Afghanistan vor dem Fall an die Taliban, Vietnam 1975, Kriegstreiber bellen noch
Dr. Alexander von Paleske —- 13.08. 2021 —
Nach dem Friedensabkommen zwischen Nordvietnam und den USA, mit den Verhandlungsführern Le Duc Tho und dem US-Aussenminister Henry Kissinger, dauerte es zwei Jahre, bis Nordvietnam zur Grossoffensive antrat: Eine Provinzhauptstadt nach der anderen wurde erobert, zum Schluss im April 1975 Saigon, heute: Ho Chi Minh Stadt.
Das gleiche spielt sich nun in Afghanistan ab: ein Distrikt nach dem anderen, eine Provinz nach der anderen eien Stadt nach der anderen fallen an die Taliban, nun auch die zweitgrösste Stadt Kandahar und die drittgrösste Stadt Herat.
Taliban auf dem Vormarsch
Der Fall der Hauptstadt Kabul wohl eher eine Frage von Wochen als von Monaten. Eine Flüchtlingswelle schwappt nach Kabul, viele davon werden sich auf den Weg nach Europa machen: entweder nehmen sie die Route Iran-Türkei- Griechenland oder über Belarus, wo sie Staatschef Lukaschenko begrüssen und gleich nach Litauen – und damit in die EU – weiterreicht.
Nun gibt es aber noch Politiker und Journalisten, die in dieser, für den Westen aussichtslosen Lage eine erneute Intervention, einen Militärschlag gegen die Taliban fordern. Dazu gehören u.a. auch der CDU-Politiker Norbert Röttgen, und der stellvertretende Chefredakteur der BILD-Zeitung, Paul Ronzheimer Denen sind offenbar 20 Jahre aussichtsloser Krieg noch nicht genug.
Wenn der Herr Fischer doziert
Der ehemalige grüne Aussenminister Josef Martin (Joschka) Fischer, politisch mitverantwortlich fär die Deutsche Beteiligung am Krieg, behauptete in der vergangenen Woche, die USA hätten einen Fehler gemacht, indem sie nicht die besten Truppen, also die A-Truppen, sondern die B Truppen nach Afghanistan geschickt hätten.
Wem will er diese Narretei verkaufen? Dieser Herr hatte 1969 noch gesammeltes Geld den Nordvietnamesen in ihrer Botschaft in Paris überbracht, um den Kam;pf des Vietcong und der Nordvietnamesen gegen die USA zu unterstützen. Auf Demonstrationen rief er “Ho,Ho, Ho Chi Minh”, “USA SA SS” und “Sieg im Volkskrieg”.
Er hatte aber offenbar in neuer Nibelungentreue mit den USA vergessen – oder erst gar nicht verstanden – warum die Vietnamesen in einem langen Krieg, und unter hohen Opfern, zunächst die Kolonialtruppen Frankreichs in der Schlacht von Dien Bien Phu besiegten, und dann deren Nachfolger, die USA, zum Rückzug zwangen:
Nationen wollen die Unabhängigkeit
in Vietnam unter der Fahne des Kommunismus, in Afghanistan unter der Fahne des Islam.
Gemeinsam war in beiden Fällen eine durch und durch korrupte Regierung, die von den USA und in Afghanistan auch von deren Verbündeten, alimentiert wurde, und mit der das Volk nichts am Hut hatte, die sie bekämpfte.
Hinzu kommt in beiden Fällen, dass die USA der Bevölkerung ein Staatsmodell aufoktoyiert hatten, das in beiden Fällen ihrem Verlangen nach Unabhängigkeit, und in Afghanistan daneben vor allem ihren Traditionen widersprach. Das war dann auch in Afghanistan der Boden, auf dem die Taliban gedeihen konnten.
Während zunächst die Afghanen die ISAF-Truppen nach Vertreibung von Al Qaida und Taliban durchaus als willkommen ansahen, änderte sich dies sich jedoch rasch: Das Modell von westlicher Demokratie, Frauenrechten etc entsprach nicht ihren Traditionen. Wie und welche Veränderungen zu laufen hatten, wollten sie selbst bestimmen. Dann wurden auch noch die Mohnfelder abgebrannt, eine der Haupteinnahmequellen der Bauern, eine wirkliche Alternative gab es für viele Bauern aber nicht.
Hinzu kamen die grossen zivilen Opfer des Krieges, angefangen von Versammlungen und Hochzeiten, die versehentlich von US Flugzeiugen bombardiert wurden, bzw. die Bombardierung des Tanklasters in Kunduz auf Deutsche Anforderung mit 150+ Toten und vielen Verletzten, und schliesslich die aussergerichtlichen Erschiessungen vermuteter Taliban-Kämpfer in nächtlichen Aktionen – ein klar rechtswidriger Akt.
Die Taliban gewannen so Stück für Stück die Macht zurück: Im Jahre 2005 also 4 Jahre nach dem Einmarsch, waren es immerhin schon 11 Provinzen, die wieder einen de facto Taliban-Gouverneur hatten, im Jahre 2009 aber bereits 33 der 34 Provinzen (Peter L. Bergen: „The longest war“ 2011.)
Bereits 2005 verloren
Der Krieg war im Jahre 2005 auf dem eingeschlagenen Wege bereits verloren, die fremden Truppen wurden als Besatzungsarmee angesehen, der Präsident in Kabul als durch und durch korruptes westlichem Implantat empfunden., .
Die afghanische Armee, an deren Aufbau auch die Bundeswehr mitarbeitete – erfolglos wie sich jetzt zeigt – war schlecht bezahlt, schlecht versorgt, und die Breitschaft für dieses korrupte Regime den Kopf hinzuhalten verständlicherweise gering.
So ist es keine Ueberraschung, dass nun eine Stadt nach der anderen in die Hände der Taliban fällt.
Mehr noch: Dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist, das hatten führende Militärs und Frontkämpfer der US-Regierung längst mitgeteilt.
Die Afghanistan Papers
In den USA kommt am 31. August das folgende Buch heraus:
Afghanistan Papers a secret history of War,
geschrieben von Craig Whitlock einem Investigativ- Reporter der Washington Post.
In einem dreijährigen Prozess hatte sich die Washington Post ganz legal – anders als noch mit den Pentagon Papers zum Vietnamkrieg – Zugang verschafft zu 2000 Seiten von Dokumenten mit Interviews und Memos von Personen, die in Afghanistan Dienst taten: vom General bis zum Unteroffizier und zivilen Helfern: Deceptions and lies: What really happened in Afghanistan
Sie ergeben ein erschreckendes Bild ueber einen nicht zu gewinnenden Krieg, berichten, wie Korruption der Regierung und wachsende Unzufriedenheit in der afghanischen Bevölkerung Platz griffen.
So schrieb z.B. Martin Strmecki , ein Berater des damaligen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld, in einem Memo vom August 2005:
.“Enormous popular discontent is building” against the Afghan government because of its corruption and incompetence. It also said that the Taliban was growing stronger, thanks to support from Pakistan, a U.S. ally”.
In Bericht über Bericht, Jahr für Jahr, beginnend 2005, zeichnen Einsatzkräfte vor Ort ein düsteres Bild über die afghanische Regierung und die Ausssichten des Krieges.
Die Warnungen wurden in den Wind geschlagen, stattdessen noch mehr Kriegsgerät, noch mehr Kriegseinsätze, noch mehr Tote,; der Oeffentlichkeit wurde jedoch ein hoch positives Bild vorgegaukelt – so auch in Deutschland.
Da heisst es in einem von Rumsfelds Redenschreiber verfassten Memo:
“19.000 Frauen in verbesserter Geflügelzucht unterrichtet, die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Afghanistans Strassen verdreifacht”
Wie schön.
Verstand verloren?
Wer heute fordert, weiter Krieg in Afghanistan zu führen, wie CDU-Norbert Röttgen, oder aber wie Josef Martin (Joschka) Fischer behauptet, die B-Truppen der USA seien Schuld daran, dass die Taliban nicht besiegt wurden, der muss sich vorwerfen lassen, offenbar den Verstand verloren zu haben.
Es bleibt noch die Frage, welche Erkenntnisse die Schlapphüte des Bundesnachrichtendienstes hatten, ob sie ebenfalls ein klares Bild der Lage hatten, und welche Konsequenzen die Regierung dann aus diesen Meldungen – so sie existierten – zog.
Krieg verloren
Der Afghanistan Feldzug ist verloren, weil er sich gegen die Bevölkerung und ihre Traditionen richtete, und eine durch und durch korrupte Regierung alimentierte. Aus dem Vietnamkrieg wurde nichts, aber auch gar nichts gelernt.
Die Zeche bezahlten auch 59 Deutsche Soldaten mit ihrem Leben, und Hunderte kehrten psychisch und / oder physisch traumatisiert zurück. Afghanistan ist nicht erst jetzt verloren, sondern bereits viel früher. Die Politiker in den USA – und auch Deutschland – haben sich schuldig gemacht diesen Krieg nicht spätestens 2005 beendet zu haben.
Nach dem Friedensabkommen zwischen Nordvietnam und den USA, mit den Verhandlungsführern Le Duc Tho und dem US-Aussenminister Henry Kissinger, dauerte es zwei Jahre, bis Nordvietnam zur Grossoffensive antrat: Eine Provinzhauptstadt nach der anderen wurde erobert, zum Schluss im April 1975 Saigon, heute: Ho Chi Minh Stadt.
Das gleiche spielt sich nun in Afghanistan ab: ein Distrikt nach dem anderen, eine Provinz nach der anderen eien Stadt nach der anderen fallen an die Taliban, nun auch die zweitgrösste Stadt Kandahar und die drittgrösste Stadt Herat.
Taliban auf dem Vormarsch
Der Fall der Hauptstadt Kabul wohl eher eine Frage von Wochen als von Monaten. Eine Flüchtlingswelle schwappt nach Kabul, viele davon werden sich auf den Weg nach Europa machen: entweder nehmen sie die Route Iran-Türkei- Griechenland oder über Belarus, wo sie Staatschef Lukaschenko begrüssen und gleich nach Litauen – und damit in die EU – weiterreicht.
Nun gibt es aber noch Politiker und Journalisten, die in dieser, für den Westen aussichtslosen Lage eine erneute Intervention, einen Militärschlag gegen die Taliban fordern. Dazu gehören u.a. auch der CDU-Politiker Norbert Röttgen, und der stellvertretende Chefredakteur der BILD-Zeitung, Paul Ronzheimer Denen sind offenbar 20 Jahre aussichtsloser Krieg noch nicht genug.
Wenn der Herr Fischer doziert
Der ehemalige grüne Aussenminister Josef Martin (Joschka) Fischer, politisch mitverantwortlich fär die Deutsche Beteiligung am Krieg, behauptete in der vergangenen Woche, die USA hätten einen Fehler gemacht, indem sie nicht die besten Truppen, also die A-Truppen, sondern die B Truppen nach Afghanistan geschickt hätten.
Wem will er diese Narretei verkaufen? Dieser Herr hatte 1969 noch gesammeltes Geld den Nordvietnamesen in ihrer Botschaft in Paris überbracht, um den Kam;pf des Vietcong und der Nordvietnamesen gegen die USA zu unterstützen. Auf Demonstrationen rief er “Ho,Ho, Ho Chi Minh”, “USA SA SS” und “Sieg im Volkskrieg”.
Er hatte aber offenbar in neuer Nibelungentreue mit den USA vergessen – oder erst gar nicht verstanden – warum die Vietnamesen in einem langen Krieg, und unter hohen Opfern, zunächst die Kolonialtruppen Frankreichs in der Schlacht von Dien Bien Phu besiegten, und dann deren Nachfolger, die USA, zum Rückzug zwangen:
Nationen wollen die Unabhängigkeit
in Vietnam unter der Fahne des Kommunismus, in Afghanistan unter der Fahne des Islam.
Gemeinsam war in beiden Fällen eine durch und durch korrupte Regierung, die von den USA und in Afghanistan auch von deren Verbündeten, alimentiert wurde, und mit der das Volk nichts am Hut hatte, die sie bekämpfte.
Hinzu kommt in beiden Fällen, dass die USA der Bevölkerung ein Staatsmodell aufoktoyiert hatten, das in beiden Fällen ihrem Verlangen nach Unabhängigkeit, und in Afghanistan daneben vor allem ihren Traditionen widersprach. Das war dann auch in Afghanistan der Boden, auf dem die Taliban gedeihen konnten.
Während zunächst die Afghanen die ISAF-Truppen nach Vertreibung von Al Qaida und Taliban durchaus als willkommen ansahen, änderte sich dies sich jedoch rasch: Das Modell von westlicher Demokratie, Frauenrechten etc entsprach nicht ihren Traditionen. Wie und welche Veränderungen zu laufen hatten, wollten sie selbst bestimmen. Dann wurden auch noch die Mohnfelder abgebrannt, eine der Haupteinnahmequellen der Bauern, eine wirkliche Alternative gab es für viele Bauern aber nicht.
Hinzu kamen die grossen zivilen Opfer des Krieges, angefangen von Versammlungen und Hochzeiten, die versehentlich von US Flugzeiugen bombardiert wurden, bzw. die Bombardierung des Tanklasters in Kunduz auf Deutsche Anforderung mit 150+ Toten und vielen Verletzten, und schliesslich die aussergerichtlichen Erschiessungen vermuteter Taliban-Kämpfer in nächtlichen Aktionen – ein klar rechtswidriger Akt.
Die Taliban gewannen so Stück für Stück die Macht zurück: Im Jahre 2005 also 4 Jahre nach dem Einmarsch, waren es immerhin schon 11 Provinzen, die wieder einen de facto Taliban-Gouverneur hatten, im Jahre 2009 aber bereits 33 der 34 Provinzen (Peter L. Bergen: „The longest war“ 2011.)
Bereits 2005 verloren
Der Krieg war im Jahre 2005 auf dem eingeschlagenen Wege bereits verloren, die fremden Truppen wurden als Besatzungsarmee angesehen, der Präsident in Kabul als durch und durch korruptes westlichem Implantat empfunden., .
Die afghanische Armee, an deren Aufbau auch die Bundeswehr mitarbeitete – erfolglos wie sich jetzt zeigt – war schlecht bezahlt, schlecht versorgt, und die Breitschaft für dieses korrupte Regime den Kopf hinzuhalten verständlicherweise gering.
So ist es keine Ueberraschung, dass nun eine Stadt nach der anderen in die Hände der Taliban fällt.
Mehr noch: Dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist, das hatten führende Militärs und Frontkämpfer der US-Regierung längst mitgeteilt.
Die Afghanistan Papers
In den USA kommt am 31. August das folgende Buch heraus:
Afghanistan Papers a secret history of War,
geschrieben von Craig Whitlock einem Investigativ- Reporter der Washington Post.
In einem dreijährigen Prozess hatte sich die Washington Post ganz legal – anders als noch mit den Pentagon Papers zum Vietnamkrieg – Zugang verschafft zu 2000 Seiten von Dokumenten mit Interviews und Memos von Personen, die in Afghanistan Dienst taten: vom General bis zum Unteroffizier und zivilen Helfern: Deceptions and lies: What really happened in Afghanistan
Sie ergeben ein erschreckendes Bild ueber einen nicht zu gewinnenden Krieg, berichten, wie Korruption der Regierung und wachsende Unzufriedenheit in der afghanischen Bevölkerung Platz griffen.
So schrieb z.B. Martin Strmecki , ein Berater des damaligen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld, in einem Memo vom August 2005:
.“Enormous popular discontent is building” against the Afghan government because of its corruption and incompetence. It also said that the Taliban was growing stronger, thanks to support from Pakistan, a U.S. ally”.
In Bericht über Bericht, Jahr für Jahr, beginnend 2005, zeichnen Einsatzkräfte vor Ort ein düsteres Bild über die afghanische Regierung und die Ausssichten des Krieges.
Die Warnungen wurden in den Wind geschlagen, stattdessen noch mehr Kriegsgerät, noch mehr Kriegseinsätze, noch mehr Tote,; der Oeffentlichkeit wurde jedoch ein hoch positives Bild vorgegaukelt – so auch in Deutschland.
Da heisst es in einem von Rumsfelds Redenschreiber verfassten Memo:
“19.000 Frauen in verbesserter Geflügelzucht unterrichtet, die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Afghanistans Strassen verdreifacht”
Wie schön.
Verstand verloren?
Wer heute fordert, weiter Krieg in Afghanistan zu führen, wie CDU-Norbert Röttgen, oder aber wie Josef Martin (Joschka) Fischer behauptet, die B-Truppen der USA seien Schuld daran, dass die Taliban nicht besiegt wurden, der muss sich vorwerfen lassen, offenbar den Verstand verloren zu haben.
Es bleibt noch die Frage, welche Erkenntnisse die Schlapphüte des Bundesnachrichtendienstes hatten, ob sie ebenfalls ein klares Bild der Lage hatten, und welche Konsequenzen die Regierung dann aus diesen Meldungen – so sie existierten – zog.
Krieg verloren
Der Afghanistan Feldzug ist verloren, weil er sich gegen die Bevölkerung und ihre Traditionen richtete, und eine durch und durch korrupte Regierung alimentierte. Aus dem Vietnamkrieg wurde nichts, aber auch gar nichts gelernt.
Die Zeche bezahlten auch 59 Deutsche Soldaten mit ihrem Leben, und Hunderte kehrten psychisch und / oder physisch traumatisiert zurück. Afghanistan ist nicht erst jetzt verloren, sondern bereits viel früher. Die Politiker in den USA – und auch Deutschland – haben sich schuldig gemacht diesen Krieg nicht spätestens 2005 beendet zu haben.
onlinedienst - 14. Aug, 10:54 Article 1602x read