Adecco - Force for good?
Daniel Mullis - Adecco ist der weltgrösste Dienstleister im Bereich human resources solutions – also im Bereich Temporärarbeit, Outplacement, direkte Stellenvermittlung, Karrierenplanung, Weiterbildungsveranstaltungen etc. (Adecco 2007.3). Zur Zeit sind bei Adecco an die 700‘000 Menschen unter Vertrag, welche an den Grossen Fundus von etwa 150‘000 ArbeitgeberInnen vermittelt werden können. Das Gros dieser Angestellten arbeitet im industriellen Sektor (53%), ein weiterer grosser Bereich sind die Büroangestellten (23%) (Adecco management & consulting S.A. 2007:5). Der Rest verteilt sich auf diverse weitere Branchen wie Medizinalbereich, IT-Dienstleistungen und diverse weitere technische Berufe und Dienstleistungen. Kerngebiete sind Frankreich, USA, Japan, Italien und Deutschland. Weltweit beschäftigt Adecco an die 37‘000 Menschen in über 60 Ländern und Regionen und unterhält über 7000 Büros.
Force for good
Adecco gibt sich als ein sozial bewusstes Unternehmen, gemäss ihrer Publikationen ist es ihr erklärtes Ziel, eine Kraft des Guten zu sein. Neben dem Engagement für Jugendliche und allgemein sozial Benachteiligte, streicht Adecco in erster Linie das Engagement für behinderte Menschen und Opfer von Naturkatastrophen wie dem Tsunami in Asien 2004 und dem Hurrikan Katrina in den USA 2005 hervor.
Als weiteres Imageprojekt führt Adecco auch SpitzensportlerInnenprogramme durch. Diese sollen SportlerInnen, welche aus dem Sportbusiness ausgeschieden sind, den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern.
Skills first, so lautet auch Adecco‘s erste Direktive, womit verdeutlicht werden soll, dass Menschen zuerst auf Grund ihrer Fähigkeiten und nicht auf Grund ihrer Behinderung beurteilt werden sollten (Adecco 2007.1). Adecco streicht seine wichtige Rolle als Arbeitsvermittlerin hervor, denn die bessere Arbeit bedeute schliesslich besseres Leben (Adecco 2007.4).
Insofern sei es für Adecco ein Hauptanliegen für faire Arbeitsbedingungen, Zugang zu Arbeit und sozial verträgliche Arbeitsbedingungen zu sorgen. Um das „Richtige zu tun“, würden alle MitarbeiterInnen intensiv in ethischen Fragen geschult (Adecco 2007.1). Auf freiwilliger Basis verpflichtet sich Adecco den Global Compact einzuhalten. Dies ist ein Vertragswerk, welches im Jahr 2000 durch die UNO initiiert wurde und zehn Punkte in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umwelt und Antikorruption festhält (Adecco management & consulting S.A. 2005).
Auch in der Schweiz versucht sich Adecco sozial verträglich zu positionieren. So verkündet Adecco am 26. September 2007, vorerst die Löhne im Bausektor nicht zu senken (AWP 2007), obwohl dies nach der Kündigung des GAV im Bauhauptgewerbe möglich wäre.
Geschichte
Adecco geht im Jahr 1996 aus der Fusion der schweizerischen Adia (1957) und der französischen Ecco (1964) hervor. Die beiden Firmen hatten schon vor der Fusion beträchtliche Marktanteile in ihren Kernregionen. Um Synergien besser zu nutzen und vor allem die unterschiedlichen Kernmärkte besser abdecken zu können. fusionieren die beiden Konzerne zu Adecco; firmensitz bleibt in der Schweiz. Im Jahr 2000 geht die amerikanische Firma Olsten in Adecco auf und Adecco wird somit zur Nummer eins im amerikanischen Personaldienstleistungs- Markt.
2004 kommt es zu Buchhaltungsungereimtheiten beim US-amerikanischen Ableger, was die Börsenaufsicht auf den Plan ruft. Deswegen können die Geschäftszahlen erst ein halbes Jahr verspätet bekannt gegeben werden, was den Aktienkurs um ganze 35% einbrechen liess. ExpertInnen sprachen in diesem Zusammenhang gar vom grössten Public-Relations-Fiasko der vergangenen Jahre (rtr 2004), auch wenn schliesslich bei der Buchprüfung keine Fehler aufgetaucht sind. 2005 kommt es innerhalb von Adecco zu einer erheblichen Umstrukturierung, dies vor allem um die Marke Adecco zu stärken(Adecco 2007.5).
Als Spätauswirkung der Buchhaltungsaffäre von 2004 kommt es in der Konzernspitze zum endgültigen Bruch und zur Übernahme des Konzerns durch den Financier Klaus Jacobs, welcher nun mit seiner Familie 29.3 % an Adecco hält. Dieser Eklat war aber nicht gänzlich überraschend, zumal der Konflikt zwischen den beiden Financiers Klaus Jacobs (Adia) und Philippe Foriel-Destezet (Ecco) seit der Fusion von 1996 schwoll (NZZ Online 2006).
Daraufhin kommt es zu diversen Wechseln an der Konzernspitze, auch Klaus Jacobs greift des öfteren ins operative Geschäft ein und wird zwischenzeitlich CEO.
Im Jahr 2006 leitet Adecco eine weitere Expansionswelle in Deutschland ein und übernimmt die Deutsche Industrie Service AG (Dierig 2004). Mit der Übernahme der DIS AG kommt es auch bei der Adecco-Spitze zu einem erneuten Wechsel. Der ehemalige DIS CEO Dieter Scheiff und CFO Dominik de Daniel übernehmen diese Positionen auch bei Adecco. 2007 wird die deutsche Tuja Gruppe übernommen und Adecco hat somit in Deutschland einen Marktanteil von 13% und positioniert sich somit einen Prozentpunkt hinter Marktführerin Randstadt (rtr 2007).
Mitte November wurde bekannt, dass Adecco in Frankreich mit einer Kartellbus rechnen muss. Die Vorwürfe gehen auf die Jahre 2003 und 2004 zurück und lauten: Austausch von geschäftsrelevanter Informationen und Absprachen im Zusammenhang mit einem Tenderverfahren in Frankreich.
Finanzanalysten prognostizieren aber, dass diese Vorwürfe keine grossen Auswirkungen auf den Geschäftsgang haben dürften. Trotzdem sank der Aktienwert um 3.1%, nach bekannt werden der Vorwürfe und der Einschätzung der ZKB, dass die Adecco-Aktie unter Druck geraten könne. (Associated Press 2007).
Marktverhalten und Finanzen
Adecco hat seit seiner Gründung eine aggressive Expansionsstrategie verfolgt. Mehrere kleinere und mittlere Unternehmen gingen in Adecco auf. Meist ging es darum Regionen oder Wirtschaftszweige besser abzudecken oder überhaupt erst den Einstieg zu finden. So hat sich Adecco in den letzten Jahren zum weltgrössten Personaldienstleister gemausert, figuriert gar auf der Liste der weltweit fünfhundert umsatzstärksten Konzernen auf Platz 261.
Adecco vermochte, es in den letzten Jahren den Reingewinn stetig zu steigern. Im dritten Quartal 2007 weist Adecco einen Quartalsgewinn von 230 Millionen Euro aus, was eine Steigerung um 40% im Vergleich zur Vorjahresperiode bedeutet. Der Betriebsgewinn stieg im Berichtsquartal um 22%, bereinigt um 11%, während der Umsatz lediglich um 2% stieg. Auch die längerfristigen Jahresdaten zeichnen einen deutlichen Aufwärtstrend (siehe Abb.3). Adecco hat sich selbst das Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren um 7 bis 9 Prozent zu wachsen. Die Betriebsgewinnmarge soll nachhaltig auf über 5% und die Kapitalrendite auf über 25% steigen, 2006 hat die Kapitalrendite 20.3% betragen(NZZ Online 2007).
Sofern sich an der ökonomischen Grosswetterlage sich nichts verschiebe, seien diese Vorgaben zu erreichen, so die Konzernleitung (AWP 2007).
Im ersten Halbjahr 2007 wurden nahezu 40% des Geschäftsumsatzes in Frankreich generiert. Zweitstärkster Markt ist die USA und Canada welche zusammen etwa 13% erwirtschaften. Der Schweizer Markt, in welchem Adecco mit 87 Filialen präsent ist, spielt mit 3% nur eine kleine Rolle (Adecco management & consulting S.A. 2007:4). Auch im sektoralen Bereich gibt es erhebliche Unterschiede der Wertschöpfung und dies nicht nur bei den absoluten Zahlen.
Bis Ende 2008 sollen Aktien im Wert von 400 Mio. Euro zurückgekauft werden, um weiter Akquisationen zu tätigen. Dies vor allem um den Marktanteil in Deutschland weitre auszubauen. Im Visier von Adecco stehen in erster Linie höhermargige Geschäfte. Der Rückkauf der Aktien solle aber auch einem möglichen Verwässerungseffekt auf Grund der ausstehenden Wandelobligationen entgegenwirken(AWP 2007).
HauptanlegerInnengruppen sind FinanzanalystInnen, Individual- InvestorInnen, Institutionelle InvestorInnen und BrokerInnen (Adecco management & consulting S.A. 2005:10). Grösste Aktionärsgruppe ist die Familie Jacobs. Dies verdeutlicht die Beziehung in die Schweiz, welche heute in erster Linie finanzieller Natur ist. Der Schweizer Arbeitsmarkt ist für Adecco, vom gesamt Finanzvolumen ausgehend, nahezu irrelevant. Der Schweizer Firmensitz dürfte auch auf die historische Entwicklung von Adecco zurückzuführen sein. Jedoch macht es durchaus Sinn weiterhin in der Schweiz zu bleiben, dies aus zweierlei Gründen: Zum einen ist es die Schweiz als Finanzplatz und zum anderen, was aber in ersteres hineinspielt, ist es das Image der Schweiz, von welchem Adecco als Konzern durchaus profitieren kann.
Kritischer Blick ins Metier
Adecco versucht sich als Konzern mit sozialem Bewusstsein zu positionieren – zu Recht? Als marktorientiertes Unternehmen muss das Geschäft in erster Linie rentieren. Dies verdeutlicht Adecco selbst nur zu gut mit dem Statement: We are spreding the word: non-discrimnatio isn’t just morally better; it also makes good business sense (Adecco 2007.1).
Adecco streicht ihr Engagement für die sozial Schwachen hervor, verschweigt dabei aber, dass es gerade dieser Teil der arbeitenden Gesellschaft ist, welcher keine andere Wahl hat. Oftmals stehen Menschen vor der Wahl, die schlechteren Arbeitsbedingungen der Teilzeitarbeit anzunehmen oder gar nicht zu arbeiten. Die soziale Initiative von Adecco wird so zur asozialen Ausbeutung.
Auch wenn sich einiges verbessert hat und nun zum Teil sogar unbefristete Arbeitsverträge mit garantierten Ferien abgeschlossen werden (Hamacher 2007), ändert dies nichts an der unbefriedigenden Situation, dass ZeitarbeiterInnen nicht selten als Jongliermasse für die ArbeitgeberInnen dienen. Immer häufiger stellen Betriebe, um bei unsicherer Wirtschaftslage schneller auf Schwankungen reagieren zu können, nur noch Personal auf Zeit ein. Das Betriebsrisiko wird somit vom Betrieb auf die Angestellten übertragen. Weiter müssen so keine Probezeiten, Kündigungsfristen, Kündigungsschutzbestimmungen (welche in der Schweiz ohnehin nahezu inexistent sind) etc. eingehalten werden (FAU 2001).
In Deutschland sind Fälle dokumentiert, wo TeilzeitarbeiterInnen von Firmen eingestellt wurden, um die streikende Stammbelegung zu unterlaufen. So auch im Mai dieses Jahres wo bei einem Streik bei einer Niederlassung der Deutschen Telekom in Berlin-Tegel MitarbeiterInnen von Adecco zum Streikbrechen eingesetzt wurden (Rother 2007).
Gewinn und Prosperität von Firmen wie Adecco bauen also auf den prekären Verhältnissen der ArbeitnehmerInnen auf. In den letzten Jahren hat sich trotz Wirtschaftsaufschwung die Arbeitssituation nicht entspannt – im Gegenteil eher verschärft. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Gewinne munter steigen. Wenn Adecco also von einem Wachstum von 7 bis 9 Prozent bei gleichbleibender ökonomischer Situation spricht, meinen sie auch explizit eine weitere Prekärisierung der Arbeitsbedingungen, welche gerade auch die sozial Schwachen treffen wird. Konzerne wie Adecco können sich Sozialverträglichkeit so gross auf die Fahne schreiben wie sie wollen, aus den oben genannten Gründen können sie dies grundsätzlich nicht sein.
Zahlen und Fakten
Global Headquarters
Sägereistrasse 10
Postfach
8152 Glattbrugg
Schweiz
Chief Executive Officer
Dieter Scheiff
Chief Financial Office
Dominik de Daniel
Fortune Global 500 Ranking
Platz 261 (2007) der weltweit umsatzstärksten Firmen
Weltweit angestellte
37‘000
Globales Netzwerk
7000 Büros in über 60 Ländern und Regionen
Hauptmarkt
Frankreich, USA, Japan, Italien und Deutschland
Aktienmarkt
Adecco S.A. ist in der Schweiz registriert, und in Zürich wie Paris handelbar. Zwischenzeitlich wurde die Aktie auch in New York gehandelt, dieses Engagement wurde nun aber beendet.
ISIN: CH001213860
Kumuliertes Volumen: 2 Mio. Stück
Aktienwert:
23. Nov. 2007: 61.05 CHF
52 Wochen hoch: 89.40 CHF
52 Wochen tief: 59.60 CHF
Quelle: Adecco (2007.2)
Dieser Artikel erschien erstmalig bei ContaInfo
Force for good
Adecco gibt sich als ein sozial bewusstes Unternehmen, gemäss ihrer Publikationen ist es ihr erklärtes Ziel, eine Kraft des Guten zu sein. Neben dem Engagement für Jugendliche und allgemein sozial Benachteiligte, streicht Adecco in erster Linie das Engagement für behinderte Menschen und Opfer von Naturkatastrophen wie dem Tsunami in Asien 2004 und dem Hurrikan Katrina in den USA 2005 hervor.
Als weiteres Imageprojekt führt Adecco auch SpitzensportlerInnenprogramme durch. Diese sollen SportlerInnen, welche aus dem Sportbusiness ausgeschieden sind, den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern.
Skills first, so lautet auch Adecco‘s erste Direktive, womit verdeutlicht werden soll, dass Menschen zuerst auf Grund ihrer Fähigkeiten und nicht auf Grund ihrer Behinderung beurteilt werden sollten (Adecco 2007.1). Adecco streicht seine wichtige Rolle als Arbeitsvermittlerin hervor, denn die bessere Arbeit bedeute schliesslich besseres Leben (Adecco 2007.4).
Insofern sei es für Adecco ein Hauptanliegen für faire Arbeitsbedingungen, Zugang zu Arbeit und sozial verträgliche Arbeitsbedingungen zu sorgen. Um das „Richtige zu tun“, würden alle MitarbeiterInnen intensiv in ethischen Fragen geschult (Adecco 2007.1). Auf freiwilliger Basis verpflichtet sich Adecco den Global Compact einzuhalten. Dies ist ein Vertragswerk, welches im Jahr 2000 durch die UNO initiiert wurde und zehn Punkte in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umwelt und Antikorruption festhält (Adecco management & consulting S.A. 2005).
Auch in der Schweiz versucht sich Adecco sozial verträglich zu positionieren. So verkündet Adecco am 26. September 2007, vorerst die Löhne im Bausektor nicht zu senken (AWP 2007), obwohl dies nach der Kündigung des GAV im Bauhauptgewerbe möglich wäre.
Geschichte
Adecco geht im Jahr 1996 aus der Fusion der schweizerischen Adia (1957) und der französischen Ecco (1964) hervor. Die beiden Firmen hatten schon vor der Fusion beträchtliche Marktanteile in ihren Kernregionen. Um Synergien besser zu nutzen und vor allem die unterschiedlichen Kernmärkte besser abdecken zu können. fusionieren die beiden Konzerne zu Adecco; firmensitz bleibt in der Schweiz. Im Jahr 2000 geht die amerikanische Firma Olsten in Adecco auf und Adecco wird somit zur Nummer eins im amerikanischen Personaldienstleistungs- Markt.
2004 kommt es zu Buchhaltungsungereimtheiten beim US-amerikanischen Ableger, was die Börsenaufsicht auf den Plan ruft. Deswegen können die Geschäftszahlen erst ein halbes Jahr verspätet bekannt gegeben werden, was den Aktienkurs um ganze 35% einbrechen liess. ExpertInnen sprachen in diesem Zusammenhang gar vom grössten Public-Relations-Fiasko der vergangenen Jahre (rtr 2004), auch wenn schliesslich bei der Buchprüfung keine Fehler aufgetaucht sind. 2005 kommt es innerhalb von Adecco zu einer erheblichen Umstrukturierung, dies vor allem um die Marke Adecco zu stärken(Adecco 2007.5).
Als Spätauswirkung der Buchhaltungsaffäre von 2004 kommt es in der Konzernspitze zum endgültigen Bruch und zur Übernahme des Konzerns durch den Financier Klaus Jacobs, welcher nun mit seiner Familie 29.3 % an Adecco hält. Dieser Eklat war aber nicht gänzlich überraschend, zumal der Konflikt zwischen den beiden Financiers Klaus Jacobs (Adia) und Philippe Foriel-Destezet (Ecco) seit der Fusion von 1996 schwoll (NZZ Online 2006).
Daraufhin kommt es zu diversen Wechseln an der Konzernspitze, auch Klaus Jacobs greift des öfteren ins operative Geschäft ein und wird zwischenzeitlich CEO.
Im Jahr 2006 leitet Adecco eine weitere Expansionswelle in Deutschland ein und übernimmt die Deutsche Industrie Service AG (Dierig 2004). Mit der Übernahme der DIS AG kommt es auch bei der Adecco-Spitze zu einem erneuten Wechsel. Der ehemalige DIS CEO Dieter Scheiff und CFO Dominik de Daniel übernehmen diese Positionen auch bei Adecco. 2007 wird die deutsche Tuja Gruppe übernommen und Adecco hat somit in Deutschland einen Marktanteil von 13% und positioniert sich somit einen Prozentpunkt hinter Marktführerin Randstadt (rtr 2007).
Mitte November wurde bekannt, dass Adecco in Frankreich mit einer Kartellbus rechnen muss. Die Vorwürfe gehen auf die Jahre 2003 und 2004 zurück und lauten: Austausch von geschäftsrelevanter Informationen und Absprachen im Zusammenhang mit einem Tenderverfahren in Frankreich.
Finanzanalysten prognostizieren aber, dass diese Vorwürfe keine grossen Auswirkungen auf den Geschäftsgang haben dürften. Trotzdem sank der Aktienwert um 3.1%, nach bekannt werden der Vorwürfe und der Einschätzung der ZKB, dass die Adecco-Aktie unter Druck geraten könne. (Associated Press 2007).
Marktverhalten und Finanzen
Adecco hat seit seiner Gründung eine aggressive Expansionsstrategie verfolgt. Mehrere kleinere und mittlere Unternehmen gingen in Adecco auf. Meist ging es darum Regionen oder Wirtschaftszweige besser abzudecken oder überhaupt erst den Einstieg zu finden. So hat sich Adecco in den letzten Jahren zum weltgrössten Personaldienstleister gemausert, figuriert gar auf der Liste der weltweit fünfhundert umsatzstärksten Konzernen auf Platz 261.
Adecco vermochte, es in den letzten Jahren den Reingewinn stetig zu steigern. Im dritten Quartal 2007 weist Adecco einen Quartalsgewinn von 230 Millionen Euro aus, was eine Steigerung um 40% im Vergleich zur Vorjahresperiode bedeutet. Der Betriebsgewinn stieg im Berichtsquartal um 22%, bereinigt um 11%, während der Umsatz lediglich um 2% stieg. Auch die längerfristigen Jahresdaten zeichnen einen deutlichen Aufwärtstrend (siehe Abb.3). Adecco hat sich selbst das Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren um 7 bis 9 Prozent zu wachsen. Die Betriebsgewinnmarge soll nachhaltig auf über 5% und die Kapitalrendite auf über 25% steigen, 2006 hat die Kapitalrendite 20.3% betragen(NZZ Online 2007).
Sofern sich an der ökonomischen Grosswetterlage sich nichts verschiebe, seien diese Vorgaben zu erreichen, so die Konzernleitung (AWP 2007).
Im ersten Halbjahr 2007 wurden nahezu 40% des Geschäftsumsatzes in Frankreich generiert. Zweitstärkster Markt ist die USA und Canada welche zusammen etwa 13% erwirtschaften. Der Schweizer Markt, in welchem Adecco mit 87 Filialen präsent ist, spielt mit 3% nur eine kleine Rolle (Adecco management & consulting S.A. 2007:4). Auch im sektoralen Bereich gibt es erhebliche Unterschiede der Wertschöpfung und dies nicht nur bei den absoluten Zahlen.
Bis Ende 2008 sollen Aktien im Wert von 400 Mio. Euro zurückgekauft werden, um weiter Akquisationen zu tätigen. Dies vor allem um den Marktanteil in Deutschland weitre auszubauen. Im Visier von Adecco stehen in erster Linie höhermargige Geschäfte. Der Rückkauf der Aktien solle aber auch einem möglichen Verwässerungseffekt auf Grund der ausstehenden Wandelobligationen entgegenwirken(AWP 2007).
HauptanlegerInnengruppen sind FinanzanalystInnen, Individual- InvestorInnen, Institutionelle InvestorInnen und BrokerInnen (Adecco management & consulting S.A. 2005:10). Grösste Aktionärsgruppe ist die Familie Jacobs. Dies verdeutlicht die Beziehung in die Schweiz, welche heute in erster Linie finanzieller Natur ist. Der Schweizer Arbeitsmarkt ist für Adecco, vom gesamt Finanzvolumen ausgehend, nahezu irrelevant. Der Schweizer Firmensitz dürfte auch auf die historische Entwicklung von Adecco zurückzuführen sein. Jedoch macht es durchaus Sinn weiterhin in der Schweiz zu bleiben, dies aus zweierlei Gründen: Zum einen ist es die Schweiz als Finanzplatz und zum anderen, was aber in ersteres hineinspielt, ist es das Image der Schweiz, von welchem Adecco als Konzern durchaus profitieren kann.
Kritischer Blick ins Metier
Adecco versucht sich als Konzern mit sozialem Bewusstsein zu positionieren – zu Recht? Als marktorientiertes Unternehmen muss das Geschäft in erster Linie rentieren. Dies verdeutlicht Adecco selbst nur zu gut mit dem Statement: We are spreding the word: non-discrimnatio isn’t just morally better; it also makes good business sense (Adecco 2007.1).
Adecco streicht ihr Engagement für die sozial Schwachen hervor, verschweigt dabei aber, dass es gerade dieser Teil der arbeitenden Gesellschaft ist, welcher keine andere Wahl hat. Oftmals stehen Menschen vor der Wahl, die schlechteren Arbeitsbedingungen der Teilzeitarbeit anzunehmen oder gar nicht zu arbeiten. Die soziale Initiative von Adecco wird so zur asozialen Ausbeutung.
Auch wenn sich einiges verbessert hat und nun zum Teil sogar unbefristete Arbeitsverträge mit garantierten Ferien abgeschlossen werden (Hamacher 2007), ändert dies nichts an der unbefriedigenden Situation, dass ZeitarbeiterInnen nicht selten als Jongliermasse für die ArbeitgeberInnen dienen. Immer häufiger stellen Betriebe, um bei unsicherer Wirtschaftslage schneller auf Schwankungen reagieren zu können, nur noch Personal auf Zeit ein. Das Betriebsrisiko wird somit vom Betrieb auf die Angestellten übertragen. Weiter müssen so keine Probezeiten, Kündigungsfristen, Kündigungsschutzbestimmungen (welche in der Schweiz ohnehin nahezu inexistent sind) etc. eingehalten werden (FAU 2001).
In Deutschland sind Fälle dokumentiert, wo TeilzeitarbeiterInnen von Firmen eingestellt wurden, um die streikende Stammbelegung zu unterlaufen. So auch im Mai dieses Jahres wo bei einem Streik bei einer Niederlassung der Deutschen Telekom in Berlin-Tegel MitarbeiterInnen von Adecco zum Streikbrechen eingesetzt wurden (Rother 2007).
Gewinn und Prosperität von Firmen wie Adecco bauen also auf den prekären Verhältnissen der ArbeitnehmerInnen auf. In den letzten Jahren hat sich trotz Wirtschaftsaufschwung die Arbeitssituation nicht entspannt – im Gegenteil eher verschärft. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Gewinne munter steigen. Wenn Adecco also von einem Wachstum von 7 bis 9 Prozent bei gleichbleibender ökonomischer Situation spricht, meinen sie auch explizit eine weitere Prekärisierung der Arbeitsbedingungen, welche gerade auch die sozial Schwachen treffen wird. Konzerne wie Adecco können sich Sozialverträglichkeit so gross auf die Fahne schreiben wie sie wollen, aus den oben genannten Gründen können sie dies grundsätzlich nicht sein.
Zahlen und Fakten
Global Headquarters
Sägereistrasse 10
Postfach
8152 Glattbrugg
Schweiz
Chief Executive Officer
Dieter Scheiff
Chief Financial Office
Dominik de Daniel
Fortune Global 500 Ranking
Platz 261 (2007) der weltweit umsatzstärksten Firmen
Weltweit angestellte
37‘000
Globales Netzwerk
7000 Büros in über 60 Ländern und Regionen
Hauptmarkt
Frankreich, USA, Japan, Italien und Deutschland
Aktienmarkt
Adecco S.A. ist in der Schweiz registriert, und in Zürich wie Paris handelbar. Zwischenzeitlich wurde die Aktie auch in New York gehandelt, dieses Engagement wurde nun aber beendet.
ISIN: CH001213860
Kumuliertes Volumen: 2 Mio. Stück
Aktienwert:
23. Nov. 2007: 61.05 CHF
52 Wochen hoch: 89.40 CHF
52 Wochen tief: 59.60 CHF
Quelle: Adecco (2007.2)
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sfux - 23. Aug, 21:15 Article 4252x read