Südafrika: Eine Stimme der Vernunft meldet sich zu Wort
Dr. Alexander von Paleske – Am 22. Mai 08 erschien in der größten Tageszeitung Südafrikas „The Star“, ein langer Artikel von Mamphela Ramphele der sich mit der gegenwärtigen Krise in Südafrika beschäftigt. Wer ist diese Mamphela Ramphele ?
Sie war einst mit Steve Biko befreundet, studierte Medizin und schloss das Studium erfolgreich ab. Sie wurde seine Gefährtin im politischen Kampf aber nicht nur das. Es wurde eine Liebesbeziehung und sie erwartete ein Kind von ihm. In der Zeit, als er umgebracht wurde. Sie hatten schon vorher ein Kind zusammen, das aber zwei Monate nach der Geburt starb.
Sie bezeichnet die Politik des Innenministeriums gegenüber Asylsuchenden und illegalen Immigranten als Verstoß gegen die Menschenwürde
Die Apartheidsregierung verbannte sie in das in das 1200 Kilometer entfernte Tzwanee. Ein besserer Ausdruck dafür ist wohl „Sibirien Südafrikas“. Sie kannte die Sprache der dortigen Bevölkerung nicht. Sie kannte dort niemanden, sie sollte dort psychologisch ausgehungert werden.
Die Schwangerschaft war nicht ohne Komplikationen und die Nachricht vom Tode Bikos zerstörte alle ihre Hoffnungen. Aber sie war umso fester entschlossen, dieses Kind zu bekommen und nannte es Hlumelo, was soviel heißt wie „grüner Zweig von einem toten Baum“.
Nach der Geburt ging sie daran, dort mit einfachen Mitteln einen Gesundheitsdienst getreu der Gedanken Steve Bikos aufzubauen, der solche Selbsthilfeprojekte als Teil der Emanzipation propagiert hatte.
Dort baute sie die Ithuseng Klinik auf, die schließlich 18.000 Patienten pro Jahr behandelte und sie organisierte eine ganze Reihe von weiteren Projekten. Einige verglichen sie mit Albert Schweitzer. Als der Bann, der sie, statt zu brechen, nur angespornt hatte nach sechs Jahren schließlich aufgehoben wurde, blieb sie ein weiteres Jahr dort, um sicherzustellen, dass die Projekte auch ohne sie weiterlaufen würden.
Mamphela Ramphele ging dann an die Universität von Kapstadt, machte ihren PhD und wurde später die erste schwarze Vizepräsidentin der Universität und eine Expertin auf dem Gebiet der Armutsbekämpfung in ländlichen Gebieten. Später wechselte sie als Direktorin zur Weltbank und ist heute in Südafrika Aufsichtsrätin in einer Reihe von großen Unternehmen. Auch in Deutsch veröffentlichte sie 1997 ihre Lebenserinnerungen „Meiner Freiheit keine Grenzen“
Präzise Suche nach Verantwortlichkeiten
In ihrem Artikel, der in der größten Tageszeitung Südafrikas, „The Star“ mit dem Titel „A Mirror Image of our Society“ erschien geht sie nicht, wie die Politiker, auf die Suche nach imaginären Schuldigen, sondern findet als Schuldigen denjenigen, die für die jetzige Politik in Südafrika verantwortlich sind. Was Mamphela Ramphele im Artikel schreibt, ist eine über den Tellerrand hinaus blickende Analyse der Ursachen für die außer Kontrolle geratenen Gewalttätigkeiten gegen die Ausländer in den Townships.
Sie bezeichnet die Politik des Innenministeriums gegenüber Asylsuchenden und illegalen Immigranten als Verstoß gegen die Menschenwürde, als Verstoß gegen die Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen und als Verstoß, gegen die Genfer Flüchtlingskonvention.
Das Innenministerium und mit ihr die Ausländerbehörde würden illegale Immigranten praktisch als Kriminelle behandeln, ohne die politische Lage in deren Heimatländern zu berücksichtigen, und das bezieht sich natürlich in erster Linie auf Simbabwe.
Als die Innenministerin Nosiviwe Mapisa-Nqakula die schockierenden Zahlen von 1000-3000 Simbabwern, die täglich illegal nach Südafrika kommen bekannt gab und als Lösung die Integration in die Städte und Dörfer propagierte, da war ihr offensichtlich gleichgültig, dass diese Communities, nämlich die Townships der großen Städte wie Johannesburg, Durban oder Kapstadt, nicht nur arm sind, dort hohe Arbeitslosigkeit herrscht, sondern diese Communities aus den Nähten platzten und die Bereitstellung von essentiellen kommunalen Dienstleistungen bestenfalls ungenügend, teilweise aber katastrophal sind.
Phantasieprodukt „Third Force“
Damit waren die Auseinandersetzungen, die jetzt stattfanden, vorprogrammiert, die nicht durch irgendwelche nebulösen Rechtsradikalen wie die Politiker behaupten, sondern einfach durch die weiterverbreitete Meinung in den Communities “Genug ist Genug” ausgelöst worden waren. Damit weist Mamphela Ramphele eine von den Politikern angeschuldigte “Third Force” oder notorische rechtsradikale Unruhestifter als Ursache der Ausschreitungen als Phantasieprodukt zurück.
Hinweise auf zunehmende Spannungen gab es im übrigen in den Monaten davor zu Hauf. über 100 Ausländer, vorwiegend Somalis und Nigerianer, sind in den zurückliegenden Monaten Opfer von ausländerfeindlichen Attacken geworden und über diese Zwischenfälle wurde ausführlich in der Presse berichtet. Die Regierung ignorierte allerdings die Warnzeichen.
Reichtum für sehr Wenige, bittere Armut für Viele
Ramphele greift auch die Politik des “Black Economic Empowerment” der Regierung Mbeki an, die einige führende Mitglieder der Regierungspartei über Nacht zu Multimillionären, aber den Abstand zwischen Arm und Reich nur vergrößert und das soziale Klima im Lande vergiftet habe. Der Besitz von Reichtümern sei zum alleinigen Maßstab für Ansehen geworden.
Hinzu komme die Politik, öffentliche Ämter nahezu ausschließlich mit Schwarzen zu besetzen, gleichgültig ob sie die notwendigen Qualifikationen haben oder nicht.
Man kann nur hoffen, dass die Politiker sich mit dieser Analyse einer der herausragenden Intellektuellen Südafrikas beschäftigen. Angesichts der intellektuellen Arroganz des Staatspräsidenten Thabo Mbeki und seiner Mannschaft sind da eher Zweifel angebracht.
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Sie bezeichnet die Politik des Innenministeriums gegenüber Asylsuchenden und illegalen Immigranten als Verstoß gegen die Menschenwürde
Die Apartheidsregierung verbannte sie in das in das 1200 Kilometer entfernte Tzwanee. Ein besserer Ausdruck dafür ist wohl „Sibirien Südafrikas“. Sie kannte die Sprache der dortigen Bevölkerung nicht. Sie kannte dort niemanden, sie sollte dort psychologisch ausgehungert werden.
Die Schwangerschaft war nicht ohne Komplikationen und die Nachricht vom Tode Bikos zerstörte alle ihre Hoffnungen. Aber sie war umso fester entschlossen, dieses Kind zu bekommen und nannte es Hlumelo, was soviel heißt wie „grüner Zweig von einem toten Baum“.
Nach der Geburt ging sie daran, dort mit einfachen Mitteln einen Gesundheitsdienst getreu der Gedanken Steve Bikos aufzubauen, der solche Selbsthilfeprojekte als Teil der Emanzipation propagiert hatte.
Dort baute sie die Ithuseng Klinik auf, die schließlich 18.000 Patienten pro Jahr behandelte und sie organisierte eine ganze Reihe von weiteren Projekten. Einige verglichen sie mit Albert Schweitzer. Als der Bann, der sie, statt zu brechen, nur angespornt hatte nach sechs Jahren schließlich aufgehoben wurde, blieb sie ein weiteres Jahr dort, um sicherzustellen, dass die Projekte auch ohne sie weiterlaufen würden.
Mamphela Ramphele ging dann an die Universität von Kapstadt, machte ihren PhD und wurde später die erste schwarze Vizepräsidentin der Universität und eine Expertin auf dem Gebiet der Armutsbekämpfung in ländlichen Gebieten. Später wechselte sie als Direktorin zur Weltbank und ist heute in Südafrika Aufsichtsrätin in einer Reihe von großen Unternehmen. Auch in Deutsch veröffentlichte sie 1997 ihre Lebenserinnerungen „Meiner Freiheit keine Grenzen“
Präzise Suche nach Verantwortlichkeiten
In ihrem Artikel, der in der größten Tageszeitung Südafrikas, „The Star“ mit dem Titel „A Mirror Image of our Society“ erschien geht sie nicht, wie die Politiker, auf die Suche nach imaginären Schuldigen, sondern findet als Schuldigen denjenigen, die für die jetzige Politik in Südafrika verantwortlich sind. Was Mamphela Ramphele im Artikel schreibt, ist eine über den Tellerrand hinaus blickende Analyse der Ursachen für die außer Kontrolle geratenen Gewalttätigkeiten gegen die Ausländer in den Townships.
Sie bezeichnet die Politik des Innenministeriums gegenüber Asylsuchenden und illegalen Immigranten als Verstoß gegen die Menschenwürde, als Verstoß gegen die Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen und als Verstoß, gegen die Genfer Flüchtlingskonvention.
Das Innenministerium und mit ihr die Ausländerbehörde würden illegale Immigranten praktisch als Kriminelle behandeln, ohne die politische Lage in deren Heimatländern zu berücksichtigen, und das bezieht sich natürlich in erster Linie auf Simbabwe.
Als die Innenministerin Nosiviwe Mapisa-Nqakula die schockierenden Zahlen von 1000-3000 Simbabwern, die täglich illegal nach Südafrika kommen bekannt gab und als Lösung die Integration in die Städte und Dörfer propagierte, da war ihr offensichtlich gleichgültig, dass diese Communities, nämlich die Townships der großen Städte wie Johannesburg, Durban oder Kapstadt, nicht nur arm sind, dort hohe Arbeitslosigkeit herrscht, sondern diese Communities aus den Nähten platzten und die Bereitstellung von essentiellen kommunalen Dienstleistungen bestenfalls ungenügend, teilweise aber katastrophal sind.
Phantasieprodukt „Third Force“
Damit waren die Auseinandersetzungen, die jetzt stattfanden, vorprogrammiert, die nicht durch irgendwelche nebulösen Rechtsradikalen wie die Politiker behaupten, sondern einfach durch die weiterverbreitete Meinung in den Communities “Genug ist Genug” ausgelöst worden waren. Damit weist Mamphela Ramphele eine von den Politikern angeschuldigte “Third Force” oder notorische rechtsradikale Unruhestifter als Ursache der Ausschreitungen als Phantasieprodukt zurück.
Hinweise auf zunehmende Spannungen gab es im übrigen in den Monaten davor zu Hauf. über 100 Ausländer, vorwiegend Somalis und Nigerianer, sind in den zurückliegenden Monaten Opfer von ausländerfeindlichen Attacken geworden und über diese Zwischenfälle wurde ausführlich in der Presse berichtet. Die Regierung ignorierte allerdings die Warnzeichen.
Reichtum für sehr Wenige, bittere Armut für Viele
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Hinzu komme die Politik, öffentliche Ämter nahezu ausschließlich mit Schwarzen zu besetzen, gleichgültig ob sie die notwendigen Qualifikationen haben oder nicht.
Man kann nur hoffen, dass die Politiker sich mit dieser Analyse einer der herausragenden Intellektuellen Südafrikas beschäftigen. Angesichts der intellektuellen Arroganz des Staatspräsidenten Thabo Mbeki und seiner Mannschaft sind da eher Zweifel angebracht.
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sfux - 23. Mai, 21:49 Article 6466x read