharmazeutische Zeitung Ausgabe 37/2006 )
Vitamin-C-Mangel verursacht Atherosklerose: Rath`s Beweis an Meerschweinchen
Um seine Theorie Vitamin C Mangel führt zu Arterienverkalkung zu beweisen, führte Dr. Rath ein Experiment mit Meerschweinchen durch. Man entschied sich deshalb für das Meerschweinchen, weil es eine Ausnahme im Tierreich war. Wie der Mensch, so kann auch das Meerschweinchen kein eigenes Vitamin C produzieren. 2 Gruppen von Meerschweinchen erhielten fünf Wochen lang jeweils das gleiche Essen, bestehend aus Cholesterin, anderen Fetten, Eiweißstoffen, Zucker, Salz und anderen Nahrungsbestandteilen.
Lediglich die Zufuhr der Vitamin C Menge war unterschiedlich. Eine Gruppe bekam viel Vitamin C (umgerechnet auf das menschliche Körpergewicht etwa 5000 mg/Tag), die andere nur ganz wenig (umgerechnet auf das menschliche Körpergewicht etwa 60 mg/Tag). Die Tiere der Gruppe die wenig Vitamin C futterte, entwickelte, laut Rath, rasch atherosklerotische Ablagerungen (weiße Flächen), besonders in Herznähe. Die Arterien der Tiere, die viel Vitamin C zu sich genommen hatten, waren laut Rath gesund. Dies hält Rath für den Beweis, dass es sich bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen um eine Vitaminmangelerkrankung handelt.
Ist das Meerschweinchen ein geeignetes Modell für den Menschen? Und macht es wirklich Sinn, reine Vegetarier, also Pflanzenfresser, nun mit Cholesterin, also tierischen Produkten, zu füttern, um dann Beweis führende Aussagen über Arterienverkalkung zu machen? (siehe Seite 60-62)
Der Gegenbeweis
Der Gegenbeweis wurde schon 1908 geliefert. Nämlich durch Alexander Ignatovski, einem russischen Wissenschaftler und Pionieren in der empirischen Cholesterinforschung. Auf der Suche nach dem Grund für Arterienverkalkung, fütterte der Forscher stark cholesterinhaltige Nahrung an Hasen. Einige der Tiere starben an Herzinfarkt! Unter dem Mikroskop sah er mustergültige Ablagerungen in den Gefäßen: Atherosklerose!
Da aber Hasen zu den Tieren zählen, die Vitamin C selber produzieren können, hätte es – nach Dr. Rath`s Theorie - dieses Ergebnis nicht geben dürfen!!!!!
(Quelle: Cholesterin, siehe Absatz „empirische Hinweise“)
Und die Moral von der Geschicht`
....trau` den Rath`schen Pillen nicht!
Es mag genügend billigere Methoden geben, um sich vorbeugend gesund und fit zu halten. Und was wollen wir mehr, wenn wir auch noch Schokolade (dunkle!) essen, Kaffee trinken und Rotwein genießen dürfen?
Da hat man schon ein bisschen mehr Genuss als beim bloßen Schlucken einer Pille!
Nicht umsonst warnt auch das europäische Verbraucherzentrum EVZ vor den Produkten des Dr. Rath.
Warum kennen Tiere keinen Herzinfarkt – Mythos oder Wahrheit? Teil 1
Dr. Billa Hofmann - Das Codex-Komitee wurde 1962 von der WHO und UN gegründet, um das Lebensmittelrecht und die Sicherheitsstandards in den Ländern einander anzugleichen, die Gesundheit der Verbraucher zu schützen und für redliche Praktiken im internationalen Nahrungsmittelhandel zu sorgen. In den Geltungsbereich fallen also Nahrungsergänzungsmittel aus Vitaminen und/oder Mineralstoffen, die in Kapsel-, Tabletten-, Pulver- oder flüssiger Form als Lebensmittel angeboten werden.
Diese dürfen in Deutschland maximal die dreifache Menge des von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Tagesbedarfs enthalten. Dosierungen, die darüber hinausgehen, gelten als Arzneimittel. Für sie muss, damit sie in Deutschland verkauft werden dürfen, eine Zulassung beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragt werden. Arzneimittel brauchen eine Zulassung, in der die Qualität und die Wirksamkeit belegt werden muss!
Eine Arzneimittel-Zulassung bedeutet einen hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand für die jeweilige Pharmafirma, denn sie muss beispielsweise einen eindeutigen Wirkungsnachweis vorlegen. Bis jetzt gibt es kein Vitaminpräparat, das als Arzneimittel mit den Anwendungsgebieten "Vorbeugung vor Herzinfarkt" oder "Vorbeugung vor Krebs-Erkrankungen" zugelassen ist. Der Grund dafür ist, dass es bis heute keine wirklichen Beweise dafür gibt. Vitamine werden in der Medizin dafür eingesetzt, um einen Versorgungsmangel beim Patienten mit den entsprechenden Substanzen vorzubeugen, nicht aber um Krankheiten damit zu heilen. Ein nachgewiesener Mangel besteht z.B. bei Unter- oder Fehlernährung und bei bestimmten Krankheiten, sowie in der Schwangerschaft.
Die Codex-Alimentarius-Kommission hat aber noch keine international gültigen Regelungen verfasst. Bis es soweit ist, gelten in verschiedenen Ländern unterschiedliche Bestimmungen. In Deutschland sind die erlaubten Dosierungen für Nahrungs-Ergänzungsmittel wie z.B. Vitamine niedriger als in anderen Ländern. Daher gelten manche Produkte, die im Ausland keine Zulassung benötigen, in Deutschland als Arzneimittel.
Diese Lücke im internationalen Regelwerk machen sich manche dubiose Firmen zu Nutze. Sie beliefern den deutschen Markt mit Produkten, die in Deutschland nicht verkauft werden dürfen. Weil sie aber außerhalb des deutschen Staatsgebiets agieren, sind sie für die deutschen Gesundheitsbehörden nicht greifbar. Das Internet macht den großen Markt dafür möglich.
(Quelle: Netdoktor Codex , empfohlene Tagesmengen bei: Netdoktor Empfehlungen )
Was sagt die deutsche Zulassungsbehörde zu Dr. Rath`s Pillen?
Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt es keine Anhaltspunkte für die Wirkung seiner Pillen. Dort geht man davon aus, dass Dr. Rath offensichtlich nicht in der Lage sei, diese Wirksamkeit zu belegen, denn sonst hätte er schon längst die Zulassung beantragt!
(Quelle: Ärzte warnen vor „Wunderdoktor“ Matthias Rath, eine Sendung vom 09.11.2004 ).
Prof. Christoph Steffen, ein Sprecher vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sagte, dass es kriminell sei, solche Produkte ohne ausreichende Prüfung und ohne Zulassung als Arzneimittel zu bewerben (siehe auch Berliner Morgenpost, weiter unten )
Auch Ulrike Beisiegel, eine Herzinfarkt-Forscherin von der Universität Hamburg, bei der Rath seine Promotion absolviert hatte, sagt, dass sie keine Studie kennt, die belegt, dass seine Präparate auch nur einen Patienten vor dem Infarkt bewahrten.
(Quelle">http://www.abendblatt.de/daten/2004/02/11/261054.html">Quelle: Krebs ist keine Krankheit, Abendblatt vom 11. Februar 2004, und
netdoktor.de, Klaus Koch, Verschwörungstheorien um Vitamine )
Auch die USA reagiert. Die amerikanische Zulassungsbehörde, die FDA, wurde auf Dr. Rath`s Vorgehensweise aufmerksam und erstellte ein Schreiben, dass die Vermarktung seines Arzneimittels Vitacor gegen das dem Codex Alimentarius entsprechenden amerikanischen Gesetz (Federal Food, Drug and Cosmetic Act) verstöße. Siehe FDA
Die Verschwörungstheorie
Rath beutet nach dem Gut-Böse-Prinzip gezielt Vorurteile beim Verbraucher über angebliche Nebenwirkungsfreiheit von Naturstoffen und die Gefährlichkeit synthetischer Pharmapräparate aus. Mit einem Verschwörungsszenario auf Plakaten und in Anzeigeserien in der Tagespresse schürt er Ängste beim Verbraucher. Ein so genanntes „Pharmakartell“ fördere den Verkauf teurer und schädlicher synthetischer Arzneimittel und unterbinde, dass mit Hilfe der Rath`schen Zellular Medizin „Herz-Kreislauf-Erkrankungen und viele andere Volkskrankheiten auf natürliche Weise verhindert würden. „Natürliche Vitamine verhindern Herzinfarkt! Und die einzige Nebenwirkung......sie zerstören unseren Pharmamarkt. Also: Weltweit verbieten“ – lautet die Verschwörungstheorie.
(Quelle: Arzneimitteltelegramm, blitz-a-t, 16. Juni 2000, und Dr. Rath Foundation )
So ist auf Dr. Rath`s Homepage wörtlich zu lesen (siehe Homepage): „Die Gesundheit und das Leben von Millionen von Menschen wird bewusst geopfert, indem man ihnen lebensrettende Gesundheitsinformationen vorenthält. Und das aus einem einzigen Grund: sie sind nicht patentierbar und damit weniger gewinnträchtig. Die patentierbaren synthetischen Arzneimittel, die stattdessen vermarktet werden, verursachen so schwere Nebenwirkungen, dass sie die viertgrößte tödliche Epidemie unter der amerikanischen Bevölkerung ausgelöst haben – den Tod durch verschreibungspflichtige Arzneimittel (JAMA 4/15/98). Die Kosten dieses “Pharma-Betrugs” für die Gesellschaft belaufen sich auf mehrere Milliarden Dollar.“
Mag ja sein, dass Vitamine als Substanz an sich nicht patentierbar sind, wohl aber neu entdeckte und in der Wirksamkeit belegte Anwendungsgebiete. Könnte Dr. Rath zeigen, dass sein Vitamincocktail vor Herzinfarkt, Krebs...etc. schützt, dürfte er diese Substanz unter dem entsprechenden Hinweis verkaufen und sich dies durch ein Patent schützen lassen. Millionen Patienten wären dankbar und hohe Umsätze wären garantiert. Also, wir warten auf den Beweis und hoffen, dass demnächst die Zulassung und mit ihr die Garantie für den Patienten, dass Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität des Vitamin-Arzneimittels belegt sind, anstehen wird.
Die Belege des Dr. Rath
Als Belege für den Nutzen seiner Produkte zitiert Rath Arbeiten anderer Forscher, in denen Hypothesen formuliert bzw. experimentelle Daten oder Auswertungen von Surrogatkriterien dargestellt werden (blitz-a-t, 16. Juni 2000). So lassen epidemiologische Studien vermuten, dass niedrige Antioxidantien-Spiegel mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen assoziiert sind und eine erhöhte Aufnahme von Antioxidantien protektiv zu sein scheint. Dass aber klinische Studien, die kardiovaskuläre Vorteile durch Antioxidantien-Supplementation überprüfen, zu kontroversen Ergebnissen führten, scheint Rath nicht zu interessieren. So z. B.:
Eine Studie untersuchte die Sterblichkeit an akutem Myokardinfarkt bei Frauen des US-Bundesstaates Iowa über sechs Beobachtungsjahre und fand ebenfalls keine signifikante Korrelation.
In mittleren Dosen (8-12 I.E./Tag) zeigte Vitamin E nützliche Effekte, das Risiko der Sterblichkeit nahm aber bei höheren Dosen (>12 I.E./Tag) wieder zu.
Kushi LH, Folsom AR, Prineas RJ, Mink PJ, Wu Y, Bostick RM. Dietary antioxidant vitamins and death from coronary heart disease in postmenopausal women. N Engl J Med 1996; 334: 1156-1162.
Autoren, die aus epidemiologischen Studien einen potentiellen Nutzen für höhere Dosen an Vit. C und E als die empfohlenen Tagesdosis ableiteten, gaben aber ausdrücklich an, dass weiter Studien dazu nötig sind, um das Ergebnis zu bestätigen. Beispiele hierfür sind:
Stampfer MJ, Hennekens CH, Manson JAE, Colditz GA, Rosner B, Willett WC. Vitamin E consumption and the risk of coronary disease in women. N Engl J Med 1993; 328: 1444-1449
Rimm EB, Stampfer MJ, Ascherio A, Giovannucci E, Colditz GA, Willett WC. Vitamin E consumption and the risk of coronary heart disease in men. N Engl J Med 1993; 328: 1450-1456.
Gey KF, Stähelin HB, Eichholzer M. Poor plasma status of carotene and vitamin C is associated with higher mortality from ischemic heart disease and stroke: Basel prospective study. Clin Invest 1993; 71: 3-6
Dies wird von Dr. Rath allerdings vollkommen ignoriert und ist auf Seite 48 seines „Warumbuchs“ etwas anders dargestellt. Dort heißt es kommentarlos, „Auch Vitamin E und Karotin beugen dem Herzinfarkt vor.“
Ganz im Gegenteil, Vitamin E und Carotin können auch gefährlich sein. Bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko (= Männer zwischen 50 – 69 Jahren, Raucher; 1 durchgemachter Herzinfarkt) zeigte sich sogar, dass Vitamin E und beta-Carotin, im Vergleich zum Placebo (= Scheinmedikament ohne Wirkstoff) das Risiko eines tödlichen Herzinfarktes erhöht ist.
Rapola JM, Virtamo J, Ripatti S, Huttunen JK, Albanes D, Taylor PR, et al. Randomised trial of -tocopherol and -carotene supplements on incidence of major coronary events in men with previous myocardial infarction. Lancet 1997; 349: 1715-1720
Eine andere placebokontrollierte Studie mit beta-Carotin (50 mg alternierend eingenommen; über 12 Jahre) zeigte bei 22.071 männlichen Ärzten (40 – 84 Jahre), dass diese nicht vor kardiovaskulären Erkrankungen bzw. dem Herzinfarkt geschützt waren.
Hennekens CH, Buring JE, Manson JAE, Stampfer M, Rosner B, Cook NR, et al. Lack of effect of long-term supplementation with beta carotene on the incidence of malignant neoplasms and cardiovascular disease. N Engl J Med 1996; 334: 1145-1149.
Dr. Rath beschreibt auf Seite 50 seines „Warumbuchs“ diese „Physicians Health Study“, allerdings in etwas anderer Art und Weise!!!
Die Kombination aus beta-Carotin (30 mg/Tag) und Vitamin A (25.000 IE/Tag) führt zu einem erhöhten Risiko an einer kardiovaskulären Erkrankung zu sterben (erhöhtes Herzinfarktrisiko). Diese Studie wurde abgebrochen, als sich außerdem auch gezeigt hat, dass die Patienten, die Vitamine einnahmen, vermehrt an Lungenkrebs starben.
Omenn GS, Goodman GE, Thornquist MD, Balmes J, Cullen MR, Glass A, et al. Effects of a combination of beta carotene and vitamin A on lung cancer and cardiovascular disease. N Engl J Med 1996; 334: 1150-1155
Vorsicht vor zuviel an Vitamin
Generell scheint sich Dr. Rath weniger mit den Nebenwirkungen seiner Vitamine zu beschäftigen. Das heißt aber nicht, dass es diese nicht gibt. Die kontroversen Ergebnisse der epidemiologischen Studien bestätigen dies ja zusätzlich. So ist es falsch, anzunehmen, „was der Körper nicht braucht, wird ausgeschieden“ Fettlösliche Vitamine bleiben im Körper! So ist die Unbedenklichkeit von Vitamin A in der Schwangerschaft nicht gesichert. Es wurden schon Fehlbildungen nach hohen Dosierungen beschrieben. Grammmengen von Vitamin C fördern das Risiko der Bildung von Oxalat- und anderen Steinen durch angesäuerten Urin. Und beta-Carotin kann auch bei Rauchern das Risiko für Gesamt- und Lungenkrebsmortalität erhöhen (Arzneimitteltelegramm 1996; Nr. 3:30 und 1997; Nr. 12:126).
Wissenschaftler und auch die Öffentlichkeit wurden aufgerüttelt, als in der ATBC-Studie (The Alpha-Tocopherol Beta-carotene Cancer Prevention Study, Finnland) und der CARET-Studie (The Beta-carotene and Retinol Efficacy Trial, USA) eine erhöhte Sterblichkeit und Inzidenz an Bronchialkarzinomen auftraten. In der ATBC-Studie hatten 29.133 männliche Raucher, in der CARET-Studie 18.314 männliche Raucher und Asbestarbeiter Supplemente mit dem Ziel erhalten, einem Bronchialkarzinom vorzubeugen.
Die Häufigkeit für das Auftreten von Lungenkrebserkrankungen in der Gruppe derjenigen, die Beta-Carotin einnahmen, war signifikant höher als bei denjenigen, die ein Scheinmedikament einnahmen. Auch die Sterblichkeit war in der Gruppe der Beta-Carotin-Anwender erhöht. In Nachuntersuchungen zeigte sich, dass in einer dieser Studien auch sechs Jahre nach ihrem Ende das Risiko für das Auftreten einer Lungenkrebserkrankung in der Beta-Carotin-Gruppe noch erhöht war.
Das BfArM gab deshalb für starke Raucher die Warnung heraus, dass Arzneimittel mit hohen Dosen von Beta-Carotin (mehr als 20 Milligramm pro Tag) nicht mehr eingenommen werden dürfen.
(Quelle: Pressemitteilung BfArM vom 04.01.2006 )
Rath`s letzte Hoffnung
Auf seiner Homepage „Natürlich gegen Krebs (siehe Stopping Cancer) schreibt er über den „Durchbruch in der Vitamin-Krebs-Forschung“. Hier finden Sie wichtige Infos zu der US-Studie, die den wissenschaftlichen Durchbruch von Dr. Rath und seinem Forschungsteam jetzt bestätigt, ist dort zu lesen. Hier werden geschickt die Lorbeeren anderer Forscher für die eigenen Zwecke genutzt! Dr. Rath bezieht sich auf eine Studie, die von Qi Chen und Kollegen vom Nationalen Gesundheitsinstitut (NIH) in Bethesda, die im Original in der Fachzeitschrift "PNAS" (2007, Vol. 102, S. 13604) veröffentlicht ist.
Dieser neuen Studie zufolge könnte direkt in die Vene gespritztes (intravenöses) Vitamin C gute Dienste im Kampf gegen den Krebs leisten. Durch die intravenöse Injektion von Vitamin C ist die Blutkonzentration besonders hoch. Wasserstoffperoxid, der durch Vitamin C entsteht, konnte gezielt Krebszellen abtöten. Auch bei anderen Krankheiten soll der Wirkstoff gute Dienste leisten. Dabei scheint Dr. Rath aber vollkommen übersehen zu haben, dass sich Äpfel nicht mit Birnen vergleichen lassen. Die Forschergruppe schreibt nämlich ausdrücklich in der Originalveröffentlichung, dass aus Vitamin C nur bei den hohen Konzentrationen, die durch die intravenöse Verabreichung erzielt wird, Wasserstoffperoxid gebildet werden kann.
Dies gilt aber nicht für die orale Aufnahme (schlucken einer Tablette), da die Bioverfügbarkeit wesentlich geringer ist. Man hat einen gewissen Verlust an Wirkstoff, dadurch dass das Vitamin C erst aus dem Magen-Darm ins Blutsystem absorbiert werden muss. Im Unterschied dazu hat man bei der intravenösen Verabreichung die Gesamtkonzentration direkt am Wirkort (Blut) verfügbar. Insofern ist das, was die Forscher in ihrer Studie beschreiben, nicht auf Dr. Rath`s Pillen übertragbar!
Und so ganz ohne Nebenwirkungen ist diese Anwendung auch nicht. Bei Patienten, die unter einem angeborenen Mangel an dem Enzym Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase leiden, kann intravenös verabreichtes Vitamin C zu intravaskulärer Hämolyse führen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Autoren am Ende ihrer Publikation schreiben, „To proceed clinically in potential treatment of infectious diseases and cancer, clear safety documentation of i.v. ascorbate administration is necessary“. D. h. weitere Studien sind nötig, um die Sicherheit von intravenös verabreichtem Vitamin C zu dokumentieren, bevor man die Anwendung bei Krebs oder anderen Infektionskrankheiten weiter erforscht.
(Quelle: Qi Chen et al, Pharmacologic ascorbic acid concentrations selectively kill cancer cells: Action as a pro-drug to deliver hydrogen peroxide to tissues, PNAS 2007, Vol. 102, p. 13604)
Und wo sind die Sicherheitsbelege von Dr. Rath? Wo sind die Studien, die dokumentieren, dass die Anwendung der Rath`schen Pillen ohne Nebenwirkungen ist? Wo ist die Garantie für den Patienten, dass Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität der Arzneimittel belegt sind?
Die Herausforderer
Uwe Tröger und Frank Meyer vom Institut für Klinische Pharmakologie in Magdeburg haben überprüft, ob das, was Dr. Rath zu dem Arzneimittel Vitacor 20/90 bewirbt, der Wahrheit entspricht. Ihre Ergebnisse haben sie im British Medical Journal 1998 veröffentlicht.
Sie fanden keine Bestätigung, dass die Inhaltsstoffe von Vitacor generell das kardiovaskuläre Risiko senken könnten und fanden keine positiven Beweise für eine verbesserte Lebensqualität sowie eine positive Beeinflussung der Sterblichkeit, die assoziiert mit Herz-Kreislauferkrankungen, Herzschwäche, Bluthochdruck, Arrythmien oder Diabetes ist.
Des Weiteren stellten sie fest, dass die einzige Studie, die Dr. Rath im Journal of Applied Nutrition (1996) veröffentlicht hat, nicht den Qualitätskriterien für die Durchführung kontrollierter Studien entsprechen würde. Außerdem war die tägliche Dosis in dieser Studie 3mal höher als es von Rath auf der Packung angegeben wird.
(Quelle: Uwe Tröger und Frank Meyer, Validity of advertising claims for multivitamin preparation Vitacor 20/90 on the internet, BMJ 1998;317:1069-1071)
Auch ein Berliner Arzt hat Dr. Raths Vitaminpräparate (Vitamin-C-Präparat "Lysin-C-Drink") im Tierversuch getestet. Er hat keine nachweisbaren Wirkungen festgestellt. Die Krebszellen hätten sich bei Mäusen in der Versuchs- und Kontrollgruppe gleichermaßen todbringend ausgebreitet. Die Tumoren hätten sich in der Leber der Versuchstiere trotz des Vitamin-Präparats gebildet.
Die Rath Foundation bemühe sich wohl um eine Studie. Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Jens Kellersmann, im niederländischen Almelo, sagt zum Vorwurf, dass es an wissenschaftlichen Studien mangele, lediglich: "Wir können uns nicht in ein System integrieren, das wir grundlegend ablehnen."
(Quelle: Berliner Morgenpost vom 07.07.2004, L. Wagner, „Studie widerspricht Wunderheiler“)
Mehr Werbung als Wirkung
Und letztendlich stellt sich Conny Becker, Autorin bei der Pharmazeutischen Zeitung die Frage, wie wichtig sind nun Nahrungsergänzungsmittel, die uns Allen in teuren Werbekampagnen die Heil- und Glückseligkeit versprechen?
Der Trend zum Kauf von Mineralstoff- und Vitaminsupplementen sei ungebrochen. Er ist gekoppelt mit einer Wohlstandsgesellschaft, die in Teilen bewusst ungesund isst und lebt und dies per Substitution vermeintlich oder gesichert fehlender Substanzen wettzumachen versucht. Und dies, obwohl das ganze Jahr über nahezu alle Obst- und Gemüsesorten überall erhältlich sind und die Ernährung im Allgemeinen abwechslungsreicher geworden ist. Ein echter Vitamin-Mangel mit gesundheitlichen Konsequenzen bei gesunden Menschen in Deutschland sei nicht mehr zu beobachten. Auch die tägliche Vitamin-E-Aufnahme ist vollkommen gedeckt, wenn man sich vollwertig ernährt (pflanzliche Öle, Vollkornprodukte).
Lediglich für Schwangere, Hochleistungssportler, Raucher oder Personen mit starkem Alkoholkonsum sowie Senioren, die sich einseitig oder unzureichend ernähren, könnte eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein.
(Quelle: Mehr Werbung als Wirkung, Conny Becker, Pharmazeutische Zeitung Ausgabe 37/2006 )
Vitamin-C-Mangel verursacht Atherosklerose: Rath`s Beweis an Meerschweinchen
Um seine Theorie Vitamin C Mangel führt zu Arterienverkalkung zu beweisen, führte Dr. Rath ein Experiment mit Meerschweinchen durch. Man entschied sich deshalb für das Meerschweinchen, weil es eine Ausnahme im Tierreich war. Wie der Mensch, so kann auch das Meerschweinchen kein eigenes Vitamin C produzieren. 2 Gruppen von Meerschweinchen erhielten fünf Wochen lang jeweils das gleiche Essen, bestehend aus Cholesterin, anderen Fetten, Eiweißstoffen, Zucker, Salz und anderen Nahrungsbestandteilen.
Lediglich die Zufuhr der Vitamin C Menge war unterschiedlich. Eine Gruppe bekam viel Vitamin C (umgerechnet auf das menschliche Körpergewicht etwa 5000 mg/Tag), die andere nur ganz wenig (umgerechnet auf das menschliche Körpergewicht etwa 60 mg/Tag). Die Tiere der Gruppe die wenig Vitamin C futterte, entwickelte, laut Rath, rasch atherosklerotische Ablagerungen (weiße Flächen), besonders in Herznähe. Die Arterien der Tiere, die viel Vitamin C zu sich genommen hatten, waren laut Rath gesund. Dies hält Rath für den Beweis, dass es sich bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen um eine Vitaminmangelerkrankung handelt.
Ist das Meerschweinchen ein geeignetes Modell für den Menschen? Und macht es wirklich Sinn, reine Vegetarier, also Pflanzenfresser, nun mit Cholesterin, also tierischen Produkten, zu füttern, um dann Beweis führende Aussagen über Arterienverkalkung zu machen? (siehe Seite 60-62)
Der Gegenbeweis
Der Gegenbeweis wurde schon 1908 geliefert. Nämlich durch Alexander Ignatovski, einem russischen Wissenschaftler und Pionieren in der empirischen Cholesterinforschung. Auf der Suche nach dem Grund für Arterienverkalkung, fütterte der Forscher stark cholesterinhaltige Nahrung an Hasen. Einige der Tiere starben an Herzinfarkt! Unter dem Mikroskop sah er mustergültige Ablagerungen in den Gefäßen: Atherosklerose!
Da aber Hasen zu den Tieren zählen, die Vitamin C selber produzieren können, hätte es – nach Dr. Rath`s Theorie - dieses Ergebnis nicht geben dürfen!!!!!
(Quelle: Cholesterin, siehe Absatz „empirische Hinweise“)
Und die Moral von der Geschicht`
....trau` den Rath`schen Pillen nicht!
Es mag genügend billigere Methoden geben, um sich vorbeugend gesund und fit zu halten. Und was wollen wir mehr, wenn wir auch noch Schokolade (dunkle!) essen, Kaffee trinken und Rotwein genießen dürfen?
Da hat man schon ein bisschen mehr Genuss als beim bloßen Schlucken einer Pille!
Nicht umsonst warnt auch das europäische Verbraucherzentrum EVZ vor den Produkten des Dr. Rath.
Warum kennen Tiere keinen Herzinfarkt – Mythos oder Wahrheit? Teil 1
sfux - 24. Jan, 08:06 Article 6014x read