Frankfurter Rundschau: "Kastration" als Überlebensprinzip
Dr. Alexander von Paleske -- --- 1 .2. 2010 --- Es sieht nach einem Abschied auf Raten aus: Der Verlag Du Mont Schauberg zentralisiert die Politische Redaktion und den Wirtschaftsteil seiner Zeitungen, also für die Frankfurter Rundschau aber auch für seine Kölner Blätter (Kölner Stadtanzeiger, Kölnische Rundschau) die Berliner Zeitung und die Mitteldeutsche Zeitung.
Die Zentralredaktion für Wirtschaftsnachrichten soll in Frankfurt, und die politische Zentralredaktion in Berlin untergebracht werden.
Ende einer Tradition
Für die Frankfurter Rundschau bedeutet es das Ende der politischen Redaktion. Die Artikel werden zukünftig aus Berlin angeliefert. Dies kommt einer journalistischen Kastration gleich.
Bleiben neben der Wirtschaftsredaktion, die aber unabhängig von der Frankfurter Rundschau als Zentralredaktion eingerichtet wird, nur noch der Lokal- und Regionalteil samt deren Anzeigen.
Wir hatten das im Juli vergangenen Jahres prognostiziert und geschrieben:
Gerade hat der Grossverleger Neven duMont die Berliner Zeitung gekauft, ihm gehört als neuerer Zugang bereits das Traditionsblatt Frankfurter Rundschau, da werden schon Pläne zur Reorganisierung verkündet. Verzahnung wird das Ganze genannt.
Im Klartext: Arbeitsplätze werden wegfallen, nationale und internationale Themen werden wohl in Zukunft zentral recherchiert und redegiert. Nur der Lokalteil wird wohl dezentral bleiben. Schliesslich kann man von Köln aus nicht berichten, was sich im Berliner Kiez und Politiksumpf abspielt und umgekehrt von Berlin aus nicht sich hautnah mit dem Kölner Klüngel beschäftigen.
Der Spekulant Montgomery war mit seinem Konzept gescheitert, weil er nur rationalisieren wollte, aber keine Zentrale wie Neven duMont besass. Ob die Rechnung Neven duMonts aufgeht, wird sich zeigen.
Es ist der traurige Teil-Abschied von der traditionsreichen linksliberalen Frankfurter Zeitung, die aus dem Mief der Nachkriegszeit der 50er und Anfang der 60er Jahre herausragte, für die Qualitätsjournalismus selbstverständlich war, und die unter der Regie von Karl Gerold unter anderem auch die 68er Studentenbewegung kritisch-wohlwollend begleitet hatte.
Gleichzeitig werden neben der Frankfurter Rundschau, die Berliner Zeitung, und die anderen Tageszeitungen aus dem Hause duMont-Schauberg denen das Gleiche bevorsteht, damit unattraktiv.
Das Konzept duMonts trägt den Keim des Scheiterns in sich.
Umsonst ist nicht angemessen? - oder: Ist das Zeitungssterben aufzuhalten?
Nach den Banken nun die Zeitungen?
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....und als Satire
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onlinedienst - 1. Feb, 12:19 Article 4424x read