Tratschundlaber
Sonja Wenger - Welt, wie ist es dir über Nacht ergangen?» fragte einst eine grosse Zeitung in ihrer Eigenwerbung. Eine rhetorische Frage, gewiss. Besonders wenn man sich nach dem Konsum der meisten Medien gleich noch beim Frühstück ins Koma trinken möchte.
Anders ist es nämlich kaum noch zu ertragen, welchen Stuss einem der Blätterwald inzwischen zumutet. Da wäscht Sänger Florian Ast mit Trauermiene auf dem «Blick»-Titelbild seine vom «Blick» beschmutzte Ehewäsche, während die grosse Blut-Geschichte darunter mit der Schlagzeile «Im eigenen Ehebett abgestochen» erscheint. Vielleicht war es einfach schlechtes Timing, doch eher noch verordnete Sensationsgier der Redaktion: Action im Blatt hebt die Quoten. Umso mehr, wenn sich die Schweizer Promis gleich reihenweise wie eine Herde Schafe in die lila-rote Medienfalle locken lassen.
Blut Geschichte: Action im Blatt hebt die Quoten
Anders möchte man es nicht ausdrücken, wenn sich dasselbe Räuberblatt – und in seinem Fahrwasser auch alle anderen – wochenlang die Finger wund schreiben kann, weil die amtierende Miss Schweiz ihren Freund betrogen habe und alle Beteiligten brav mitspielen.
Aber vielleicht rechnet es sich ja auf die eine oder andere Weise – denn wenn man in die Medien will, aber keine Substanz zu bieten hat, muss halt der Ruf dran glauben. Ein vergängliches Gut ohnehin, entbehrlich in einer
Gesellschaft, die kaum noch über Interessen, wenig Aufmerksamkeit und vor allem kein Langzeitgedächtnis mehr verfügt. So vermag ein News-Junkie gerade noch 160 Zeichen zu «zwitschern», bevor das Interesse verglüht und der «demokratischen Revolution im Iran» zur Genüge gefrönt wurde.
Die Welt der «Tweeple» - der neue Ausdruck für die wichtigen Menschen auf Twitter - befindet sich schon längst auf dem Weg zur Diktatur der Banalität – strukturelle Verblödung nicht mehr als erklärtes Ziel der wirtschaftlichen und politischen Elite, sondern selbst gemacht.
Wie sonst soll man einordnen, dass in den USA «Pet Airways», die erste Fluggesellschaft für Haustiere, an den Start geht, oder dass sich der deutsche «Spiegel» über die Bedeutung der Intimrasur auslässt, statt zu fragen, wieso unsere Anführer gerade mal wieder die Welt nobel zugrunde gehen lassen? Die Webseite «tktktk.com» zählt bereits die Sekunden zum Klimakollaps – aber das bringt auch nix, wenn die Leute, die drüber berichten sollten, nicht mal mehr zählen können. Oder wie war das gemeint, als «Blick am Abend» kürzlich berichtete, Robert Redford habe eine Frau seiner «Alterskategorie» geheiratet: Er ist 71, sie ist 51? Kein rosiger Sonnenaufgang für die Welt, aber vielleicht der grauen Streifen am Horizont?
Anders ist es nämlich kaum noch zu ertragen, welchen Stuss einem der Blätterwald inzwischen zumutet. Da wäscht Sänger Florian Ast mit Trauermiene auf dem «Blick»-Titelbild seine vom «Blick» beschmutzte Ehewäsche, während die grosse Blut-Geschichte darunter mit der Schlagzeile «Im eigenen Ehebett abgestochen» erscheint. Vielleicht war es einfach schlechtes Timing, doch eher noch verordnete Sensationsgier der Redaktion: Action im Blatt hebt die Quoten. Umso mehr, wenn sich die Schweizer Promis gleich reihenweise wie eine Herde Schafe in die lila-rote Medienfalle locken lassen.
Blut Geschichte: Action im Blatt hebt die Quoten
Anders möchte man es nicht ausdrücken, wenn sich dasselbe Räuberblatt – und in seinem Fahrwasser auch alle anderen – wochenlang die Finger wund schreiben kann, weil die amtierende Miss Schweiz ihren Freund betrogen habe und alle Beteiligten brav mitspielen.
Aber vielleicht rechnet es sich ja auf die eine oder andere Weise – denn wenn man in die Medien will, aber keine Substanz zu bieten hat, muss halt der Ruf dran glauben. Ein vergängliches Gut ohnehin, entbehrlich in einer
Gesellschaft, die kaum noch über Interessen, wenig Aufmerksamkeit und vor allem kein Langzeitgedächtnis mehr verfügt. So vermag ein News-Junkie gerade noch 160 Zeichen zu «zwitschern», bevor das Interesse verglüht und der «demokratischen Revolution im Iran» zur Genüge gefrönt wurde.
Die Welt der «Tweeple» - der neue Ausdruck für die wichtigen Menschen auf Twitter - befindet sich schon längst auf dem Weg zur Diktatur der Banalität – strukturelle Verblödung nicht mehr als erklärtes Ziel der wirtschaftlichen und politischen Elite, sondern selbst gemacht.
Wie sonst soll man einordnen, dass in den USA «Pet Airways», die erste Fluggesellschaft für Haustiere, an den Start geht, oder dass sich der deutsche «Spiegel» über die Bedeutung der Intimrasur auslässt, statt zu fragen, wieso unsere Anführer gerade mal wieder die Welt nobel zugrunde gehen lassen? Die Webseite «tktktk.com» zählt bereits die Sekunden zum Klimakollaps – aber das bringt auch nix, wenn die Leute, die drüber berichten sollten, nicht mal mehr zählen können. Oder wie war das gemeint, als «Blick am Abend» kürzlich berichtete, Robert Redford habe eine Frau seiner «Alterskategorie» geheiratet: Er ist 71, sie ist 51? Kein rosiger Sonnenaufgang für die Welt, aber vielleicht der grauen Streifen am Horizont?
sfux - 8. Sep, 21:28 Article 1383x read