US-Gericht weist Klage gegen Agent-Orange-Hersteller ab
Hanoi/New York. Die Abweisung einer Sammelklage von rund vier Millionen Vietnamesen gegen die amerikanischen Hersteller des Entlaubungsmittels Agent Orange ist in Vietnam auf Kritik und Enttäuschung gestossen. Ein US-Gericht hatte es am Donnerstag abgelehnt, das im Vietnamkrieg eingesetzte Mittel mit Substanzen gleichzusetzen, deren Anwendung völkerrechtlich verboten ist. Dieses Urteil sei eine Schande, sagte Nguyen Trong Nhan, Vizepräsident der Vietnamesischen Vereinigung der Opfer von Agent Orange, am Freitag. «Wir wollen nur Gerechtigkeit, sonst nichts.»
80 Millionen Liter versprüht
Um Entschädigungszahlungen zu erhalten, wollten die Kläger erreichen, dass die Herstellung von Agent Orange für den Kriegseinsatz als Kriegsverbrechen eingestuft wird. Dies lehnte Bezirksrichter Jack Weinstein ab. Seiner Ansicht nach konnten die Kläger auch nicht nachweisen, dass ihre gesundheitlichen Probleme durch den Einsatz von Agent Orange verursacht wurden. US-Flugzeuge hatten während des Vietnamkriegs rund 80 Millionen Liter des Entlaubungsmittels versprüht, um den nordvietnamesischen Truppen die Deckung im Dschungel zu nehmen.
Die Beklagten, darunter die Unternehmen Monsanto und Dow Chemical, zeigten sich mit dem Richterspruch zufrieden. Dagegen kündigte die Gegenseite an, in Revision zu gehen. «Ich werde kämpfen, nicht nur für mich selbst, sondern für Millionen vietnamesischer Opfer», sagte einer der Kläger, der 50-jährige Nguyen Van Quy. Quy leidet unter Leber- und Magenkrebs. Er macht Agent Orange ausserdem für Missbildungen seiner Kinder verantwortlich. Beide sind geistig behindert, seine 14-jährige Tochter ist zudem taubstumm. «Diejenigen, die diese giftigen Chemikalien hergestellt haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden», sagte Quy.
Agent Orange
Erhielt seinen Namen von der orangen Banderole der Fässer. Der Wirkstoff ist 2,4,5-Trichlor-Phenoxyessigsäure-Butylester. Agent Orange ist flüssig und wird als Aerosol aus Flugzeugen oder aus Helikoptern versprüht… Und seine Wirkung ist fürchterlich. Obwohl Mediziner bereits 1966 langfristige Schäden am Menschen vermuten, leugnet die US-Regierung und das Militär bis heute einen kausalen Zusammenhang zwischen Agent Orange und den Krankheiten: Wer im Vietnamkrieg mit dem Entlaubungsmittel Agent Orange in Berührung kam, blieb nicht nur bis an sein Lebensende verseucht, sondern trug den Fluch weiter in die nächsten Generationen. Zwei bis fünf Millionen Vietnamesen kommen direkt mit Agent Orange in Kontakt, und ahnen nichts von den Folgen. Krebs, Missbildungen, Immunschwäche und vor allem Erbgutveränderungen treten von nun an immer häufiger auf. Laut Angaben des vietnamesischen Roten Kreuzes leiden circa 100.000 Vietnamesen an den Spätfolgen von Agent Orange.
Agent Orange kein Kriegs- Verbrechen
Diese sind: Krebs, Missbildungen, Immunschwächen und nachhaltige Erbgut Veränderungen. Andere Schätzungen setzen die Zahl der Opfer erheblich höher auf ca. 4 Millionen an. Da viele vietnamesische Neugeborene der dritten Generation noch mit schweren Missbildungen zur Welt kommen, dürfte die höhere Zahl eher der Wahrheit nahe kommen. Auch im Vietnamkrieg eingesetzte US-Soldaten sind von diesen Symptomen betroffen.
Ziel der Ranch Hand (Bauernhilfe) genannten Operation war die Entlaubung der Wälder, um einerseits Verstecke und Versorgungswege des Gegners aufzudecken und andererseits die Militärbasen und Flugplätze im dichten Dschungel erweitern zu können. Darüber hinaus wurden auch Ackerflächen bespritzt, um dem Feind die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Innerhalb weniger Jahre wurden so mehr als ein Sechstel des vietnamesischen Walds und zwei Drittel aller Felder vernichtete. Seinen Hauptzweck hat das Gift damit erreicht: Kein Blatt soll mehr die heimlichen Wege des kommunistischen Vietcong durch den Dschungel schützen. Und auch die daraus resultierenden Ernteausfälle sind willkommen, treiben sie doch die Bauern aus dem Norden des Lands vermeintlich in das mit den USA verbündete Südvietnam.
80g dieses Dioxins im Trinkwasser würde die Einwohner der Stadt New York töten können
Als die milchige Flüssigkeit 1961 das erste Mal aus US-amerikanischen Flugzeugen auf die Felder Vietnams regnete, wundern sich die Bauern. Wenige Minuten später fielen die Blätter von den Bäumen, knickten die Reishalme kollektiv um. Mehr als 70 Millionen Liter Chemikalien wurden von 1961 bis 1971 über Vietnam und den Grenzregionen von Kambodscha und Laos abgeworfen. Zum Vergleich: 80g dieses Dioxins im Trinkwasser würde die Einwohner der Stadt New York töten können.
Hergestellt und geliefert wurde Agent Orange damals von der Firma Dow Chemical, von dem deutschen Chemieunternehmen Ernst Boehringer sowie vom tschechischen Unternehmen Spolana in Neratovice.
Bildlegende, Bild: 2
Nguyen Huu An (l.), 5 Jahre alt, und Nguyen Thi Thanh Tuyen, 3 Jahre alt, mit ihrer Mutter in Huong Xuan bei Hue. Der Vater lebte in der Agent-Orange-vergifteten Provinz Song Be. Als auch sein zweites Kind mit Missbildungen zur Welt kam, nahm er sich das Leben.
Foto Roland Schmid.
Empfehlenswerte Literatur:
"Als mein Kind geboren wurde, war ich sehr traurig"
Spätfolgen des Chemiewaffen-Einsatzes im Vietnamkrieg.
Lenos Verlag Basel
ISBN 3-85787-298-5
Herausgeber Peter Jaeggi
80 Millionen Liter versprüht
Um Entschädigungszahlungen zu erhalten, wollten die Kläger erreichen, dass die Herstellung von Agent Orange für den Kriegseinsatz als Kriegsverbrechen eingestuft wird. Dies lehnte Bezirksrichter Jack Weinstein ab. Seiner Ansicht nach konnten die Kläger auch nicht nachweisen, dass ihre gesundheitlichen Probleme durch den Einsatz von Agent Orange verursacht wurden. US-Flugzeuge hatten während des Vietnamkriegs rund 80 Millionen Liter des Entlaubungsmittels versprüht, um den nordvietnamesischen Truppen die Deckung im Dschungel zu nehmen.
Die Beklagten, darunter die Unternehmen Monsanto und Dow Chemical, zeigten sich mit dem Richterspruch zufrieden. Dagegen kündigte die Gegenseite an, in Revision zu gehen. «Ich werde kämpfen, nicht nur für mich selbst, sondern für Millionen vietnamesischer Opfer», sagte einer der Kläger, der 50-jährige Nguyen Van Quy. Quy leidet unter Leber- und Magenkrebs. Er macht Agent Orange ausserdem für Missbildungen seiner Kinder verantwortlich. Beide sind geistig behindert, seine 14-jährige Tochter ist zudem taubstumm. «Diejenigen, die diese giftigen Chemikalien hergestellt haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden», sagte Quy.
Agent Orange
Erhielt seinen Namen von der orangen Banderole der Fässer. Der Wirkstoff ist 2,4,5-Trichlor-Phenoxyessigsäure-Butylester. Agent Orange ist flüssig und wird als Aerosol aus Flugzeugen oder aus Helikoptern versprüht… Und seine Wirkung ist fürchterlich. Obwohl Mediziner bereits 1966 langfristige Schäden am Menschen vermuten, leugnet die US-Regierung und das Militär bis heute einen kausalen Zusammenhang zwischen Agent Orange und den Krankheiten: Wer im Vietnamkrieg mit dem Entlaubungsmittel Agent Orange in Berührung kam, blieb nicht nur bis an sein Lebensende verseucht, sondern trug den Fluch weiter in die nächsten Generationen. Zwei bis fünf Millionen Vietnamesen kommen direkt mit Agent Orange in Kontakt, und ahnen nichts von den Folgen. Krebs, Missbildungen, Immunschwäche und vor allem Erbgutveränderungen treten von nun an immer häufiger auf. Laut Angaben des vietnamesischen Roten Kreuzes leiden circa 100.000 Vietnamesen an den Spätfolgen von Agent Orange.
Agent Orange kein Kriegs- Verbrechen
Diese sind: Krebs, Missbildungen, Immunschwächen und nachhaltige Erbgut Veränderungen. Andere Schätzungen setzen die Zahl der Opfer erheblich höher auf ca. 4 Millionen an. Da viele vietnamesische Neugeborene der dritten Generation noch mit schweren Missbildungen zur Welt kommen, dürfte die höhere Zahl eher der Wahrheit nahe kommen. Auch im Vietnamkrieg eingesetzte US-Soldaten sind von diesen Symptomen betroffen.
Ziel der Ranch Hand (Bauernhilfe) genannten Operation war die Entlaubung der Wälder, um einerseits Verstecke und Versorgungswege des Gegners aufzudecken und andererseits die Militärbasen und Flugplätze im dichten Dschungel erweitern zu können. Darüber hinaus wurden auch Ackerflächen bespritzt, um dem Feind die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Innerhalb weniger Jahre wurden so mehr als ein Sechstel des vietnamesischen Walds und zwei Drittel aller Felder vernichtete. Seinen Hauptzweck hat das Gift damit erreicht: Kein Blatt soll mehr die heimlichen Wege des kommunistischen Vietcong durch den Dschungel schützen. Und auch die daraus resultierenden Ernteausfälle sind willkommen, treiben sie doch die Bauern aus dem Norden des Lands vermeintlich in das mit den USA verbündete Südvietnam.
80g dieses Dioxins im Trinkwasser würde die Einwohner der Stadt New York töten können
Als die milchige Flüssigkeit 1961 das erste Mal aus US-amerikanischen Flugzeugen auf die Felder Vietnams regnete, wundern sich die Bauern. Wenige Minuten später fielen die Blätter von den Bäumen, knickten die Reishalme kollektiv um. Mehr als 70 Millionen Liter Chemikalien wurden von 1961 bis 1971 über Vietnam und den Grenzregionen von Kambodscha und Laos abgeworfen. Zum Vergleich: 80g dieses Dioxins im Trinkwasser würde die Einwohner der Stadt New York töten können.
Hergestellt und geliefert wurde Agent Orange damals von der Firma Dow Chemical, von dem deutschen Chemieunternehmen Ernst Boehringer sowie vom tschechischen Unternehmen Spolana in Neratovice.
Bildlegende, Bild: 2
Nguyen Huu An (l.), 5 Jahre alt, und Nguyen Thi Thanh Tuyen, 3 Jahre alt, mit ihrer Mutter in Huong Xuan bei Hue. Der Vater lebte in der Agent-Orange-vergifteten Provinz Song Be. Als auch sein zweites Kind mit Missbildungen zur Welt kam, nahm er sich das Leben.
Foto Roland Schmid.
Empfehlenswerte Literatur:
"Als mein Kind geboren wurde, war ich sehr traurig"
Spätfolgen des Chemiewaffen-Einsatzes im Vietnamkrieg.
Lenos Verlag Basel
ISBN 3-85787-298-5
Herausgeber Peter Jaeggi
sfux - 11. Mär, 13:49 Article 14598x read