Der Mozart des Tätowierens – Im Gespräch mit Louis Molloy
Nando Rohner - Louis Molloy ist wohl ohne Zweifel einer der besten Tätowierer der Welt, der aufgrund seiner feinen und filigranen Arbeiten in der Szene auch gerne als „Mozart des Tätowierens“ bezeichnet wird. 2007 war er in Basel zu Gast an einer von Tätowier-Kollege Orlando ausgerichteten Tattoo-Convention. Und obwohl er einen vollen Terminplan hatte, nahm er sich die Zeit für ein kurzes Interview, dass exklusiv auf „Nachrichten von Heute“ zum ersten Mal nachgelesen werden kann.
Wann hast du angefangen zu tätowieren?
Ich habe mit Tattoos angefangen, als ich 14 Jahre alt war. Mit 18 Jahren habe ich mein Studio eröffnet, was nicht ganz ohne Risiko war, dass ich aber bis heute betreibe. Meine Eltern haben mich von Anfang an dabei unterstützt, da es nicht nur was Kreatives war was ich tat, sondern es hielt mich auch aus irgendwelchem Ärger heraus.
Innerhalb der Tattoo-Szene genießt du ja einen ausgezeichnete Ruf…
Man könnte sagen, dass ich mir eine gewisse Reputation erbaut habe, da hast du Recht.
"Man kann einen Menschen heutzutage nicht mehr aufgrund seiner Tattoos beurteilen, dass geht einfach nicht mehr."
Du hast in England auch eine eigne TV-Show namens „London Ink.“, richtig?
Genau. Die Show wird auf dem Discovery Chanel ausgestrahlt. Die erste Staffel war dabei so erfolgreich, dass eine zweite Staffel in Auftrag gegeben wurde, die im September 2008 auf Sendung ging. Ich finde es sehr interessant, diese Show zu machen, da sie aufzeigt wie es ist ein Tattoo-Studio zu betreiben. Die Show gibt der Öffentlichkeit die Chance zu sehen, was hinter den Kulissen abgeht, wie ein Tattoo entsteht und was für eine kreative Arbeit es benötigt, um ein gutes Motiv zu entwerfen und in die Tat umzusetzen.
Würdest du sagen, dass die Tattoo-Szene von solch einer Show wie „London Ink.“ profitiert?.
Auf alle Fälle. Tattoos sind momentan so angesagt wie noch nie zuvor. Und solch eine Show wie „London Ink.“, oder auch „Miami Ink.“, mir der alles angefangen hat, gibt der ganzen Szene noch eine zusätzlichen Aufwind. Die Tattoo-Studios können davon nur profitieren, da ihnen das zusätzlich Kundschaft bringt. Die Leute erkennen, dass Tattoos nicht nur was für Rocker oder auch Kriminelle sind, dass all diese Vorurteile einfach nur quatsch sind. Die Leute sehen, dass jeder ein Tattoo tragen kann, ohne deshalb abgestempelt zu werden. Man kann einen Menschen heutzutage nicht mehr aufgrund seiner Tattoos beurteilen, dass geht einfach nicht mehr.
Dementsprechend vielseitig ist auch dein Kundenkreis?
Ich habe schon alle möglichen Leute tätowiert, angefangen beim Rocker über Doktoren bis hin zu Profi-Sportlern. Tattoos kennen keine Grenzen! Das erste was ich einen Kunden frage, mit dem ich noch nie gearbeitet habe ist, mit was er seinen Lebensunterhalt verdient. Und ich bin immer wieder erstaunt, was für verschiedene Berufsgattungen genannt werden, vom Anwalt bis hin zum normalen Angestellten. Aber genau das macht den Job auch so interessant.
Du hast aber auch schon Prominente tätowiert, wie z.B. die Mädchen von den SPICE GIRLS?
Ich habe Victoria Beckham, Mel B, Mel C und Emma Bunton von den Spice Girls tätowiert. Aber auch Ronan Keating von BOYZONE war schon bei mir.
Und wie schaut es mit irgendwelchen Musikern aus der Rock und Metal-Szene aus, hast du da auch wenn tätowiert?
Hhhmmm, nicht wirklich. Der einzige, der ungefähr in die Richtung geht und mir gerade in den Sinn kommt ist Peter Hock, Bassspieler der Band NEW ORDER. Eine wirklich gute Band, die übrigens auch in der Rock n Roll Hall of Fame ist. Besser kann man es wohl nicht machen *lacht*. Ich habe aber auch ein paar Mitglieder von CHUMBAWAMBA ein Tattoo verpasst, auch wenn die Band eher im Punk zuhause ist. Mir persönlich ist auch vollkommen egal, was für eine Musik die jeweilige Person macht, da es schließlich um Tattoos und nicht um die Musik geht.
Was für eine Musik hörst du den Privat?
Da stellst du mir aber jetzt eine Frage *lacht*. Ich höre alles Mögliche, sei es Rock, Punk, Rockabilly, Pop oder auch Opern. Im Moment beschäftige ich mich aber mehr mit kultureller und klaasscher Musik wie auch mit verschiedenen Audio-Büchern. Die letzte Single die ich mir gekauft habe, die stammte aber aus dem Rock-Sektor, da es sich dabei um einen Song der ROLLING STONES handelte.
Besteht für dich ein Zusammenhang zwischen Tattoos und Metal?
Auf eine Art schon. Tattoos werden immer noch mit jugendlicher Rebellion in Verbindung gebracht, was auch beim Rock und Metal der Fall ist. Beides war früher auch ein Akt der Rebellion und Auflehnung. Tattoos sind aber in der Zwischenzeit mehr und mehr Populär geworden, tragen aus meiner Sicht betrachtet Tattoos nicht mehr wirklich viel Rebellion in sich. Schau dir nur all die Tattoos von heute an. Da gibt es so viele Motive, die so genial gestochen und umgesetzt sind, dass hat nichts mehr mit Rebellion, sondern mit Kunst zu tun.
Ich habe eine Tochter, sie ist zwanzig Jahre alt. Und sie trägt keine Tattoos, was viele Leute nicht verstehen können, da ich ja als Tätowierer tätig bin. Ich Antworte dann immer, dass sie einfach kein Interesse an Tattoos hat, da sie damit aufgewachsen ist, für sie ist das was ganz normales und hat nichts mit einer Rebellion zu tun. Für sie ist es eine Rebellion keine Tattoos zu tragen *lacht*.
Würdest du sagen, dass Tattoos eine Art von Lifestyle sind?
Nein, ganz und gar nicht. Viele Leute machen sich aus ganz persönlichen Gründen ein Tattoo, ohne es deshalb der ganzen Welt zeigen zu wollen. Natürlich gibt es gewisse Sub-Kulturen, die Tattoos für ihre Zwecke und ihren Lifestyle übernommen haben. Ich finde es jedoch lächerlich, wenn man sich dafür ein Tattoo machen muss, um auch zu einer Sub-Kultur und ihrem Lifestyle zu gehören.
Mehr Interviews und einblicke zum Thema „Tattoos und Metal“ gibt es in dem gerade veröffentlichten Buch „Under the Skin of Rock ´n´ Roll“ (ISBN: 978-3-8370-9285-1), der beiden Autoren Nando Rohner & Alessandro Bertolotti.
388 Seiten voller exklusiver Interviews, Paperback-gebunden inkl. vieler schwarz-weiß und Farbfotos.
Rockandtattoo
Wann hast du angefangen zu tätowieren?
Ich habe mit Tattoos angefangen, als ich 14 Jahre alt war. Mit 18 Jahren habe ich mein Studio eröffnet, was nicht ganz ohne Risiko war, dass ich aber bis heute betreibe. Meine Eltern haben mich von Anfang an dabei unterstützt, da es nicht nur was Kreatives war was ich tat, sondern es hielt mich auch aus irgendwelchem Ärger heraus.
Innerhalb der Tattoo-Szene genießt du ja einen ausgezeichnete Ruf…
Man könnte sagen, dass ich mir eine gewisse Reputation erbaut habe, da hast du Recht.
"Man kann einen Menschen heutzutage nicht mehr aufgrund seiner Tattoos beurteilen, dass geht einfach nicht mehr."
Du hast in England auch eine eigne TV-Show namens „London Ink.“, richtig?
Genau. Die Show wird auf dem Discovery Chanel ausgestrahlt. Die erste Staffel war dabei so erfolgreich, dass eine zweite Staffel in Auftrag gegeben wurde, die im September 2008 auf Sendung ging. Ich finde es sehr interessant, diese Show zu machen, da sie aufzeigt wie es ist ein Tattoo-Studio zu betreiben. Die Show gibt der Öffentlichkeit die Chance zu sehen, was hinter den Kulissen abgeht, wie ein Tattoo entsteht und was für eine kreative Arbeit es benötigt, um ein gutes Motiv zu entwerfen und in die Tat umzusetzen.
Würdest du sagen, dass die Tattoo-Szene von solch einer Show wie „London Ink.“ profitiert?.
Auf alle Fälle. Tattoos sind momentan so angesagt wie noch nie zuvor. Und solch eine Show wie „London Ink.“, oder auch „Miami Ink.“, mir der alles angefangen hat, gibt der ganzen Szene noch eine zusätzlichen Aufwind. Die Tattoo-Studios können davon nur profitieren, da ihnen das zusätzlich Kundschaft bringt. Die Leute erkennen, dass Tattoos nicht nur was für Rocker oder auch Kriminelle sind, dass all diese Vorurteile einfach nur quatsch sind. Die Leute sehen, dass jeder ein Tattoo tragen kann, ohne deshalb abgestempelt zu werden. Man kann einen Menschen heutzutage nicht mehr aufgrund seiner Tattoos beurteilen, dass geht einfach nicht mehr.
Dementsprechend vielseitig ist auch dein Kundenkreis?
Ich habe schon alle möglichen Leute tätowiert, angefangen beim Rocker über Doktoren bis hin zu Profi-Sportlern. Tattoos kennen keine Grenzen! Das erste was ich einen Kunden frage, mit dem ich noch nie gearbeitet habe ist, mit was er seinen Lebensunterhalt verdient. Und ich bin immer wieder erstaunt, was für verschiedene Berufsgattungen genannt werden, vom Anwalt bis hin zum normalen Angestellten. Aber genau das macht den Job auch so interessant.
Du hast aber auch schon Prominente tätowiert, wie z.B. die Mädchen von den SPICE GIRLS?
Ich habe Victoria Beckham, Mel B, Mel C und Emma Bunton von den Spice Girls tätowiert. Aber auch Ronan Keating von BOYZONE war schon bei mir.
Und wie schaut es mit irgendwelchen Musikern aus der Rock und Metal-Szene aus, hast du da auch wenn tätowiert?
Hhhmmm, nicht wirklich. Der einzige, der ungefähr in die Richtung geht und mir gerade in den Sinn kommt ist Peter Hock, Bassspieler der Band NEW ORDER. Eine wirklich gute Band, die übrigens auch in der Rock n Roll Hall of Fame ist. Besser kann man es wohl nicht machen *lacht*. Ich habe aber auch ein paar Mitglieder von CHUMBAWAMBA ein Tattoo verpasst, auch wenn die Band eher im Punk zuhause ist. Mir persönlich ist auch vollkommen egal, was für eine Musik die jeweilige Person macht, da es schließlich um Tattoos und nicht um die Musik geht.
Was für eine Musik hörst du den Privat?
Da stellst du mir aber jetzt eine Frage *lacht*. Ich höre alles Mögliche, sei es Rock, Punk, Rockabilly, Pop oder auch Opern. Im Moment beschäftige ich mich aber mehr mit kultureller und klaasscher Musik wie auch mit verschiedenen Audio-Büchern. Die letzte Single die ich mir gekauft habe, die stammte aber aus dem Rock-Sektor, da es sich dabei um einen Song der ROLLING STONES handelte.
Besteht für dich ein Zusammenhang zwischen Tattoos und Metal?
Auf eine Art schon. Tattoos werden immer noch mit jugendlicher Rebellion in Verbindung gebracht, was auch beim Rock und Metal der Fall ist. Beides war früher auch ein Akt der Rebellion und Auflehnung. Tattoos sind aber in der Zwischenzeit mehr und mehr Populär geworden, tragen aus meiner Sicht betrachtet Tattoos nicht mehr wirklich viel Rebellion in sich. Schau dir nur all die Tattoos von heute an. Da gibt es so viele Motive, die so genial gestochen und umgesetzt sind, dass hat nichts mehr mit Rebellion, sondern mit Kunst zu tun.
Ich habe eine Tochter, sie ist zwanzig Jahre alt. Und sie trägt keine Tattoos, was viele Leute nicht verstehen können, da ich ja als Tätowierer tätig bin. Ich Antworte dann immer, dass sie einfach kein Interesse an Tattoos hat, da sie damit aufgewachsen ist, für sie ist das was ganz normales und hat nichts mit einer Rebellion zu tun. Für sie ist es eine Rebellion keine Tattoos zu tragen *lacht*.
Würdest du sagen, dass Tattoos eine Art von Lifestyle sind?
Nein, ganz und gar nicht. Viele Leute machen sich aus ganz persönlichen Gründen ein Tattoo, ohne es deshalb der ganzen Welt zeigen zu wollen. Natürlich gibt es gewisse Sub-Kulturen, die Tattoos für ihre Zwecke und ihren Lifestyle übernommen haben. Ich finde es jedoch lächerlich, wenn man sich dafür ein Tattoo machen muss, um auch zu einer Sub-Kultur und ihrem Lifestyle zu gehören.
Mehr Interviews und einblicke zum Thema „Tattoos und Metal“ gibt es in dem gerade veröffentlichten Buch „Under the Skin of Rock ´n´ Roll“ (ISBN: 978-3-8370-9285-1), der beiden Autoren Nando Rohner & Alessandro Bertolotti.
388 Seiten voller exklusiver Interviews, Paperback-gebunden inkl. vieler schwarz-weiß und Farbfotos.
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sfux - 9. Jun, 21:19 Article 9547x read
WTF
Wenn groteske aufgepumpte Riesen-Brüste die männliche Idealvorstellung von "Weiblichkeit" sind, läuft doch echt was schief in der Welt.^^