Angola: Reichtum, Armut und Demonstrationen
Dr. Alexander von Paleske --- 30.6. 2012 ---
Angola, frühere portugiesische Kolonie in Afrika, feierte vor zwei Monaten ein 10-jähriges Jubiläum: Ein Friedensjubiläum. 27 Jahre hatte der Bürgerkrieg nach Erlangung der Unabhängigkeit 1975 getobt, und das Land weitgehend zerstört.
Angola
Ein Land, das zu den potentiell reichsten Ländern Afrikas gehört:.
- Zweitgrösster Erdölexporteur Afrikas
- Grossproduzent von Diamanten
- Ein enormes landwirtschaftliches Potential dank des Klimas und der Regenfälle.
Nach Ende des Bürgerkrieges 2002 stieg das jährliche Wirtschaftswachstum auf über 10%.
Wenig zu feiern
Der Masse der Bevölkerung ist aber wenig nach Feiern zumute. In der Hauptstadt Luanda finden Demonstrationen gegen den seit 32 Jahren das Land regierenden Präsidenten Eduardo dos Santos statt.
Mail & Guardian (Südafrika) vom 22.6. 2012
Die Demonstranten, die sich Bewegung 7311 nennen, nach dem Tag der ersten Demonstration am 7.3. 2011, fordern den Rücktritt des Präsidenten, dessen (Familien-) Privatvermögen angeblich 31 Milliarden US Dollar betragen soll.
Die Regierung organisiert gegen die Protestbewegung Schlägertrupps unter dem Namen Cidado Pela Paz – Bürger für den Frieden..
Einem prominenten Mitglied der Bewegung 7311, dem Rapper Luaty Beirao, auch als Brigadeiro Mata Frakus bzw. Ikonoklasta bekannt, wurden offenbar 1,7 kg Kokain in Angola ins Fluggepäck geschmuggelt, und er daraufhin prompt auf dem Flughafen in Lissabon, aus Luanda kommend, verhaftet wurde.
Es gibt keinerlei Hinweise dafür, dass sich der Rapper, der weder trinkt noch raucht und nie mit Drogen etwas zu tun hatte, sich als Drogenkurier oder Drogenhändler betätigte.
Auch Kriegsveteranen demonstrieren
Aber es ist nicht nur die Bewegung 7311, die demonstriert, auch Kriegsveteranen aus dem Bürgerkrieg demonstrierten vor zwei Wochen wegen der kümmerlichen Versorgungsrenten. Schwer bewaffnete Polizei trieb sie auseinander
Offensichtliche Gründe für Unmut
Die Gründe für diese Protestwelle sind offensichtlich:
Der Reichtum des Landes aus den Erdöleinnahmen wurde während des Bürgerkrieges nahezu vollständig für Waffeneinkäufe und zum Anheuern von Söldnern verwendet.
Nun wird zwar langsam die Infrastruktur wieder aufgebaut, die Eisenbahnstrecken - zum grossen Teil mit chinesischer Hilfe - repariert, und die Strassen erneuert.
Angola ist aber weit von einem ausreichendem Gesundheitswesen und der Versorgung mit sauberem Trinkwasser entfernt. Die heruntergekommenen Slums in der Hauptstadt Angolas, Luanda, mit den regelmässig ausbrechenden Choleraepidemien, stehen im krassen Gegensatz zu den Enklaven der dünnen Oberschicht, in deren tiefen Taschen rund 40% der Einnahmen aus den Rohstoffverkäufen verschwindet.
Weniger als 1 Dollar pro Tag
Zwei Drittel der angolanischen Bevölkerung leben von weniger als umgerechnet einem US Dollar pro Tag, und nur 25% der Kinder besuchen eine Schule (Zahlen von 2008).
Mail & Guardian (Südafrika) 23.3. 2012
Mehr noch:
Nun sollen nach dem Willen der Regierung Dos Santos die Einnahmen aus dem Ölgeschäft nicht etwa allein dazu dienen, das Land im möglichen und erforderlichen Umfang weiter zu entwickeln, die soziale Lage der Masse der Bevölkerung zu verbessern, sondern Anteile in den zur Privatisierung anstehenden Staatsbetrieben Portugals gekauft werden.
Einkaufen in Portugal statt Investieren in Angola
Angolas Präsident Dos Santos erklärte sich bereit, Portugal aus seiner akuten Finanznot zu befreien, und Teile seines Tafelsilbers zu kaufen.
Portugal muss mit dem Verkauf eine Auflage des IMF, verbunden mit der Gewährung eines 113 Milliarden US Dollar Kredits, erfüllen.
Dos Santos erklärte:
“ We are aware of the difficulties the Portuguese people have faced recently, and in such difficulties we must use our trump cards”.
Gemeint waren die Petrodollars.
Folgende Staatsbetriebe Portugals stehen zum Verkauf an:
- Energias de Portugal (Energieversorgung)
- REN, (Stromleitungen)
- TAP - Air Portugal (Nationale Fluglinie)
Schon früher dort Petrodollars investiert
Bereits jetzt besitzt Angola Anteile in:
- Portugals grösster Bank, Millenium BCP (12%)
- ESCOM, einer Minenfirma und Tochterunternehmen von Portugals Multi Grupo Espirito Santo
- Banco Portugues Negocios
Diese Bank ging zu einem Discountpreis von 40 Millionen Euro an die angolanische Banco BIC of Angola , die zum Teil der Tochter des Präsidenten Angolas, Isabel dos Santos (32), gehört.
Diese Dame ist bereits in jungen Jahren nicht nur zur reichsten Frau Angolas, sondern ganz Afrikas aufgestiegen.
Kaum durch harte Arbeit.
- Sie nennt bereits knapp 10% von Portugals Banco Português de Investimento (BPI) ihr eigen, die wiederum Angolas Banco Fomento de Angola (BFA) managt.
- Sie kaufte sich weiterhin in den portugiesischen Kabel-Fernsehsender ZON Multimedia ein.
- Auch die angolanische Supermarktfirma Condis darf sie ihr Eigen nennen.
Weitere Details siehe hier.
Kontrastprogramm
Dagegen steht:
- In den Slums der Hauptstadt Luanda gibt es keine durchgehende Versorgung mit sauberem Trinkwasser, das Resultat sind jährliche Ausbrüche der Cholera.
- Angola befindet sich auf Platz 148 von 187 des UN Human Development Index.
- Selbst nach der Statistik der Regierung Angolas leben 90% der Bevölkerung unter unangemessenen Bedingungen.
- Die Kindersterblichkeit ist eine der höchsten in der Welt, 20% aller Neugeborenen sterben vor Erreichen des 5. Lebensjahres.
- Die Korruption durchzieht die Staatsbürokratie wie der Gestank die Slums.
Nun stehen Wahlen an, welche die regierende MPLA wieder haushoch gewinnen wird. Das wird kaum die Unzufriedenheit der Masse der Angolaner vermindern, die vielmehr darauf warten, dass der Reichtum des Landes endlich zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Lebensumstände führt.
Portugals Finanzkrise: Angola als Retter?
Willkommen in Afrika, Frau Merkel – Sie haben aber nichts im Gepäck und kommen außerdem noch zu spät
Angolagate in Frankreich – Geldgier, Geschütze und Granaten
Angola, frühere portugiesische Kolonie in Afrika, feierte vor zwei Monaten ein 10-jähriges Jubiläum: Ein Friedensjubiläum. 27 Jahre hatte der Bürgerkrieg nach Erlangung der Unabhängigkeit 1975 getobt, und das Land weitgehend zerstört.
Angola
Ein Land, das zu den potentiell reichsten Ländern Afrikas gehört:.
- Zweitgrösster Erdölexporteur Afrikas
- Grossproduzent von Diamanten
- Ein enormes landwirtschaftliches Potential dank des Klimas und der Regenfälle.
Nach Ende des Bürgerkrieges 2002 stieg das jährliche Wirtschaftswachstum auf über 10%.
Wenig zu feiern
Der Masse der Bevölkerung ist aber wenig nach Feiern zumute. In der Hauptstadt Luanda finden Demonstrationen gegen den seit 32 Jahren das Land regierenden Präsidenten Eduardo dos Santos statt.
Mail & Guardian (Südafrika) vom 22.6. 2012
Die Demonstranten, die sich Bewegung 7311 nennen, nach dem Tag der ersten Demonstration am 7.3. 2011, fordern den Rücktritt des Präsidenten, dessen (Familien-) Privatvermögen angeblich 31 Milliarden US Dollar betragen soll.
Die Regierung organisiert gegen die Protestbewegung Schlägertrupps unter dem Namen Cidado Pela Paz – Bürger für den Frieden..
Einem prominenten Mitglied der Bewegung 7311, dem Rapper Luaty Beirao, auch als Brigadeiro Mata Frakus bzw. Ikonoklasta bekannt, wurden offenbar 1,7 kg Kokain in Angola ins Fluggepäck geschmuggelt, und er daraufhin prompt auf dem Flughafen in Lissabon, aus Luanda kommend, verhaftet wurde.
Es gibt keinerlei Hinweise dafür, dass sich der Rapper, der weder trinkt noch raucht und nie mit Drogen etwas zu tun hatte, sich als Drogenkurier oder Drogenhändler betätigte.
Auch Kriegsveteranen demonstrieren
Aber es ist nicht nur die Bewegung 7311, die demonstriert, auch Kriegsveteranen aus dem Bürgerkrieg demonstrierten vor zwei Wochen wegen der kümmerlichen Versorgungsrenten. Schwer bewaffnete Polizei trieb sie auseinander
Offensichtliche Gründe für Unmut
Die Gründe für diese Protestwelle sind offensichtlich:
Der Reichtum des Landes aus den Erdöleinnahmen wurde während des Bürgerkrieges nahezu vollständig für Waffeneinkäufe und zum Anheuern von Söldnern verwendet.
Nun wird zwar langsam die Infrastruktur wieder aufgebaut, die Eisenbahnstrecken - zum grossen Teil mit chinesischer Hilfe - repariert, und die Strassen erneuert.
Angola ist aber weit von einem ausreichendem Gesundheitswesen und der Versorgung mit sauberem Trinkwasser entfernt. Die heruntergekommenen Slums in der Hauptstadt Angolas, Luanda, mit den regelmässig ausbrechenden Choleraepidemien, stehen im krassen Gegensatz zu den Enklaven der dünnen Oberschicht, in deren tiefen Taschen rund 40% der Einnahmen aus den Rohstoffverkäufen verschwindet.
Weniger als 1 Dollar pro Tag
Zwei Drittel der angolanischen Bevölkerung leben von weniger als umgerechnet einem US Dollar pro Tag, und nur 25% der Kinder besuchen eine Schule (Zahlen von 2008).
Mail & Guardian (Südafrika) 23.3. 2012
Mehr noch:
Nun sollen nach dem Willen der Regierung Dos Santos die Einnahmen aus dem Ölgeschäft nicht etwa allein dazu dienen, das Land im möglichen und erforderlichen Umfang weiter zu entwickeln, die soziale Lage der Masse der Bevölkerung zu verbessern, sondern Anteile in den zur Privatisierung anstehenden Staatsbetrieben Portugals gekauft werden.
Einkaufen in Portugal statt Investieren in Angola
Angolas Präsident Dos Santos erklärte sich bereit, Portugal aus seiner akuten Finanznot zu befreien, und Teile seines Tafelsilbers zu kaufen.
Portugal muss mit dem Verkauf eine Auflage des IMF, verbunden mit der Gewährung eines 113 Milliarden US Dollar Kredits, erfüllen.
Dos Santos erklärte:
“ We are aware of the difficulties the Portuguese people have faced recently, and in such difficulties we must use our trump cards”.
Gemeint waren die Petrodollars.
Folgende Staatsbetriebe Portugals stehen zum Verkauf an:
- Energias de Portugal (Energieversorgung)
- REN, (Stromleitungen)
- TAP - Air Portugal (Nationale Fluglinie)
Schon früher dort Petrodollars investiert
Bereits jetzt besitzt Angola Anteile in:
- Portugals grösster Bank, Millenium BCP (12%)
- ESCOM, einer Minenfirma und Tochterunternehmen von Portugals Multi Grupo Espirito Santo
- Banco Portugues Negocios
Diese Bank ging zu einem Discountpreis von 40 Millionen Euro an die angolanische Banco BIC of Angola , die zum Teil der Tochter des Präsidenten Angolas, Isabel dos Santos (32), gehört.
Diese Dame ist bereits in jungen Jahren nicht nur zur reichsten Frau Angolas, sondern ganz Afrikas aufgestiegen.
Kaum durch harte Arbeit.
- Sie nennt bereits knapp 10% von Portugals Banco Português de Investimento (BPI) ihr eigen, die wiederum Angolas Banco Fomento de Angola (BFA) managt.
- Sie kaufte sich weiterhin in den portugiesischen Kabel-Fernsehsender ZON Multimedia ein.
- Auch die angolanische Supermarktfirma Condis darf sie ihr Eigen nennen.
Weitere Details siehe hier.
Kontrastprogramm
Dagegen steht:
- In den Slums der Hauptstadt Luanda gibt es keine durchgehende Versorgung mit sauberem Trinkwasser, das Resultat sind jährliche Ausbrüche der Cholera.
- Angola befindet sich auf Platz 148 von 187 des UN Human Development Index.
- Selbst nach der Statistik der Regierung Angolas leben 90% der Bevölkerung unter unangemessenen Bedingungen.
- Die Kindersterblichkeit ist eine der höchsten in der Welt, 20% aller Neugeborenen sterben vor Erreichen des 5. Lebensjahres.
- Die Korruption durchzieht die Staatsbürokratie wie der Gestank die Slums.
Nun stehen Wahlen an, welche die regierende MPLA wieder haushoch gewinnen wird. Das wird kaum die Unzufriedenheit der Masse der Angolaner vermindern, die vielmehr darauf warten, dass der Reichtum des Landes endlich zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Lebensumstände führt.
Portugals Finanzkrise: Angola als Retter?
Willkommen in Afrika, Frau Merkel – Sie haben aber nichts im Gepäck und kommen außerdem noch zu spät
Angolagate in Frankreich – Geldgier, Geschütze und Granaten
onlinedienst - 30. Jun, 17:56 Article 4836x read