Walfänger bedroht Ökosystem der Antarktis
Singapur - Die Antarktis - eine zerbrechliche Wildnis am Ende der Welt. Gerade geht nach dem kurzen antarktischen Sommer die Brut- und Blütenzeit zu Ende. Die jungen Pinguine der Adélie-Kolonie nicht weit vom McMurdo-Stützpunkt sind fast flügge. Doch tickt vor ihrer Haustür seit zehn Tagen eine Zeitbombe. Gut 1000 Tonnen Benzin und Öl schwappen dort in einem kaputten japanischen Walfangboot hin und her. Wenn es ausläuft, sind die Folgen für dieses sensible Ökosystem unabschätzbar.
Während die neuseeländische Regierung immer wütender wird und Umweltschützer in der Nähe nur Däumchen drehen können, versuchen die Japaner seit Tagen seelenruhig, den 20 Jahre alten Kahn wieder flott zu machen. Ein unverantwortliches Risiko, finden Umweltschützer. Die "Nisshin Maru", auf der Walfleisch angeblich zu Forschungszwecken verarbeitet wird, ist nach Informationen von Greenpeace nicht einmal für Packeis ausgerüstet, "mit Eisklasse gelistet", heisst das im Fachjargon. "Ohne Eisklasse im Südpolarmeer, das ist wie mit Sommerreifen im Skigebiet fahren", sagt Regina Frerichs, die an Bord der "Esperanza" in Sichtweite des Japaner ist.
Gefahr bei Sturm
Wenn das Wetter umschlägt - und das passiert ständig, denn das Südpolarmeer ist das stürmischste Meer der Welt - könnte ein Eisberg die "Nisshin Maru" aufschlitzen, oder die meterhohen Wellen könnten das Schiff einfach versenken.
1000 Tonnen Benzin und Öl, das klingt zunächst nicht richtig viel. Die "Prestige" verlor im November 2002 vor der spanischen Küste 77'000 Tonnen, aus dem in Liberia registrierten Tanker "Sea Empress" liefen 1999 vor Südwales 80'000 Tonnen Erdöl ins Meer, die "Exxon Valdez" verlor 1989 vor Alaska 42'000 Tonnen Öl und löste damit die grösste Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA aus.
Doch gelten in der einzigartigen Naturwelt der Antarktis andere Massstäbe als an jedem anderen Fleck der Welt. "Die Zeitspanne der Regenerierung ist deutlich langsamer als in nördlicheren Breitengeraden", informiert das Umweltbundesamt. "Ein Fussabdruck im Moospolster kann 100 Jahre sichtbar bleiben."
Empfindliches Ökosystem
Das liegt an den Extremverhältnissen. Auf dem Kontinent, rund 40 Mal so gross wie Deutschland, liegen die Höchsttemperaturen im Sommer um den Gefrierpunkt, im Winter ist es minus 30 Grad und kälter. 95 Prozent der Landfläche sind mit Eis bedeckt, teils bis zu 4500 Meter dick. Dennoch gibt es eine reiche Flora und Fauna. Pinguine, Seelöwen, Seehunde tummeln sich dort, Krebse und Wale sind im Wasser. Der Königsalbatros brütet hier und der Schneesturmvogel, und zu ihnen gesellen sich im Sommer 100 Millionen Zugvögel. Zwei blühende Pflanzen gibt es, eine Schmiele und ein Nelkengewächs Perlwurz, 200 Flechten, 100 Moose, 30 Pilzarten und jede Menge Algen.
Sie alle sind auf die extreme ökologische Situation eingestellt. "Häufig stellen aber die äusseren Bedingungen selbst für die angepassteste Art die Grenze des Verkraftbaren dar", schreibt das Umweltbundesamt, das für Deutschland über die Einhaltung der internationalen Umweltvereinbarungen zur Antarktis wacht. Deshalb können Flora und Fauna Veränderungen ihrer Umwelt kaum noch kompensieren und sind besonders empfindlich gegenüber Störungen.
Abgesehen von der Tier- und Pflanzenwelt ist die Antarktis das Süsswasserdepot der ganzen Welt. 90 Prozent des Eises auf der Erde lagern hier, und darin stecken 75 Prozent der weltweiten Süsswasserreserven. Im Falles eines Umweltdesasters dort aufzuräumen, ist extrem schwierig. Neuseeland ist in diesem Bereich der internationalen Gewässer für Rettungsaktionen zuständig, aber es würde sechs Tage dauern, bis ein Schiff die Region erreicht. Die Antarktis ist von Neuseeland und Australien gut 3000 Kilometer entfernt, von Afrika 4000 und von Südamerika 1450 Kilometer.
Während die neuseeländische Regierung immer wütender wird und Umweltschützer in der Nähe nur Däumchen drehen können, versuchen die Japaner seit Tagen seelenruhig, den 20 Jahre alten Kahn wieder flott zu machen. Ein unverantwortliches Risiko, finden Umweltschützer. Die "Nisshin Maru", auf der Walfleisch angeblich zu Forschungszwecken verarbeitet wird, ist nach Informationen von Greenpeace nicht einmal für Packeis ausgerüstet, "mit Eisklasse gelistet", heisst das im Fachjargon. "Ohne Eisklasse im Südpolarmeer, das ist wie mit Sommerreifen im Skigebiet fahren", sagt Regina Frerichs, die an Bord der "Esperanza" in Sichtweite des Japaner ist.
Gefahr bei Sturm
Wenn das Wetter umschlägt - und das passiert ständig, denn das Südpolarmeer ist das stürmischste Meer der Welt - könnte ein Eisberg die "Nisshin Maru" aufschlitzen, oder die meterhohen Wellen könnten das Schiff einfach versenken.
1000 Tonnen Benzin und Öl, das klingt zunächst nicht richtig viel. Die "Prestige" verlor im November 2002 vor der spanischen Küste 77'000 Tonnen, aus dem in Liberia registrierten Tanker "Sea Empress" liefen 1999 vor Südwales 80'000 Tonnen Erdöl ins Meer, die "Exxon Valdez" verlor 1989 vor Alaska 42'000 Tonnen Öl und löste damit die grösste Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA aus.
Doch gelten in der einzigartigen Naturwelt der Antarktis andere Massstäbe als an jedem anderen Fleck der Welt. "Die Zeitspanne der Regenerierung ist deutlich langsamer als in nördlicheren Breitengeraden", informiert das Umweltbundesamt. "Ein Fussabdruck im Moospolster kann 100 Jahre sichtbar bleiben."
Empfindliches Ökosystem
Das liegt an den Extremverhältnissen. Auf dem Kontinent, rund 40 Mal so gross wie Deutschland, liegen die Höchsttemperaturen im Sommer um den Gefrierpunkt, im Winter ist es minus 30 Grad und kälter. 95 Prozent der Landfläche sind mit Eis bedeckt, teils bis zu 4500 Meter dick. Dennoch gibt es eine reiche Flora und Fauna. Pinguine, Seelöwen, Seehunde tummeln sich dort, Krebse und Wale sind im Wasser. Der Königsalbatros brütet hier und der Schneesturmvogel, und zu ihnen gesellen sich im Sommer 100 Millionen Zugvögel. Zwei blühende Pflanzen gibt es, eine Schmiele und ein Nelkengewächs Perlwurz, 200 Flechten, 100 Moose, 30 Pilzarten und jede Menge Algen.
Sie alle sind auf die extreme ökologische Situation eingestellt. "Häufig stellen aber die äusseren Bedingungen selbst für die angepassteste Art die Grenze des Verkraftbaren dar", schreibt das Umweltbundesamt, das für Deutschland über die Einhaltung der internationalen Umweltvereinbarungen zur Antarktis wacht. Deshalb können Flora und Fauna Veränderungen ihrer Umwelt kaum noch kompensieren und sind besonders empfindlich gegenüber Störungen.
Abgesehen von der Tier- und Pflanzenwelt ist die Antarktis das Süsswasserdepot der ganzen Welt. 90 Prozent des Eises auf der Erde lagern hier, und darin stecken 75 Prozent der weltweiten Süsswasserreserven. Im Falles eines Umweltdesasters dort aufzuräumen, ist extrem schwierig. Neuseeland ist in diesem Bereich der internationalen Gewässer für Rettungsaktionen zuständig, aber es würde sechs Tage dauern, bis ein Schiff die Region erreicht. Die Antarktis ist von Neuseeland und Australien gut 3000 Kilometer entfernt, von Afrika 4000 und von Südamerika 1450 Kilometer.
sfux - 22. Feb, 12:26 Article 2024x read