HARARE-MALABO - Das Ende einer Söldnerkarriere
Dr. Alexander von Paleske - Übermorgen, am 15. Februar 2007, blickt die englische Presse wieder gespannt nach Zimbabwe, nicht dass sie an der trostlosen Lage der Bevölkerung Anteil nimmt, oder vielleicht ein Regierungswechsel ansteht, nichts von alledem.
Eine Reise ohne Rückfahrkarte auch für einen Deutschen
Vor dem Magistrates Court, vergleichbar mit dem Landgericht in Deutschland, wird über das Auslieferungsbegehren Äquatorial Guineas verhandelt. Ausgeliefert werden soll ein englischer Söldner namens Simon Mann, der bereits 3 Jahre im ungemütlichen Chikurubi Gefängnis von Harare verbracht hat. Er soll der Drahtzieher des fehlgeschlagenen Putsches im ölreichen Äquatorial Guinea am 7.3.2004 gewesen sein.
Sträfling Simon Mann
In der Gerichtsverhandlung wird auch das Schicksal des Deutschen Gerhard Merz zur Sprache kommen, der in den Putsch verwickelt war und dort offenbar zu Tode gefoltert wurde und am 17.3.2004 starb, ohne dass dies das Deutsche Auswärtige Amt größer interessiert hätte.
Gerhard Merz war, wie berichtet, auch in den von Israel und Grossbritannien organisierten Transport von Massenvernichtungswaffen in den Iran involviert gewesen, mit Billigung des israelischen Geheimdienstes und offenbar auch des Bundesnachrichtendienstes. War er ein BND-Agent, den man in Malabo hat "absaufen" lassen?
Und so hat sich dann Amnesty International der Sache angenommen und schwere Anschuldigungen gegen die despotische Regierung des Obiang Mbasogo Nguema erhoben. Denn eine Auslieferung in ein Land, in dem justizmäßige Mindeststandards nicht eingehalten werden und Folter nicht unbekannt ist, wird als unzulässig angesehen. Auch dürfte das Ausheben von Gräbern während der Gerichtsverhandlung und vor einer Urteilsverkündung nur von Zynikern als gute Vorausplanung angesehen werden.
Rückblick auf eine Söldnerkarriere
Simon Mann ist nicht irgendwer, er ist der Spross einer englischen Bierbrauerfamilie und sein Vater war einstmals Captain der britischen Cricket-Mannschaft.
Mann diente nach dem Schulbesuch in der Eliteschule Eton zunächst für Königin und Vaterland in der britischen Armee, bevor er zu den Spezialtruppen der SAS wechselte, vergleichbar der GSG 9 in Deutschland. Aber als dieser Job nicht mehr aufregend genug war, begann er seine Söldnerkarriere, die ihn schließlich zu einem Gefängnisgast von Robert Mugabe werden ließ.
In Sierra Leone, Angola und auf der anderen Seite des Globus in Papua Neu Guinea war er in den 90er Jahren zu finden, wenn Regierungen oder ehemalige Regierungen eine Schlägertruppe suchten, die in seinem Fall aus ehemaligen Apartheidsoldaten aus den berüchtigten Killereinheiten wie den Reconnaissance-Kommandos, dem Civil Cooperation Bureau, der 44 Parachute Brigade oder dem Buffalo Batallion bestanden - gegen Bares oder gegen Schürfrechte von Öl und Diamanten.
Boss dieser ganzen Truppe, die sich in Südafrika erst Executive Outcomes nannte und später nach einem Vollwaschgang Sandline hiess, war ein gewisser Tony Buckingham, Nummer 244 der Reichenliste im Vereinigten Königreich, der auch Inhaber und CEO der Ölfirma Heritage Oil ist. Er schürft zu Zeit in Oman, Angola, Uganda und im Irak.
Buckinghams erster Offizier im Söldnergeschäft war der Obersöldner Tim Spicer, der zur Zeit alle Söldner im Irak kommandiert, dank einer 293-Millionen-Dollar-Spritze seitens des Pentagons. Zweiter Offizier war Simon Mann, der zwischendurch auch mal als Schauspieler in dem Paul Greengrass Film über den Blutsonntag in Nordirland einen Britischen Kommandeur spielte.
In Äquatorial Guinea sollte für eine ganze Meute von britischen High-Society-Mitgliedern nach einem erfolgreichen Putsch das Geld richtig fließen, unter ihnen Lord Archer, ehemaliger Chef der Konservativen, der gerade eine Gefängnisstrafe wegen Meineids und Behinderung der Justiz abgesessen hatte, aber weiter Mitglied des britischen Oberhauses ist. Auch natürlich ganz vorne mit dabei, der Sohn und Tunichtgut Sir Mark Thatcher, der Sohn der Eisernen Lady.
Der Rest der Geschichte ist bekannt, es ging schief, man erwartetete die Söldner bereits in Harare, wo Waffen aufgeladen werden sollten, und dort blieben sie auch, die einen kürzer, Mann etwas länger.
Mugabes Regierung wurde Dank gezollt, von Diktator zu Diktator und das in Zimbabwe äußerst knappe Öl begann zu fließen, von Äquatorial Guinea nach Harare. Afrikanische Solidarität, die sonst so wenig zu finden ist.
Werden die weiteren Drahtzieher genannt?
Wenn Mann ausgeliefert wird, dann wird er vermutlich sein Schweigen brechen, er war wohl davon ausgegangen, dass die Blair-Regierung ihn da herauspaukt. Denn immerhin ist einer der Coupisten, Elil Calil, ein Freund von Peter Mandelson, dem jetzigen EU-Kommissar, der trotz all seiner Skandale im Vereinigten Königreich weiterhin zu den engen Freunden Tony Blairs zählt. Und dann könnte es für die britische Regierung noch einmal eng werden, denn Blairs Mannschaft wurde zwei Monate vor dem Putsch detailliert informiert.
Wollte man selbst dort mitmischen? Die ehemalige Kolonialmacht Spanien unter dem damaligen Regierungschef Aznar, war offenbar knietief involviert.
© 2007 Copyright by Dr. Alexander von Paleske - Alle Rechte vorbehalten. Die Übernahme und Nutzung des Artikels zu anderen Zwecken und auf anderen WebSeiten und in Print-Medien sowie Fernsehen und Hörfunk bedarf der schriftlichen Zustimmung des Autoren.
Massenvernichtungswaffen in den Iran - Schmierige Geschäfte internationaler Kriegstreiber
Gasmasken, Giftgas und Milliardenbetrug -
auf den Spuren des Moshe Regev
Der Wonga Coup
Söldner, Gauner, Waffen und Rohstoffe
Blair drängt auf Söldnernachschub aus Südafrika
Eine Reise ohne Rückfahrkarte auch für einen Deutschen
Vor dem Magistrates Court, vergleichbar mit dem Landgericht in Deutschland, wird über das Auslieferungsbegehren Äquatorial Guineas verhandelt. Ausgeliefert werden soll ein englischer Söldner namens Simon Mann, der bereits 3 Jahre im ungemütlichen Chikurubi Gefängnis von Harare verbracht hat. Er soll der Drahtzieher des fehlgeschlagenen Putsches im ölreichen Äquatorial Guinea am 7.3.2004 gewesen sein.
Sträfling Simon Mann
In der Gerichtsverhandlung wird auch das Schicksal des Deutschen Gerhard Merz zur Sprache kommen, der in den Putsch verwickelt war und dort offenbar zu Tode gefoltert wurde und am 17.3.2004 starb, ohne dass dies das Deutsche Auswärtige Amt größer interessiert hätte.
Gerhard Merz war, wie berichtet, auch in den von Israel und Grossbritannien organisierten Transport von Massenvernichtungswaffen in den Iran involviert gewesen, mit Billigung des israelischen Geheimdienstes und offenbar auch des Bundesnachrichtendienstes. War er ein BND-Agent, den man in Malabo hat "absaufen" lassen?
Und so hat sich dann Amnesty International der Sache angenommen und schwere Anschuldigungen gegen die despotische Regierung des Obiang Mbasogo Nguema erhoben. Denn eine Auslieferung in ein Land, in dem justizmäßige Mindeststandards nicht eingehalten werden und Folter nicht unbekannt ist, wird als unzulässig angesehen. Auch dürfte das Ausheben von Gräbern während der Gerichtsverhandlung und vor einer Urteilsverkündung nur von Zynikern als gute Vorausplanung angesehen werden.
Rückblick auf eine Söldnerkarriere
Simon Mann ist nicht irgendwer, er ist der Spross einer englischen Bierbrauerfamilie und sein Vater war einstmals Captain der britischen Cricket-Mannschaft.
Mann diente nach dem Schulbesuch in der Eliteschule Eton zunächst für Königin und Vaterland in der britischen Armee, bevor er zu den Spezialtruppen der SAS wechselte, vergleichbar der GSG 9 in Deutschland. Aber als dieser Job nicht mehr aufregend genug war, begann er seine Söldnerkarriere, die ihn schließlich zu einem Gefängnisgast von Robert Mugabe werden ließ.
In Sierra Leone, Angola und auf der anderen Seite des Globus in Papua Neu Guinea war er in den 90er Jahren zu finden, wenn Regierungen oder ehemalige Regierungen eine Schlägertruppe suchten, die in seinem Fall aus ehemaligen Apartheidsoldaten aus den berüchtigten Killereinheiten wie den Reconnaissance-Kommandos, dem Civil Cooperation Bureau, der 44 Parachute Brigade oder dem Buffalo Batallion bestanden - gegen Bares oder gegen Schürfrechte von Öl und Diamanten.
Boss dieser ganzen Truppe, die sich in Südafrika erst Executive Outcomes nannte und später nach einem Vollwaschgang Sandline hiess, war ein gewisser Tony Buckingham, Nummer 244 der Reichenliste im Vereinigten Königreich, der auch Inhaber und CEO der Ölfirma Heritage Oil ist. Er schürft zu Zeit in Oman, Angola, Uganda und im Irak.
Buckinghams erster Offizier im Söldnergeschäft war der Obersöldner Tim Spicer, der zur Zeit alle Söldner im Irak kommandiert, dank einer 293-Millionen-Dollar-Spritze seitens des Pentagons. Zweiter Offizier war Simon Mann, der zwischendurch auch mal als Schauspieler in dem Paul Greengrass Film über den Blutsonntag in Nordirland einen Britischen Kommandeur spielte.
In Äquatorial Guinea sollte für eine ganze Meute von britischen High-Society-Mitgliedern nach einem erfolgreichen Putsch das Geld richtig fließen, unter ihnen Lord Archer, ehemaliger Chef der Konservativen, der gerade eine Gefängnisstrafe wegen Meineids und Behinderung der Justiz abgesessen hatte, aber weiter Mitglied des britischen Oberhauses ist. Auch natürlich ganz vorne mit dabei, der Sohn und Tunichtgut Sir Mark Thatcher, der Sohn der Eisernen Lady.
Der Rest der Geschichte ist bekannt, es ging schief, man erwartetete die Söldner bereits in Harare, wo Waffen aufgeladen werden sollten, und dort blieben sie auch, die einen kürzer, Mann etwas länger.
Mugabes Regierung wurde Dank gezollt, von Diktator zu Diktator und das in Zimbabwe äußerst knappe Öl begann zu fließen, von Äquatorial Guinea nach Harare. Afrikanische Solidarität, die sonst so wenig zu finden ist.
Werden die weiteren Drahtzieher genannt?
Wenn Mann ausgeliefert wird, dann wird er vermutlich sein Schweigen brechen, er war wohl davon ausgegangen, dass die Blair-Regierung ihn da herauspaukt. Denn immerhin ist einer der Coupisten, Elil Calil, ein Freund von Peter Mandelson, dem jetzigen EU-Kommissar, der trotz all seiner Skandale im Vereinigten Königreich weiterhin zu den engen Freunden Tony Blairs zählt. Und dann könnte es für die britische Regierung noch einmal eng werden, denn Blairs Mannschaft wurde zwei Monate vor dem Putsch detailliert informiert.
Wollte man selbst dort mitmischen? Die ehemalige Kolonialmacht Spanien unter dem damaligen Regierungschef Aznar, war offenbar knietief involviert.
© 2007 Copyright by Dr. Alexander von Paleske - Alle Rechte vorbehalten. Die Übernahme und Nutzung des Artikels zu anderen Zwecken und auf anderen WebSeiten und in Print-Medien sowie Fernsehen und Hörfunk bedarf der schriftlichen Zustimmung des Autoren.
Massenvernichtungswaffen in den Iran - Schmierige Geschäfte internationaler Kriegstreiber
Gasmasken, Giftgas und Milliardenbetrug -
auf den Spuren des Moshe Regev
Der Wonga Coup
Söldner, Gauner, Waffen und Rohstoffe
Blair drängt auf Söldnernachschub aus Südafrika
onlineredaktion - 13. Feb, 14:25 Article 8444x read