Noch mehr Blutvergießen in Kenia – Ankündigung des brutalen Volksaufstandes
Harald Haack - Der deutsche Leiter der EU-Wahlbeobachter, Alexander Graf Lambsdorff, zweifelt den Wahlausgang in Kenia an. Mitglieder der EU-Delegation seien an mehreren Auszählungszentren abgewiesen worden. „Über der Auszählung steht ein großes Fragezeichen“, sagte Lambsdorff. Nicht nur er, sondern auch der Herausforderer, Raila Odinga, zweifelt den Wahlausgang des bisherigen Präsidenten Mwai Kibaki an. Und das Oppositionsbündnis ODM (Orange Democratic Movement) wies das offizielle Ergebnis der Wahl zurück.
Die Wahlkommission hatte Amtsinhaber zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt; Raila Odinga habe 231.728 Stimmen weniger erhalten. Nach der Bekanntgabe seines Wahlsiegs war es zuvor zu neuen Ausschreitungen mit mehreren Toten gekommen. Eiligst wurde Kibaki für seine zweite Amtszeit vereidigt, und die kenianische Regierung verhängte eine landesweite Nachrichtensperre. Das Informationsministerium teilte mit, allen Radio- und Fernsehsendern sei die Ausstrahlung von Live-Berichten verboten worden.
Kibaki punktete offensichtlich mit dem steten Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre, das ihm zugutegehalten wird: Gut für die Reichen, doch die ärmeren Schichten hatten nichts davon gehabt. Zudem gilt seine Kampagne zur Bekämpfung der Korruption als gescheitert.
Als Favorit der Slumbewohner galt der ehemalige politische Häftling Odinga. Der hatte während seines Wahlkampfs für einen politischen Neuanfang geworben.
Über den Wahlausgang steht nicht nur ein großes Fragezeichen, sondern auch Rauch über den Elendssiedlungen am Rand Nairobis. In den vergangenen Tagen hatten dort Tausende protestiert und der Regierung noch vor dem Ende der Wahl Wahlbetrug vorgeworfen. Während der Auszählung der Stimmen kam es zu blutigen Ausschreitungen, bei denen gestern, am Samstag, mindestens 15 Menschen getötet wurden. Es heißt, Anhänger Odingas hätten Busse und Geschäfte angezündet. Einige sollen mit Macheten gedroht und gerufen haben: „Kibaki muss weg!“
In Mathare, einer der Slums Nairobis, gab es Straßensperren, errichtet von Jugendlichen. Einer von ihnen, Moses Ogolla, prophezeite: „Wenn sie sagen, dass Kibaki gewonnen hat, dann wird Kenia nicht wieder zu erkennen sein". Es könnte eintreffen, was er sagt.
Ende der 1970iger Jahre war es mir, als einer der wenigen Weißen, unversehens gelungen, Mathare kennen zu lernen. Nicht nur tagsüber, sondern auch nachts. Nach Mathare führen für weiße Urlaube keine Safaris.
Als Kameraassistent einer Berliner Filmproduktion war ich damals nach Nairobi gekommen. Unser Team wohnte offiziell im New Stanley Hotel im Zentrum der Stadt. Wir drehten im Auftrag der Deutschen Regierung einen Film über Entwicklungshilfe.
Auch ich hatte dort in dem Luxus-Hotel ein Zimmer, aber nur offiziell. Nachdem ein „Boy“ des Hotels in mein Zimmer gekommen war und ohne vorher um Erlaubnis zu fragen mein Bett und mich mit Pestizid bestäubt hatte und ich ihm, den kichernden Flüchtenden, Prügel androhend über den Hotelflur gejagt hatte, hatte ich bald die Gelegenheit ergriffen, und fortan bei Schwarzen in einem kleinen und schmuddeligen Gasthaus Mathares übernachtet. Dort gab es zwar raschelnde Heuschrecken unter dem Bett, aber keine Pestizide. Doch es gab etwas anders…
Die beiden Leibwächter, die mir ein Familienmitglied des früheren Staatspräsidenten Arab Moi, organisiert hatte, warnten mich eindringlich davor, in der Nacht auf die Straße zu gehen. Fremden, auch Schwarzen, schlüge man dort mit Macheten den Schädel ein. Ein schwarzer Missionar soll dies damals passiert sein. Kaum hatte er seinen Kopf zur Tür herausgestreckt, so hatte man ihm den Schädel mit einem Hieb gespalten. Von Fenster meines Zimmers aus, es befand sich im ersten Stockwerk des überaus hässlichen Gebäudes, habe ich des Nachts oft brutale Überfälle, die unten auf der Straße verübt wurden, beobachten können.
Wenn also die Bewohner Mathares nun ihre Macheten schwingen und drohen, muss man sie ernst nehmen.
"Jambo!"
Morgen, am Montag, um 14 Uhr könnte es zu einem fürchterlichen Gemetzel kommen, wenn das Oppositionsbündnis ODM ungeachtet des Wahlausganges die Amtseinführung Odingas als Gegenpräsident vollzieht. Die Zeremonie soll in Nairobis Uhuru-Park stattfinden.
Die "Daily Nation", Nairobis Tageszeitung, berichtete auch über die Unruhen in Mathare.
Die Nachrichtensperre soll offensichtlich verhindern, dass die Welt nichts davon erfährt, wenn schwarze Kenianer sich gegenseitig töten. Schließlich wäre das schädlich fürs Image des offiziellen Siegers der Wahl, für Präsident Mwai Kibaki.
Die Wahlkommission hatte Amtsinhaber zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt; Raila Odinga habe 231.728 Stimmen weniger erhalten. Nach der Bekanntgabe seines Wahlsiegs war es zuvor zu neuen Ausschreitungen mit mehreren Toten gekommen. Eiligst wurde Kibaki für seine zweite Amtszeit vereidigt, und die kenianische Regierung verhängte eine landesweite Nachrichtensperre. Das Informationsministerium teilte mit, allen Radio- und Fernsehsendern sei die Ausstrahlung von Live-Berichten verboten worden.
Kibaki punktete offensichtlich mit dem steten Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre, das ihm zugutegehalten wird: Gut für die Reichen, doch die ärmeren Schichten hatten nichts davon gehabt. Zudem gilt seine Kampagne zur Bekämpfung der Korruption als gescheitert.
Als Favorit der Slumbewohner galt der ehemalige politische Häftling Odinga. Der hatte während seines Wahlkampfs für einen politischen Neuanfang geworben.
Über den Wahlausgang steht nicht nur ein großes Fragezeichen, sondern auch Rauch über den Elendssiedlungen am Rand Nairobis. In den vergangenen Tagen hatten dort Tausende protestiert und der Regierung noch vor dem Ende der Wahl Wahlbetrug vorgeworfen. Während der Auszählung der Stimmen kam es zu blutigen Ausschreitungen, bei denen gestern, am Samstag, mindestens 15 Menschen getötet wurden. Es heißt, Anhänger Odingas hätten Busse und Geschäfte angezündet. Einige sollen mit Macheten gedroht und gerufen haben: „Kibaki muss weg!“
In Mathare, einer der Slums Nairobis, gab es Straßensperren, errichtet von Jugendlichen. Einer von ihnen, Moses Ogolla, prophezeite: „Wenn sie sagen, dass Kibaki gewonnen hat, dann wird Kenia nicht wieder zu erkennen sein". Es könnte eintreffen, was er sagt.
Ende der 1970iger Jahre war es mir, als einer der wenigen Weißen, unversehens gelungen, Mathare kennen zu lernen. Nicht nur tagsüber, sondern auch nachts. Nach Mathare führen für weiße Urlaube keine Safaris.
Als Kameraassistent einer Berliner Filmproduktion war ich damals nach Nairobi gekommen. Unser Team wohnte offiziell im New Stanley Hotel im Zentrum der Stadt. Wir drehten im Auftrag der Deutschen Regierung einen Film über Entwicklungshilfe.
Auch ich hatte dort in dem Luxus-Hotel ein Zimmer, aber nur offiziell. Nachdem ein „Boy“ des Hotels in mein Zimmer gekommen war und ohne vorher um Erlaubnis zu fragen mein Bett und mich mit Pestizid bestäubt hatte und ich ihm, den kichernden Flüchtenden, Prügel androhend über den Hotelflur gejagt hatte, hatte ich bald die Gelegenheit ergriffen, und fortan bei Schwarzen in einem kleinen und schmuddeligen Gasthaus Mathares übernachtet. Dort gab es zwar raschelnde Heuschrecken unter dem Bett, aber keine Pestizide. Doch es gab etwas anders…
Die beiden Leibwächter, die mir ein Familienmitglied des früheren Staatspräsidenten Arab Moi, organisiert hatte, warnten mich eindringlich davor, in der Nacht auf die Straße zu gehen. Fremden, auch Schwarzen, schlüge man dort mit Macheten den Schädel ein. Ein schwarzer Missionar soll dies damals passiert sein. Kaum hatte er seinen Kopf zur Tür herausgestreckt, so hatte man ihm den Schädel mit einem Hieb gespalten. Von Fenster meines Zimmers aus, es befand sich im ersten Stockwerk des überaus hässlichen Gebäudes, habe ich des Nachts oft brutale Überfälle, die unten auf der Straße verübt wurden, beobachten können.
Wenn also die Bewohner Mathares nun ihre Macheten schwingen und drohen, muss man sie ernst nehmen.
"Jambo!"
Morgen, am Montag, um 14 Uhr könnte es zu einem fürchterlichen Gemetzel kommen, wenn das Oppositionsbündnis ODM ungeachtet des Wahlausganges die Amtseinführung Odingas als Gegenpräsident vollzieht. Die Zeremonie soll in Nairobis Uhuru-Park stattfinden.
Die "Daily Nation", Nairobis Tageszeitung, berichtete auch über die Unruhen in Mathare.
Die Nachrichtensperre soll offensichtlich verhindern, dass die Welt nichts davon erfährt, wenn schwarze Kenianer sich gegenseitig töten. Schließlich wäre das schädlich fürs Image des offiziellen Siegers der Wahl, für Präsident Mwai Kibaki.
hha - 30. Dez, 22:02 Article 4114x read