Auf der Jagd nach Rohstoffen: Elefantenhochzeit und Hofieren eines Diktators
Dr. Alexander von Paleske --- 12.2. 2012 ---
Zwei Ereignisse aus der vergangenen Woche werfen ein Schlaglicht auf die globale Jagd nach Rohstoffen:
- Der Besuch des kasachischen Diktators und Volksunterdrückers Nursultan Nazarbayev
- die schweizer Elefantenhochzeit der Bergbaufirma Xstrata (59 Milliarden US Dollar Marktwert) mit dem Mischkonzern Glencore (50 Milliarden Dollar Marktwert).
Ein Besuch in Berlin
Fangen wir mit der Berliner Visite aus Kasachstan an.
Angela Merkel, sonst immer darauf bedacht, Menschenrechte einzufordern, hatte den Menschenverächter Nursultan Nazarbayev zu Gast, Herr über das rohstoffreiche Land Kasachstan.
Nursultan Nazarbayev, Merkel.......seltene Erden im Angebot
Über diesen Nazarbayev, der sich regelmässig mit mehr als 90% der Stimmen seiner Untertanen wiederwählen lässt, hatten wir bereits im Zusammenhang mit einem anderen Rohstoffdeal berichtet: Der Verkauf von Uran-Schürfrechten an die kanadische Firma Urasia im Jahre 2005, in der ein gewisser Frank Giustra die Mehrheit hatte.
Giustra war und ist wiederum freundschaftlich mit dem Ex-US Präsidenten Bill Clinton verbandelt.
Wunderbare Freundschaft, Giustra (r) Clinton (m)
Wie schön, und vor allem wie zweckmässig, wenn es um die Anbahnung von bestimmten Geschäften geht, insbesondere gegen starke internationale Konkurrenz.
Wenn der Giustra mit dem Clinton…
Zwar hatte Giustras schnell gegründete Firma Urasia – anders als die anderen zahlreichen Schlange stehenden Mitbewerber um Kasachstans Reichtum – bisher nichts, aber auch gar nichts mit der Förderung und dem Verkauf von Uran zu tun.
Aber Frankieboy Giustra hatte einen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil im Schlepptau: einen Ex-US Präsidenten, der ihn auf der Einkaufstour begleitete, und der sich nicht lumpen liess, bei einem opulenten Dinner im Präsidentenpalast Kasachstans Nursultan Nazarbayevs Scheinschritte in Richtung Demokratie über den grünen Klee zu loben.
Das zog: 48 Stunden nach dem Abflug Clintons wurden die Unterschriften unter den Vertrag mit Giustra gesetzt.
Giustra wollte offenbar nur als Zwischenhändler ordentlich Kasse machen, denn die Minenrechte wanderten binnen zwei Jahren an die etablierte Uranschürf-Firma Uranium One für satte 3,1 Milliarden US Dollar weiter, zum Siebenfachen des Einkaufspreises.
Da kommt Freude auf, auch bei Clinton, in dessen Wohltätigkeitsstiftung der spendable Giustra 130 Millionen US Dollar nach Geschäftsabschluss einzahlte. Wie grosszügig.
Wenig Freude bei Kasachstans Bevölkerung
Erheblich weniger Freude kam allerdings bei der ohnehin schon mit Demokratie nicht gerade verwöhnten Bevölkerung Kasachstans auf, welche dieses Geld zur bitter nötigen Armutsbekämpfung wesentlich dringender gebraucht hätte, zumal es aus ihrer Erde kam, ihnen also zuallererst in vollem Umfang zustehen sollte......
Seltene Erden im Angebot
Kasachstan hat aber nicht nur Uran zu bieten, daran ist BK Angela Merkel weit weniger interessiert, sondern gerade auch bisher dort noch nicht geförderte aber förderbare seltene Erden, welche z.B. für die moderne Telekommunikation unersetzlich sind, und die zur Zeit zu mehr als 90% in China gefördert werden.
Das muss geändert werden, findet BK Angela Merkel, und da schluckt man auch schon mal gerne die Kröte der permanenten Menschenrechtsverletzungen seitens eines Nursultan Nazarbayev, wenn man an Schürfrechte für, bzw. ungestörte Lieferung von seltene(n) Erden ausserhalb Chinas herankommen kann.
Eine Elefantenhochzeit in der Schweiz
Auch über die Partner der schweizer Elefantenhochzeit hatten wir mehrfach berichtet, nicht gerade im positiven Sinne. Insbesondere über die Herkunft von Glencore, und dessen ursprüngliche Kapitalakkumulation seitens eines Marc Rich, seinerzeit in den USA als angeblicher Verbrecher auf der „Most wanted List“ des FBI zu finden, durch US Präsident Clinton am letzten Amtstag aber begnadigt.
Von Marc Rich & Co AG zu Glencore
Global Energy Commodities Resources
Aber auch durch Umweltzerstörungen, Gewerkschaftsfeindlichkeit und miserable Arbeitsbedingungen in Kolumbien und Südafrika machten beide Frischvermählte mehrfach negative Schlagzeilen.
Bereits jetzt kontrolliert Glencore die "Braut Xstrata" zu 34 %. Nun also soll es also das Ganze sein.
Aber das ist vermutlich nicht das Ende, sondern als nächster Happen steht wohl die Übernahme der Bergbaufirma Anglo-American auf der Tagesordnung, nachdem ein erster Versuch iseitens Xstrata im Jahre 2009 fehlgeschlagen war, wir berichteten darüber..
Glencore- Xstrata will zu den ersten drei Giganten der Rohstoffbranche aufschliessen: zu Rio Tinto , BHP Billiton und Vale.
Allerdings spielt auch nach der Hochzeit Xstrata-Glencore immer noch nicht in der 1. Liga der Rohstoffgiganten mit, deren Schwerpunkt in der Eisenerzförderung liegt, wo zur Zeit märchenhafte Gewinne gemacht werden.
Glencore-Xstrata ist in Kohle und Zink stark vertreten.
Gegenüber den anderen Giganten hat die Firma aber einen signifikanten Vorteil: Sie kontrolliert die gesamte Wertschöpfungskette der von ihr geförderten Rohstoffe: Von der Förderung über Verarbeitung bis zum Schiffstransport. Details siehe hier.
Mehr noch: Glencore ist nicht nur im Bereich der gesamten Wertschöpfungskette aktiv, sondern kassiert auch noch ordentlich bei den Termingeschäften mit, da es dank der eigenen Wertschöpfungskette einen klaren Überblickvorteil geniesst. Wie schön.
Aber auch an den Nahrungsmittelhilfen für die Ärmsten der Welt verdient Glencore gerne mit.
Glencore, weltgrösster Weizen-Händler, hat im vergangenen Jahr Getreide für mehr als 50 Millionen US Dollar im Auftrag von Nahrungsmittel-Hilfsorganisationen in Hungerregionen geliefert, davon allein für 22,5 Millionen US Dollar zur Linderung der Hungersnot am Horn von Afrika.
Statt das Getreide aber bei lokalen Farmern und / oder in der Region selbst aufzukaufen, gehen Hilfsorganisationen aus Bequemlichkeit zu Glencore, diese Firma wiederum versucht billigst global einzukaufen, und teuerst zu verkaufen. Ausserdem verdient Glencore auch noch am Transport, dank einer eigenen Frachtflotte.
Die lokalen und / oder regionalen Farmer guckten in die Röhre, und verloren so Absatzmärkte.
Nach Agenturberichten ist bei den Firmen Xstrata und Glencore angesichts der Hochzeit in der Schweiz eine Euphorie ausgebrochen.
Diese Euphorie dürfte auf der Südhalbkugel, dort wo der Reichtum dieser Giganten herkommt, kaum geteilt werden.
Siehe hierzu auch den Bericht aus Argentinien:
http://www.taz.de/Proteste-in-Argentinien/!87559/
Zu Glencore-Xstrata
Glencore, der Börsengang, und der Weg zum Rohstoff-Riesenkraken
Thyssen, Glencore und die Rohstoff-Blase?
Xstrata und Glencore – Schweizer Konzerne auf dem Weg zum Rohstoffmonopol?
Glencore und Xstrata – Besuch von Demonstranten
Spenden und Bill Clinton
Bill Clinton und seine grosszügigen Spender
Gold, Uran, Frank Giustra und Bill Clinton
Neues von Robert Friedland, Bill Clinton und Frank Giustra - oder: wie man Politiker als Türöffner einsetzt
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- Der Besuch des kasachischen Diktators und Volksunterdrückers Nursultan Nazarbayev
- die schweizer Elefantenhochzeit der Bergbaufirma Xstrata (59 Milliarden US Dollar Marktwert) mit dem Mischkonzern Glencore (50 Milliarden Dollar Marktwert).
Ein Besuch in Berlin
Fangen wir mit der Berliner Visite aus Kasachstan an.
Angela Merkel, sonst immer darauf bedacht, Menschenrechte einzufordern, hatte den Menschenverächter Nursultan Nazarbayev zu Gast, Herr über das rohstoffreiche Land Kasachstan.
Nursultan Nazarbayev, Merkel.......seltene Erden im Angebot
Über diesen Nazarbayev, der sich regelmässig mit mehr als 90% der Stimmen seiner Untertanen wiederwählen lässt, hatten wir bereits im Zusammenhang mit einem anderen Rohstoffdeal berichtet: Der Verkauf von Uran-Schürfrechten an die kanadische Firma Urasia im Jahre 2005, in der ein gewisser Frank Giustra die Mehrheit hatte.
Giustra war und ist wiederum freundschaftlich mit dem Ex-US Präsidenten Bill Clinton verbandelt.
Wunderbare Freundschaft, Giustra (r) Clinton (m)
Wie schön, und vor allem wie zweckmässig, wenn es um die Anbahnung von bestimmten Geschäften geht, insbesondere gegen starke internationale Konkurrenz.
Wenn der Giustra mit dem Clinton…
Zwar hatte Giustras schnell gegründete Firma Urasia – anders als die anderen zahlreichen Schlange stehenden Mitbewerber um Kasachstans Reichtum – bisher nichts, aber auch gar nichts mit der Förderung und dem Verkauf von Uran zu tun.
Aber Frankieboy Giustra hatte einen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil im Schlepptau: einen Ex-US Präsidenten, der ihn auf der Einkaufstour begleitete, und der sich nicht lumpen liess, bei einem opulenten Dinner im Präsidentenpalast Kasachstans Nursultan Nazarbayevs Scheinschritte in Richtung Demokratie über den grünen Klee zu loben.
Das zog: 48 Stunden nach dem Abflug Clintons wurden die Unterschriften unter den Vertrag mit Giustra gesetzt.
Giustra wollte offenbar nur als Zwischenhändler ordentlich Kasse machen, denn die Minenrechte wanderten binnen zwei Jahren an die etablierte Uranschürf-Firma Uranium One für satte 3,1 Milliarden US Dollar weiter, zum Siebenfachen des Einkaufspreises.
Da kommt Freude auf, auch bei Clinton, in dessen Wohltätigkeitsstiftung der spendable Giustra 130 Millionen US Dollar nach Geschäftsabschluss einzahlte. Wie grosszügig.
Wenig Freude bei Kasachstans Bevölkerung
Erheblich weniger Freude kam allerdings bei der ohnehin schon mit Demokratie nicht gerade verwöhnten Bevölkerung Kasachstans auf, welche dieses Geld zur bitter nötigen Armutsbekämpfung wesentlich dringender gebraucht hätte, zumal es aus ihrer Erde kam, ihnen also zuallererst in vollem Umfang zustehen sollte......
Seltene Erden im Angebot
Kasachstan hat aber nicht nur Uran zu bieten, daran ist BK Angela Merkel weit weniger interessiert, sondern gerade auch bisher dort noch nicht geförderte aber förderbare seltene Erden, welche z.B. für die moderne Telekommunikation unersetzlich sind, und die zur Zeit zu mehr als 90% in China gefördert werden.
Das muss geändert werden, findet BK Angela Merkel, und da schluckt man auch schon mal gerne die Kröte der permanenten Menschenrechtsverletzungen seitens eines Nursultan Nazarbayev, wenn man an Schürfrechte für, bzw. ungestörte Lieferung von seltene(n) Erden ausserhalb Chinas herankommen kann.
Eine Elefantenhochzeit in der Schweiz
Auch über die Partner der schweizer Elefantenhochzeit hatten wir mehrfach berichtet, nicht gerade im positiven Sinne. Insbesondere über die Herkunft von Glencore, und dessen ursprüngliche Kapitalakkumulation seitens eines Marc Rich, seinerzeit in den USA als angeblicher Verbrecher auf der „Most wanted List“ des FBI zu finden, durch US Präsident Clinton am letzten Amtstag aber begnadigt.
Von Marc Rich & Co AG zu Glencore
Global Energy Commodities Resources
Aber auch durch Umweltzerstörungen, Gewerkschaftsfeindlichkeit und miserable Arbeitsbedingungen in Kolumbien und Südafrika machten beide Frischvermählte mehrfach negative Schlagzeilen.
Bereits jetzt kontrolliert Glencore die "Braut Xstrata" zu 34 %. Nun also soll es also das Ganze sein.
Aber das ist vermutlich nicht das Ende, sondern als nächster Happen steht wohl die Übernahme der Bergbaufirma Anglo-American auf der Tagesordnung, nachdem ein erster Versuch iseitens Xstrata im Jahre 2009 fehlgeschlagen war, wir berichteten darüber..
Glencore- Xstrata will zu den ersten drei Giganten der Rohstoffbranche aufschliessen: zu Rio Tinto , BHP Billiton und Vale.
Allerdings spielt auch nach der Hochzeit Xstrata-Glencore immer noch nicht in der 1. Liga der Rohstoffgiganten mit, deren Schwerpunkt in der Eisenerzförderung liegt, wo zur Zeit märchenhafte Gewinne gemacht werden.
Glencore-Xstrata ist in Kohle und Zink stark vertreten.
Gegenüber den anderen Giganten hat die Firma aber einen signifikanten Vorteil: Sie kontrolliert die gesamte Wertschöpfungskette der von ihr geförderten Rohstoffe: Von der Förderung über Verarbeitung bis zum Schiffstransport. Details siehe hier.
Mehr noch: Glencore ist nicht nur im Bereich der gesamten Wertschöpfungskette aktiv, sondern kassiert auch noch ordentlich bei den Termingeschäften mit, da es dank der eigenen Wertschöpfungskette einen klaren Überblickvorteil geniesst. Wie schön.
Aber auch an den Nahrungsmittelhilfen für die Ärmsten der Welt verdient Glencore gerne mit.
Glencore, weltgrösster Weizen-Händler, hat im vergangenen Jahr Getreide für mehr als 50 Millionen US Dollar im Auftrag von Nahrungsmittel-Hilfsorganisationen in Hungerregionen geliefert, davon allein für 22,5 Millionen US Dollar zur Linderung der Hungersnot am Horn von Afrika.
Statt das Getreide aber bei lokalen Farmern und / oder in der Region selbst aufzukaufen, gehen Hilfsorganisationen aus Bequemlichkeit zu Glencore, diese Firma wiederum versucht billigst global einzukaufen, und teuerst zu verkaufen. Ausserdem verdient Glencore auch noch am Transport, dank einer eigenen Frachtflotte.
Die lokalen und / oder regionalen Farmer guckten in die Röhre, und verloren so Absatzmärkte.
Nach Agenturberichten ist bei den Firmen Xstrata und Glencore angesichts der Hochzeit in der Schweiz eine Euphorie ausgebrochen.
Diese Euphorie dürfte auf der Südhalbkugel, dort wo der Reichtum dieser Giganten herkommt, kaum geteilt werden.
Siehe hierzu auch den Bericht aus Argentinien:
http://www.taz.de/Proteste-in-Argentinien/!87559/
Zu Glencore-Xstrata
Glencore, der Börsengang, und der Weg zum Rohstoff-Riesenkraken
Thyssen, Glencore und die Rohstoff-Blase?
Xstrata und Glencore – Schweizer Konzerne auf dem Weg zum Rohstoffmonopol?
Glencore und Xstrata – Besuch von Demonstranten
Spenden und Bill Clinton
Bill Clinton und seine grosszügigen Spender
Gold, Uran, Frank Giustra und Bill Clinton
Neues von Robert Friedland, Bill Clinton und Frank Giustra - oder: wie man Politiker als Türöffner einsetzt
onlinedienst - 12. Feb, 15:52 Article 3894x read