Mysteriös & unheimlich: Wo ist unser Opium geblieben?
Stephan Fuchs – Etwas sehr Seltsames ereignet sich derzeit auf dem Opiummarkt: Obwohl soviel wie nie produziert wird, taucht nicht mehr Opium auf dem Markt auf. Wohin über 1’500 Tonnen verschwinden, ist ein Rätsel das demnächst für großen Ärger sorgen könnte.
Der Weltmarkt verbraucht in etwa 4’500 Tonnen Opium jährlich. Letztes Jahr produzierte alleine Afghanstan 6’100 Tonnen. Das heißt: Afghanistan produziert 30 Prozent mehr als weltweit zur Drogenherstellung gebraucht wird, und Afghanistan ist nicht der einzige Opiumlieferant. Der Heroinpreis sollte, so denkt man, im Keller sein, das ist er aber bei weitem nicht. Kurz nach dem Einmarsch der Amerikaner in Afghanistan, stieg der Kilopreis rapide an. Heroin wurde 10 mal teurer. Jetzt, nach sechsjähriger Besetzung des Landes und einer gewaltigen Produktionssteigerung, sollte das Heroin eigentlich wieder auf ein Rekordtief gefallen sein. In Erwartung einer noch grösseren Ernte für 2007, sollte das Opium und Heroin so billig zu haben sein wie nie zuvor.
Bunkern die Opiumbauern das Rohmaterial?
Zur Zeit ist das Kilo Opium an der Grenze Afghanistans je nach Kaufregion für 125 $ zu haben. Im Dezember war das Kilo 150 $, die Produktion verdoppelte sich seit 2005 aber. Um die Lagerbestände kleinzukriegen sollte das Kilo jetzt also viel billiger sein. Der Heroinpreis in Europa und Amerika ist aber stabil geblieben, was auch heißt, dass es nicht mehr Junkies gibt, wie auch die Statistik bestätigt. Der Stoff ist zwar ein wenig reiner, weshalb man auch in Bern schon mal Junkies sieht, die mit verstreuten Heroin Tüten am Boden liegen – ein Zeichen, dass der Stoff weniger gestreckt ist. Der Absatzmarkt in Europa und Amerika ist somit nicht größer geworden. Ist das nicht merkwürdig?
Gibt es in Afrika oder Asien einen neuen Absatzmarkt? Nein, denn ein neuer Markt, der mehr als 1’500 Tonnen reines Opium verschlingt, würde eine Welle an Herointoten in diesen Ländern auslösen. Das war nicht zu beobachten. Es gibt schlichtweg nicht mehr Heroinsüchtige als vorher.
Bunkern die Opiumbauern das Rohmaterial? Wohl kaum. Opium hat zwar, nicht wie Kokain, eine lange Lebensdauer und kann so gut als finanzielle Sicherheit gelagert werden. Aber weshalb sollten arme afghanische Bauern das Opium im Wert von einer Milliarde US-Dollar plötzlich, einem Kommando gleich, lagern und zurückhalten? Warum sollten lokale Kriegs-und Opiumfürsten auf dringend benötigte Gelder für Schutz und Waffen verzichten? Das Opium wird also verkauft und dafür wird, den Bauern zur Freude, von irgend jemandem überhöte Preise bezahlt. Warum sollten die Abnehmer den Bauern überhöhte Preise bezahlen?
Selbstverständlich lebt auch der Terrorismus vom Drogenhandel wie am Beispiel der UCK im Kosovokrieg detailliert gezeigt werden konnte: Über die Balkanroute sickerte das Heroin in metrischen Tonnen nach Westeuropa. Der Drogenhandel wurde seit 1990 dazu benutzt die bosnische Armee und die Kosovo Befreiungsarmee (UCK) zu finanzieren und auszurüsten. Jane Defense Weekly bestätigt in diesem Zusammenhang auch, dass Al-Qaida Gruppen damit gut verdienen. Opium zahlt für Schutz, für Waffen, für die Fußsoldaten und für Operationen. Bei aller physischer und psychologischer Gewalt terroristischer Gruppen, die Entscheidungsgewalt, ob Milliarden US Dollars auf Halteposition stehen können, liegt wohl nicht bei ihnen.
Dabei ist es Atem beraubend zu beobachten, dass der Markt absolut zentralistisch organisiert sein muss. Wenn es auf globaler Ebene gelingt, das Regime der Verteilung und der gesteuerten Preisstrategie duchzusetzen, dann muss eine mächtige Organisation dahinter stehen, von der wir noch einiges zu hören bekommen könnten. Aber ob das tatsächlich Al-Qaida ist? Kann sich Al-Qaida erlauben Milliarden von US Dollars zurückzuhalten? Wohl kaum.
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Der Weltmarkt verbraucht in etwa 4’500 Tonnen Opium jährlich. Letztes Jahr produzierte alleine Afghanstan 6’100 Tonnen. Das heißt: Afghanistan produziert 30 Prozent mehr als weltweit zur Drogenherstellung gebraucht wird, und Afghanistan ist nicht der einzige Opiumlieferant. Der Heroinpreis sollte, so denkt man, im Keller sein, das ist er aber bei weitem nicht. Kurz nach dem Einmarsch der Amerikaner in Afghanistan, stieg der Kilopreis rapide an. Heroin wurde 10 mal teurer. Jetzt, nach sechsjähriger Besetzung des Landes und einer gewaltigen Produktionssteigerung, sollte das Heroin eigentlich wieder auf ein Rekordtief gefallen sein. In Erwartung einer noch grösseren Ernte für 2007, sollte das Opium und Heroin so billig zu haben sein wie nie zuvor.
Bunkern die Opiumbauern das Rohmaterial?
Zur Zeit ist das Kilo Opium an der Grenze Afghanistans je nach Kaufregion für 125 $ zu haben. Im Dezember war das Kilo 150 $, die Produktion verdoppelte sich seit 2005 aber. Um die Lagerbestände kleinzukriegen sollte das Kilo jetzt also viel billiger sein. Der Heroinpreis in Europa und Amerika ist aber stabil geblieben, was auch heißt, dass es nicht mehr Junkies gibt, wie auch die Statistik bestätigt. Der Stoff ist zwar ein wenig reiner, weshalb man auch in Bern schon mal Junkies sieht, die mit verstreuten Heroin Tüten am Boden liegen – ein Zeichen, dass der Stoff weniger gestreckt ist. Der Absatzmarkt in Europa und Amerika ist somit nicht größer geworden. Ist das nicht merkwürdig?
Gibt es in Afrika oder Asien einen neuen Absatzmarkt? Nein, denn ein neuer Markt, der mehr als 1’500 Tonnen reines Opium verschlingt, würde eine Welle an Herointoten in diesen Ländern auslösen. Das war nicht zu beobachten. Es gibt schlichtweg nicht mehr Heroinsüchtige als vorher.
Bunkern die Opiumbauern das Rohmaterial? Wohl kaum. Opium hat zwar, nicht wie Kokain, eine lange Lebensdauer und kann so gut als finanzielle Sicherheit gelagert werden. Aber weshalb sollten arme afghanische Bauern das Opium im Wert von einer Milliarde US-Dollar plötzlich, einem Kommando gleich, lagern und zurückhalten? Warum sollten lokale Kriegs-und Opiumfürsten auf dringend benötigte Gelder für Schutz und Waffen verzichten? Das Opium wird also verkauft und dafür wird, den Bauern zur Freude, von irgend jemandem überhöte Preise bezahlt. Warum sollten die Abnehmer den Bauern überhöhte Preise bezahlen?
Selbstverständlich lebt auch der Terrorismus vom Drogenhandel wie am Beispiel der UCK im Kosovokrieg detailliert gezeigt werden konnte: Über die Balkanroute sickerte das Heroin in metrischen Tonnen nach Westeuropa. Der Drogenhandel wurde seit 1990 dazu benutzt die bosnische Armee und die Kosovo Befreiungsarmee (UCK) zu finanzieren und auszurüsten. Jane Defense Weekly bestätigt in diesem Zusammenhang auch, dass Al-Qaida Gruppen damit gut verdienen. Opium zahlt für Schutz, für Waffen, für die Fußsoldaten und für Operationen. Bei aller physischer und psychologischer Gewalt terroristischer Gruppen, die Entscheidungsgewalt, ob Milliarden US Dollars auf Halteposition stehen können, liegt wohl nicht bei ihnen.
Dabei ist es Atem beraubend zu beobachten, dass der Markt absolut zentralistisch organisiert sein muss. Wenn es auf globaler Ebene gelingt, das Regime der Verteilung und der gesteuerten Preisstrategie duchzusetzen, dann muss eine mächtige Organisation dahinter stehen, von der wir noch einiges zu hören bekommen könnten. Aber ob das tatsächlich Al-Qaida ist? Kann sich Al-Qaida erlauben Milliarden von US Dollars zurückzuhalten? Wohl kaum.
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sfux - 15. Mai, 08:00 Article 9369x read
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