Anschläge auf die Nordstream-Pipelines: die Finger zeigen auf die USA und ihre Verbündeten, nicht auf Russland
Dr. Alexander von Paleske —- 28.09.22 ----
Es gibt kaum noch vernünftige Zweifel: Auf die Pipelines Nordstream 1 und 2 wurden mit Hilfe von Sprengsätzen am 26.9. 2022 insgesamt drei Anschläge verübt, die so stark waren, dass sie seismografisch geortet werden konnten. Anschläge, welche die Pipelines im Bereich des Anschlags zerstörten mit einem schlagartigen Druckabfall und Austritt von Füllgas.
Die Anschläge wurden in den Hoheitsgewässern Dänemarks ausgeführt, und die dänische Regierung hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es sich nicht um ein Unglück handelte, sondern um gezielte Sabotageakte.
Für einen derartigen Unterwasser-Anschlag kommt jedoch – angesichts des technischen Aufwands – nur ein staatlicher Akteur in Frage, keineswewgs aber “auf eigene Faust”- Terroristen oder angeheuerte Söldner.
Ein Versorgungsschiff (ggf. Kriegsschiff) ist ebenfalls erforderlich, und muss sich dort aufgehalten haben.
Die Auswirkungen
Kurzfristig gibt es keine Auswirkungen des Anschlags, denn zur Zeit fliesst ja kein Gas durch Nordstream 1, nachdem Russland als Antwort auf die Sanktionen des Westens den Gashahn zugedreht hatte. Die Pipeline Nordstream 2 wurde noch gar nicht in Betrieb genommen.
Mittel- und langfristig sind die Auswirkungen dieses Sabotageakts aber groß. Wenn – wie zu erwarten – nach dem Entweichen des Füllgases in großem Umfang Salzwasser in die Pipeline eindringt, werden die Pipelines insgesamt durch Korrosion irreparabel beschädigt, und sind damit für immer unbrauchbar.
Ins Leere
Es gab und gibt Forderungen in Deutschland, die Sanktionen gegen Russland bereits jetzt aufzuheben, und Nordstream 2 in Betrieb zu nehmen, weil die Antwort Russlands auf die Sanktionen des Westens, mit dem Stopp der Gaslieferungen, Deutschland deutlich mehr schadet, als umgekehrt die Sanktionen Russland.
Der wirtschaftliche Schaden durch den Import des wesentlich teureren Flüssiggases ist enorm. Bereits jetzt liegen die Preise für Energie in Deutschland rund 10 mal höher, als beispielsweise in den Vereinigten Staaten.
Diese Forderungen nach Wiederaufnahme der Gaslieferungen über Nordstream 1, und eine Oeffnung der Pipeline 2 stossen nun ins Leere, ebenso wie die weitverbreitete Hoffnung, dass die Gasgeschäfte nach einem Friedensschluss mit der Ukraine oder einem Regimewechsel in Moskau wieder in vollem Umfang aufgenommen werden können.
Die Folge: Deutschland schlittert in eine grosse wirtschaftliche Krise, die alle bisherigen Krisen nach 1949 in den Schatten stellen dürfte.
Wer steckt hinter dem Anschlag?
Die Bundesregierung ist einem Medienbericht zufolge bereits vor Wochen vom US-Geheimdienst CIA vor möglichen Anschlägen auf Gaspipelines in der Ostsee gewarnt worden. Wer einen solchen Anschlag planen könnte, also ein potentieller Kandidat für einen derartigen Anschlag, wurde nicht genannt bzw. ist bisher nicht bekannt. Der Hinweis sei im Sommer eingegangen, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unter Berufung auf mehrere mit dem Sachverhalt vertraute Personen.
Russland als Terror-Saboteur?
Zu dem Zeitpunkt der CIA-Mitteilung strömte Gas von Russland, wenn auch vermindert, nach Deutschland. Russland dürfte weiterhin an dem Export von Gas nach Europa nach einer Aufhebung der Sanktionen interessiert sein, hat daher kein wirtschaftliches Interesse an der Zerstörung der Pipelines, die es auch noch selbst mitfinanziert hat. Ein Anschlag Russlands aus wirtschaftlichen Gründen scheidet daher aller Wahrscheinlichkeit nach aus. Um den Gastransport zu stoppen, braucht Russland, wie es das schliesslich getan hat, nur kein Gas mehr zu liefern, aber nicht die von Russland selbst in Teilen mitfinanzierten Pipelines zu zerstören. Selbst der nach dem Anschlag zu erwartende kurzfristige spekulative Anstieg des Gaspreises dürfte demgegenüber nicht ausschlaggebend sein.
Russland an den Pranger
Da keinerlei vernünftige wirtschaftliche Gründe für einen Anschlag durch Russland sprechen,wird nun von deutschen und polnischen Politikern ohne Belege behauptet, Russland wolle mit einem Terrorakt Angst und Schrecken verbreiten:.
“Man befinde sich in einer Situation hoher internationaler Spannung”
sagte Polens Vize-Außenminister Marcin Przydacz am Dienstag in Warschau.
“Leider verfolgt unser östlicher Nachbar ständig eine aggressive Politik. Wenn er zu einer aggressiven militärischen Politik in der Ukraine fähig ist, ist es offensichtlich, dass keine Provokationen ausgeschlossen werden können, auch nicht in den Abschnitten, die in Westeuropa liegen.“
Und der CDU Politiker und Talkshow Dauergast Roderich Kiesewetter, der nachdrücklich die Lieferung von Leopard- Panzern in die Ukraine fordert, behauptete:
„Aus sicherheitspolitischer Perspektive dient ein solcher Sabotageakt der Abschreckung und Bedrohung. Mit einem Angriff auf die Infrastruktur der Energieversorgung soll Angst und Schrecken verbreitet werden. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass Russland auf diese Weise versucht, einerseits Verunsicherung in der europäischen Bevölkerung zu schüren und anderseits auf staatlicher Ebene ein weiteres Mal auf die Bedrohungsmöglichkeit durch den Angriff auf kritische Infrastruktur hinweist."
Und weiter:
“Mit der Sabotage einer nicht genutzten Infrastruktur solle gleicheitig das Schreckensszenario eines Angriffs auf noch genutzte kritische Infrastruktur geschaffen werden. Es ist deshalb vor allem eine psychologische Frage. Russland will Zweifel an Regierung und Staat insgesamt säen“,
so Kiesewetter.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, auch sie eine Lobbyistin für den Export von Kampfpanzern aus deutscher Produktion in die Ukraine, blies in das gleiche Horn:
„Je länger und brutaler der russische Überfall auf die Ukraine andauert, desto größer ist auch die Gefahr, dass es zu solch enthemmten Anschlägen kommt. Nicht ausgeschlossen ist, dass sie von Russland gelenkt werden, um unsere Märkte zu erschüttern“
Dieser behauptete Terroreffekt kann mit diesem Anschlag aber kaum gelingen, selbst wenn Russland das wirklich vorgehabt hätte. Der Anschlag ist nach kurzer Zeit erwartungsgemäss vergessen; schon heute tauchte er in den Internationalen Nachrichten der BBC kaum noch auf.
Der Schaden des Anschlags ist jedoch auf Jahrzehnte andauernd. Damit scheidet Russland als Urheber des Anschlags wieder weitestgehend aus.
In wessen Interesse?
Bei derartigen Anschlägen empfiehlt es sich, die Frage zu stellen: wie ist die Intressenlage, nachdem ein Interesse Russlands aus wirtschaftlichen und politischen Gründen unwahrscheinlich ist: Wer könnte ein Interesse, sei es politisch, wirtschaftlich oder beides an einem derartigen Sabotageakt haben? Dabei rücken zwei Staaten in den Vordergrund: Die Ukraine und die USA.
- Die Ukraine war von jeher gegen die Nordstream-Pipelines, weil sie fürchtete, damit der hohen Transitgebühren der durch die Ukraine führenden Pipeline verlustig zu gehen. Russland wollte sich umgekehrt von diesen Transitgebühren befreien, und sah sich gegenüber der Ukraine weder völkerrechtlich noch moralisch zur Benutzung der Ukraine-Pipeline verpflichtet. Dazu kommt jetzt noch das politische Interesse, weil nach Wegfall von Nordstream die Ukraine ein Druckmittel hat, um einen Gas-Stopp selbst dann aufrechtzuerhalten, wenn andere Staaten wie Ungarn und Italien die Sanktionen aufheben wollen.
- Die USA, als grösster Unterstützer der Ukraine: zum einen politisch um die Ukraine zu stärken, zum anderen wirtschaftlich, weil sie dadurch den Export ihres umweldschädlichen Fracking-Gases nach Europa sichern, und eine Konkurrenz durch russisches Gas auch in der Zukunft ausschliessen bzw.kontrollieren können.
Von der politischen und wirtschaftlichen Interessenlage her zeigen die Finger daher auf die USA und die Ukraine.
Die Ukraine ist jedoch gar nicht in der Lage, einen derartigen Sabotageakt auszuführen, dafür kämen nur die USA, die baltischen Länder und Polen in Frage.
Polen will selbst eine Gas-Pipeline von Norwegen über die Ostsee in Betrieb nehmen. Ein derartiger Sabotageakt würde das Land einem Racheakt Russlands auf die eigene Pipeline aussetzen, also sehr unwahrscheinlich.
Für die Ausführung bzw. Billigung eines derartigen Sabotageunternehmens bleiben nach Abwägung der Interessenlagen daher nur die USA übrig, die sich noch nie um internationales Recht geschert haben, wenn es um die Durchsetzung ihrer eigenen wirtschaftlichen und/oder politischen Interessen ging.
Erinnert sei:
-- an den mit faustdicken Lügen gerechtfertigten Einmarsch in den Irak 2003,
-- an den nicht von der UN sanktionierten Krieg gegen Serbien,
-- an die Unterstützung diverser Putsche und Putschversuche (Kongo, Nicaragua, Chile)
-- an die Todesschwadronen in Afghanistan usw.
Fazit:
Die USA sind somit der Hauptverdächtige für die Sabotageakte.
Nachtrag vom 29.9. 2022:
In der Berliner Zeitung gibt es einen weiteren Hinweis auf die USA als die Verantwortlichen für die Anschläge :
Polens früherer Verteidigungs- und Außenminister Radosław Tomasz Sikorski macht die USA für die Gas-Lecks von Nord Stream 1 und Nord Stream 2 verantwortlich. Auf Twitter schrieb der polnische Politiker unter ein Foto von einem der drei Gaslecks: „Thank you, USA“ (Danke, USA).
Sikorski war von Ende 2005 bis Anfang 2007 parteiloser Verteidigungsminister von Polen. Von November 2007 bis September 2014 führte er das Außenministerium. Inzwischen ist Sikorski Angeordneter im Europäischen Parlament und Mitglied der liberal-konservativen Platforma Obywatelska (PO).
Sikorski schreibt weiter: „Alle ukrainischen und baltischen Staaten haben sich 20 Jahre lang gegen den Bau von Nordstream ausgesprochen. Jetzt liegen Schrott im Wert von 20 Milliarden Dollar auf dem Meeresgrund, ein weiterer Preis für Russland durch seine kriminelle Entscheidung, in die Ukraine einzumarschieren. Jemand, @MFA_Russia , hat eine spezielle Wartungsoperation durchgeführt.“
Es gibt kaum noch vernünftige Zweifel: Auf die Pipelines Nordstream 1 und 2 wurden mit Hilfe von Sprengsätzen am 26.9. 2022 insgesamt drei Anschläge verübt, die so stark waren, dass sie seismografisch geortet werden konnten. Anschläge, welche die Pipelines im Bereich des Anschlags zerstörten mit einem schlagartigen Druckabfall und Austritt von Füllgas.
Die Anschläge wurden in den Hoheitsgewässern Dänemarks ausgeführt, und die dänische Regierung hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es sich nicht um ein Unglück handelte, sondern um gezielte Sabotageakte.
Für einen derartigen Unterwasser-Anschlag kommt jedoch – angesichts des technischen Aufwands – nur ein staatlicher Akteur in Frage, keineswewgs aber “auf eigene Faust”- Terroristen oder angeheuerte Söldner.
Ein Versorgungsschiff (ggf. Kriegsschiff) ist ebenfalls erforderlich, und muss sich dort aufgehalten haben.
Die Auswirkungen
Kurzfristig gibt es keine Auswirkungen des Anschlags, denn zur Zeit fliesst ja kein Gas durch Nordstream 1, nachdem Russland als Antwort auf die Sanktionen des Westens den Gashahn zugedreht hatte. Die Pipeline Nordstream 2 wurde noch gar nicht in Betrieb genommen.
Mittel- und langfristig sind die Auswirkungen dieses Sabotageakts aber groß. Wenn – wie zu erwarten – nach dem Entweichen des Füllgases in großem Umfang Salzwasser in die Pipeline eindringt, werden die Pipelines insgesamt durch Korrosion irreparabel beschädigt, und sind damit für immer unbrauchbar.
Ins Leere
Es gab und gibt Forderungen in Deutschland, die Sanktionen gegen Russland bereits jetzt aufzuheben, und Nordstream 2 in Betrieb zu nehmen, weil die Antwort Russlands auf die Sanktionen des Westens, mit dem Stopp der Gaslieferungen, Deutschland deutlich mehr schadet, als umgekehrt die Sanktionen Russland.
Der wirtschaftliche Schaden durch den Import des wesentlich teureren Flüssiggases ist enorm. Bereits jetzt liegen die Preise für Energie in Deutschland rund 10 mal höher, als beispielsweise in den Vereinigten Staaten.
Diese Forderungen nach Wiederaufnahme der Gaslieferungen über Nordstream 1, und eine Oeffnung der Pipeline 2 stossen nun ins Leere, ebenso wie die weitverbreitete Hoffnung, dass die Gasgeschäfte nach einem Friedensschluss mit der Ukraine oder einem Regimewechsel in Moskau wieder in vollem Umfang aufgenommen werden können.
Die Folge: Deutschland schlittert in eine grosse wirtschaftliche Krise, die alle bisherigen Krisen nach 1949 in den Schatten stellen dürfte.
Wer steckt hinter dem Anschlag?
Die Bundesregierung ist einem Medienbericht zufolge bereits vor Wochen vom US-Geheimdienst CIA vor möglichen Anschlägen auf Gaspipelines in der Ostsee gewarnt worden. Wer einen solchen Anschlag planen könnte, also ein potentieller Kandidat für einen derartigen Anschlag, wurde nicht genannt bzw. ist bisher nicht bekannt. Der Hinweis sei im Sommer eingegangen, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unter Berufung auf mehrere mit dem Sachverhalt vertraute Personen.
Russland als Terror-Saboteur?
Zu dem Zeitpunkt der CIA-Mitteilung strömte Gas von Russland, wenn auch vermindert, nach Deutschland. Russland dürfte weiterhin an dem Export von Gas nach Europa nach einer Aufhebung der Sanktionen interessiert sein, hat daher kein wirtschaftliches Interesse an der Zerstörung der Pipelines, die es auch noch selbst mitfinanziert hat. Ein Anschlag Russlands aus wirtschaftlichen Gründen scheidet daher aller Wahrscheinlichkeit nach aus. Um den Gastransport zu stoppen, braucht Russland, wie es das schliesslich getan hat, nur kein Gas mehr zu liefern, aber nicht die von Russland selbst in Teilen mitfinanzierten Pipelines zu zerstören. Selbst der nach dem Anschlag zu erwartende kurzfristige spekulative Anstieg des Gaspreises dürfte demgegenüber nicht ausschlaggebend sein.
Russland an den Pranger
Da keinerlei vernünftige wirtschaftliche Gründe für einen Anschlag durch Russland sprechen,wird nun von deutschen und polnischen Politikern ohne Belege behauptet, Russland wolle mit einem Terrorakt Angst und Schrecken verbreiten:.
“Man befinde sich in einer Situation hoher internationaler Spannung”
sagte Polens Vize-Außenminister Marcin Przydacz am Dienstag in Warschau.
“Leider verfolgt unser östlicher Nachbar ständig eine aggressive Politik. Wenn er zu einer aggressiven militärischen Politik in der Ukraine fähig ist, ist es offensichtlich, dass keine Provokationen ausgeschlossen werden können, auch nicht in den Abschnitten, die in Westeuropa liegen.“
Und der CDU Politiker und Talkshow Dauergast Roderich Kiesewetter, der nachdrücklich die Lieferung von Leopard- Panzern in die Ukraine fordert, behauptete:
„Aus sicherheitspolitischer Perspektive dient ein solcher Sabotageakt der Abschreckung und Bedrohung. Mit einem Angriff auf die Infrastruktur der Energieversorgung soll Angst und Schrecken verbreitet werden. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass Russland auf diese Weise versucht, einerseits Verunsicherung in der europäischen Bevölkerung zu schüren und anderseits auf staatlicher Ebene ein weiteres Mal auf die Bedrohungsmöglichkeit durch den Angriff auf kritische Infrastruktur hinweist."
Und weiter:
“Mit der Sabotage einer nicht genutzten Infrastruktur solle gleicheitig das Schreckensszenario eines Angriffs auf noch genutzte kritische Infrastruktur geschaffen werden. Es ist deshalb vor allem eine psychologische Frage. Russland will Zweifel an Regierung und Staat insgesamt säen“,
so Kiesewetter.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, auch sie eine Lobbyistin für den Export von Kampfpanzern aus deutscher Produktion in die Ukraine, blies in das gleiche Horn:
„Je länger und brutaler der russische Überfall auf die Ukraine andauert, desto größer ist auch die Gefahr, dass es zu solch enthemmten Anschlägen kommt. Nicht ausgeschlossen ist, dass sie von Russland gelenkt werden, um unsere Märkte zu erschüttern“
Dieser behauptete Terroreffekt kann mit diesem Anschlag aber kaum gelingen, selbst wenn Russland das wirklich vorgehabt hätte. Der Anschlag ist nach kurzer Zeit erwartungsgemäss vergessen; schon heute tauchte er in den Internationalen Nachrichten der BBC kaum noch auf.
Der Schaden des Anschlags ist jedoch auf Jahrzehnte andauernd. Damit scheidet Russland als Urheber des Anschlags wieder weitestgehend aus.
In wessen Interesse?
Bei derartigen Anschlägen empfiehlt es sich, die Frage zu stellen: wie ist die Intressenlage, nachdem ein Interesse Russlands aus wirtschaftlichen und politischen Gründen unwahrscheinlich ist: Wer könnte ein Interesse, sei es politisch, wirtschaftlich oder beides an einem derartigen Sabotageakt haben? Dabei rücken zwei Staaten in den Vordergrund: Die Ukraine und die USA.
- Die Ukraine war von jeher gegen die Nordstream-Pipelines, weil sie fürchtete, damit der hohen Transitgebühren der durch die Ukraine führenden Pipeline verlustig zu gehen. Russland wollte sich umgekehrt von diesen Transitgebühren befreien, und sah sich gegenüber der Ukraine weder völkerrechtlich noch moralisch zur Benutzung der Ukraine-Pipeline verpflichtet. Dazu kommt jetzt noch das politische Interesse, weil nach Wegfall von Nordstream die Ukraine ein Druckmittel hat, um einen Gas-Stopp selbst dann aufrechtzuerhalten, wenn andere Staaten wie Ungarn und Italien die Sanktionen aufheben wollen.
- Die USA, als grösster Unterstützer der Ukraine: zum einen politisch um die Ukraine zu stärken, zum anderen wirtschaftlich, weil sie dadurch den Export ihres umweldschädlichen Fracking-Gases nach Europa sichern, und eine Konkurrenz durch russisches Gas auch in der Zukunft ausschliessen bzw.kontrollieren können.
Von der politischen und wirtschaftlichen Interessenlage her zeigen die Finger daher auf die USA und die Ukraine.
Die Ukraine ist jedoch gar nicht in der Lage, einen derartigen Sabotageakt auszuführen, dafür kämen nur die USA, die baltischen Länder und Polen in Frage.
Polen will selbst eine Gas-Pipeline von Norwegen über die Ostsee in Betrieb nehmen. Ein derartiger Sabotageakt würde das Land einem Racheakt Russlands auf die eigene Pipeline aussetzen, also sehr unwahrscheinlich.
Für die Ausführung bzw. Billigung eines derartigen Sabotageunternehmens bleiben nach Abwägung der Interessenlagen daher nur die USA übrig, die sich noch nie um internationales Recht geschert haben, wenn es um die Durchsetzung ihrer eigenen wirtschaftlichen und/oder politischen Interessen ging.
Erinnert sei:
-- an den mit faustdicken Lügen gerechtfertigten Einmarsch in den Irak 2003,
-- an den nicht von der UN sanktionierten Krieg gegen Serbien,
-- an die Unterstützung diverser Putsche und Putschversuche (Kongo, Nicaragua, Chile)
-- an die Todesschwadronen in Afghanistan usw.
Fazit:
Die USA sind somit der Hauptverdächtige für die Sabotageakte.
Nachtrag vom 29.9. 2022:
In der Berliner Zeitung gibt es einen weiteren Hinweis auf die USA als die Verantwortlichen für die Anschläge :
Polens früherer Verteidigungs- und Außenminister Radosław Tomasz Sikorski macht die USA für die Gas-Lecks von Nord Stream 1 und Nord Stream 2 verantwortlich. Auf Twitter schrieb der polnische Politiker unter ein Foto von einem der drei Gaslecks: „Thank you, USA“ (Danke, USA).
Sikorski war von Ende 2005 bis Anfang 2007 parteiloser Verteidigungsminister von Polen. Von November 2007 bis September 2014 führte er das Außenministerium. Inzwischen ist Sikorski Angeordneter im Europäischen Parlament und Mitglied der liberal-konservativen Platforma Obywatelska (PO).
Sikorski schreibt weiter: „Alle ukrainischen und baltischen Staaten haben sich 20 Jahre lang gegen den Bau von Nordstream ausgesprochen. Jetzt liegen Schrott im Wert von 20 Milliarden Dollar auf dem Meeresgrund, ein weiterer Preis für Russland durch seine kriminelle Entscheidung, in die Ukraine einzumarschieren. Jemand, @MFA_Russia , hat eine spezielle Wartungsoperation durchgeführt.“
onlinedienst - 28. Sep, 20:34 Article 927x read