David gegen Goliath: Französischer Journalist Denis Robert obsiegt im Verfahren wegen übler Nachrede gegen die Deutsche Börse-Tochter Clearstream.
Dr. Alexander von Paleske --- 20.2. 2011 --- Der französiche Autor und investigative Journalist Denis Robert, der sich mit den angeblichen faulen Machenschaften der deutsch-luxemburgischen Finanzfirma Cedel/Clearstream beschäftigte, sollte mundtot gemacht werden. Ein Angriff auf den Autor selbst, aber auch auf die Pressefreiheit.
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Denis Robert
Das ist nun gescheitert
Das höchste französische Gericht, der Cour des Cassation, in Paris hat Robert Recht gegeben.
Ein höchst wichtiges Urteil, aber in Deutschland war das keine Meldung wert, und dies, obgleich Clearstream eine 100%ige Tochter der Deutschen Börse AG ist, und bei der laufenden Fusion der New Yorker Börse mit der Frankfurter Börse eine erhebliche Rolle spielt
Außerdem trägt Clearstream immer sehr kräftig zum Jahresgewinn der Deutschen Börse AG bei.
Wer ist Clearstream und was macht diese Firma?
Clearstream International S.A ist, wie erwähnt, eine Tochter der Deutschen Börse AG, allerdings nicht mit Sitz in Frankfurt, sondern in Luxemburg.
Die Finanzfirma ist im Jahre 2000 hervorgegangen aus einer Fusion der beiden Clearing-Häuser Deutsche Börse Clearing AG und der Firma CEDEL International.
Aufgabe dieser Gesellschaft(en) war und ist die Sammelverwahrung von Wertpapieren, denn die einzelnen Banken verwahren heutzutage keine Wertpapiere mehr.
Der Wert dieser bei Clearstream eingelagerten Wertpapiere beläuft sich auf rund 10 Billionen Euro.
Mit anderen Worten: Wenn irgendwo in Deutschland Wertpapiere gekauft oder verkauft werden, dann bekommt Clearstream das mit, dort lagern sie ja. Clearstream rechnet dann zwischen den Banken ab, und verdient gut daran als "Bank der Banken."
Die Banken müssen also beim Kauf von Papieren kein Geld mehr über die Strasse tragen. Und bunkern brauchen sie die Wertpapiere eben auch nicht mehr, das macht alles Clearstream. Sozusagen ein Lager- und Verrechnungshaus, aber nicht nur das, sondern über eine Tochtergesellschaft auch eine richtige Bank. mit Konten und allem Drum und Dran was eben so zu einer Bank gehört.
Clearstream ist aber nicht nur Lagerverwalter, sondern international auch als Wertpapier- Finanzier und Investmentfond-Dienstleister tätig , eine richtig dicke Adresse, noch dazu im finanzfreundlichen Großherzogtum Luxemburg.
2500 Finanzinstitute in über 100 Ländern sind Kunde bei Clearstream. 150 Millionen Transaktionen waren es bereits im Jahre 2000, dem Gründungsjahr.
Die Gesamttransfersumme betrug 10 Trillionen Euro pro Jahr.
Kaum bekannt
In der breiten Öffentlichkeit kannte kaum jemand die Firma, die im Jahre 2002 von der Deutschen Börse voll übernommen wurde.
In Zukunft wird die Bedeutung von Clearstream noch weiter steigen, nämlich dann, wenn die bisher über den Tresen gehandelten Derivate wie Swaps, mitursächlich für die Weltfinanzkrise, über Clearinghäuser laufen sollen.
Der Europäische Gerichtshof hat im Jahre 2009 festgestellt, dass, jedenfalls vor einigen Jahren, Clearstream eine Art marktbeherrschende Stellung hatte, die es offenbar ausgenutzt hat, um sich Konkurrenten vom Leibe zu halten.
Nicht alles hasenrein?
Wer so viele Transaktionen bewerkstelligt, durch dessen Hände rinnt auch kriminelles Gut – zwangsläufig- , also Papiere der Mafia, sei es der italienischen, sei es der russischen, und natürlich auch von Terrororganisationen, dann auch aus Waffen- und Drogengeschäften. Im einzelnen waren folgende Banken mit kriminellen Aktivitäten Kunden bzw. Konteninhaber bei Clearstream-Vorgängerin Cedel:
- Banco Ambrosiano, Waschmaschine für Mafia-Gelder und in kriminelle Machenschaften mit der Vatikanbank verwickelt, außerdem Finanzier der italienischen kriminellen Vereinigung Loge P2
- Bank of Bahrein, die angeblich seinerzeit Osama bin Ladens Finanztransaktionen durchgeführt hatte
- Bank of Credit and Commerce International (BCCI), eine seinerzeitige Waschmaschine für Drogengelder des kolumbianischen Medellin-Kartells und Finanzierungsvehikel für allerlei dunkle Waffengeschäfte.
Außerdem eröffnete die Clearstream-Vorgängerin Cedel eine Zweigstelle in der Schweiz, die angeblich als Steuerhinterziehungsoase großen Stils operierte und offenbar gar nicht in der Bilanz von Cedel auftauchte.
Was wusste Cedel/Clearstream?
Die Fragen sind nur: Weiß oder wußte Clearstream bzw. Cedel davon, konnten sie davon wissen, oder hat Cedel sogar die Wertpapier- und Geldtransfers dieser kriminellen Organistaionen absichtlich erleichtert oder zumindest nicht unterbunden?
Diesen Fragen waren zwei investigative Journalisten nachgegangen, einer davon vom Bankfach und ehemals bei CEDEL international, zuletzt als Nr. 3 in der Hierarchie beschäftigt: Ernest Backes, dazu der investigative Journalist Denis Robert, der zuvor 12 Jahre bei der französischen Zeitung Liberation gearbeitet hatte.
Der Eintrag Ernest Backes wurde im vergangenen Jahr aus der englischen Wikipedia entfernt , aus schwer (oder leicht?)nachvollziehbaren Gründen.
Im Jahre 2001 erschien ihr Buch , das sich mit Cedel/Clearstream und deren angeblichen dunklen Machenschaften beschäftigt: Révélations- dt: Das Schweigen des Geldes.
Das Buch löste den ersten Clearstream-Skandal aus. Die Anschuldigungen der Journalisten betrafen auch den französischen Rüstungsriesen Thomson CSF/Thales und seine Geschäftsbeziehungen zu Taiwan aber ebenso andere Großfirmen. Auch der italienische Premier und Bunga-Bunga-Mann Silvio Berlusconi, fand gebührende Beachtung...
Insgesamt war jedoch die Beweisführung der Autoren wohl nicht ausreichend, was Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz auf Seiten von Clearstream und seinen Managern angeht, obwohl man vermuten darf, dass die Autoren sich auf Insider- Infos stützen konnten, Infos, für die sich auch der BND interessierte, dessen Mitarbeiter Backes offenbar dann wurde.
Und so verlor der Autor Robert gleich mehrere gegen ihn angestrengte Verleumdungsklagen – vorläufig jedenfalls.
Im Jahre 2008 bot, nach der letzten Verurteilung Roberts, Clearstream einen Vergleich an, aber Robert war und ist ein investigativer Journalist, der sich auch von einer mächtigen Finanzinstitution nicht den Schneid abkaufen ließ, obgleich er damals bereits an einer Knochenkrankheit litt.
Er rief stattdessen das oberste französische Gericht an, das ihm nun Recht gab.
Begründung: Kleinere Irrtümer sind erlaubt, solange die Recherche gründlich und seriös durchgeführt wurde. Das Gericht berief sich dabei auf „ l’interet general du sujet traite‘ et le serieux constante‘ de l’enquete“
Ein kostbares Urteil für die Pressefreiheit und eine Ohrfeige für die Tochter der Deutschen Börse AG namens Clearstream.
Clearstream ein Megaskandal in Frankreich
Clearstream Frankreichs Jahrhundertprozess: Ex-Premier de Villepin freigesprochen
Zum Elf-Aquitaine- (Total Elf Fina-) Skandal
Elf – oder Sprit für Bestechungen im Grossformat
Ein Berg von Korruption und ein Maulwurfshügel von Strafverfahren- Oder: Keine Aufklärung des Leuna-Skandals zu erwarten
Zahltag für französischen Rüstungkonzern oder: wie schmiert man eine Republik/Provinz
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Denis Robert
Das ist nun gescheitert
Das höchste französische Gericht, der Cour des Cassation, in Paris hat Robert Recht gegeben.
Ein höchst wichtiges Urteil, aber in Deutschland war das keine Meldung wert, und dies, obgleich Clearstream eine 100%ige Tochter der Deutschen Börse AG ist, und bei der laufenden Fusion der New Yorker Börse mit der Frankfurter Börse eine erhebliche Rolle spielt
Außerdem trägt Clearstream immer sehr kräftig zum Jahresgewinn der Deutschen Börse AG bei.
Wer ist Clearstream und was macht diese Firma?
Clearstream International S.A ist, wie erwähnt, eine Tochter der Deutschen Börse AG, allerdings nicht mit Sitz in Frankfurt, sondern in Luxemburg.
Die Finanzfirma ist im Jahre 2000 hervorgegangen aus einer Fusion der beiden Clearing-Häuser Deutsche Börse Clearing AG und der Firma CEDEL International.
Aufgabe dieser Gesellschaft(en) war und ist die Sammelverwahrung von Wertpapieren, denn die einzelnen Banken verwahren heutzutage keine Wertpapiere mehr.
Der Wert dieser bei Clearstream eingelagerten Wertpapiere beläuft sich auf rund 10 Billionen Euro.
Mit anderen Worten: Wenn irgendwo in Deutschland Wertpapiere gekauft oder verkauft werden, dann bekommt Clearstream das mit, dort lagern sie ja. Clearstream rechnet dann zwischen den Banken ab, und verdient gut daran als "Bank der Banken."
Die Banken müssen also beim Kauf von Papieren kein Geld mehr über die Strasse tragen. Und bunkern brauchen sie die Wertpapiere eben auch nicht mehr, das macht alles Clearstream. Sozusagen ein Lager- und Verrechnungshaus, aber nicht nur das, sondern über eine Tochtergesellschaft auch eine richtige Bank. mit Konten und allem Drum und Dran was eben so zu einer Bank gehört.
Clearstream ist aber nicht nur Lagerverwalter, sondern international auch als Wertpapier- Finanzier und Investmentfond-Dienstleister tätig , eine richtig dicke Adresse, noch dazu im finanzfreundlichen Großherzogtum Luxemburg.
2500 Finanzinstitute in über 100 Ländern sind Kunde bei Clearstream. 150 Millionen Transaktionen waren es bereits im Jahre 2000, dem Gründungsjahr.
Die Gesamttransfersumme betrug 10 Trillionen Euro pro Jahr.
Kaum bekannt
In der breiten Öffentlichkeit kannte kaum jemand die Firma, die im Jahre 2002 von der Deutschen Börse voll übernommen wurde.
In Zukunft wird die Bedeutung von Clearstream noch weiter steigen, nämlich dann, wenn die bisher über den Tresen gehandelten Derivate wie Swaps, mitursächlich für die Weltfinanzkrise, über Clearinghäuser laufen sollen.
Der Europäische Gerichtshof hat im Jahre 2009 festgestellt, dass, jedenfalls vor einigen Jahren, Clearstream eine Art marktbeherrschende Stellung hatte, die es offenbar ausgenutzt hat, um sich Konkurrenten vom Leibe zu halten.
Nicht alles hasenrein?
Wer so viele Transaktionen bewerkstelligt, durch dessen Hände rinnt auch kriminelles Gut – zwangsläufig- , also Papiere der Mafia, sei es der italienischen, sei es der russischen, und natürlich auch von Terrororganisationen, dann auch aus Waffen- und Drogengeschäften. Im einzelnen waren folgende Banken mit kriminellen Aktivitäten Kunden bzw. Konteninhaber bei Clearstream-Vorgängerin Cedel:
- Banco Ambrosiano, Waschmaschine für Mafia-Gelder und in kriminelle Machenschaften mit der Vatikanbank verwickelt, außerdem Finanzier der italienischen kriminellen Vereinigung Loge P2
- Bank of Bahrein, die angeblich seinerzeit Osama bin Ladens Finanztransaktionen durchgeführt hatte
- Bank of Credit and Commerce International (BCCI), eine seinerzeitige Waschmaschine für Drogengelder des kolumbianischen Medellin-Kartells und Finanzierungsvehikel für allerlei dunkle Waffengeschäfte.
Außerdem eröffnete die Clearstream-Vorgängerin Cedel eine Zweigstelle in der Schweiz, die angeblich als Steuerhinterziehungsoase großen Stils operierte und offenbar gar nicht in der Bilanz von Cedel auftauchte.
Was wusste Cedel/Clearstream?
Die Fragen sind nur: Weiß oder wußte Clearstream bzw. Cedel davon, konnten sie davon wissen, oder hat Cedel sogar die Wertpapier- und Geldtransfers dieser kriminellen Organistaionen absichtlich erleichtert oder zumindest nicht unterbunden?
Diesen Fragen waren zwei investigative Journalisten nachgegangen, einer davon vom Bankfach und ehemals bei CEDEL international, zuletzt als Nr. 3 in der Hierarchie beschäftigt: Ernest Backes, dazu der investigative Journalist Denis Robert, der zuvor 12 Jahre bei der französischen Zeitung Liberation gearbeitet hatte.
Der Eintrag Ernest Backes wurde im vergangenen Jahr aus der englischen Wikipedia entfernt , aus schwer (oder leicht?)nachvollziehbaren Gründen.
Im Jahre 2001 erschien ihr Buch , das sich mit Cedel/Clearstream und deren angeblichen dunklen Machenschaften beschäftigt: Révélations- dt: Das Schweigen des Geldes.
Das Buch löste den ersten Clearstream-Skandal aus. Die Anschuldigungen der Journalisten betrafen auch den französischen Rüstungsriesen Thomson CSF/Thales und seine Geschäftsbeziehungen zu Taiwan aber ebenso andere Großfirmen. Auch der italienische Premier und Bunga-Bunga-Mann Silvio Berlusconi, fand gebührende Beachtung...
Insgesamt war jedoch die Beweisführung der Autoren wohl nicht ausreichend, was Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz auf Seiten von Clearstream und seinen Managern angeht, obwohl man vermuten darf, dass die Autoren sich auf Insider- Infos stützen konnten, Infos, für die sich auch der BND interessierte, dessen Mitarbeiter Backes offenbar dann wurde.
Und so verlor der Autor Robert gleich mehrere gegen ihn angestrengte Verleumdungsklagen – vorläufig jedenfalls.
Im Jahre 2008 bot, nach der letzten Verurteilung Roberts, Clearstream einen Vergleich an, aber Robert war und ist ein investigativer Journalist, der sich auch von einer mächtigen Finanzinstitution nicht den Schneid abkaufen ließ, obgleich er damals bereits an einer Knochenkrankheit litt.
Er rief stattdessen das oberste französische Gericht an, das ihm nun Recht gab.
Begründung: Kleinere Irrtümer sind erlaubt, solange die Recherche gründlich und seriös durchgeführt wurde. Das Gericht berief sich dabei auf „ l’interet general du sujet traite‘ et le serieux constante‘ de l’enquete“
Ein kostbares Urteil für die Pressefreiheit und eine Ohrfeige für die Tochter der Deutschen Börse AG namens Clearstream.
Clearstream ein Megaskandal in Frankreich
Clearstream Frankreichs Jahrhundertprozess: Ex-Premier de Villepin freigesprochen
Zum Elf-Aquitaine- (Total Elf Fina-) Skandal
Elf – oder Sprit für Bestechungen im Grossformat
Ein Berg von Korruption und ein Maulwurfshügel von Strafverfahren- Oder: Keine Aufklärung des Leuna-Skandals zu erwarten
Zahltag für französischen Rüstungkonzern oder: wie schmiert man eine Republik/Provinz
onlinedienst - 20. Feb, 17:43 Article 5094x read