Weltweite Proteste: „Genug ist genug“ - wirklich genug?
Dr. Alexander von Paleske -- 16.10.2011 ---Weltweit haben in 83 Ländern gestern Protestdemonstrationen stattgefunden, ausgehend von dem Protest in New York „ Occupy Wallstreet“.
Proteste in New York gestern - Screenshot: Dr. v. Paleske
Auch in Südafrika kam es zu Aktionen, in Durban, East London, Kapstadt und Grahamstown.
Die südafrikanische Bewegung firmiert unter „ Operation Ubuntu“. Der Facebook-Kontakt läuft über das Pseudonym „Joe Hani“
Joe Hani erläuterte der südafrikanischen Wochenzeitung Mail& Guardian:
"No country is more worthy of an uprising against capitalism than South Africa because of the high unemployment rate the second highest class divide in the world, and the legal robbery of natural resources by corporations".
Auch Probleme wie die hohe Zahl von Morden und Raubüberfällen in Südafrika sollen thematisiert werden.
Die sozialen Bewegungen wie die Anti -Eviction Campaign und die Shack- Dwellers- Association verharren in Warteposition. Sie wollen erst einmal sehen, auf welche Forderungen sich die „Operation Ubuntu einigt.
Vorläufig wird die Bewegung von Mittelklasse-Weissen getragen, die sich als global-antikapitalistisch outen, aber mit den etablierten sozialen Bewegungen in Südafrika bisher so gut wie nichts zu tun hatten, oder, wie ein Dozent an der Universität von Durban es ausdrückte:
"The protest here is organized totally arse backwards".
Allerdings sieht es in Grahamstown, einer etwas verschlafenen
Universitätsstadt im Südosten Südafrikas, offenbar anders aus. Dort fanden von Anfang an Gespräche mit der "Unemployed Peoples Movement", und den „Students for Social Justice“ statt, um eine gemeinsame Plattform zu erarbeiten. So kam dort eine Verbindung zwischen desillusionierten Mittelklasse-Jugendlichen und Basisbewegungen zustande.
Die in Südafrika sehr starken Gewerkschaften stehen bei diesem Protest, wie in vielen anderen Ländern auch, völlig abseits - noch jedenfalls - zumal die südafrikanischen Gewerkschaften stark mit der Regierungspartei ANC verwoben sind, die wiederum mit den globalen Protesten nichts am Hut hat .
Rückblick
Es war das konsumkritische Magazin „Adbusters“, das im Juli zur Besetzung des Finanzzentrums in New York aufrief.
Aus einer kleinen Gruppe von einigen Hundert wurden rasch Tausende.Mittlerweile sind es bis zu 15.000 die im Zuccotti Park in New York protestierend ausharren, ein Querschnitt durch die Gesellschaft der USA, von Anarchisten über Lehrer, Künstler, Studenten bis zu Arbeitslosen.
USA - Unerträgliche Widersprüche: Abriss eines Wohnhauses, deren Eigentümer die Hypothekenzinsen nicht mehr zahlen konnten, durch die Bank: Abreissen ist billiger als Verwalten
Vertriebene Hausbewohner jetzt in Zelten - Screenshots: Dr. v. Paleske
Auch in den USA fehlen (bisher) die Gewerkschaften als Interessenvertretung der Lohnabhängigen.
Die gemeinsame Formel „Genug ist genug“, „ Weg mit der Bankendiktatur“ und „Schluss mit der Rettung der Banken durch Steuergelder, stattdessen Steuergelder in den Sozialbereich“, und „mehr Demokratie“ reichen nicht aus, denn mittlerweile steht der Plan für den G20 Gipfel: weltweit die Steuerzahler mit 2 Billionen Euro zur Kasse zu bitten, um damit den Euro, d.h. die Banken zu retten.
Schlagzeile der britischen Zeitung Sunday Telegraph 16.10. 2011
Dabei hätten gerade die Gewerkschaften allen Grund, nicht nur an den Protesten sich zu beteiligen, sondern sich an ihre Spitze zu setzen, denn durch die nun drohende Finanz- und Wirtschaftskrise wird es den Lohnabhängigen erneut an den Kragen gehen, mit Steuererhöhungen, Lohnkürzungen und Entlassungen.
Treffen der G20-Finanzminister - Planer des Angriffs auf die Steuerzahler zum Zwecke der Bankenrettung - Screenshot: Dr. v. Paleske
Gerade auch in Südafrika haben sich die Arbeitsbedingungen zügig verschlechtert, wie ein Blick auf die Textilindustrie das nur allzu deutlich zeigt.
Die Gewerkschaft, in diesem Fall die South African Clothing and Textile Workers Union (SACTWU), sorgte dafür, dass 12 Textilfabriken, überwiegend chinesische Eigentümer, Ende September diesen Jahres durchsucht wurden, um zu prüfen, ob die Arbeitsbedingungen den gesetzlichen Mindeststandards genügen. Das war fast nirgendwo der Fall.
Die Verstösse reichten von erheblicher Unterschreitung des gesetztlich festgelegten Mindestlohnes von umgerechnet 40 Euro pro Woche in fast allen untersuchten Fällen, bis zu erbärmlichen sanitären Einrichtungen ohne Toilettenpapier und Seife, ausserdem entwürdigenden Bedingungen beim Verlassen der Fabriken, wo Frauen sich fast vollständig entkleiden mussten in Sichtweite von männlichen Beschäftigten.
Mail & Guardian Südafrika, 14.10. 2011
Aber selbst dieser Lohn ist offenbar noch zu hoch, denn dank der Globalisierung wird mittlerweile umfangreich in Ländern produziert, die entweder keine Mindestlöhne kennen oder noch weit niedrigere Mindestlöhne haben.
Die Zahl der Textilarbeiter in Newcastle /Südafrika ist von 16.000 im Jahre 2000 auf 7000 im Jahre 2011 gefallen, die Arbeitslosenrate beträgt mittlerweile in Newcastle 60%.
Längst bekannt
Es lohnt sich, noch einmal das Buch „Die Globalisierungsfalle“ aus dem Jahre 1996 aufzuschlagen.
Die Globalisierungsfalle - Buch aus dem Jahre 1996
Die Autoren zeigten auf, welche katastrophalen Auswirkungen der Gamblingbetrieb der Banken, insbesondere mit dem Derivatehandel, vornehm Investmentbanking genannt, kurz-, mittel- und langfristig haben wird:
"Ehedem dienten Termin- und Risikogeschäfte nur als eine Art Versicherung für die Realwirtschaft.... (Nunmehr) hat sich das Derivategeschäft jedoch verselbständigt. (Totaler Wert 41.000 Milliarden Dollar).
Nur noch 2-3% dieses Handels dienen der Absicherung von Industrie und Handel, alle anderen Kontrakte sind organisierte Wetten..."
Im Detail wird beschrieben, wo die Probleme liegen, wohin die Reise geht, und es wurden eine Reihe von Massnahmen beschrieben, um diesen Wahnsinnszug aufzuhalten - 12 Jahre vor der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise..
Die an der Macht befindlichen Politiker zogen es vor, nicht die Notbremse zu ziehen, sondern die Irrsinnsfahrt an einem Prellbock enden zu lassen, mit voller Fahrt. Der Schaden soll jetzt vom Steuerzahler beglichen werden, mit Inflation, Kürzungen im Sozialbereich und Verlust des Arbeitsplatzes.
Wo Recht zum Unrecht wird, da wird in der Tat Widerstand zur Staatsbürgerpflicht. Das gilt für alle gesellschaftlichen Gruppen, einschliesslich der Gewerkschaften.
Sarkozy und Merkel: Die Lage war noch nie so ernst
Credit Default Swaps oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher
Proteste in New York gestern - Screenshot: Dr. v. Paleske
Auch in Südafrika kam es zu Aktionen, in Durban, East London, Kapstadt und Grahamstown.
Die südafrikanische Bewegung firmiert unter „ Operation Ubuntu“. Der Facebook-Kontakt läuft über das Pseudonym „Joe Hani“
Joe Hani erläuterte der südafrikanischen Wochenzeitung Mail& Guardian:
"No country is more worthy of an uprising against capitalism than South Africa because of the high unemployment rate the second highest class divide in the world, and the legal robbery of natural resources by corporations".
Auch Probleme wie die hohe Zahl von Morden und Raubüberfällen in Südafrika sollen thematisiert werden.
Die sozialen Bewegungen wie die Anti -Eviction Campaign und die Shack- Dwellers- Association verharren in Warteposition. Sie wollen erst einmal sehen, auf welche Forderungen sich die „Operation Ubuntu einigt.
Vorläufig wird die Bewegung von Mittelklasse-Weissen getragen, die sich als global-antikapitalistisch outen, aber mit den etablierten sozialen Bewegungen in Südafrika bisher so gut wie nichts zu tun hatten, oder, wie ein Dozent an der Universität von Durban es ausdrückte:
"The protest here is organized totally arse backwards".
Allerdings sieht es in Grahamstown, einer etwas verschlafenen
Universitätsstadt im Südosten Südafrikas, offenbar anders aus. Dort fanden von Anfang an Gespräche mit der "Unemployed Peoples Movement", und den „Students for Social Justice“ statt, um eine gemeinsame Plattform zu erarbeiten. So kam dort eine Verbindung zwischen desillusionierten Mittelklasse-Jugendlichen und Basisbewegungen zustande.
Die in Südafrika sehr starken Gewerkschaften stehen bei diesem Protest, wie in vielen anderen Ländern auch, völlig abseits - noch jedenfalls - zumal die südafrikanischen Gewerkschaften stark mit der Regierungspartei ANC verwoben sind, die wiederum mit den globalen Protesten nichts am Hut hat .
Rückblick
Es war das konsumkritische Magazin „Adbusters“, das im Juli zur Besetzung des Finanzzentrums in New York aufrief.
Aus einer kleinen Gruppe von einigen Hundert wurden rasch Tausende.Mittlerweile sind es bis zu 15.000 die im Zuccotti Park in New York protestierend ausharren, ein Querschnitt durch die Gesellschaft der USA, von Anarchisten über Lehrer, Künstler, Studenten bis zu Arbeitslosen.
USA - Unerträgliche Widersprüche: Abriss eines Wohnhauses, deren Eigentümer die Hypothekenzinsen nicht mehr zahlen konnten, durch die Bank: Abreissen ist billiger als Verwalten
Vertriebene Hausbewohner jetzt in Zelten - Screenshots: Dr. v. Paleske
Auch in den USA fehlen (bisher) die Gewerkschaften als Interessenvertretung der Lohnabhängigen.
Die gemeinsame Formel „Genug ist genug“, „ Weg mit der Bankendiktatur“ und „Schluss mit der Rettung der Banken durch Steuergelder, stattdessen Steuergelder in den Sozialbereich“, und „mehr Demokratie“ reichen nicht aus, denn mittlerweile steht der Plan für den G20 Gipfel: weltweit die Steuerzahler mit 2 Billionen Euro zur Kasse zu bitten, um damit den Euro, d.h. die Banken zu retten.
Schlagzeile der britischen Zeitung Sunday Telegraph 16.10. 2011
Dabei hätten gerade die Gewerkschaften allen Grund, nicht nur an den Protesten sich zu beteiligen, sondern sich an ihre Spitze zu setzen, denn durch die nun drohende Finanz- und Wirtschaftskrise wird es den Lohnabhängigen erneut an den Kragen gehen, mit Steuererhöhungen, Lohnkürzungen und Entlassungen.
Treffen der G20-Finanzminister - Planer des Angriffs auf die Steuerzahler zum Zwecke der Bankenrettung - Screenshot: Dr. v. Paleske
Gerade auch in Südafrika haben sich die Arbeitsbedingungen zügig verschlechtert, wie ein Blick auf die Textilindustrie das nur allzu deutlich zeigt.
Die Gewerkschaft, in diesem Fall die South African Clothing and Textile Workers Union (SACTWU), sorgte dafür, dass 12 Textilfabriken, überwiegend chinesische Eigentümer, Ende September diesen Jahres durchsucht wurden, um zu prüfen, ob die Arbeitsbedingungen den gesetzlichen Mindeststandards genügen. Das war fast nirgendwo der Fall.
Die Verstösse reichten von erheblicher Unterschreitung des gesetztlich festgelegten Mindestlohnes von umgerechnet 40 Euro pro Woche in fast allen untersuchten Fällen, bis zu erbärmlichen sanitären Einrichtungen ohne Toilettenpapier und Seife, ausserdem entwürdigenden Bedingungen beim Verlassen der Fabriken, wo Frauen sich fast vollständig entkleiden mussten in Sichtweite von männlichen Beschäftigten.
Mail & Guardian Südafrika, 14.10. 2011
Aber selbst dieser Lohn ist offenbar noch zu hoch, denn dank der Globalisierung wird mittlerweile umfangreich in Ländern produziert, die entweder keine Mindestlöhne kennen oder noch weit niedrigere Mindestlöhne haben.
Die Zahl der Textilarbeiter in Newcastle /Südafrika ist von 16.000 im Jahre 2000 auf 7000 im Jahre 2011 gefallen, die Arbeitslosenrate beträgt mittlerweile in Newcastle 60%.
Längst bekannt
Es lohnt sich, noch einmal das Buch „Die Globalisierungsfalle“ aus dem Jahre 1996 aufzuschlagen.
Die Globalisierungsfalle - Buch aus dem Jahre 1996
Die Autoren zeigten auf, welche katastrophalen Auswirkungen der Gamblingbetrieb der Banken, insbesondere mit dem Derivatehandel, vornehm Investmentbanking genannt, kurz-, mittel- und langfristig haben wird:
"Ehedem dienten Termin- und Risikogeschäfte nur als eine Art Versicherung für die Realwirtschaft.... (Nunmehr) hat sich das Derivategeschäft jedoch verselbständigt. (Totaler Wert 41.000 Milliarden Dollar).
Nur noch 2-3% dieses Handels dienen der Absicherung von Industrie und Handel, alle anderen Kontrakte sind organisierte Wetten..."
Im Detail wird beschrieben, wo die Probleme liegen, wohin die Reise geht, und es wurden eine Reihe von Massnahmen beschrieben, um diesen Wahnsinnszug aufzuhalten - 12 Jahre vor der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise..
Die an der Macht befindlichen Politiker zogen es vor, nicht die Notbremse zu ziehen, sondern die Irrsinnsfahrt an einem Prellbock enden zu lassen, mit voller Fahrt. Der Schaden soll jetzt vom Steuerzahler beglichen werden, mit Inflation, Kürzungen im Sozialbereich und Verlust des Arbeitsplatzes.
Wo Recht zum Unrecht wird, da wird in der Tat Widerstand zur Staatsbürgerpflicht. Das gilt für alle gesellschaftlichen Gruppen, einschliesslich der Gewerkschaften.
Sarkozy und Merkel: Die Lage war noch nie so ernst
Credit Default Swaps oder: Die nächste Weltfinanzkrise rückt näher
onlinedienst - 16. Okt, 19:24 Article 2952x read
Gewerkschaften
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen,nicht an ihren Worten könnt ihr sie erkennen