Islamophobie – Deutschland im Wahn - Chaos lechts und rinks - Teil 2
Michael Schulze von Glaßer - Die neue religiös-kulturelle Grundsatzdebatte führt sowohl in der politischen Rechten als auch in der Linken zu chaotischen Verhältnissen – nicht zu vergessen ist natürlich auch die selbsternannte politische Mitte, die beim Thema „Islam“ ebenfalls einen Eiertanz aufs Parkett zaubert. Teilweise kommt es zu abstrusen Meinungen und völlig widersprüchlichen Positionen innerhalb der verschiedenen politischen Lager.
In der radikalen linken Szene treten verstärkt so genannte „Antideutsche“ auf den Plan, die zu einer nicht enden wollende Debatte in der Szene führten. Diese so genannten „Antideutschen“ brechen mit traditionellen linken Positionen wie Antimilitarismus (gegen jedes Militär), Antinationalismus (gegen jeden Nationalstaat) und einer eher modernen Linken-Kritik an den USA. Die ganze Bewegung entsprang aus der extremen Ablehnung des Faschismus und Neonazismus.
Natürlich sind alle Linken gegen Rechtsextremismus, doch die „Antideutschen“ leiteten ihre gesamte Ideologie aus der Ablehnung des (Neo-)Faschismus ab. Da Rechtsextremisten den deutschen Nationalismus preisen, lehnen die „Antideutschen“ – wie der Name schon sagt – Deutschland ab – was eine weit verbreitete Meinung in der linken Szene ist: Auflösung aller Nationalstaaten.
Da die Rechten antisemitisch sind und während der Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland den Holocaust verbrochen haben, sind „Antideutsche“ meistens für uneingeschränkte Solidarität mit dem „jüdischen Staat“ Israel. Diese (uneingeschränkte) Solidarität mit einem Nationalstaat ist ungewöhnlich für radikal-linke Positionen. Die Solidarität geht soweit, jegliche israelische Militäraktionen gut zu heißen und auf Demonstrationen gegen Nazis mit der Nationalfahne Israels aufzukreuzen.
Auch die USA – die in der linken-Szene sonst unter anderem als imperialistische Kriegstreiber abgelehnt werden – sind bei den „Antideutschen“ beliebt, da sie Israel schützen. Ganz nebenbei wird in der gesamten antideutschen ebenso wie in der neonazistischen Ideologie (die es vor der „Antideutschen“ gab) ein Nationalstaat (Israel) mit einer Religion (Judentum) gleichgesetzt – diese Vermischung von Staat und Religion ist ein grundlegender Fehler der Ideologie. Außerdem ist die Bezeichnung „Antideutsch“ unpassend – „Pro Israel“ oder gar „Israel-Nationalisten“ – wäre wohl passender, da es in der linken Szene auch viele Menschen gibt, die Deutschland und alle anderen Nationalstaaten ablehnen – auch Israel.
Die Solidarität mit Israel beinhaltet auch oft die Ablehnung des Islam, da dieser als Bedrohung Israels angesehen wird. So fordern viele Antideutsche einen Militärschlag gegen die größte Bedrohung für den Israelischen Staat – die islamische Republik Iran. Auch die traditionell antimilitaristische und oftmals pazifistische Haltung der linken-Szene geht verloren. Auch in Deutschland wird der Islam von Antideutschen bekämpft. Seinen Höhepunkt findet das Ganze dann bei Demonstrationen gegen Moscheen in Deutschland wo es passieren kann, dass eigentlich linke Antideutsche mit den Rechtsextremisten der Pro-Bewegung gegen den Neubau einer Großmoschee protestieren. Dreimal jährlich erscheint die Antideutsche-Zeitung „Bahamas“ in Berlin.
Intellektuell wird der jüdische Journalist, Schriftsteller und Regisseur Ralph Giordano wegen seinen antiislamischen Positionen geachtet und viel von den Antideutschen zitiert. Ein Zitat des Holocaust-Überlebenden Giordano schrieb wiederum Pro NRW auf ein Transparent: „Es gibt kein Grundrecht auf den Bau einer Großmoschee“ – sowohl die aus der linken-Szene kommenden Antideutschen als auch die Rechtsextremisten von Pro NRW haben somit eine intellektuelle Leitfigur.
Eine Demonstration für einen Nationalstaat, die unter anderem von der Zeitung „Bahamas“ organisiert wurde und an der zahlreiche „Antideutsche“ teilnahmen in Berlin am 28.Juli 2006.
In der radikalen rechten Szene kommt es ebenfalls zu großen Verwerfungen wie das Beispiel Ralph Giordano schon zeigte – denn seit wann zitieren Rechtsextremisten einen Menschen jüdischen Glaubens? Dies ist jedoch nicht der einzige Widerspruch, den sich die rechte-Szene leistet. Wo die ehemaligen NPDler der Pro-Bewegung alles tun, um den Islam platt zu machen, laufen ihre rechtsextremen Kameraden auf Demonstrationen mit Nationalfahnen des Irak und der islamischen Republik Iran herum.
Auf Demonstrationen der Neonazis werden nicht selten Iran-Fahnen gesichtet, bedroht der Iran doch das nicht weit entfernte Israel. Auch der iranische Präsident macht keinen Hehl daraus, dass er den Holocaust leugnet – eine Gemeinsamkeit mit deutschen Rechtsextremisten, die für ihre ungeheuren Leugnungen jedoch zu Recht bestraft werden können.
Neonazis mit den Nationalflaggen der islamischen Republik Iran und des Irak bei einem Aufmarsch am 18. Februar 2006 im nordrhein-westfälischen Münster. Keine Deutschland-Fahnen mehr?
Die politischen Kategorien Rechts und Links gehen beim Thema Religion gemeinsam den Bach runter. Antifaschisten kämpfen gemeinsam mit Rechtsextremisten gegen den Bau von Moscheen – die Rechte ist sich uneins, ob sie antisemitisch oder antiislamisch sein soll oder sogar beides. Wiederum ist der Holocaust-Leugner und Präsident der islamischen Republik Iran, Mahmud Ahmadinedschad, nach heutigen politischen Kategorien auch rechts einzuordnen – also auch an der Seite der Pro-Bewegung, die wiederum gegen den Islam ist. Der österreichische Dichter Ernst Jandl scheint mit seinem populären Vierzeiler Recht zu behalten:
„Manche meinen
lechts und rinks
kann man nicht velwechsern
werch ein illtum“
Wird die politische Einteilung in Rechts und Links einer Einteilung in religiös und atheistisch weichen?
Teil 1: Islamophobie – Deutschland im Wahn
Teil 2: Islamophobie – Deutschland im Wahn - Chaos lechts und rinks
Teil 3: Islamophobie – Deutschland im Wahn - Islam-feindliche Medien
Teil 4: Islamophobie – Deutschland im Wahn - Islam und Islamismus
Rückblick: Eine Welt wütender Fanatiker
In der radikalen linken Szene treten verstärkt so genannte „Antideutsche“ auf den Plan, die zu einer nicht enden wollende Debatte in der Szene führten. Diese so genannten „Antideutschen“ brechen mit traditionellen linken Positionen wie Antimilitarismus (gegen jedes Militär), Antinationalismus (gegen jeden Nationalstaat) und einer eher modernen Linken-Kritik an den USA. Die ganze Bewegung entsprang aus der extremen Ablehnung des Faschismus und Neonazismus.
Natürlich sind alle Linken gegen Rechtsextremismus, doch die „Antideutschen“ leiteten ihre gesamte Ideologie aus der Ablehnung des (Neo-)Faschismus ab. Da Rechtsextremisten den deutschen Nationalismus preisen, lehnen die „Antideutschen“ – wie der Name schon sagt – Deutschland ab – was eine weit verbreitete Meinung in der linken Szene ist: Auflösung aller Nationalstaaten.
Da die Rechten antisemitisch sind und während der Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland den Holocaust verbrochen haben, sind „Antideutsche“ meistens für uneingeschränkte Solidarität mit dem „jüdischen Staat“ Israel. Diese (uneingeschränkte) Solidarität mit einem Nationalstaat ist ungewöhnlich für radikal-linke Positionen. Die Solidarität geht soweit, jegliche israelische Militäraktionen gut zu heißen und auf Demonstrationen gegen Nazis mit der Nationalfahne Israels aufzukreuzen.
Auch die USA – die in der linken-Szene sonst unter anderem als imperialistische Kriegstreiber abgelehnt werden – sind bei den „Antideutschen“ beliebt, da sie Israel schützen. Ganz nebenbei wird in der gesamten antideutschen ebenso wie in der neonazistischen Ideologie (die es vor der „Antideutschen“ gab) ein Nationalstaat (Israel) mit einer Religion (Judentum) gleichgesetzt – diese Vermischung von Staat und Religion ist ein grundlegender Fehler der Ideologie. Außerdem ist die Bezeichnung „Antideutsch“ unpassend – „Pro Israel“ oder gar „Israel-Nationalisten“ – wäre wohl passender, da es in der linken Szene auch viele Menschen gibt, die Deutschland und alle anderen Nationalstaaten ablehnen – auch Israel.
Die Solidarität mit Israel beinhaltet auch oft die Ablehnung des Islam, da dieser als Bedrohung Israels angesehen wird. So fordern viele Antideutsche einen Militärschlag gegen die größte Bedrohung für den Israelischen Staat – die islamische Republik Iran. Auch die traditionell antimilitaristische und oftmals pazifistische Haltung der linken-Szene geht verloren. Auch in Deutschland wird der Islam von Antideutschen bekämpft. Seinen Höhepunkt findet das Ganze dann bei Demonstrationen gegen Moscheen in Deutschland wo es passieren kann, dass eigentlich linke Antideutsche mit den Rechtsextremisten der Pro-Bewegung gegen den Neubau einer Großmoschee protestieren. Dreimal jährlich erscheint die Antideutsche-Zeitung „Bahamas“ in Berlin.
Intellektuell wird der jüdische Journalist, Schriftsteller und Regisseur Ralph Giordano wegen seinen antiislamischen Positionen geachtet und viel von den Antideutschen zitiert. Ein Zitat des Holocaust-Überlebenden Giordano schrieb wiederum Pro NRW auf ein Transparent: „Es gibt kein Grundrecht auf den Bau einer Großmoschee“ – sowohl die aus der linken-Szene kommenden Antideutschen als auch die Rechtsextremisten von Pro NRW haben somit eine intellektuelle Leitfigur.
Eine Demonstration für einen Nationalstaat, die unter anderem von der Zeitung „Bahamas“ organisiert wurde und an der zahlreiche „Antideutsche“ teilnahmen in Berlin am 28.Juli 2006.
In der radikalen rechten Szene kommt es ebenfalls zu großen Verwerfungen wie das Beispiel Ralph Giordano schon zeigte – denn seit wann zitieren Rechtsextremisten einen Menschen jüdischen Glaubens? Dies ist jedoch nicht der einzige Widerspruch, den sich die rechte-Szene leistet. Wo die ehemaligen NPDler der Pro-Bewegung alles tun, um den Islam platt zu machen, laufen ihre rechtsextremen Kameraden auf Demonstrationen mit Nationalfahnen des Irak und der islamischen Republik Iran herum.
Auf Demonstrationen der Neonazis werden nicht selten Iran-Fahnen gesichtet, bedroht der Iran doch das nicht weit entfernte Israel. Auch der iranische Präsident macht keinen Hehl daraus, dass er den Holocaust leugnet – eine Gemeinsamkeit mit deutschen Rechtsextremisten, die für ihre ungeheuren Leugnungen jedoch zu Recht bestraft werden können.
Neonazis mit den Nationalflaggen der islamischen Republik Iran und des Irak bei einem Aufmarsch am 18. Februar 2006 im nordrhein-westfälischen Münster. Keine Deutschland-Fahnen mehr?
Die politischen Kategorien Rechts und Links gehen beim Thema Religion gemeinsam den Bach runter. Antifaschisten kämpfen gemeinsam mit Rechtsextremisten gegen den Bau von Moscheen – die Rechte ist sich uneins, ob sie antisemitisch oder antiislamisch sein soll oder sogar beides. Wiederum ist der Holocaust-Leugner und Präsident der islamischen Republik Iran, Mahmud Ahmadinedschad, nach heutigen politischen Kategorien auch rechts einzuordnen – also auch an der Seite der Pro-Bewegung, die wiederum gegen den Islam ist. Der österreichische Dichter Ernst Jandl scheint mit seinem populären Vierzeiler Recht zu behalten:
„Manche meinen
lechts und rinks
kann man nicht velwechsern
werch ein illtum“
Wird die politische Einteilung in Rechts und Links einer Einteilung in religiös und atheistisch weichen?
Teil 1: Islamophobie – Deutschland im Wahn
Teil 2: Islamophobie – Deutschland im Wahn - Chaos lechts und rinks
Teil 3: Islamophobie – Deutschland im Wahn - Islam-feindliche Medien
Teil 4: Islamophobie – Deutschland im Wahn - Islam und Islamismus
Rückblick: Eine Welt wütender Fanatiker
sfux - 16. Nov, 08:00 Article 5883x read