Kampf um Kongos Ostprovinzen
Dr. Alexander von Paleske - --- 29.10. 2008 --- Die Schreckensmeldungen aus dem Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRC) gleichen jetzt wieder denen von vor einem Jahre: Zehntausende von Menschen sind auf der Flucht vor den Rebellen. Der Tutsi-General Laurent Nkunda marschiert auf Goma, die Hauptstadt der kongolesischen Ostprovinz Nord-Kivu.
Die Kämpfe in der Ostprovinz, die im September letzten Jahres ausbrachen, endeten mit einem Waffenstillstand und schliesslich einem UN-vermittelten Friedensabkommen im Januar diesen Jahres.
Zuvor hatten die 17.000 dort stationierten UN- Truppen (Monuc) den Angriff Nkundas auf Goma gestoppt. Jede Seite wirft nun der anderen vor, das Friedensabkommen gebrochen zu haben. Aber diesmal scheint die UN dem Angriff Nkundas mehr oder weniger hilflos zuzuschauen, trotz ihres Militärkontigents von 17.000 Soldaten. Nun hat auch noch deren Kommandeur, der spanische Generalleutnant Vicente Diaz de Villegas, seinen Rücktritt von dem Kommando bekanntgegeben „aus persönlichen Gründen“.
Ein Blick zurück
Um den Konflikt zu verstehen, müssen wir einen Blick zurück werfen.Hier geht es nicht um ein paar verrückte Warlords mit ihren zerlumpten Armeen, sondern um handfeste politische und wirtschaftliche Interessen. Und es ist nicht ein Konflikt zwischen dem Warlord Nkunda und der kongolesischen Zentralregierung in Kinshasa, sondern ein Konflikt zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo (DRC).
Ein Genozid und seine Folgen
In Ruanda hatten im Jahre 1994 Extremisten des Mehrheitsstammes der Hutus etwa 800.000 Tutsis und moderate Hutus umgebracht, bis sie schliesslich von Paul Kagame und seiner Rebellenarmee in den Kongo vertrieben wurden. Paul Kagame übernahm die Macht in Ruanda. Die vertriebenen Hutus stellten eine potentielle aber nicht reale Gefahr für die neue Regierung in Ruanda dar.
Ruandas Bestreben war es, sein Territorialgebiet in die Provinz Nord Kivu der DRC auszudehnen. Aus ethnischen, aber vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Denn in Kivu gibt es Gold, Columbo-Tantalite (Niob), Diamanten und möglicherweise Erdöl. Coltan (Columbo-Tantalite) und jetzt Niob wird bei der Herstellung von Laptops, Playstations und Mobiltelefonen benötigt.
In Ruanda gibt es ausser Tee-und Kaffeeplantagen nichts. Das weckt Begehrlichkeiten. In Nord Kivu leben zwar ebenfalls Tutsis, allerdings in der Minderheit.
Die Zeit für die Verwirklichung dieser Expansionspläne schien gekommen, als Laurent Kabila mit Unterstützung von Ruanda und Uganda im Jahre 1996 vom Osten auf die Hauptstadt des Kongo, Kinshasa, marschierte und den alternden Kleptokraten Mobuto Sese Seko vertrieb.
Laurent Kabila, im Jahre 2001 ermordet und dessen Sohn sein Nachfolger im Amte des Staatspräsidenten wurde, soll vor seiner Machtübernahme versprochen haben, die Grenzen im Osten des Kongo neu zu ziehen.
Davon wollte er natürlich nach seiner Machtübernahme nichts mehr wissen, er wäre sonst zum Verräter abgestempelt worden. Und so warf er die Truppen Ruandas und Ugandas, die ihn bei seinem Vormarsch auf Kinshasa unterstützt hatten, hinaus. Im Jahre 1998 marschierten daraufhin Ruanda und Uganda in den Kongo ein, der zweite Kongokrieg begann, der mehr als 4 Millionen Menschen das Leben kosten sollte, und in den auf Seiten Kabilas auch Angola, Simbabwe, Namibia und die Zentralafrikanische Republik eingriffen.
Der Krieg endete erst im Jahre 2003 mit einem Friedensschluss. Die ausländischen Truppen mussten das Land verlassen.
Auch Uganda und Ruanda zogen ihre Truppen ab.
5 Jahre hatten beide Länder den Osten der DRC geplündert. Ruanda in Kivu und Orientale und Uganda in Orientale und besonders im Distrikt Ituri, wie ein UN-Report aus dem Jahre 2002 feststellte.
Ruandas Truppen fiel eine eine 7-Jahresproduktion von Coltan im Werte von 250 Millionen US-Dollar iin die Hände, damit stieg Ruanda zum grössten Coltan Exporteur in der Welt auf, obgleich es praktisch kein Coltan selbst fördert. Abnehmer des Rohstoffs waren u.a. die Goslarer Firma H.C. Starck, seinerzeit noch zum Bayer-Konzern gehörend, mittlerweile an eine „Heuschrecke“ verkauft, und die US Firma Cabot.
Die Truppen gehen, die Miliz kommt
Kurz nach dem Abzug der ruandischen Truppen tauchte eine neue Gruppe im Osten des Kongo auf unter Führung des Generals Nkunda, der sich geweigert hatte, in der neugeformten kongolesischen Armee den Posten eines Generals zu übernehmen.
Die von ihm geleitete Gruppe nannte sich zunaechst FLEC und nennt sich jetzt National Congress for the Defense of the People (CNDP).
Er kommandiert mittlerweile etwa 5000 Tutsi Soldaten, von denen etliche aus der ruandischen Armee stammen dürften, und über die Hauptstadt Kigali auch mit Waffen versorgt werden. Die Plünderung des Coltans und anderer Rohstoffe über Kigali konnte damit unvermindert weitergehen.Als Waffen-und Rohstofftransporteur fungierte bis zu seiner Verhaftung vor 7 Monaten der Russe Viktor Bout, der in Afrika auch als "Merchant of Death" bezeichnet wird.
Nkundas Milizen drangen auch in den Virunga (Vurunga) Nationalpark ein und stürmten jetzt das Hauptquartier, die Game Rangers flüchteten.
In dem Nationalpark befindet sich eine der letzten Gorilla Populationen. Bereits in den vergangenen Monaten hatten Nkundas Milizen Okapis und Gorillas nach Ruanda verfrachtet, auch dort befindet sich ein Nationalpark.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass Ruanda mit der Zerstörung des Virunga Nationalparks zum alleinigen „Tourismus-Anbieter“ für diese seltenen Tiere aufsteigen will. Nkunda leitet propagandistisch seine Existenzberechtigung und auch jetzt den Vorstoss auf Goma aus der angeblichen Bedrohung durch die Hutu-Milizen, die unter dem Namen FDLR firmieren, her.
Die Wahrheit sieht jedoch anders aus
Nkunda ist der Statthalter Paul Kagames und Ruandas in der Provinz Nord Kivu. Bereits im November 2006 hatte er versucht, die Provinzhauptstadt Goma einzunehmen, das schlug fehl. Daraufhin liess er sich auf eine Vereinigung seiner Miliz mit der Regierungsarmee ein. Damit sollten drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Das "Problem Nkunda" gelöst, die Milizen in die Armee eingegliedert und die Hutu Milizen entwaffnet werden.
Nkunda nutzte allerdings diese neue Position flugs, um die Hutu-Zivilbevölkerung zu terrorisieren und zu vertreiben, sozusagen jetzt im offiziellen Regierungsauftrag. Eine neue Flüchtlingswelle war das Ergebnis. Die Integration in die Armee war damit zu Ende.
Im September 2007 war er wieder mit seiner Miliz auf dem Vormarsch. Der wurde aber durch die starke UN- Präsenz gestoppt.
Nun geht der Kampf um die Neuaufteilung des Ostens der DRC weiter. Das unvorstellbare Leid der Zivilbevölkerung findet kein Ende.
Südafrika könnte mit seinem Militär den UN- Truppen zu Hilfe kommen. Aber statt einer formidablen schnellen Eingreiftruppe wurde Südafrikas Armee gerade mit Waffen für einen grossen konventionellen Krieg ausgerüstet, den es wohl auch in der Zukunft in der Region nicht geben wird.
Die Kongo-Plünderer
Reichtum, Armut, Krieg - Demokratische Republik Kongo
Gletscher, Safari und Zyanid - Barricks-Gold
Ugandas Ölfunde: Söldner fördern es, die Amerikaner kaufen es.
Viktor Bout, Afrikas “Merchant of Death”
Viktor Bout – Auslieferung in die USA?
Südafrika – Thabo Mbekis Höhenflug und Absturz
Deutschland, Suedafrika und ein Waffenskandal ohne Ende
Die Kämpfe in der Ostprovinz, die im September letzten Jahres ausbrachen, endeten mit einem Waffenstillstand und schliesslich einem UN-vermittelten Friedensabkommen im Januar diesen Jahres.
Zuvor hatten die 17.000 dort stationierten UN- Truppen (Monuc) den Angriff Nkundas auf Goma gestoppt. Jede Seite wirft nun der anderen vor, das Friedensabkommen gebrochen zu haben. Aber diesmal scheint die UN dem Angriff Nkundas mehr oder weniger hilflos zuzuschauen, trotz ihres Militärkontigents von 17.000 Soldaten. Nun hat auch noch deren Kommandeur, der spanische Generalleutnant Vicente Diaz de Villegas, seinen Rücktritt von dem Kommando bekanntgegeben „aus persönlichen Gründen“.
Ein Blick zurück
Um den Konflikt zu verstehen, müssen wir einen Blick zurück werfen.Hier geht es nicht um ein paar verrückte Warlords mit ihren zerlumpten Armeen, sondern um handfeste politische und wirtschaftliche Interessen. Und es ist nicht ein Konflikt zwischen dem Warlord Nkunda und der kongolesischen Zentralregierung in Kinshasa, sondern ein Konflikt zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo (DRC).
Ein Genozid und seine Folgen
In Ruanda hatten im Jahre 1994 Extremisten des Mehrheitsstammes der Hutus etwa 800.000 Tutsis und moderate Hutus umgebracht, bis sie schliesslich von Paul Kagame und seiner Rebellenarmee in den Kongo vertrieben wurden. Paul Kagame übernahm die Macht in Ruanda. Die vertriebenen Hutus stellten eine potentielle aber nicht reale Gefahr für die neue Regierung in Ruanda dar.
Ruandas Bestreben war es, sein Territorialgebiet in die Provinz Nord Kivu der DRC auszudehnen. Aus ethnischen, aber vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Denn in Kivu gibt es Gold, Columbo-Tantalite (Niob), Diamanten und möglicherweise Erdöl. Coltan (Columbo-Tantalite) und jetzt Niob wird bei der Herstellung von Laptops, Playstations und Mobiltelefonen benötigt.
In Ruanda gibt es ausser Tee-und Kaffeeplantagen nichts. Das weckt Begehrlichkeiten. In Nord Kivu leben zwar ebenfalls Tutsis, allerdings in der Minderheit.
Die Zeit für die Verwirklichung dieser Expansionspläne schien gekommen, als Laurent Kabila mit Unterstützung von Ruanda und Uganda im Jahre 1996 vom Osten auf die Hauptstadt des Kongo, Kinshasa, marschierte und den alternden Kleptokraten Mobuto Sese Seko vertrieb.
Laurent Kabila, im Jahre 2001 ermordet und dessen Sohn sein Nachfolger im Amte des Staatspräsidenten wurde, soll vor seiner Machtübernahme versprochen haben, die Grenzen im Osten des Kongo neu zu ziehen.
Davon wollte er natürlich nach seiner Machtübernahme nichts mehr wissen, er wäre sonst zum Verräter abgestempelt worden. Und so warf er die Truppen Ruandas und Ugandas, die ihn bei seinem Vormarsch auf Kinshasa unterstützt hatten, hinaus. Im Jahre 1998 marschierten daraufhin Ruanda und Uganda in den Kongo ein, der zweite Kongokrieg begann, der mehr als 4 Millionen Menschen das Leben kosten sollte, und in den auf Seiten Kabilas auch Angola, Simbabwe, Namibia und die Zentralafrikanische Republik eingriffen.
Der Krieg endete erst im Jahre 2003 mit einem Friedensschluss. Die ausländischen Truppen mussten das Land verlassen.
Auch Uganda und Ruanda zogen ihre Truppen ab.
5 Jahre hatten beide Länder den Osten der DRC geplündert. Ruanda in Kivu und Orientale und Uganda in Orientale und besonders im Distrikt Ituri, wie ein UN-Report aus dem Jahre 2002 feststellte.
Ruandas Truppen fiel eine eine 7-Jahresproduktion von Coltan im Werte von 250 Millionen US-Dollar iin die Hände, damit stieg Ruanda zum grössten Coltan Exporteur in der Welt auf, obgleich es praktisch kein Coltan selbst fördert. Abnehmer des Rohstoffs waren u.a. die Goslarer Firma H.C. Starck, seinerzeit noch zum Bayer-Konzern gehörend, mittlerweile an eine „Heuschrecke“ verkauft, und die US Firma Cabot.
Die Truppen gehen, die Miliz kommt
Kurz nach dem Abzug der ruandischen Truppen tauchte eine neue Gruppe im Osten des Kongo auf unter Führung des Generals Nkunda, der sich geweigert hatte, in der neugeformten kongolesischen Armee den Posten eines Generals zu übernehmen.
Die von ihm geleitete Gruppe nannte sich zunaechst FLEC und nennt sich jetzt National Congress for the Defense of the People (CNDP).
Er kommandiert mittlerweile etwa 5000 Tutsi Soldaten, von denen etliche aus der ruandischen Armee stammen dürften, und über die Hauptstadt Kigali auch mit Waffen versorgt werden. Die Plünderung des Coltans und anderer Rohstoffe über Kigali konnte damit unvermindert weitergehen.Als Waffen-und Rohstofftransporteur fungierte bis zu seiner Verhaftung vor 7 Monaten der Russe Viktor Bout, der in Afrika auch als "Merchant of Death" bezeichnet wird.
Nkundas Milizen drangen auch in den Virunga (Vurunga) Nationalpark ein und stürmten jetzt das Hauptquartier, die Game Rangers flüchteten.
In dem Nationalpark befindet sich eine der letzten Gorilla Populationen. Bereits in den vergangenen Monaten hatten Nkundas Milizen Okapis und Gorillas nach Ruanda verfrachtet, auch dort befindet sich ein Nationalpark.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass Ruanda mit der Zerstörung des Virunga Nationalparks zum alleinigen „Tourismus-Anbieter“ für diese seltenen Tiere aufsteigen will. Nkunda leitet propagandistisch seine Existenzberechtigung und auch jetzt den Vorstoss auf Goma aus der angeblichen Bedrohung durch die Hutu-Milizen, die unter dem Namen FDLR firmieren, her.
Die Wahrheit sieht jedoch anders aus
Nkunda ist der Statthalter Paul Kagames und Ruandas in der Provinz Nord Kivu. Bereits im November 2006 hatte er versucht, die Provinzhauptstadt Goma einzunehmen, das schlug fehl. Daraufhin liess er sich auf eine Vereinigung seiner Miliz mit der Regierungsarmee ein. Damit sollten drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Das "Problem Nkunda" gelöst, die Milizen in die Armee eingegliedert und die Hutu Milizen entwaffnet werden.
Nkunda nutzte allerdings diese neue Position flugs, um die Hutu-Zivilbevölkerung zu terrorisieren und zu vertreiben, sozusagen jetzt im offiziellen Regierungsauftrag. Eine neue Flüchtlingswelle war das Ergebnis. Die Integration in die Armee war damit zu Ende.
Im September 2007 war er wieder mit seiner Miliz auf dem Vormarsch. Der wurde aber durch die starke UN- Präsenz gestoppt.
Nun geht der Kampf um die Neuaufteilung des Ostens der DRC weiter. Das unvorstellbare Leid der Zivilbevölkerung findet kein Ende.
Südafrika könnte mit seinem Militär den UN- Truppen zu Hilfe kommen. Aber statt einer formidablen schnellen Eingreiftruppe wurde Südafrikas Armee gerade mit Waffen für einen grossen konventionellen Krieg ausgerüstet, den es wohl auch in der Zukunft in der Region nicht geben wird.
Die Kongo-Plünderer
Reichtum, Armut, Krieg - Demokratische Republik Kongo
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onlinedienst - 29. Okt, 22:53 Article 5323x read