Aussitzen, Ausschwitzen, kein Drang zur Aufklärung: die Skandal-Uniklinik Freiburg/Breisgau
Dr. Alexander von Paleske ---- 13.11. 2014 ---
Die Universitätsklinik Freiburg/Breisgau braucht sich über etwas nicht zu beklagen: Einen Mangel an Skandalen. Was aber noch viel schwerer wiegt: Die Unwilligkeit oder Unfähigkeit, diese Skandale angemessen aufzuarbeiten, vor allem die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Wie sich zeigt, sitzen die Verantwortlichen für die Aufarbeitung, besser gesagt: die fehlende Aufarbeitung offenbar nicht allein in der Verwaltung der Uniklinik Freiburg selbst.
Siegel der Skandal-Uniklinik
Die Chronique scandaleuse - soweit Skandale dort überhaupt das Licht der Öffentlichkeit erblickten - ist lang, und sie spielten sich fast alle während der letzten 15 Jahre ab:
Der Skandal in der Hämatologie/Onkologie
Die umfangreichen Wissenschaftsfälschungen in der Abteilung Hämatologie / Onkologie durch den Oberarzt und Professor Friedhelm Herrmann. Es handelte sich um den bis dato grössten bekannt gewordenen Wissenschafts-Betrugs-Skandal in Deutschland.
Damaliger Chef der Abteilung: Professor Dr. med. Roland Mertelsmann.
Eine Untersuchungskommission unter dem Juristen Prof. Albin Eser kam zu dem Ergebnis:
"schwere Versäumnisse, Leichtfertigkeit, grob fahrlässige Verletzung von Regeln guter wissenschaftlicher Praxis, fehlende Glaubwürdigkeit".
,Ein Disziplinarverfahren gegen Mertelsmann wurde gar nicht erst eingeleitet. Trotz dieser unglaublichen Wissenschaftsbetrügereien in seiner Abteilung durfte er bis zu seiner Pensionierung unbehelligt im Amt bleiben.
Der Friedl-Skandal
Der Skandal um den Unfallchirurgen Professor Hans Peter Friedl, Inhaber einer extrem langen Publikationsliste, die mit offenbar dünner klinischer und operativer Erfahrung korrelierte.
Der Uniklinik Hamburg kam diese lange Publikationsliste verdächtig vor, und sie lehnte deshalb seine Berufung auf einen Lehrstuhl für Unfallchirurgie ab. Die Uni-Klinik Freiburg empfing ihn jedoch mit offenen Armen, eine krasse Fehlentscheidung, wie sich alsbald zeigen sollte.
Zu der langen Publikationsliste gesellte sich nach Amtsantritt dann eine lange Liste von angeblichen und nachgewiesenen Behandlungsfehlern, bis schliesslich die Klinik ihn vom Operationstisch verbannte und ein Rattenschwanz von Prozessen folgte.
Im Strafprozess zur Last gelegt wurden ihm rund 90 angebliche Verfehlungen, dazu auch noch angebliche Anweisungen an Mitarbeiter, Operationsberichte zu fälschen.
Mildes Urteil auch dank verschwundener Akten
Im Februar 2003 verurteilte ihn das Landgericht Freiburg wegen einer vorsätzlichen und drei fahrlässigen Körperverletzungen zu einer Geldstrafe von 24.300 Euro (270 Tagessätze). Die Staatsanwaltschaft hatte ein dreijähriges Berufsverbot und zwei Jahre Haft, ausgesetzt zur Bewährung, gefordert. Strafmildernd hatten die Richter unter anderem gewertet, dass wesentliche Akten der Klinik zu den gravierendsten Anschuldigungen verschwunden waren.
Es sollten nicht die letzten Akten sein, die in der Uni auf „unerklärliche Weise“ verschwanden, sei es dauernd, sei es vorübergehend.
Statt Disziplinarverfahren: Goldener Handschlag
Zwar wurde gegen Friedl nun die Einleitung eines Disziplinarverfahrens geprüft, das seine zwangsweise Entfernung aus dem Beamtendienst ohne Bezüge zum Ziel haben sollte. Ein hierzu als Untersuchungsführer eingesetzter Richter eines anderen Gerichts kam aber nach sechsjährigen (!) Ermittlungen zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass, aufgrund des milden Landgerichtsurteils, und der hohen Hürden des baden-württembergischen Disziplinarrechts, es der angestrebten disziplinarischen Entlassung an Erfolgsaussicht mangele.
Anfang 2009 schloss die Landesregierung als Dienstherr einen Vergleich: Dem zufolge schied Friedl auf eigenen Antrag gegen Zahlung einer Abfindung von 1,98 Millionen Euro und Einstellung aller anhängigen Verfahren aus dem Beamtenverhältnis aus. Mit der Abfindung durch die Uniklinik seien entgangene Einkünfte aus der Behandlung von Privatpatienten und Pensionsansprüche abgegolten.
Bei so vielen angeblichen Verfehlungen schliesslich ein „goldener Handschlag“ - ein disziplinarrechtlicher Handkantenschlag hätte wohl eher angestanden. Um die Auszahlung des Geldes wird immer noch vor den Gerichten gerungen.
Plagiat-Dickhuth
Aber auch gegen den prominenten Freiburger Sportmediziner Professor Hans-Hermann Dickhuth hagelte es Plagiatsvorwürfe.
Die Plagiatsvorwürfe, die schliesslich zur Aberkennung der Habilitation Dickhuths führten, wurden von einer Dame namens Letizia Paoli erhoben, die in einem weit grösseren Skandal ermittelte, dem sogenannten Doping-Skandal, auch der – wie sollte es anders sein - in der Uniklinik Freiburg angesiedelt.
Der Doping Skandal
Angefangen hatte es mit dem Skandal um das Doping rund um das Team Telekom/T-mobile, .
Nachdem dieser Skandal durch Recherchen des SPIEGEL im Jahre 2007 aufflog, versuchte die Uni ihren eigenen Augiasstall mit zwei Kommissionen zu säubern, aber, wie aus bisherigen Erfahrungen nicht anders zu erwarten, legte diese einen ersten, absolut dürftigen Abschlussbericht vor, der alle Verantwortlichen an der Klinik exkulpierte.
.
Eine Mafia-Spezialistin ermittelt
Das änderte sich jedoch, als ein krankheitsbedingter Wechsel des Kommissionsvorsitzes anstand: nunmehr übernahm die Kriminologin an der Universität Leuven und Mafia-Spezialistin Prof. Letizia Paoli den Vorsitz, und ermittelte sofort und gründlich in alle Richtungen.
Das war bitter nötig, denn die Abteilung Sportmedizin der Uniklinik Freiburg war unter dem Professor Joseph Keul offenbar zu einem Doping-Eldorado degeneriert.
Keul spielte den Doping- Ideologen, den Doping-Verharmloser, den Herold gegen schärfere Anti-Doping Gesetze, und den ärztlichen Betreuer deutscher Olympiamannschaften. So war er bestens mit dem NOK vernetzt, und mit vielen Politikern des Landes und des Bundes..
Joseph Keul ........Doping Ideologe und Verharmloser des Dopings
Ein Doping-Duo infernale
Alles in trauter Zusammenarbeit mit dem Freiburger Professor Armin Klümper, seines Zeichens Sport-Traumatologe.
Was im Sport Rang und Namen hatte, kam zu ihm in die Sprechstunde .
Beide zusammen Keul und Klümper, spielten offenbar die Rolle eines Doping-Duo-Infernale.
Das Aushändigen dieses Doping Teufelszeugs besorgten offenbar deren „Büttel“, die Klinikärzte Schmidt, Heinrich und Huber.
Joseph Keul, der Grossmeister der Doping-Verharmlosung, verstarb hochgeehrt im Jahre 2000.
Auch nach der Pensionierung Keuls, dopte Klümper in Freiburg weiter. Die auch von ihm „betreute“ Spitzensportlerin Birgit Dressel , vollgepumpt mit Medikamenten, (101 Medikamente, 400 Injektionen) verstarb 1987, aber auch das hinderte Klümper nicht daran, weiterzumachen.
Spitzensportlerin Birgit Dressel .... "betreut" von Prof. Klümper. Tod nach 101 Medikamenten und 400 Injektionen.
SPIEGEL 37/1987
Auch der Kugelstosser Ralf Reichenbach war gedopt und starb vermutlich an den Spätfolgen
Erst 1997 war Schluss , nachdem die Spitzensportlerin Birgit Hamann mit ihren Enthüllungen, sie sei von Klümper ohne ihr Wissen vollgedopt worden, Klümper als rücksichtslosen Doper entlarvte.
Kommentar des Sprinters Manfred Ommer: Klümper war der grösste Doper dieses Planeten.
Klümper verliess die Skandalklinik, und zog sich - unbehelligt versteht sich - nach Südafrika zurück, wo er sich dem Bücherschreiben widmete. Wie schön.
Die Aufarbeitung
Weit gewichtiger allerdings: Wie gingen die Universität, die Universitätsklinik und das Ministerium in Stuttgart mit den Skandalen um?
Und da zeigt sich mit erschreckender Deutlichkeit - wie auch in den anderen beschriebenen Fällen - die Tendenz: Offenbar kein Interesse an umfassender Aufklärung. Motto offenbar: Augen zu und durch.
Paoli will das Handtuch werfen
Die Kriminologin Paoli als Leiterin der Kommission war dabei, in mühevoller Kleinarbeit ein ganzes Mediziner-„Rattennest“, einen „Doping-Saustall“ auszumisten, wobei einige der angeblichen Übeltäter aber nicht mehr leben, bzw. schon die Uniklinik verlassen hatten. Jedoch: Die Querverbindungen der Freiburger Doping-Crew sollen nicht nur bis in die seinerzeitige Landesregierung gereicht haben, sondern auch weit hinein in den Deutschen Sport und dessen Verbände.
Prof. Letizia Paoli ........mit Rücktritt gedroht
Wie nicht anders zu erwarten, ging das alles offenbar der Uniklinik Freiburg viel zu weit, jedenfalls hatte die Justiziarin der Uni, eine Ursula Seelhorst, kartonweise wichtige Akten für mehrere Jahre bei sich zu Hause "gebunkert", Schreiben der hartnäckigen Aufklärerin Paoli an die Klinikleitung bzw. das Rektorat der Universität wurden offenbar entweder gar nicht, oder erst mit deutlicher Verzögerung beantwortet.
Und nun verlangte der Rektor der Uni Freiburg, Hans-Jochen Schiewer, auch noch unverzüglich einen Abschlussbericht, während Paoli mitten in der „Ausmistung“ steckte. Entnervt drohte sie mit Rücktritt.
Nachdem SPIEGEL, ZEIT und Badische Zeitung erneut über diesen nicht enden wollenden Skandal berichtet hatten, griff die Landesregierung in Stuttgart ein. Paoli bleibt – vorerst jedenfalls.
Pikanterweise wurde auch von Dritter Seite gegen den ebenfalls drängelnden Medizin-Dekan Prof. Jörg Rüdiger Siewert der Verdacht geäussert, er habe ebenfalls in seiner Habilitationsschrift „plagiatiert“.
Rechtsaufsicht statt Schlichtung
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat die Kriminologin Paoli und Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer zu einem erneuten Schlichtungsgespräch eingeladen. Zur Debatte stehen Termine am 1. oder 15. Dezember. Für die Ressortchefin sei „zielführend, dass dieses Gespräch ohne Vorbedingungen und mit allen Beteiligten gemeinsam stattfindet“.
Hier gibt es wohl nichts zu schlichten, sondern die Landesregierung sollte im Rahmen der Rechtsaufsicht endlich hart durchgreifen, und dafür sorgen, dass dort die Mafiaexpertin Paoli ihre Arbeit ungestört zu Ende führen kann.
Mehr noch: dass aus dem Bericht die nötigen Konsequenzen gezogen werden, ohne Ansehen von Personen, und nicht wieder alles ausgesessen und ausgeschwitzt wird.
Der Verfasser ist Internist/Hämatologe und leitender Arzt, ausserdem ehemaliger Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M).
Sinkende Bereitschaft zur Organspende und Vertrauensverlust: Die Folgen der Ärzteskandale in Deutschland
Zur Lage im deutschen Gesundheitswesen:
Kürzen und Schliessen – das Programm der Gross(artig)en Koalition im Gesundheitswesen
Arzt zu Schmerzensgeld wegen Verletzung der Aufklärungspflicht verurteilt - richtiges Urteil?
Ärzte und Medizinzeitschriften als "Prostituierte" der Pharmaindustrie?
Siehe auch die informativen ZEIT-Artikel:
Klappe halten und wegsehen ZEIT vom 20.9. 2012 S. 32
Das Ende der Schweigepflicht ZEIT vom 15.5. 2012
Die Universitätsklinik Freiburg/Breisgau braucht sich über etwas nicht zu beklagen: Einen Mangel an Skandalen. Was aber noch viel schwerer wiegt: Die Unwilligkeit oder Unfähigkeit, diese Skandale angemessen aufzuarbeiten, vor allem die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Wie sich zeigt, sitzen die Verantwortlichen für die Aufarbeitung, besser gesagt: die fehlende Aufarbeitung offenbar nicht allein in der Verwaltung der Uniklinik Freiburg selbst.
Siegel der Skandal-Uniklinik
Die Chronique scandaleuse - soweit Skandale dort überhaupt das Licht der Öffentlichkeit erblickten - ist lang, und sie spielten sich fast alle während der letzten 15 Jahre ab:
Der Skandal in der Hämatologie/Onkologie
Die umfangreichen Wissenschaftsfälschungen in der Abteilung Hämatologie / Onkologie durch den Oberarzt und Professor Friedhelm Herrmann. Es handelte sich um den bis dato grössten bekannt gewordenen Wissenschafts-Betrugs-Skandal in Deutschland.
Damaliger Chef der Abteilung: Professor Dr. med. Roland Mertelsmann.
Eine Untersuchungskommission unter dem Juristen Prof. Albin Eser kam zu dem Ergebnis:
"schwere Versäumnisse, Leichtfertigkeit, grob fahrlässige Verletzung von Regeln guter wissenschaftlicher Praxis, fehlende Glaubwürdigkeit".
,Ein Disziplinarverfahren gegen Mertelsmann wurde gar nicht erst eingeleitet. Trotz dieser unglaublichen Wissenschaftsbetrügereien in seiner Abteilung durfte er bis zu seiner Pensionierung unbehelligt im Amt bleiben.
Der Friedl-Skandal
Der Skandal um den Unfallchirurgen Professor Hans Peter Friedl, Inhaber einer extrem langen Publikationsliste, die mit offenbar dünner klinischer und operativer Erfahrung korrelierte.
Der Uniklinik Hamburg kam diese lange Publikationsliste verdächtig vor, und sie lehnte deshalb seine Berufung auf einen Lehrstuhl für Unfallchirurgie ab. Die Uni-Klinik Freiburg empfing ihn jedoch mit offenen Armen, eine krasse Fehlentscheidung, wie sich alsbald zeigen sollte.
Zu der langen Publikationsliste gesellte sich nach Amtsantritt dann eine lange Liste von angeblichen und nachgewiesenen Behandlungsfehlern, bis schliesslich die Klinik ihn vom Operationstisch verbannte und ein Rattenschwanz von Prozessen folgte.
Im Strafprozess zur Last gelegt wurden ihm rund 90 angebliche Verfehlungen, dazu auch noch angebliche Anweisungen an Mitarbeiter, Operationsberichte zu fälschen.
Mildes Urteil auch dank verschwundener Akten
Im Februar 2003 verurteilte ihn das Landgericht Freiburg wegen einer vorsätzlichen und drei fahrlässigen Körperverletzungen zu einer Geldstrafe von 24.300 Euro (270 Tagessätze). Die Staatsanwaltschaft hatte ein dreijähriges Berufsverbot und zwei Jahre Haft, ausgesetzt zur Bewährung, gefordert. Strafmildernd hatten die Richter unter anderem gewertet, dass wesentliche Akten der Klinik zu den gravierendsten Anschuldigungen verschwunden waren.
Es sollten nicht die letzten Akten sein, die in der Uni auf „unerklärliche Weise“ verschwanden, sei es dauernd, sei es vorübergehend.
Statt Disziplinarverfahren: Goldener Handschlag
Zwar wurde gegen Friedl nun die Einleitung eines Disziplinarverfahrens geprüft, das seine zwangsweise Entfernung aus dem Beamtendienst ohne Bezüge zum Ziel haben sollte. Ein hierzu als Untersuchungsführer eingesetzter Richter eines anderen Gerichts kam aber nach sechsjährigen (!) Ermittlungen zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass, aufgrund des milden Landgerichtsurteils, und der hohen Hürden des baden-württembergischen Disziplinarrechts, es der angestrebten disziplinarischen Entlassung an Erfolgsaussicht mangele.
Anfang 2009 schloss die Landesregierung als Dienstherr einen Vergleich: Dem zufolge schied Friedl auf eigenen Antrag gegen Zahlung einer Abfindung von 1,98 Millionen Euro und Einstellung aller anhängigen Verfahren aus dem Beamtenverhältnis aus. Mit der Abfindung durch die Uniklinik seien entgangene Einkünfte aus der Behandlung von Privatpatienten und Pensionsansprüche abgegolten.
Bei so vielen angeblichen Verfehlungen schliesslich ein „goldener Handschlag“ - ein disziplinarrechtlicher Handkantenschlag hätte wohl eher angestanden. Um die Auszahlung des Geldes wird immer noch vor den Gerichten gerungen.
Plagiat-Dickhuth
Aber auch gegen den prominenten Freiburger Sportmediziner Professor Hans-Hermann Dickhuth hagelte es Plagiatsvorwürfe.
Die Plagiatsvorwürfe, die schliesslich zur Aberkennung der Habilitation Dickhuths führten, wurden von einer Dame namens Letizia Paoli erhoben, die in einem weit grösseren Skandal ermittelte, dem sogenannten Doping-Skandal, auch der – wie sollte es anders sein - in der Uniklinik Freiburg angesiedelt.
Der Doping Skandal
Angefangen hatte es mit dem Skandal um das Doping rund um das Team Telekom/T-mobile, .
Nachdem dieser Skandal durch Recherchen des SPIEGEL im Jahre 2007 aufflog, versuchte die Uni ihren eigenen Augiasstall mit zwei Kommissionen zu säubern, aber, wie aus bisherigen Erfahrungen nicht anders zu erwarten, legte diese einen ersten, absolut dürftigen Abschlussbericht vor, der alle Verantwortlichen an der Klinik exkulpierte.
.
Eine Mafia-Spezialistin ermittelt
Das änderte sich jedoch, als ein krankheitsbedingter Wechsel des Kommissionsvorsitzes anstand: nunmehr übernahm die Kriminologin an der Universität Leuven und Mafia-Spezialistin Prof. Letizia Paoli den Vorsitz, und ermittelte sofort und gründlich in alle Richtungen.
Das war bitter nötig, denn die Abteilung Sportmedizin der Uniklinik Freiburg war unter dem Professor Joseph Keul offenbar zu einem Doping-Eldorado degeneriert.
Keul spielte den Doping- Ideologen, den Doping-Verharmloser, den Herold gegen schärfere Anti-Doping Gesetze, und den ärztlichen Betreuer deutscher Olympiamannschaften. So war er bestens mit dem NOK vernetzt, und mit vielen Politikern des Landes und des Bundes..
Joseph Keul ........Doping Ideologe und Verharmloser des Dopings
Ein Doping-Duo infernale
Alles in trauter Zusammenarbeit mit dem Freiburger Professor Armin Klümper, seines Zeichens Sport-Traumatologe.
Was im Sport Rang und Namen hatte, kam zu ihm in die Sprechstunde .
Beide zusammen Keul und Klümper, spielten offenbar die Rolle eines Doping-Duo-Infernale.
Das Aushändigen dieses Doping Teufelszeugs besorgten offenbar deren „Büttel“, die Klinikärzte Schmidt, Heinrich und Huber.
Joseph Keul, der Grossmeister der Doping-Verharmlosung, verstarb hochgeehrt im Jahre 2000.
Auch nach der Pensionierung Keuls, dopte Klümper in Freiburg weiter. Die auch von ihm „betreute“ Spitzensportlerin Birgit Dressel , vollgepumpt mit Medikamenten, (101 Medikamente, 400 Injektionen) verstarb 1987, aber auch das hinderte Klümper nicht daran, weiterzumachen.
Spitzensportlerin Birgit Dressel .... "betreut" von Prof. Klümper. Tod nach 101 Medikamenten und 400 Injektionen.
SPIEGEL 37/1987
Auch der Kugelstosser Ralf Reichenbach war gedopt und starb vermutlich an den Spätfolgen
Erst 1997 war Schluss , nachdem die Spitzensportlerin Birgit Hamann mit ihren Enthüllungen, sie sei von Klümper ohne ihr Wissen vollgedopt worden, Klümper als rücksichtslosen Doper entlarvte.
Kommentar des Sprinters Manfred Ommer: Klümper war der grösste Doper dieses Planeten.
Klümper verliess die Skandalklinik, und zog sich - unbehelligt versteht sich - nach Südafrika zurück, wo er sich dem Bücherschreiben widmete. Wie schön.
Die Aufarbeitung
Weit gewichtiger allerdings: Wie gingen die Universität, die Universitätsklinik und das Ministerium in Stuttgart mit den Skandalen um?
Und da zeigt sich mit erschreckender Deutlichkeit - wie auch in den anderen beschriebenen Fällen - die Tendenz: Offenbar kein Interesse an umfassender Aufklärung. Motto offenbar: Augen zu und durch.
Paoli will das Handtuch werfen
Die Kriminologin Paoli als Leiterin der Kommission war dabei, in mühevoller Kleinarbeit ein ganzes Mediziner-„Rattennest“, einen „Doping-Saustall“ auszumisten, wobei einige der angeblichen Übeltäter aber nicht mehr leben, bzw. schon die Uniklinik verlassen hatten. Jedoch: Die Querverbindungen der Freiburger Doping-Crew sollen nicht nur bis in die seinerzeitige Landesregierung gereicht haben, sondern auch weit hinein in den Deutschen Sport und dessen Verbände.
Prof. Letizia Paoli ........mit Rücktritt gedroht
Wie nicht anders zu erwarten, ging das alles offenbar der Uniklinik Freiburg viel zu weit, jedenfalls hatte die Justiziarin der Uni, eine Ursula Seelhorst, kartonweise wichtige Akten für mehrere Jahre bei sich zu Hause "gebunkert", Schreiben der hartnäckigen Aufklärerin Paoli an die Klinikleitung bzw. das Rektorat der Universität wurden offenbar entweder gar nicht, oder erst mit deutlicher Verzögerung beantwortet.
Und nun verlangte der Rektor der Uni Freiburg, Hans-Jochen Schiewer, auch noch unverzüglich einen Abschlussbericht, während Paoli mitten in der „Ausmistung“ steckte. Entnervt drohte sie mit Rücktritt.
Nachdem SPIEGEL, ZEIT und Badische Zeitung erneut über diesen nicht enden wollenden Skandal berichtet hatten, griff die Landesregierung in Stuttgart ein. Paoli bleibt – vorerst jedenfalls.
Pikanterweise wurde auch von Dritter Seite gegen den ebenfalls drängelnden Medizin-Dekan Prof. Jörg Rüdiger Siewert der Verdacht geäussert, er habe ebenfalls in seiner Habilitationsschrift „plagiatiert“.
Rechtsaufsicht statt Schlichtung
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat die Kriminologin Paoli und Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer zu einem erneuten Schlichtungsgespräch eingeladen. Zur Debatte stehen Termine am 1. oder 15. Dezember. Für die Ressortchefin sei „zielführend, dass dieses Gespräch ohne Vorbedingungen und mit allen Beteiligten gemeinsam stattfindet“.
Hier gibt es wohl nichts zu schlichten, sondern die Landesregierung sollte im Rahmen der Rechtsaufsicht endlich hart durchgreifen, und dafür sorgen, dass dort die Mafiaexpertin Paoli ihre Arbeit ungestört zu Ende führen kann.
Mehr noch: dass aus dem Bericht die nötigen Konsequenzen gezogen werden, ohne Ansehen von Personen, und nicht wieder alles ausgesessen und ausgeschwitzt wird.
Der Verfasser ist Internist/Hämatologe und leitender Arzt, ausserdem ehemaliger Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M).
Sinkende Bereitschaft zur Organspende und Vertrauensverlust: Die Folgen der Ärzteskandale in Deutschland
Zur Lage im deutschen Gesundheitswesen:
Kürzen und Schliessen – das Programm der Gross(artig)en Koalition im Gesundheitswesen
Arzt zu Schmerzensgeld wegen Verletzung der Aufklärungspflicht verurteilt - richtiges Urteil?
Ärzte und Medizinzeitschriften als "Prostituierte" der Pharmaindustrie?
Siehe auch die informativen ZEIT-Artikel:
Klappe halten und wegsehen ZEIT vom 20.9. 2012 S. 32
Das Ende der Schweigepflicht ZEIT vom 15.5. 2012
onlinedienst - 13. Nov, 09:13 Article 6345x read