Brasilien - größter Fleischexporteur der Welt
Karl Weiss - Jetzt sind die Statistiken veröffentlicht worden, jetzt ist es heraus: Brasilien ist im Jahre 2006 zum größten Fleischexporteur der Welt geworden. Was das für Konsequenzen für das Weltklima und die bereits beginnende Klimakatastrophe hat, sowohl wegen der Zerstörung der Regenwälder als auch durch die Freilandviehhaltung auf riesigsten Flächen ohne Baum und Strauch, das kann man erahnen.
Fleischland Brasilien
Graphik: Copyright © 2007 by onlineredaktion, jnvh
2,2 Millionen Tonnen Fleisch wurden 2006 von Brasilien aus eingeschifft, was einen Wert von 3,9 Billions (Milliarden) US-Dollar ausmachte, ein Anstieg von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als es 3,06 Billions of Dollars waren.
Interessant, den Durchschnittspreis anzusehen: etwa 1.800 Dollar pro Tonne oder anders gesagt, etwa 1 Dollar und 80 Cents oder etwa 1 Euro und40 Cent pro Kilo. Dieser hübsche Preis (vergleichen Sie einmal, was Sie für Fleisch zahlen) schließt natürlich auch das wohlfeile Hühnerfleisch ein (Brasilien ist ebenso weltgrößter Exporteur von Hühnerfleisch), aber trotzdem bekommt man eine ungefähre Ahnung, wie bei diesen Geschäften des Lebensmittelbereiches sowohl die Erzeuger wie auch die Verbraucher geprellt werden, um der Lebensmittelindustrie und den Supermarkt-Konzernen Märchenprofite zukommen zu lassen.
Was aber am wichtigsten ist: Damit hat Brasilien 40 Prozent des Welt-Fleischmarktes erobert und den bisherigen Spitzenreiter Australien abgelöst. In Worten: Vierzig Prozent!
Hühner- und Schweinefleisch (letzteres in Brasilien selbst kaum abzusetzen) werden in Brasilien (wie auch Australien und den USA) so wie fast überall auf der Welt produziert: In engen Käfigen und Ställen, unter Einsatz von Wachstumshormonen und Antibiotika, Tierschutz gibt es weder hier noch sonstwo.
Interessant: Der Absatz von Hühnerfleisch aus Brasilien ging sogar zurück im Jahr 2006 gegenüber dem Vorjahr, laut Angabe der brasilianischen Züchterorganisation wegen weltweit zurückgehender Nachfrage. Der Zuwachs wurde also ausschließlich mit Schweine- und wohl vor allem mit Rindfleisch erzielt.
Was Australien und Brasilien gegenüber den anderen fleischerzeugenden Nationen auszeichnet: Beides sind Länder von kontinentalen Ausmaßen, mit (relativ) geringer Bevölkerungsdichte. Beide haben riesige Flächen von Grasland, auf denen man Rinder gezielt zur Fleischerzeugung züchten kann. Es handelt sich also um Kühe, die nicht gemolken werden, um freilaufende Rinder, die Quadratkilometer von Gelände zur Verfügung haben. Einen Winter, in dem man sie in den Stall holen müsste, gibt es praktisch nicht. Damit sind die Kosten der Erzeugung pro Kilo Rindfleisch fast unschlagbar.
Europäische Rinderzüchter im übervölkerten Mittel- und Westeuropa (die Niederlande, England und Deutschland gehören zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde) können da nicht mithalten. Sie müssen Futter für die Rinder kaufen – und seien es auch nur zermahlene Rinder (einer der Hauptgründe für BSE) – und haben damit weit höhere Kosten.
Überhaupt lohnt sich Rinderhaltung zur Fleischerzeugung in Deutschland nur, wenn die Kühe auch gemolken werden und damit ein Zusatzverdienst über den Verkauf der Milch hereinkommt. Unterstützten EU-Agrarsubventionen nicht die Rinderhaltung sowohl für Milchvieh als auch als Schlachtvieh, gäbe es sowieso keine Rinderhaltung mehr in der EU – bis auf Ausnahmen. Nun, das wäre auch kein Beinbruch.
Das Problem ist Brasilien.
Aufgrund der Besitz- und Machtstrukturen in Brasilien wird die Rinderhaltung – unabhängig davon, ob sie wirklich einträglich ist, zur „Gewinnung neuen Landes“ genutzt. Das betrifft prinzipiell den Amazonas-Regenwald, aber auch andere schützenswerte und noch weitgehend naturbelassenen Landschaften, wie das trockene „Cerrado“ im Nordosten Brasiliens und das Sumpfgebiet Pantanal im Grenzgebiet mit Paraguay und Bolivien.
In allen drei Bereichen – flächenmäßig bei weitem am meisten am Rand des amazonischen Regenwaldes – wird, meist mit Brandrodung, zunächst ein Areal zugänglich gemacht. Bei dem feucht-warmen Klima gedeihen auf den gerodeten Flächen bald Gräser, Kräuter und Blumen. Dann wird Schlacht-Rind dort eingesetzt, das nun den Bereich abgrast und niedertrampelt und eine Neubildung von Regenwald verhindert. Nach einer Zeit, meist zwischen ein und drei Jahren, wird dann die Rinderherde auf ein neu dem Urwald abgerungenes Land überführt und Soja auf dem „neugewonnenen“ Land angebaut.
Wer dies macht, sind nicht etwa hungrige Kleinbauern, die auf den so gewonnenen Boden angewiesen sind. Über 90 Prozent der Vernichtung von vorher naturbelassenen Flächen gehen auf das Konto von Großgrundbesitzern, Holzhändlern und superreichen Spekulanten.
Im Fall der Holzhändler wird das Gebiet nicht niedergebrannt, sondern gerodet, und im Fall der Spekulanten lässt man es zunächst brach liegen (meistens findet sich ein „lieber Freund“, der ein paar Tausend Stück seiner Rinder dort weiden lässt) und dann mit hohem Gewinn an einen anderen Reichen verkauft.
Die Regierung Lula unternimmt nicht das Geringste, um dem Vordringen der Superreichen gegen den Amazonaswald und andere naturbelassene Flächen Einhalt zu gebieten. Dazu müsste sie sich ja auch mit der brasilianischen Oligarchie anlegen, die ja eben genau von diesen Großgrundbesitzern, Holzhändlern, Spekulanten und außerdem auch den Hintermännern der riesigen kriminellen Mafia-Banden gebildet wird.
Für seine Unterstützung im Parlament braucht Lula aber genau die Stimmen der von dieser Oligarchie Beauftragten dort (zum Teil sind die Parlamentarier selbst die Oligarchen oder aus den Oligarchen-Familien, teilweise lassen sie sich von einem gewieften Rechtsanwalt dort vertreten).
So wird dann jedesmal, wenn wieder eine Entscheidung im Parlament ansteht, die Stimme durch „Wohlverhalten“ gekauft, d.h. die Bundesregierung sichert zu, demnach der Superreiche eines der von ihm im Moment gerade bevorzugten illegalen oder halblegalen Geschäfte durchziehen darf, ohne von Polizei oder Staatsanwaltschaft gestört zu werden.
Ein Land, das von einer solchen Oligarchie beherrscht wird, braucht keine äußeren Feinde mehr.
Die diversen Umweltorganisationen wie „Rettet den Regenwald“, ,Friedensforum’ und andere können also getrost ihre Kampagnen einstellen, in den behauptet wird, es wäre der Zuckerrohranbau für den Benzin-Ersatz Alkohol oder das Bio-Diesel, die für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich wären. Es ist die Oligarchie. Sie würde auf jeden Fall abbrennen und abholzen - mit Alkohol und Biodiesel oder ohne.
Die Oligarchie macht die fettesten Profite und es wird ihr, wie in diesem Fall, das Fleisch, hauptsächlich von den imperialistischen Ländern, abgekauft. Dafür garantiert sie die Fortführung der US-freundlichen und neoliberalen Politik im Land.
Wenn man durch das Landesinnere Brasiliens fährt, z.B. hier im Bundestaat Minas Gerais, der eine größere Fläche einnimmt als die Bundesrepublik, so kann man riesige Weideflächen sehen, die fein säuberlich von anderem Bewuchs freigehalten werden, aber es sind kaum Rinder darauf zu sehen. Die riesige Zahl der Schlachtrinder verliert sich in einem Land von der Größe Brasiliens. Es können hier etwa noch 5-mal mehr Rinder weiden, ohne dass es zu einer Überweidung käme. Das Weideland wird von den Großgrundbesitzern „vorgehalten“, um eventuell für Anbau zu diesen, falls sich eine profitable Frucht findet oder, um im Bedarfsfall noch weit mehr Rinder zu ziehen.
Die Unvernunft in der Ernährung der reichen Länder (und nicht nur jener), zweimal am Tag eine Fleisch-(Wurst-)Mahlzeit haben zu müssen, kann also noch beträchtlich ausgeweitet werden.
Glückwunsch, Brasilien! 40 Prozent, Brasilien!
© 2007 Copyright by Karl Weiss - Alle Rechte vorbehalten. Die Übernahme und Nutzung des Artikels zu anderen Zwecken und auf anderen WebSeiten und in Print-Medien sowie Fernsehen und Hörfunk bedarf der schriftlichen Zustimmung des Autoren.
Quelle:
Exportações de carne atingem recorde em 2006, diz CNA
Fleischland Brasilien
Graphik: Copyright © 2007 by onlineredaktion, jnvh
2,2 Millionen Tonnen Fleisch wurden 2006 von Brasilien aus eingeschifft, was einen Wert von 3,9 Billions (Milliarden) US-Dollar ausmachte, ein Anstieg von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als es 3,06 Billions of Dollars waren.
Interessant, den Durchschnittspreis anzusehen: etwa 1.800 Dollar pro Tonne oder anders gesagt, etwa 1 Dollar und 80 Cents oder etwa 1 Euro und40 Cent pro Kilo. Dieser hübsche Preis (vergleichen Sie einmal, was Sie für Fleisch zahlen) schließt natürlich auch das wohlfeile Hühnerfleisch ein (Brasilien ist ebenso weltgrößter Exporteur von Hühnerfleisch), aber trotzdem bekommt man eine ungefähre Ahnung, wie bei diesen Geschäften des Lebensmittelbereiches sowohl die Erzeuger wie auch die Verbraucher geprellt werden, um der Lebensmittelindustrie und den Supermarkt-Konzernen Märchenprofite zukommen zu lassen.
Was aber am wichtigsten ist: Damit hat Brasilien 40 Prozent des Welt-Fleischmarktes erobert und den bisherigen Spitzenreiter Australien abgelöst. In Worten: Vierzig Prozent!
Hühner- und Schweinefleisch (letzteres in Brasilien selbst kaum abzusetzen) werden in Brasilien (wie auch Australien und den USA) so wie fast überall auf der Welt produziert: In engen Käfigen und Ställen, unter Einsatz von Wachstumshormonen und Antibiotika, Tierschutz gibt es weder hier noch sonstwo.
Interessant: Der Absatz von Hühnerfleisch aus Brasilien ging sogar zurück im Jahr 2006 gegenüber dem Vorjahr, laut Angabe der brasilianischen Züchterorganisation wegen weltweit zurückgehender Nachfrage. Der Zuwachs wurde also ausschließlich mit Schweine- und wohl vor allem mit Rindfleisch erzielt.
Was Australien und Brasilien gegenüber den anderen fleischerzeugenden Nationen auszeichnet: Beides sind Länder von kontinentalen Ausmaßen, mit (relativ) geringer Bevölkerungsdichte. Beide haben riesige Flächen von Grasland, auf denen man Rinder gezielt zur Fleischerzeugung züchten kann. Es handelt sich also um Kühe, die nicht gemolken werden, um freilaufende Rinder, die Quadratkilometer von Gelände zur Verfügung haben. Einen Winter, in dem man sie in den Stall holen müsste, gibt es praktisch nicht. Damit sind die Kosten der Erzeugung pro Kilo Rindfleisch fast unschlagbar.
Europäische Rinderzüchter im übervölkerten Mittel- und Westeuropa (die Niederlande, England und Deutschland gehören zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde) können da nicht mithalten. Sie müssen Futter für die Rinder kaufen – und seien es auch nur zermahlene Rinder (einer der Hauptgründe für BSE) – und haben damit weit höhere Kosten.
Überhaupt lohnt sich Rinderhaltung zur Fleischerzeugung in Deutschland nur, wenn die Kühe auch gemolken werden und damit ein Zusatzverdienst über den Verkauf der Milch hereinkommt. Unterstützten EU-Agrarsubventionen nicht die Rinderhaltung sowohl für Milchvieh als auch als Schlachtvieh, gäbe es sowieso keine Rinderhaltung mehr in der EU – bis auf Ausnahmen. Nun, das wäre auch kein Beinbruch.
Das Problem ist Brasilien.
Aufgrund der Besitz- und Machtstrukturen in Brasilien wird die Rinderhaltung – unabhängig davon, ob sie wirklich einträglich ist, zur „Gewinnung neuen Landes“ genutzt. Das betrifft prinzipiell den Amazonas-Regenwald, aber auch andere schützenswerte und noch weitgehend naturbelassenen Landschaften, wie das trockene „Cerrado“ im Nordosten Brasiliens und das Sumpfgebiet Pantanal im Grenzgebiet mit Paraguay und Bolivien.
In allen drei Bereichen – flächenmäßig bei weitem am meisten am Rand des amazonischen Regenwaldes – wird, meist mit Brandrodung, zunächst ein Areal zugänglich gemacht. Bei dem feucht-warmen Klima gedeihen auf den gerodeten Flächen bald Gräser, Kräuter und Blumen. Dann wird Schlacht-Rind dort eingesetzt, das nun den Bereich abgrast und niedertrampelt und eine Neubildung von Regenwald verhindert. Nach einer Zeit, meist zwischen ein und drei Jahren, wird dann die Rinderherde auf ein neu dem Urwald abgerungenes Land überführt und Soja auf dem „neugewonnenen“ Land angebaut.
Wer dies macht, sind nicht etwa hungrige Kleinbauern, die auf den so gewonnenen Boden angewiesen sind. Über 90 Prozent der Vernichtung von vorher naturbelassenen Flächen gehen auf das Konto von Großgrundbesitzern, Holzhändlern und superreichen Spekulanten.
Im Fall der Holzhändler wird das Gebiet nicht niedergebrannt, sondern gerodet, und im Fall der Spekulanten lässt man es zunächst brach liegen (meistens findet sich ein „lieber Freund“, der ein paar Tausend Stück seiner Rinder dort weiden lässt) und dann mit hohem Gewinn an einen anderen Reichen verkauft.
Die Regierung Lula unternimmt nicht das Geringste, um dem Vordringen der Superreichen gegen den Amazonaswald und andere naturbelassene Flächen Einhalt zu gebieten. Dazu müsste sie sich ja auch mit der brasilianischen Oligarchie anlegen, die ja eben genau von diesen Großgrundbesitzern, Holzhändlern, Spekulanten und außerdem auch den Hintermännern der riesigen kriminellen Mafia-Banden gebildet wird.
Für seine Unterstützung im Parlament braucht Lula aber genau die Stimmen der von dieser Oligarchie Beauftragten dort (zum Teil sind die Parlamentarier selbst die Oligarchen oder aus den Oligarchen-Familien, teilweise lassen sie sich von einem gewieften Rechtsanwalt dort vertreten).
So wird dann jedesmal, wenn wieder eine Entscheidung im Parlament ansteht, die Stimme durch „Wohlverhalten“ gekauft, d.h. die Bundesregierung sichert zu, demnach der Superreiche eines der von ihm im Moment gerade bevorzugten illegalen oder halblegalen Geschäfte durchziehen darf, ohne von Polizei oder Staatsanwaltschaft gestört zu werden.
Ein Land, das von einer solchen Oligarchie beherrscht wird, braucht keine äußeren Feinde mehr.
Die diversen Umweltorganisationen wie „Rettet den Regenwald“, ,Friedensforum’ und andere können also getrost ihre Kampagnen einstellen, in den behauptet wird, es wäre der Zuckerrohranbau für den Benzin-Ersatz Alkohol oder das Bio-Diesel, die für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich wären. Es ist die Oligarchie. Sie würde auf jeden Fall abbrennen und abholzen - mit Alkohol und Biodiesel oder ohne.
Die Oligarchie macht die fettesten Profite und es wird ihr, wie in diesem Fall, das Fleisch, hauptsächlich von den imperialistischen Ländern, abgekauft. Dafür garantiert sie die Fortführung der US-freundlichen und neoliberalen Politik im Land.
Wenn man durch das Landesinnere Brasiliens fährt, z.B. hier im Bundestaat Minas Gerais, der eine größere Fläche einnimmt als die Bundesrepublik, so kann man riesige Weideflächen sehen, die fein säuberlich von anderem Bewuchs freigehalten werden, aber es sind kaum Rinder darauf zu sehen. Die riesige Zahl der Schlachtrinder verliert sich in einem Land von der Größe Brasiliens. Es können hier etwa noch 5-mal mehr Rinder weiden, ohne dass es zu einer Überweidung käme. Das Weideland wird von den Großgrundbesitzern „vorgehalten“, um eventuell für Anbau zu diesen, falls sich eine profitable Frucht findet oder, um im Bedarfsfall noch weit mehr Rinder zu ziehen.
Die Unvernunft in der Ernährung der reichen Länder (und nicht nur jener), zweimal am Tag eine Fleisch-(Wurst-)Mahlzeit haben zu müssen, kann also noch beträchtlich ausgeweitet werden.
Glückwunsch, Brasilien! 40 Prozent, Brasilien!
© 2007 Copyright by Karl Weiss - Alle Rechte vorbehalten. Die Übernahme und Nutzung des Artikels zu anderen Zwecken und auf anderen WebSeiten und in Print-Medien sowie Fernsehen und Hörfunk bedarf der schriftlichen Zustimmung des Autoren.
Quelle:
Exportações de carne atingem recorde em 2006, diz CNA
onlineredaktion - 15. Feb, 04:54 Article 5194x read