G8-Foto-Tagebuch - 2. Juni 2007
Bastian Graupner - Am Samstagmittag des 2.Juni sammelten sich Tausende Menschen hinter dem Rostocker Hauptbahnhof. Hubschrauber kreisten über den Teilnehmern der angemeldeten Großdemonstration gegen den G8-Gipfel 2007. Ein buntes Meer aus Menschen, Fahnen und Transparenten bot sich auf dem Platz der Freundschaft.
Das Fronttransparent der Auftaktdemonstration war ein knackiger Blickfang. Aufschrift: „ANOTHER WORLD IS POSSIBLE – EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH“
Als sich der Demonstrationszug um 12 Uhr langsam in Bewegung setzte, zeigte sich das Ausmaß: Ein nicht enden wollender Menschenstrom brachte seinen Protest gegen die Politik der G8-Staaten hervor.

An der kunterbunten Großdemonstration in Rostock nahmen 80.000 Menschen teil.

Und auch Mitarbeiter von TV-Sendern und -Agenturen hatten ihren Spaß.

Die bissen nicht, auch wenn Sprecher von Kavala auf deren Pustefix-Guns hysterisch reagierten. Die Clowns wollten doch nur spielen. Rechts im Foto ein Fahrzeug des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) mit Dachplattform für den Kameramann.
Zahlreiche überdimensionierte Puppen und Musik-Fahrzeuge begleiteten die gut gelaunten Demonstranten unterschiedlichen Alters. Auch das Wetter spielte mit und es gab trotz eines mit Wolken verhangenen Himmel keinen Regen.
Die Polizei hielt sich – bis auf ihre Hubschrauber – bemerkenswert im Hintergrund. Mit ihren Einsatzfahrzeugen wartete sie, meist von den Demonstranten unbemerkt, hinter der nächsten Häuserreihe – eine Taktik, die sicherlich zur De-Eskalation beitragen sollte und auch einige Zeit lang gut ging.

Nicht nur der Schwarze Block, sondern auch der Weiße Riese war dabei und filmte die lustigen Musikanten.

Fotografierte auch Herr Ströbele die bunte Demonstration?

Schön aufgeblasen: erlassjahr.de

"Hafenstraße" ließ auch grüßen.
An der Kreuzung Arnold-Bernhard-Straße/Am Vögenteich warf dann jemand den ersten Feuerwerkskörper, der mit einem lauten Knall explodierte und zwar neben einer Gruppe von drei Polizisten, die sich daraufhin eiligst ihre Helme aufsetzten und über Funk Verstärkung anforderten. Der Werfer des Böllers steckte in den Reihen des so genannten „Schwarzen Blocks“ der Gruppierung „Interventionistische Linken“. Welcher der etwa 1.000 schwarz verkleideten, größtenteils vermummten Demonstranten den Feuerwerkskracher geworfen hatte, war weder für die Sicherheitskräfte noch für andere Demonstranten nachvollziehbar. Verletzt wurde aber durch den Böller niemand.
Nach einem kurzen Stopp bewegte sich der Demonstrationszug weiter in Richtung Rostocker Stadthafen. Doch schon 200 Meter weiter eskalierte die Gewalt, als eine Hundertschaft der Polizei aus einer Seitenstraße heraus in Richtung des Demonstrationszuges marschierte. Spontan flogen hier den Polizisten neben Feuerwerkskörpern auch erstmals Steine und Flaschen entgegen. Ein Mann mit Kinderwagen brachte sich schnell vor dem Flaschenhagel in Sicherheit und ein kleines Kind rannte vor den gepanzerten Polizisten herum – ein absurdes Bild bot sich mir und meiner Kamera.
Dieser Mann, der einen Kinderwagen vor sich her schiebt, flieht vor den Wurfgeschossen, die in Richtung der hinter ihm stehenden Polizisten fliegen.
Nicht nur die Polizei bekam die Gewalt zu spüren. Auch Presse-Fotografen und Journalisten wurden ebenfalls von den Wurfgeschossen getroffen. Die Militanten kamen – wie so oft – aus den Reihen des „Schwarzen Blocks“.
Der größte Teil des einige Kilometer langen Demozuges erfuhr von dieser Gewalteskalation zunächst nichts. Vom Presse-Mainstream leider unbeachtet, blieben die Demonstranten – bis auf den „Schwarzen Block“ – absolut friedlich und bei World-Musik kam Stimmung auf.




Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort – hielt sich aber zunächst im Hintergrund.
Die Ostsee-Sparkasse auf der „Langen Straße“ war das nächste Opfer der wenigen gewaltbereiten Demonstranten. Scheiben wurden mit Steinen kaputt geworfen und durchlöchert. „Entglasen“ nennen es jene, die solche Gewalt unterstützen. Einige Geschäfte und Kaufhäuser hatten ihre Schaufenster zur Sicherheit schon Wochen vorher mit Holzplatten verbarrikadiert. Dies war oft unnötig – die Banken hätten allerdings wissen müssen, dass sie ein Ziel für militante Demonstranten sind, immerhin hatte der Protestzug der Interventionistischen Linken das Motto „Make Capitalism History“.
Als der Demonstrationszug um 15 Uhr endlich den Rostocker Stadthafen, auf dem eine große Bühne aufgebaut war, erreichte kreisten schon zwei Hubschrauber der Polizei über dem Platz. Der zweite Demonstrationszug, der kleiner war als jener der vom Hauptbahnhof zum Stadthafen zog, erreichte den Platz wenig später. Gerade angekommen gingen die Randale richtig los. Friedliche Demonstranten mussten mit einem Mal vor Hundertschaften der Polizei wegrennen, die sich mit Einzelpersonen aus dem „Schwarzen Block“ eine Straßenschlacht lieferten.

Misstrauen auf beiden Seiten
Aber auf dem großen Platz vor der Bühne, die vom Kulturprojekt „Move against G8“ organisiert wurde, kriegten die dort stehenden Demonstranten von den Ausschreitungen relativ wenig mit. Während sich einzelne Militante mit der Polizei eine Straßenschlacht lieferten, konnten die friedlichen Demonstranten an Buden Getränke und Essen kaufen oder sich an Infoständen über die „Gruppe der Acht“ informieren.
Musik hören konnten die Demonstranten im Stadthafen allerdings noch nicht – ein Hubschrauber der Polizei kreiste so dicht über der Bühne, dass selbst die riesige Tonanlage gegen den Rotorenlärm nicht ankam. So verzögerte sich der Start des Konzerts mit namhaften Künstlern wie den Bands „Juli“ und „Wir sind Helden“. Nach einer Stunde Straßenschlacht aber hatte sich die Lage weitestgehend beruhigt.


Nach den Krawallen sicherten Polizeihundertschaften die Umgebung.
Auf der Bundesstraße 105, der Straße neben dem Stadthafen, fuhren derweil Wasserwerfer und Räumpanzer der Polizei auf. Hundertschaften riegelten die Straße hermetisch ab. Ganze Gehwege waren von den Steinewerfern aufgebrochen worden und über die Bundesstraße verteilt lagen Hunderte von Pflastersteinen. Einige ausgebrannte Autos waren zuvor von der Polizei weggeschleppt worden. Nach diesen wenigen unschönen Momenten, die in der Presse aufgewertet und hochstilisiert wurden, ging die Demonstration mit dem Konzert friedlich zu ende. Viele, besonders jüngere Demonstranten, zogen nach dem Konzert friedlich Richtung Anti-G8-Camp in Stadtteil Rostock Bramow.

Charmante Aufforderung seitens Demonstrantinnen
© alle Fotos: Bastian Graupner

Das Fronttransparent der Auftaktdemonstration war ein knackiger Blickfang. Aufschrift: „ANOTHER WORLD IS POSSIBLE – EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH“
Als sich der Demonstrationszug um 12 Uhr langsam in Bewegung setzte, zeigte sich das Ausmaß: Ein nicht enden wollender Menschenstrom brachte seinen Protest gegen die Politik der G8-Staaten hervor.

An der kunterbunten Großdemonstration in Rostock nahmen 80.000 Menschen teil.

Und auch Mitarbeiter von TV-Sendern und -Agenturen hatten ihren Spaß.

Die bissen nicht, auch wenn Sprecher von Kavala auf deren Pustefix-Guns hysterisch reagierten. Die Clowns wollten doch nur spielen. Rechts im Foto ein Fahrzeug des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) mit Dachplattform für den Kameramann.
Zahlreiche überdimensionierte Puppen und Musik-Fahrzeuge begleiteten die gut gelaunten Demonstranten unterschiedlichen Alters. Auch das Wetter spielte mit und es gab trotz eines mit Wolken verhangenen Himmel keinen Regen.
Die Polizei hielt sich – bis auf ihre Hubschrauber – bemerkenswert im Hintergrund. Mit ihren Einsatzfahrzeugen wartete sie, meist von den Demonstranten unbemerkt, hinter der nächsten Häuserreihe – eine Taktik, die sicherlich zur De-Eskalation beitragen sollte und auch einige Zeit lang gut ging.

Nicht nur der Schwarze Block, sondern auch der Weiße Riese war dabei und filmte die lustigen Musikanten.

Fotografierte auch Herr Ströbele die bunte Demonstration?

Schön aufgeblasen: erlassjahr.de

"Hafenstraße" ließ auch grüßen.
An der Kreuzung Arnold-Bernhard-Straße/Am Vögenteich warf dann jemand den ersten Feuerwerkskörper, der mit einem lauten Knall explodierte und zwar neben einer Gruppe von drei Polizisten, die sich daraufhin eiligst ihre Helme aufsetzten und über Funk Verstärkung anforderten. Der Werfer des Böllers steckte in den Reihen des so genannten „Schwarzen Blocks“ der Gruppierung „Interventionistische Linken“. Welcher der etwa 1.000 schwarz verkleideten, größtenteils vermummten Demonstranten den Feuerwerkskracher geworfen hatte, war weder für die Sicherheitskräfte noch für andere Demonstranten nachvollziehbar. Verletzt wurde aber durch den Böller niemand.
Nach einem kurzen Stopp bewegte sich der Demonstrationszug weiter in Richtung Rostocker Stadthafen. Doch schon 200 Meter weiter eskalierte die Gewalt, als eine Hundertschaft der Polizei aus einer Seitenstraße heraus in Richtung des Demonstrationszuges marschierte. Spontan flogen hier den Polizisten neben Feuerwerkskörpern auch erstmals Steine und Flaschen entgegen. Ein Mann mit Kinderwagen brachte sich schnell vor dem Flaschenhagel in Sicherheit und ein kleines Kind rannte vor den gepanzerten Polizisten herum – ein absurdes Bild bot sich mir und meiner Kamera.

Dieser Mann, der einen Kinderwagen vor sich her schiebt, flieht vor den Wurfgeschossen, die in Richtung der hinter ihm stehenden Polizisten fliegen.
Nicht nur die Polizei bekam die Gewalt zu spüren. Auch Presse-Fotografen und Journalisten wurden ebenfalls von den Wurfgeschossen getroffen. Die Militanten kamen – wie so oft – aus den Reihen des „Schwarzen Blocks“.
Der größte Teil des einige Kilometer langen Demozuges erfuhr von dieser Gewalteskalation zunächst nichts. Vom Presse-Mainstream leider unbeachtet, blieben die Demonstranten – bis auf den „Schwarzen Block“ – absolut friedlich und bei World-Musik kam Stimmung auf.




Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort – hielt sich aber zunächst im Hintergrund.
Die Ostsee-Sparkasse auf der „Langen Straße“ war das nächste Opfer der wenigen gewaltbereiten Demonstranten. Scheiben wurden mit Steinen kaputt geworfen und durchlöchert. „Entglasen“ nennen es jene, die solche Gewalt unterstützen. Einige Geschäfte und Kaufhäuser hatten ihre Schaufenster zur Sicherheit schon Wochen vorher mit Holzplatten verbarrikadiert. Dies war oft unnötig – die Banken hätten allerdings wissen müssen, dass sie ein Ziel für militante Demonstranten sind, immerhin hatte der Protestzug der Interventionistischen Linken das Motto „Make Capitalism History“.
Als der Demonstrationszug um 15 Uhr endlich den Rostocker Stadthafen, auf dem eine große Bühne aufgebaut war, erreichte kreisten schon zwei Hubschrauber der Polizei über dem Platz. Der zweite Demonstrationszug, der kleiner war als jener der vom Hauptbahnhof zum Stadthafen zog, erreichte den Platz wenig später. Gerade angekommen gingen die Randale richtig los. Friedliche Demonstranten mussten mit einem Mal vor Hundertschaften der Polizei wegrennen, die sich mit Einzelpersonen aus dem „Schwarzen Block“ eine Straßenschlacht lieferten.

Misstrauen auf beiden Seiten
Aber auf dem großen Platz vor der Bühne, die vom Kulturprojekt „Move against G8“ organisiert wurde, kriegten die dort stehenden Demonstranten von den Ausschreitungen relativ wenig mit. Während sich einzelne Militante mit der Polizei eine Straßenschlacht lieferten, konnten die friedlichen Demonstranten an Buden Getränke und Essen kaufen oder sich an Infoständen über die „Gruppe der Acht“ informieren.
Musik hören konnten die Demonstranten im Stadthafen allerdings noch nicht – ein Hubschrauber der Polizei kreiste so dicht über der Bühne, dass selbst die riesige Tonanlage gegen den Rotorenlärm nicht ankam. So verzögerte sich der Start des Konzerts mit namhaften Künstlern wie den Bands „Juli“ und „Wir sind Helden“. Nach einer Stunde Straßenschlacht aber hatte sich die Lage weitestgehend beruhigt.


Nach den Krawallen sicherten Polizeihundertschaften die Umgebung.
Auf der Bundesstraße 105, der Straße neben dem Stadthafen, fuhren derweil Wasserwerfer und Räumpanzer der Polizei auf. Hundertschaften riegelten die Straße hermetisch ab. Ganze Gehwege waren von den Steinewerfern aufgebrochen worden und über die Bundesstraße verteilt lagen Hunderte von Pflastersteinen. Einige ausgebrannte Autos waren zuvor von der Polizei weggeschleppt worden. Nach diesen wenigen unschönen Momenten, die in der Presse aufgewertet und hochstilisiert wurden, ging die Demonstration mit dem Konzert friedlich zu ende. Viele, besonders jüngere Demonstranten, zogen nach dem Konzert friedlich Richtung Anti-G8-Camp in Stadtteil Rostock Bramow.

Charmante Aufforderung seitens Demonstrantinnen
© alle Fotos: Bastian Graupner
onlineredaktion - 16. Jun, 00:05 Article 2418x read