Kann der Iran erobert werden?
Michael Schulze von Glaßer 10.3. 2007 – Ob der Konflikt zwischen den USA und der islamische Republik Iran in Zukunft mit Waffen ausgetragen wird lässt sich nicht genau sagen. Doch kann der Iran überhaupt erobert werden?
Einwohner
Im von den USA besetzten Irak sind nach der Truppenaufstockung etwa 170.000 US-Soldaten im Einsatz. Hinzu kommen 9.000 Britische Soldaten und weitere der „Koalition der willigen“. Die Besatzungstruppen im Irak sind mit High-Tech Waffen ausgerüstet: gepanzerte Fahrzeuge, lasergesteuerte Bomben und Raketen, Nacht- und Infrarotsichtgeräte - trotzdem haben die Besatzungstruppen oftmals das Nachsehen gegen irakische Widerstandskämpfer. Der Irak ist 437.072 Quadratkilometer groß und hatte im Jahr 2004 etwa 26 Millionen Einwohner. Zum Vergleich, der Nachbarstaat Iran ist 3,7 Mal so groß (1.648.195 Quadratkilometer) und hat 2,7 Mal so viel Einwohner (etwa 70 Millionen Einwohner). Die Lage im Irak scheint für die Besatzer nicht unter Kontrolle zu bringen. Täglich kommt es zu Bombenattentaten gegen die Besatzungstruppen, irakische Sicherheitskräfte und Zivilisten.
Der „Imamiten Islam“ ist die Staatsreligion des Iran. Die Einwohner sind beinahe gänzlich schiitischen Glaubens. Auch die Mehrheit der Iraker sind Schiiten die teilweise sehr militant sind. Auch wenn nicht alle Iraner die Politik des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad teilen werden sie doch ihr Land verteidigen.
Geografie
Die islamische Republik Iran ist wegen seiner vielen bis zu 4.000 Meter hohen Gebirgsketten sehr unzugänglich. Höchster Berg ist der 5.671 Meter hohe Demavand in der Nähe der Hauptstadt Teheran.
Im Osten grenzt der Iran an Pakistan und Afghanistan, nordöstlich befindet sich Turkmenistan. Zwischen Pakistan und dem Iran kommt es immer wieder zu Grenzkonflikten. Am 1.März 2007 wurden, laut Medienberichten, zwei iranische Polizisten von Aufständischen getötet und vier weitere nach Pakistan verschleppt.
Im Norden befindet sich eine 600 Kilometer lange Küstenlinie an das Kaspische Meer und außerdem Grenzen zu den Staaten Aserbaidschan, Armenien und der Türkei. An diesen Grenzen kommt es immer wieder zu Zwischenfällen mit kurdischen Rebellen. Die iranischen Revolutionsgarden reagierten prompt und kündigten ein härteres Vorgehen gegen Aufständische an.
Im Westen teilt sich der Iran eine konfliktreiche Grenze mit dem Irak. Die südliche Grenze bilden der Persische Golf und der Golf von Oman, die beiden werden durch die Meerenge von Hormuz verbunden.
Militär
Das iranische Militär ist zum größten Teil veraltet. Viele Panzer und Kampfflugzeuge wurden dem Iran im Kalten Krieg von den USA zur Verfügung gestellt um vor einer Sowjetische Invasion zuschützen. Darunter sowohl Artillerie Geschütze vom Typ M-109 als auch F-14 „Tomcat“ Jagdflugzeuge. Die amerikanischen Waffen könnten den USA heute zum Verhängnis werden auch wenn sie veraltet sein mögen. Wie schon im Irak und in Afghanistan werden die USA, falls es zu einem Krieg kommt, mit ihren zuvor ausgelieferten Waffen angegriffen.
Über das iranische Militär ist indes nur sehr wenig bekannt. Die meisten Informationen kommen von amerikanischen Geheimdiensten und sind somit streitbar. Über die Existenz mancher bedrohlicher Waffensysteme kann nur spekuliert werden. Bei Militärparaden wurden in den letzten Jahren immer wieder neue Waffensysteme präsentiert – ob diese jedoch wirklich funktionieren oder doch nur zur Abschreckung präsentiert werden ist unklar.
Das Waffenembargo lähmte das iranische Militär in den letzten Jahren. China und Russland wurden zu den größten Waffenimporteuren und mit Nordkoreanischer Hilfe sollen Raketen gebaut worden sein. Eine Handvoll moderner U-Boote und Kampfflugzeuge hat der Iran mittlerweile von Russland gekauft oder selbst nachgebaut.
Doch wird der Iran mit Sicherheit trotz seiner in den letzten Jahren vorangetriebenen Rüstung nicht lange im Stande sein sich militärisch zu verteidigen. Die Amerikaner werden wohl schnell die Lufthoheit erlangen und den Iran somit ohne Gegenwehr auseinander nehmen. Dies scheint den Militärstrategen in Teheran bewusst zu sein, und so wird immer mehr in dezentrale Systeme investiert: handliche Boden-Luftraketen und flinke Jeeps die von einem Moment zum andern auftauchen können, ihre Raketen abfeuern und wieder in einer Garage oder Höhle verschwinden.
Die iranische Militärstrategie ist weniger für einen Krieg als viel mehr für einen lang andauernden Guerillakampf ausgestatten. Das iranische Heer hat nach amerikanischen Schätzungen etwa 350.000 Mitglieder worunter sich ein großer Teil von Wehrdienstleistenden findet. Das Heer ist jedoch nur schlecht ausgestattet. Im ersten Golfkrieg setzte der Iran vor allem auf zahlenmäßige Überlegenheit was zu hohen Verlusten führte. Die Militärs scheinen daraus gelernt zu haben und rüsten nun zumindest einen Teil des Militärs gut aus: die Pasdaran.
Die Pasdaran, besser bekannt als iranische Revolutionsgarden, sind eine etwa 125.000 Mann (und neuerdings auch Frau) starke gut ausgerüstete Elitetruppe die auch dem politischen Kurs der Machthaber unterstützen und dadurch fanatisch und unberechenbar sind. Den Pasdaran wurden in den letzten Jahren immer mehr moderne Einheiten unterstellt. Sie sichern die Grenzen, sind für das gesamte iranische Raketenprogramm zuständig und wurden in „Guerilla-Taktiken“ geschult.
Wie fanatisch die iranischen Truppen sind zeigt sich an der paramilitärischen Einheit „Basij“ (übersetzt: „die Mobilisierten der Unterdrückung“). Die Unterabteilung der Pasdaran soll 400.000 Mann stark sein, nach Experten Schätzungen sollen im Falle eines Krieges sogar bis zu einer Millionen Menschen mobilisiert werden können. Die Basij waren die ersten die „Selbstmordattentäter“ ausgebildet und eingesetzt haben. Mehrere Quellen sprechen von grausamen Vorgehen beim räumen von Minenfeldern:
Weil über ein Minenfeld gejagte Esel immer die Flucht ergriffen sobald einer von ihnen von einer Miene zerfetzt wurde sollen junge Männer und Kinder für die Minenräumung eingesetzt worden sein. Die Kinder mussten eine gerade Linie laufen, trat eines der Kinder auf eine Mine und wurde zerfetzt wurde ein zweites nachgeschickt um die Linie weiter abzulaufen. Dabei sollen zehntausende junge Basij umgekommen sein.
Fazit
Militärisch mag der Iran den USA unterlegen sein doch scheint sich das iranische Militär auch mehr auf einen langen Guerilla Kampf vorzubereiten. Das Land ist durch hohe Gebirge sehr unzugänglich. Ein Einmarsch und eine anschließende Besatzung scheinen unmöglich. Die Kosten für die Besatzung des Iraks sind schon enorm hoch – selbst die USA haben weder das Geld noch die Truppenstärke um den Iran zu Besätzen. Die Amerikaner müssten wenn sie den Iran militärisch besiegt hätten mit jahrelangen Guerillakämpfen und zahlreichen Selbstmordattentaten rechnen. Ebenso wie zurzeit der Irak würde der Iran trotz eines militärischen Sieges der Amerikaner gegen das iranische Militär zu einer unkontrollierten Masse.
Das die USA angesichts dieser Situation einen Krieg gegen den Iran beginnen scheint sehr unwahrscheinlich. Die Strategen im Pentagon werden wissen, dass der Iran nicht zu erobern ist. Ein neues „Machtvakuum“ wäre den USA in der Region nicht nützlich, immerhin ist der Iran ein großer Erdölexporteur.
Die Welt hält, wie schon vor dem Irak Feldzug der Amerikaner, den Atem an und wartet gespannt auf einen Angriff. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht dazu kommt. Langweilige Nachrichten können manchmal besser sein als spannende.
Links:
Gerangel um die Straße von Hormuz
Aufmarsch rund um den Iran
Irans Gegenschlagskapazität
Einwohner
Im von den USA besetzten Irak sind nach der Truppenaufstockung etwa 170.000 US-Soldaten im Einsatz. Hinzu kommen 9.000 Britische Soldaten und weitere der „Koalition der willigen“. Die Besatzungstruppen im Irak sind mit High-Tech Waffen ausgerüstet: gepanzerte Fahrzeuge, lasergesteuerte Bomben und Raketen, Nacht- und Infrarotsichtgeräte - trotzdem haben die Besatzungstruppen oftmals das Nachsehen gegen irakische Widerstandskämpfer. Der Irak ist 437.072 Quadratkilometer groß und hatte im Jahr 2004 etwa 26 Millionen Einwohner. Zum Vergleich, der Nachbarstaat Iran ist 3,7 Mal so groß (1.648.195 Quadratkilometer) und hat 2,7 Mal so viel Einwohner (etwa 70 Millionen Einwohner). Die Lage im Irak scheint für die Besatzer nicht unter Kontrolle zu bringen. Täglich kommt es zu Bombenattentaten gegen die Besatzungstruppen, irakische Sicherheitskräfte und Zivilisten.
Der „Imamiten Islam“ ist die Staatsreligion des Iran. Die Einwohner sind beinahe gänzlich schiitischen Glaubens. Auch die Mehrheit der Iraker sind Schiiten die teilweise sehr militant sind. Auch wenn nicht alle Iraner die Politik des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad teilen werden sie doch ihr Land verteidigen.
Geografie
Die islamische Republik Iran ist wegen seiner vielen bis zu 4.000 Meter hohen Gebirgsketten sehr unzugänglich. Höchster Berg ist der 5.671 Meter hohe Demavand in der Nähe der Hauptstadt Teheran.
Im Osten grenzt der Iran an Pakistan und Afghanistan, nordöstlich befindet sich Turkmenistan. Zwischen Pakistan und dem Iran kommt es immer wieder zu Grenzkonflikten. Am 1.März 2007 wurden, laut Medienberichten, zwei iranische Polizisten von Aufständischen getötet und vier weitere nach Pakistan verschleppt.
Im Norden befindet sich eine 600 Kilometer lange Küstenlinie an das Kaspische Meer und außerdem Grenzen zu den Staaten Aserbaidschan, Armenien und der Türkei. An diesen Grenzen kommt es immer wieder zu Zwischenfällen mit kurdischen Rebellen. Die iranischen Revolutionsgarden reagierten prompt und kündigten ein härteres Vorgehen gegen Aufständische an.
Im Westen teilt sich der Iran eine konfliktreiche Grenze mit dem Irak. Die südliche Grenze bilden der Persische Golf und der Golf von Oman, die beiden werden durch die Meerenge von Hormuz verbunden.
Militär
Das iranische Militär ist zum größten Teil veraltet. Viele Panzer und Kampfflugzeuge wurden dem Iran im Kalten Krieg von den USA zur Verfügung gestellt um vor einer Sowjetische Invasion zuschützen. Darunter sowohl Artillerie Geschütze vom Typ M-109 als auch F-14 „Tomcat“ Jagdflugzeuge. Die amerikanischen Waffen könnten den USA heute zum Verhängnis werden auch wenn sie veraltet sein mögen. Wie schon im Irak und in Afghanistan werden die USA, falls es zu einem Krieg kommt, mit ihren zuvor ausgelieferten Waffen angegriffen.
Über das iranische Militär ist indes nur sehr wenig bekannt. Die meisten Informationen kommen von amerikanischen Geheimdiensten und sind somit streitbar. Über die Existenz mancher bedrohlicher Waffensysteme kann nur spekuliert werden. Bei Militärparaden wurden in den letzten Jahren immer wieder neue Waffensysteme präsentiert – ob diese jedoch wirklich funktionieren oder doch nur zur Abschreckung präsentiert werden ist unklar.
Das Waffenembargo lähmte das iranische Militär in den letzten Jahren. China und Russland wurden zu den größten Waffenimporteuren und mit Nordkoreanischer Hilfe sollen Raketen gebaut worden sein. Eine Handvoll moderner U-Boote und Kampfflugzeuge hat der Iran mittlerweile von Russland gekauft oder selbst nachgebaut.
Doch wird der Iran mit Sicherheit trotz seiner in den letzten Jahren vorangetriebenen Rüstung nicht lange im Stande sein sich militärisch zu verteidigen. Die Amerikaner werden wohl schnell die Lufthoheit erlangen und den Iran somit ohne Gegenwehr auseinander nehmen. Dies scheint den Militärstrategen in Teheran bewusst zu sein, und so wird immer mehr in dezentrale Systeme investiert: handliche Boden-Luftraketen und flinke Jeeps die von einem Moment zum andern auftauchen können, ihre Raketen abfeuern und wieder in einer Garage oder Höhle verschwinden.
Die iranische Militärstrategie ist weniger für einen Krieg als viel mehr für einen lang andauernden Guerillakampf ausgestatten. Das iranische Heer hat nach amerikanischen Schätzungen etwa 350.000 Mitglieder worunter sich ein großer Teil von Wehrdienstleistenden findet. Das Heer ist jedoch nur schlecht ausgestattet. Im ersten Golfkrieg setzte der Iran vor allem auf zahlenmäßige Überlegenheit was zu hohen Verlusten führte. Die Militärs scheinen daraus gelernt zu haben und rüsten nun zumindest einen Teil des Militärs gut aus: die Pasdaran.
Die Pasdaran, besser bekannt als iranische Revolutionsgarden, sind eine etwa 125.000 Mann (und neuerdings auch Frau) starke gut ausgerüstete Elitetruppe die auch dem politischen Kurs der Machthaber unterstützen und dadurch fanatisch und unberechenbar sind. Den Pasdaran wurden in den letzten Jahren immer mehr moderne Einheiten unterstellt. Sie sichern die Grenzen, sind für das gesamte iranische Raketenprogramm zuständig und wurden in „Guerilla-Taktiken“ geschult.
Wie fanatisch die iranischen Truppen sind zeigt sich an der paramilitärischen Einheit „Basij“ (übersetzt: „die Mobilisierten der Unterdrückung“). Die Unterabteilung der Pasdaran soll 400.000 Mann stark sein, nach Experten Schätzungen sollen im Falle eines Krieges sogar bis zu einer Millionen Menschen mobilisiert werden können. Die Basij waren die ersten die „Selbstmordattentäter“ ausgebildet und eingesetzt haben. Mehrere Quellen sprechen von grausamen Vorgehen beim räumen von Minenfeldern:
Weil über ein Minenfeld gejagte Esel immer die Flucht ergriffen sobald einer von ihnen von einer Miene zerfetzt wurde sollen junge Männer und Kinder für die Minenräumung eingesetzt worden sein. Die Kinder mussten eine gerade Linie laufen, trat eines der Kinder auf eine Mine und wurde zerfetzt wurde ein zweites nachgeschickt um die Linie weiter abzulaufen. Dabei sollen zehntausende junge Basij umgekommen sein.
Fazit
Militärisch mag der Iran den USA unterlegen sein doch scheint sich das iranische Militär auch mehr auf einen langen Guerilla Kampf vorzubereiten. Das Land ist durch hohe Gebirge sehr unzugänglich. Ein Einmarsch und eine anschließende Besatzung scheinen unmöglich. Die Kosten für die Besatzung des Iraks sind schon enorm hoch – selbst die USA haben weder das Geld noch die Truppenstärke um den Iran zu Besätzen. Die Amerikaner müssten wenn sie den Iran militärisch besiegt hätten mit jahrelangen Guerillakämpfen und zahlreichen Selbstmordattentaten rechnen. Ebenso wie zurzeit der Irak würde der Iran trotz eines militärischen Sieges der Amerikaner gegen das iranische Militär zu einer unkontrollierten Masse.
Das die USA angesichts dieser Situation einen Krieg gegen den Iran beginnen scheint sehr unwahrscheinlich. Die Strategen im Pentagon werden wissen, dass der Iran nicht zu erobern ist. Ein neues „Machtvakuum“ wäre den USA in der Region nicht nützlich, immerhin ist der Iran ein großer Erdölexporteur.
Die Welt hält, wie schon vor dem Irak Feldzug der Amerikaner, den Atem an und wartet gespannt auf einen Angriff. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht dazu kommt. Langweilige Nachrichten können manchmal besser sein als spannende.
Links:
Gerangel um die Straße von Hormuz
Aufmarsch rund um den Iran
Irans Gegenschlagskapazität
sfux - 10. Mär, 08:15 Article 14998x read
Den USA sind die Risiken bewusst
Falsche Darstellung
Eine weit bessere Analyse des iranischen Militärs findet man hier:
http://iranopoly.wordpress.com/2011/01/27/zur-militarischen-lage-im-iran/
Ebenso wie auf der englischen Seite von Wiki, die um ein vielfaches genauer sit, als die deutsche Seite.