Die Lobby der Kriegstreiber
Malte Olschewski - „Wir Amerikaner sind ein Volk der Krieger... Der totale Krieg ist der einzige Weg zu einem Frieden... Alle zehn Jahre müssen die USA ein kleines, lästiges Land nehmen und gegen die Wand schmeissen, nur um zu zeigen, dass es sie es ernst meinen... Gewaltsamer Wechsel ist das Wesen menschlicher Geschichte...“ Das sind laut „The Nation“ vom 23.6.2006 einige Zitate aus dem geistigen Schaffen Michael Ledeens, der als ein notorischer Kriegstreiber und als Mitglied verschiedener Lobbys seit Jahrzehnten einen schädlichen Einfluss auf die amerikanische Politik ausübt. Ledeen gilt als ein Ideologe der neokonservativen Bewegung, als ein trickreicher Bellizist und Bewunderer des Krieges.
Wolfowitz wurde „entdeckt“ und solange gefördert, bis dieser Vizeverteidigungsminister und später Chef der Weltbank wurde
War der Krieg gegen den Irak noch von vielen Organisationen, Zentren und Instituten gefordert und unterstützt worden, so findet ein Militärschlag gegen den Iran nicht mehr diese breite Unterstützung. Umso heftiger rufen bestimmten Organisationen, Komitees und Institute nach Luftschlägen gegen den Iran. Alles andere sei „Appeasement“. Diese Lobby ist nun durch ihr verfrühtes Kriegsgeschrei deutlich sichtbar geworden und scheint durchwegs zionistisch und proisraelisch dominiert zu sein.
Seit der Arbeit der Professoren John Mearsheimer und Stephen Walt („The Israel Lobby and US Foreign Policy“ in „London Review of Books“ vom 22.3.2006 beginnen immer mehr Autoren die Rolle der mächtigen, jüdischen Organisationen in den Kriegsvorbereitungen der USA zu kritisieren. Dabei setzten sie sich furchtlos dem Verdacht des Antisemitismus aus, mit dem die kritisierten Organisationen zu kontern pflegen und der nicht nur in den USA Karrieren zu beenden vermag. In dieser „Redirection“ (Richtungsänderung) scheint die Allzweckwaffe „Antisemitismus“ durch zu häufigen Gebrauch stumpf geworden zu sein.
Im Würgegriff
Es erscheinen sogar Abhandlungen, in denen erstmals Struktur und Wirkungsweise der mächtigsten Lobby, des „American Israel Political Action Committees (AIPAC)“ beschrieben werden. Bei der diesjährigen Jahreskonferenz des AIPAC, zu der sich zwischen 11. und 13. März rund 5000 Aktivisten in Washington versammeln, wird es nicht nur um Unterstützung der Angriffspläne gegen den Iran, sondern auch um Massnahmen gegen diese „Redirection“ gehen. Immer öfter und offener wird die Frage gestellt, ob die bedingungslose Unterstützung Israels wirklich den Interessen der USA nützt. Mearsheimer und Walt sind der Meinung, dass die USA nicht mehr weiter „für Israel kämpfen, sterben, wiederaufbauen und zahlen“ sollen. („To do fighting, dying, rebuilding and paying for Israel“).
Der US-Kongress befinde sich im Würgegriff („stranglehold“) dieser Lobby, die auch deutlichen Einfluss auf die Regierung habe. („significant leverage on the executive branch“). Die Lobby setze ihren Standpunkt mühelos in den wichtigsten US-Medien durch. Sie habe es erreicht, die Aussenpolitik derart zu lenken, dass die meisten Amerikaner glauben würden, die Interessen der USA und Israels seien identisch.(„ to divert US foreign policy convincing Americans, that US and Israeli interests are identical.“)
Es folgten heftige Attacken auf die beiden Professoren, die offensichtlich ein amerikanisches Tabu verletzt hatten, doch durch den Proteststurm in ihren Kernthesen bestätigt worden sind. Andere Autoren wagten sich an das Thema. Der wichtigste Beitrag von Michael Mansing konnte typischerweise nur in der Literaturzeitschrift „The New York Review of Books“ vom 8.6.2006 erscheinen. Mansing beschreibt unter dem Titel „A Storm over the Israel Lobby“ erstmals genauer, wie stark das AIPAC mit anderen Lobbys, Institutionen, Organisationen verbunden und verlinkt ist. Spezifische Arbeitsgruppen sollen sogar die Aufgabe haben, Karrieren von israelkritischen Personen zu verhindern und proisraelische Politiker und Beamte in allen Bereichen zu fördern. In der Aktion „Campus Watch“ sollen Studenten antisemitische oder israelkritische Äusserungen ihrer Professoren melden.
Die Netzwerker
Verschiedene Personen tauchen in diesen Netzwerken immer wieder auf, um zahllose Querverbindugen zwischen US-Juden, Israel, Neokonservativen und den christlichen Fundamentalisten zu besorgen. Im Zentralorgan der Neokonservativen „Weekly Standard“ vertritt der Herausgeber William Kristol einen ideologisch fundierten Kriegskurs. Hierbei wird es als gesichert angenommen, dass der Iran Atomboben entwickelt und in einem nächsten Schritt Israel auslöschen wird. Richard Perle, auch „Fürst der Finsternis“ genannt, hat mit seinen Geldern und Beziehungen ein Netz gespannt, in dem die US-Aussenpolitik hilflos zu zappeln scheint.
Perle war schon 1971 als Mitarbeiter von US-Senator Jackson vom FBI verhaftet worden, weil er geheime Informationen an die israelische Botschaft weitergegeben hatte. Er war zwischen 1987 und 2004 Mitglied bzw. Leiter des einflussreichen „Defense Advisory Committees“. Gleichzeitig hält er führende Funktionen im Hollinger-Konzern, dem weltweit 400 Zeitungen, darunter auch die „Jerusalem Post“, gehören. Er war auch als Berater der israelischen Rechtspartei „Likud“ tätig. Wegen dieses Interessenkonfliktes musste er 2004 seinen Posten im „Defense Committee“ aufgeben, blieb aber hinter den Kulissen weiter sehr einflussreich. Perle „entdeckte“ den Experten für Kommunismus, Richard Pipes, für die Politik.
Pipes wiederum hat Paul Wolfowitz „entdeckt“ und solange gefördert, bis dieser Vizeverteidigungsminister und später Chef der Weltbank wurde. Ein anderer Pipes-Schüler war Douglas Feith, der 2001 Unterstaatssekretär für Verteidigung wurde. Feith war im Pentagon über das „Office of Special Plans“ und dessen Chef Abram Shulsky massgeblich an der Produktion falscher Informationen beteiligt, die dann Präsident Bush als Grund für den Angriff gegen den Irak dienten. Als engagierter Zionist soll Feith auch seinen Untergebenen Lawrence Franklin veranlasst haben, dem AIPAC-Funktionär Stephen Rosen und der israelischen Botschaft geheimes Material zu übergeben. Franklin wurde deswegen 2005 zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Im gleichen Jahr ist Feith von seinem Amt zurückgetreten. Als „Pate“ dieses Beziehungsgeflechtes gilt der ehemalige Verteidigungsminister und derzeitige Vizepräsident Dick Cheney, der auch die Festrede bei der AIPAC-Konferenz 2006 gehalten hat.
Im Schosse der Macht
Die Mitgliedschaft des AIPAC ist streng hierarchisch und in Clubs organisiert. Mit immer höheren Mitgliedsbeiträgen scheint die Möglichkeit zu wachsen, in die amerikanische Politik eingreifen zu können. Im „Washington-Klub“ mit 1 500 Dollar Jahresbeitrag ist freilich nicht viel mehr drin als eine Stadtrundfahrt. Der „Capitol-Club“ mit 3 600 Dollar sieht einen Rundgang im Kongressgebäude und ein Treffen mit Abgeordneten vor. Mitgliedschaft im Club „The Presidents Cabinet“ ist für 25 000, the „Chairmans Council“ ist für 36 000 Dollar zu haben. Diesen Mitgliedern werden Begegnungen und Diskussionen mit wichtigen Abgeordneten ermöglicht. 100 000 Dollar sind für Mitgliedschaft im „Minyan-Club“ zu zahlen, der dann verspricht, sich unter die Führer zu mischen („to migle with leaders).
„Minyan“ ist in der jüdischen Orthodoxie eine Gruppe von zehn oder mehr erwachsenen Männern, deren Anwesenheit für ein gemeinsames Gebet notwendig ist. Eng verbunden mit dem AIPAC ist das „Jewish Institute for National Security (JINS)“, das Ledeen mitbegründet hat. Dieses für die USA typische Institut betreibt ein „Generals and Flag Officers Programm“, in dessen Rahmen bisher 200 pensionierte US-Generäle zu kostenfreien Besuchen in Israel geweilt haben. Ausserdem gibt das JINS an, zwischen Israel und den USA den Austausch von Informationen über Terrorismus zu ermöglichen. In seinen Publikationen wird immer wieder gefordert, das Atomprogramm des Irans auf alle Fälle und mit allen Mitteln zu unter-binden. Das „American Jewish Committee“ (AJC) besteht seit 1903.
Es tritt für die Sicherheit und das Gedeihen des Judentums in den USA und in Israel ein. Das Komitee beobachtet weltweit antisemitische Zwischenfälle und reagiert mit Forderungen. In den letzten Monaten hat sich das AJC immer stärker auf den Iran konzentriert. Das Komitee hat in den führenden Zeitungen der USA ganzseitige Inserate veröffentlicht, auf denen der Iran im Zentrum immer weiter reichender Kreise steht. Darunter der Text: „A Nuclear Iran Threatens All! (Ein atomater Iran bedroht alle)“.
Die Erfahrungen im Irak haben die öffentliche Unterstützung für Angriffe gegen Teheran schwinden lassen. Um dem entgegenzutreten haben AIPAC-Führer wie Michael Ledeen, Morris Amitay und Joshua Muravchik die „Koalition für Demokratie im Iran“ gegründet, eine Organisation, die wiederum eng mit dem „American Enterprise Institut“ verbunden ist. Das Iran-Komitee erlitt nur leichten Schaden, als bekannt wurde, dass man mit Reza Pahlevi junior, dem Sohn des 1979 gestürzten Schahs, in Kontakt war und sogar an die Wiedereinrichtung der Monarchie dachte.
Pappkamerad für Schiessübungen
In den USA ist eine bereits alarmistische Industrie um den Slogan „War against Iran“ entstanden. Bücher und Videospiele werden unter diesem Titel verkauft. Irans Präsident Ahmadinejad ist als Pappkamerad für Schiessübungen zu haben. Selbsternannte Propheten sehen Armageddon kommen und rufen zu Spenden auf. Daher spricht man in feineren Kreisen der Politik lieber von „Regime Change“ als von Luftschlägen gegen Teheran. Und wenn von einem solchen „Regimewechsel“ die Rede ist, ist Michael Ledeen nicht weit. Gerne fantasiert er davon, dass für einen Sturz der „Mullahkratie“ Luftschläge eigentlich gar nicht notwendig seien. Die USA müssen nur die städtische Jugend in ihren pro-westlichen Sehnsüchten unterstützen. Mehr Hollywood, mehr Rap, mehr Coke und Fastfood... Und schon würde das Regime zusammenbrechen. In seinem eigenen Wegblog hat er Briefe an den iranischen Religionsführer Khameini („Dear Ali!“) verfasst und sogar von dessen Tod berichtet.
Zwischen Propaganda Due & Iran-Contra
Ledeen hat in Italien den Faschismus studiert. Er stand mit der geheimnisvollen Loge P2 und mit dem italienischen Geheimdienst in Verbindung. Er war an der Iran-Contra Affäre beteiligt. Überall kam er mit heiler Haut davon und konnte neue Komitees gründen (Siehe „Executive Intelligence Review“ vom 11.7. 2003). Er hat falsche Gründe für den Angriff auf den Irak geliefert. Im „American Enterprise Institute“(AEI) hält er als Lehrbeauftragter den „Freedom Chair“. In dieser Funktion hat er einen ganzen Berg von Verdachtsmomenten gegen Teheran angehäuft: Terroristenführer Osama Bin Laden würde die Aktivitäten der Al Kaida von Teheran aus dirigieren. Die ira-nischen Mullahs hätten ihre Massenvernichtungswaffen in Syrien versteckt. Ledeen hat jede Menge anderer krauser Ideen. Der Iran sei nach dem Sturz der Mullahs in mehrere Teilstaaten aufzulösen. Bisherige Minoritäten wie die Belutschen, Azeris oder Kurden könnten einen eigenen Staat erhalten, sodass nur mehr ein kleiner persischer Rumpfstaat übrig bliebe. In weiterer Folge könnte auch der Libanon in mehrtere Kleinstaaten aufgelöst werden. Ledeen ist auch mit einer Ledeen-Doktrin hervorgetreten: Deutschland und Frankreich würden sich bald von den USA abwenden und ein Bündnis mit dem Islam eingehen, um sich amerikanischen Weltplänen entgegenzustellen.
Wolfowitz wurde „entdeckt“ und solange gefördert, bis dieser Vizeverteidigungsminister und später Chef der Weltbank wurde
War der Krieg gegen den Irak noch von vielen Organisationen, Zentren und Instituten gefordert und unterstützt worden, so findet ein Militärschlag gegen den Iran nicht mehr diese breite Unterstützung. Umso heftiger rufen bestimmten Organisationen, Komitees und Institute nach Luftschlägen gegen den Iran. Alles andere sei „Appeasement“. Diese Lobby ist nun durch ihr verfrühtes Kriegsgeschrei deutlich sichtbar geworden und scheint durchwegs zionistisch und proisraelisch dominiert zu sein.
Seit der Arbeit der Professoren John Mearsheimer und Stephen Walt („The Israel Lobby and US Foreign Policy“ in „London Review of Books“ vom 22.3.2006 beginnen immer mehr Autoren die Rolle der mächtigen, jüdischen Organisationen in den Kriegsvorbereitungen der USA zu kritisieren. Dabei setzten sie sich furchtlos dem Verdacht des Antisemitismus aus, mit dem die kritisierten Organisationen zu kontern pflegen und der nicht nur in den USA Karrieren zu beenden vermag. In dieser „Redirection“ (Richtungsänderung) scheint die Allzweckwaffe „Antisemitismus“ durch zu häufigen Gebrauch stumpf geworden zu sein.
Im Würgegriff
Es erscheinen sogar Abhandlungen, in denen erstmals Struktur und Wirkungsweise der mächtigsten Lobby, des „American Israel Political Action Committees (AIPAC)“ beschrieben werden. Bei der diesjährigen Jahreskonferenz des AIPAC, zu der sich zwischen 11. und 13. März rund 5000 Aktivisten in Washington versammeln, wird es nicht nur um Unterstützung der Angriffspläne gegen den Iran, sondern auch um Massnahmen gegen diese „Redirection“ gehen. Immer öfter und offener wird die Frage gestellt, ob die bedingungslose Unterstützung Israels wirklich den Interessen der USA nützt. Mearsheimer und Walt sind der Meinung, dass die USA nicht mehr weiter „für Israel kämpfen, sterben, wiederaufbauen und zahlen“ sollen. („To do fighting, dying, rebuilding and paying for Israel“).
Der US-Kongress befinde sich im Würgegriff („stranglehold“) dieser Lobby, die auch deutlichen Einfluss auf die Regierung habe. („significant leverage on the executive branch“). Die Lobby setze ihren Standpunkt mühelos in den wichtigsten US-Medien durch. Sie habe es erreicht, die Aussenpolitik derart zu lenken, dass die meisten Amerikaner glauben würden, die Interessen der USA und Israels seien identisch.(„ to divert US foreign policy convincing Americans, that US and Israeli interests are identical.“)
Es folgten heftige Attacken auf die beiden Professoren, die offensichtlich ein amerikanisches Tabu verletzt hatten, doch durch den Proteststurm in ihren Kernthesen bestätigt worden sind. Andere Autoren wagten sich an das Thema. Der wichtigste Beitrag von Michael Mansing konnte typischerweise nur in der Literaturzeitschrift „The New York Review of Books“ vom 8.6.2006 erscheinen. Mansing beschreibt unter dem Titel „A Storm over the Israel Lobby“ erstmals genauer, wie stark das AIPAC mit anderen Lobbys, Institutionen, Organisationen verbunden und verlinkt ist. Spezifische Arbeitsgruppen sollen sogar die Aufgabe haben, Karrieren von israelkritischen Personen zu verhindern und proisraelische Politiker und Beamte in allen Bereichen zu fördern. In der Aktion „Campus Watch“ sollen Studenten antisemitische oder israelkritische Äusserungen ihrer Professoren melden.
Die Netzwerker
Verschiedene Personen tauchen in diesen Netzwerken immer wieder auf, um zahllose Querverbindugen zwischen US-Juden, Israel, Neokonservativen und den christlichen Fundamentalisten zu besorgen. Im Zentralorgan der Neokonservativen „Weekly Standard“ vertritt der Herausgeber William Kristol einen ideologisch fundierten Kriegskurs. Hierbei wird es als gesichert angenommen, dass der Iran Atomboben entwickelt und in einem nächsten Schritt Israel auslöschen wird. Richard Perle, auch „Fürst der Finsternis“ genannt, hat mit seinen Geldern und Beziehungen ein Netz gespannt, in dem die US-Aussenpolitik hilflos zu zappeln scheint.
Perle war schon 1971 als Mitarbeiter von US-Senator Jackson vom FBI verhaftet worden, weil er geheime Informationen an die israelische Botschaft weitergegeben hatte. Er war zwischen 1987 und 2004 Mitglied bzw. Leiter des einflussreichen „Defense Advisory Committees“. Gleichzeitig hält er führende Funktionen im Hollinger-Konzern, dem weltweit 400 Zeitungen, darunter auch die „Jerusalem Post“, gehören. Er war auch als Berater der israelischen Rechtspartei „Likud“ tätig. Wegen dieses Interessenkonfliktes musste er 2004 seinen Posten im „Defense Committee“ aufgeben, blieb aber hinter den Kulissen weiter sehr einflussreich. Perle „entdeckte“ den Experten für Kommunismus, Richard Pipes, für die Politik.
Pipes wiederum hat Paul Wolfowitz „entdeckt“ und solange gefördert, bis dieser Vizeverteidigungsminister und später Chef der Weltbank wurde. Ein anderer Pipes-Schüler war Douglas Feith, der 2001 Unterstaatssekretär für Verteidigung wurde. Feith war im Pentagon über das „Office of Special Plans“ und dessen Chef Abram Shulsky massgeblich an der Produktion falscher Informationen beteiligt, die dann Präsident Bush als Grund für den Angriff gegen den Irak dienten. Als engagierter Zionist soll Feith auch seinen Untergebenen Lawrence Franklin veranlasst haben, dem AIPAC-Funktionär Stephen Rosen und der israelischen Botschaft geheimes Material zu übergeben. Franklin wurde deswegen 2005 zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Im gleichen Jahr ist Feith von seinem Amt zurückgetreten. Als „Pate“ dieses Beziehungsgeflechtes gilt der ehemalige Verteidigungsminister und derzeitige Vizepräsident Dick Cheney, der auch die Festrede bei der AIPAC-Konferenz 2006 gehalten hat.
Im Schosse der Macht
Die Mitgliedschaft des AIPAC ist streng hierarchisch und in Clubs organisiert. Mit immer höheren Mitgliedsbeiträgen scheint die Möglichkeit zu wachsen, in die amerikanische Politik eingreifen zu können. Im „Washington-Klub“ mit 1 500 Dollar Jahresbeitrag ist freilich nicht viel mehr drin als eine Stadtrundfahrt. Der „Capitol-Club“ mit 3 600 Dollar sieht einen Rundgang im Kongressgebäude und ein Treffen mit Abgeordneten vor. Mitgliedschaft im Club „The Presidents Cabinet“ ist für 25 000, the „Chairmans Council“ ist für 36 000 Dollar zu haben. Diesen Mitgliedern werden Begegnungen und Diskussionen mit wichtigen Abgeordneten ermöglicht. 100 000 Dollar sind für Mitgliedschaft im „Minyan-Club“ zu zahlen, der dann verspricht, sich unter die Führer zu mischen („to migle with leaders).
„Minyan“ ist in der jüdischen Orthodoxie eine Gruppe von zehn oder mehr erwachsenen Männern, deren Anwesenheit für ein gemeinsames Gebet notwendig ist. Eng verbunden mit dem AIPAC ist das „Jewish Institute for National Security (JINS)“, das Ledeen mitbegründet hat. Dieses für die USA typische Institut betreibt ein „Generals and Flag Officers Programm“, in dessen Rahmen bisher 200 pensionierte US-Generäle zu kostenfreien Besuchen in Israel geweilt haben. Ausserdem gibt das JINS an, zwischen Israel und den USA den Austausch von Informationen über Terrorismus zu ermöglichen. In seinen Publikationen wird immer wieder gefordert, das Atomprogramm des Irans auf alle Fälle und mit allen Mitteln zu unter-binden. Das „American Jewish Committee“ (AJC) besteht seit 1903.
Es tritt für die Sicherheit und das Gedeihen des Judentums in den USA und in Israel ein. Das Komitee beobachtet weltweit antisemitische Zwischenfälle und reagiert mit Forderungen. In den letzten Monaten hat sich das AJC immer stärker auf den Iran konzentriert. Das Komitee hat in den führenden Zeitungen der USA ganzseitige Inserate veröffentlicht, auf denen der Iran im Zentrum immer weiter reichender Kreise steht. Darunter der Text: „A Nuclear Iran Threatens All! (Ein atomater Iran bedroht alle)“.
Die Erfahrungen im Irak haben die öffentliche Unterstützung für Angriffe gegen Teheran schwinden lassen. Um dem entgegenzutreten haben AIPAC-Führer wie Michael Ledeen, Morris Amitay und Joshua Muravchik die „Koalition für Demokratie im Iran“ gegründet, eine Organisation, die wiederum eng mit dem „American Enterprise Institut“ verbunden ist. Das Iran-Komitee erlitt nur leichten Schaden, als bekannt wurde, dass man mit Reza Pahlevi junior, dem Sohn des 1979 gestürzten Schahs, in Kontakt war und sogar an die Wiedereinrichtung der Monarchie dachte.
Pappkamerad für Schiessübungen
In den USA ist eine bereits alarmistische Industrie um den Slogan „War against Iran“ entstanden. Bücher und Videospiele werden unter diesem Titel verkauft. Irans Präsident Ahmadinejad ist als Pappkamerad für Schiessübungen zu haben. Selbsternannte Propheten sehen Armageddon kommen und rufen zu Spenden auf. Daher spricht man in feineren Kreisen der Politik lieber von „Regime Change“ als von Luftschlägen gegen Teheran. Und wenn von einem solchen „Regimewechsel“ die Rede ist, ist Michael Ledeen nicht weit. Gerne fantasiert er davon, dass für einen Sturz der „Mullahkratie“ Luftschläge eigentlich gar nicht notwendig seien. Die USA müssen nur die städtische Jugend in ihren pro-westlichen Sehnsüchten unterstützen. Mehr Hollywood, mehr Rap, mehr Coke und Fastfood... Und schon würde das Regime zusammenbrechen. In seinem eigenen Wegblog hat er Briefe an den iranischen Religionsführer Khameini („Dear Ali!“) verfasst und sogar von dessen Tod berichtet.
Zwischen Propaganda Due & Iran-Contra
Ledeen hat in Italien den Faschismus studiert. Er stand mit der geheimnisvollen Loge P2 und mit dem italienischen Geheimdienst in Verbindung. Er war an der Iran-Contra Affäre beteiligt. Überall kam er mit heiler Haut davon und konnte neue Komitees gründen (Siehe „Executive Intelligence Review“ vom 11.7. 2003). Er hat falsche Gründe für den Angriff auf den Irak geliefert. Im „American Enterprise Institute“(AEI) hält er als Lehrbeauftragter den „Freedom Chair“. In dieser Funktion hat er einen ganzen Berg von Verdachtsmomenten gegen Teheran angehäuft: Terroristenführer Osama Bin Laden würde die Aktivitäten der Al Kaida von Teheran aus dirigieren. Die ira-nischen Mullahs hätten ihre Massenvernichtungswaffen in Syrien versteckt. Ledeen hat jede Menge anderer krauser Ideen. Der Iran sei nach dem Sturz der Mullahs in mehrere Teilstaaten aufzulösen. Bisherige Minoritäten wie die Belutschen, Azeris oder Kurden könnten einen eigenen Staat erhalten, sodass nur mehr ein kleiner persischer Rumpfstaat übrig bliebe. In weiterer Folge könnte auch der Libanon in mehrtere Kleinstaaten aufgelöst werden. Ledeen ist auch mit einer Ledeen-Doktrin hervorgetreten: Deutschland und Frankreich würden sich bald von den USA abwenden und ein Bündnis mit dem Islam eingehen, um sich amerikanischen Weltplänen entgegenzustellen.
sfux - 1. Mär, 08:02 Article 4734x read
Wahrscheinlich würde ich es aber auch versuchen an deren Stelle ... und einfach Pokern bis zum letzten um irgendeine respektable Unabhängigkeit und ein minimales Mass an Sicherheiten zu erlangen.
Ich befürchte nur „die Rechnung“ könnte nicht aufgehen, denn die darin „enthaltenen Posten“ könnten Bestandteil einer Konjunkturförderung sein.
Man kann es auch so betrachten: „Krieg ist nicht nur rentabler, er ist auch günstiger als der Friede“.
Auch der Mensch ist nur ein Bestandteil der Natur, vielleicht eine evolutionäre Missgeburt, es lässt sich drüber streiten, aber auch unter dieser Gattung bestimmt der Stärkere und bekanntlich kann die Natur sehr Grausam sein.