Thyssen, Glencore und die Rohstoff-Blase
Dr. Alexander von Paleske ---30.5. 2010 --- In diesem Monat gab es drei Meldungen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben:
Meldung 1: Der global operierende schweizer Rohstoffhändler-Gigant Glencore ist offenbar an der Uebernahme der global operierenden schweizer Minenfirma Xstrata interessiert, schon jetzt besitzt Glencore einen Anteil von 34% an Xstrata.
Meldung 2: Thyssen Krupp Chef Ekkehard Schulz warnt vor einer Blase an den Rohstoffmärkten, die das Ausmass der US- Immobilienspekulationsblase vor zwei Jahren noch übertreffen könnte. Hintergrund: die sprunghaft gestiegenen Rohstoffpreise für Eisenerz, die zu einer Bedrohung für die gesamte Stahlbranche werden könnten.
Meldung 3: Globale Rohstoffkonzerne sichern sich Transportwege., Ein Konsortium von 13 der weltgrössten Rohstoffkonzerne, darunter Rio Tinto, BHP, und Xstrata bietet umgerechnet 3,3 Milliarden Euro für ein Gleisnetz in Australien.
Viel Verbindendes
Und doch haben alle Meldungen sehr viel miteinander zu tun.
Zunächst zu Meldung 1), dem Zusammenschluss des Riesenrohstoffhändlers Glencore mit dem Minenkonzern Xstrata.
Schon einmal hatten wir über den Minenkonzern Xstrata berichtet, als der sich anschickte, den Minenkonzern Anglo-American zu übernehmen, ein Minenkonzern, dessen Aktivitäten zwar global sind, aber sich auf das südliche Afrika konzentrieren.
Diese Uebernahme platzte seinerzeit – vorläufig jedenfalls– .
Glencore ist ein Unternehmen, das mittlerweile direkt oder indirekt 62.000 Menschen beschäftigt, und im Jahre 2008 einen Umsatz von 158 Milliarden US Dollar machte, damit umsatzstärkster schweizer Konzern.
Längst ist aus dem Handel mit Rohstoffen auch noch der Besitz von Minen und die Weiterverarbeitung der Rohstoffe in Schmelzen geworden,
Schon jetzt ist Glencore mit Beteiligungen beim russischen Oelproduzenten Russneft, beim australischen Nickel-Konzern Minara, beim drittgrössten Aluminiumhersteller Nordamerikas, Century Aluminium, und gleich auch noch dessen russischen Konkurrenten Rusal, sowie beim Kongo-Kupfer-Minenkonzern Katanga Mining, beteiligt, wie die ZEIT am 1.10.2009 berichtete
Und nun soll es offenbar zu einem Zusammenschluss der Riesen Xstrara und Glencore kommen, was bedeuten würde, dass in Zukunft dieser Konzern-Gigant entscheidend mitbestimmen wird, wo die Reise im Rohstoffsektor hingeht.
Aber diese Rohstoffkonzerne und -Händler greifen nicht nur nach den Rohstoffen und deren Verarbeitung, sondern nun auch noch nach Transportwegen, nach einem Eisenbahnnetz (Meldung 3).
Hier kämpfen die Rohstoff-Multis nicht etwa gegeneinander, sondern in schöner Eintracht miteinander.
Und wenn sie die Transportmittel nicht besitzen, dann können sie die Transporteure, dank ihrer schieren Marktmacht, zwingen, die Transporte (z.B. Schiffstransporte) zu Dumpingpreisen vorzunehmen, die dann wiederum Dumpinglöhne und miserable Arbeitsbedingungen nach sich ziehen.
Extraprofite dank fortschreitender Monopolisierung
Die Rohstoffhändler (Meldung 2) schliessen nun zu Steigerung ihrer Profite und Extraprofite nicht etwa mittelelfristige Lieferverträge mehr ab , sondern kurzfristige, und die Preise, an denen sie sich orientieren, sind Spekulationspreise.
Ganze Jahresproduktionen, sofern nicht ohnehin schon von ihnen gefördert, werden von ihnen aufgekauft, und dann zu den sogenanten Spot-Preisen, also Spekulationspreisen, (nicht zu verwechseln mit Spott-Preisen) weiterverkauft. Diese wiederum sind das Resultat von puren Spekulationsgeschäften auf zukünftige Rohstoffpreise.
Damit werden alle Rohstoffe natürlich erheblich teurer, und .
das liefert nun die stahlverarbeitende Industrie den an Zahl weiter abnehmenden Rohstoffhändlern aus.
Angesichts dieser marktdominierenden Stellung von Firmen wie Glencore, besteht für Firmen wie Thyssen keine Möglichkeit, einen Wettberwerb zu nutzen. Sie müssen vielmehr akzeptieren was immer gefordert wird, und schreien deshalb jetzt nach dem Staat..
Die Extragewinne der Minenbarone kommen keineswegs den rohstoffproduzierenden Ländern, oftmals Länder der Dritten Welt, zugute, nein, diese gestiegenen Profite werden von den Minenkonzernen und Rohstoffhändlern sowie Spekulanten eingesackt.
Nicht nur dass die Förderländer nichts davon haben, vielmehr schuften Minenarbeiter dort oftmals unter den erbärmlichsten Bedingungen.
So erkrankte offenbar ein Drittel der Belegschaft des südafrikanischen Tochterunternehmens von Xstrata Vantech an Atemwegsleiden, nachdem sie erhöhten Konzentrationen des giftigen Vanadiumpentoxids ausgesetzt waren. Nach Feststellung der Erkrankung erfolgte die Kündigung.
Bei Glencore sah es nicht besser aus.
Für Arbeitsbedingungen in Ländern der Dritten Welt erhielt die Firma den Negativpreis des Public Eye Forums. Konkret: Wegen unsozialen und umweltschädigenden Verhaltens in kolumbianischen Kohleminen.
Xstrata und Glencore – Schweizer Konzerne auf dem Weg zum Rohstoffmonopol?
Glencore und Xstrata – Besuch von Demonstranten
Meldung 1: Der global operierende schweizer Rohstoffhändler-Gigant Glencore ist offenbar an der Uebernahme der global operierenden schweizer Minenfirma Xstrata interessiert, schon jetzt besitzt Glencore einen Anteil von 34% an Xstrata.
Meldung 2: Thyssen Krupp Chef Ekkehard Schulz warnt vor einer Blase an den Rohstoffmärkten, die das Ausmass der US- Immobilienspekulationsblase vor zwei Jahren noch übertreffen könnte. Hintergrund: die sprunghaft gestiegenen Rohstoffpreise für Eisenerz, die zu einer Bedrohung für die gesamte Stahlbranche werden könnten.
Meldung 3: Globale Rohstoffkonzerne sichern sich Transportwege., Ein Konsortium von 13 der weltgrössten Rohstoffkonzerne, darunter Rio Tinto, BHP, und Xstrata bietet umgerechnet 3,3 Milliarden Euro für ein Gleisnetz in Australien.
Viel Verbindendes
Und doch haben alle Meldungen sehr viel miteinander zu tun.
Zunächst zu Meldung 1), dem Zusammenschluss des Riesenrohstoffhändlers Glencore mit dem Minenkonzern Xstrata.
Schon einmal hatten wir über den Minenkonzern Xstrata berichtet, als der sich anschickte, den Minenkonzern Anglo-American zu übernehmen, ein Minenkonzern, dessen Aktivitäten zwar global sind, aber sich auf das südliche Afrika konzentrieren.
Diese Uebernahme platzte seinerzeit – vorläufig jedenfalls– .
Glencore ist ein Unternehmen, das mittlerweile direkt oder indirekt 62.000 Menschen beschäftigt, und im Jahre 2008 einen Umsatz von 158 Milliarden US Dollar machte, damit umsatzstärkster schweizer Konzern.
Längst ist aus dem Handel mit Rohstoffen auch noch der Besitz von Minen und die Weiterverarbeitung der Rohstoffe in Schmelzen geworden,
Schon jetzt ist Glencore mit Beteiligungen beim russischen Oelproduzenten Russneft, beim australischen Nickel-Konzern Minara, beim drittgrössten Aluminiumhersteller Nordamerikas, Century Aluminium, und gleich auch noch dessen russischen Konkurrenten Rusal, sowie beim Kongo-Kupfer-Minenkonzern Katanga Mining, beteiligt, wie die ZEIT am 1.10.2009 berichtete
Und nun soll es offenbar zu einem Zusammenschluss der Riesen Xstrara und Glencore kommen, was bedeuten würde, dass in Zukunft dieser Konzern-Gigant entscheidend mitbestimmen wird, wo die Reise im Rohstoffsektor hingeht.
Aber diese Rohstoffkonzerne und -Händler greifen nicht nur nach den Rohstoffen und deren Verarbeitung, sondern nun auch noch nach Transportwegen, nach einem Eisenbahnnetz (Meldung 3).
Hier kämpfen die Rohstoff-Multis nicht etwa gegeneinander, sondern in schöner Eintracht miteinander.
Und wenn sie die Transportmittel nicht besitzen, dann können sie die Transporteure, dank ihrer schieren Marktmacht, zwingen, die Transporte (z.B. Schiffstransporte) zu Dumpingpreisen vorzunehmen, die dann wiederum Dumpinglöhne und miserable Arbeitsbedingungen nach sich ziehen.
Extraprofite dank fortschreitender Monopolisierung
Die Rohstoffhändler (Meldung 2) schliessen nun zu Steigerung ihrer Profite und Extraprofite nicht etwa mittelelfristige Lieferverträge mehr ab , sondern kurzfristige, und die Preise, an denen sie sich orientieren, sind Spekulationspreise.
Ganze Jahresproduktionen, sofern nicht ohnehin schon von ihnen gefördert, werden von ihnen aufgekauft, und dann zu den sogenanten Spot-Preisen, also Spekulationspreisen, (nicht zu verwechseln mit Spott-Preisen) weiterverkauft. Diese wiederum sind das Resultat von puren Spekulationsgeschäften auf zukünftige Rohstoffpreise.
Damit werden alle Rohstoffe natürlich erheblich teurer, und .
das liefert nun die stahlverarbeitende Industrie den an Zahl weiter abnehmenden Rohstoffhändlern aus.
Angesichts dieser marktdominierenden Stellung von Firmen wie Glencore, besteht für Firmen wie Thyssen keine Möglichkeit, einen Wettberwerb zu nutzen. Sie müssen vielmehr akzeptieren was immer gefordert wird, und schreien deshalb jetzt nach dem Staat..
Die Extragewinne der Minenbarone kommen keineswegs den rohstoffproduzierenden Ländern, oftmals Länder der Dritten Welt, zugute, nein, diese gestiegenen Profite werden von den Minenkonzernen und Rohstoffhändlern sowie Spekulanten eingesackt.
Nicht nur dass die Förderländer nichts davon haben, vielmehr schuften Minenarbeiter dort oftmals unter den erbärmlichsten Bedingungen.
So erkrankte offenbar ein Drittel der Belegschaft des südafrikanischen Tochterunternehmens von Xstrata Vantech an Atemwegsleiden, nachdem sie erhöhten Konzentrationen des giftigen Vanadiumpentoxids ausgesetzt waren. Nach Feststellung der Erkrankung erfolgte die Kündigung.
Bei Glencore sah es nicht besser aus.
Für Arbeitsbedingungen in Ländern der Dritten Welt erhielt die Firma den Negativpreis des Public Eye Forums. Konkret: Wegen unsozialen und umweltschädigenden Verhaltens in kolumbianischen Kohleminen.
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onlinedienst - 30. Mai, 13:14 Article 4134x read