Die Mafia, die ZEIT und ein ehemaliger Generalstaatsanwalt
Dr. Alexander von Paleske ---- 25.8. 2009 --- Nun hat auch die Wochenzeitschrift DIE ZEIT die Mafia in Deutschland mit einem Dossier bedacht, Titel“ Die Mafiosi von nebenan“ ZEIT Nr. 34 vom 13. August 2009 Seite 13.
Das ist eigentlich sehr lobenswert wenn auch reichlich spät, bedenkt man, dass die Mafia im Kielwasser der italienischen Gastarbeiter, der Pizzerien und der Eissalons hier bereits beginnend in den 60er Jahren krakenmässig von Italien nach Deutschland sich ausbreitete.
Aber es ist keineswegs nur die italienische Mafia, sondern mittlerweile auch die Russenmafia, die Polenmafia, die chinesische Mafia, die vietnamesische Mafia und noch einige mehr.
Das Gemeinsame dieser kriminellen Oragnisationen ist ihre relative Abgeschlossenheit und die härteste Bestrafung durch die Organisationen, sollte sich etwa jemand der Polizei anvertrauen.
Ein investigativer Journalist namens Roth
Es war und ist vor allem das Verdienst Jürgen Roths, immer wieder auf die diversen Mafiastrukturen in Deutschland aufmerksam gemacht zu haben. Mafiosi, die sich anschicken, wie längst in Italien, nun auch in Deutschland, mittels Bestechung die Politik und den Oeffentlichen Dienst zu beeinflussen, in grossem Umfang Geld zu waschen, Schutzgelder zu erpressen und in grossem Stil Drogentransporte zu organisieren.
Gleichwohl schaffte es Hauke Friedrichs Artikel in der ZEIT vom 13.3. 2009, Titel: „Mafiöses Deutschland“ mit einer sehr positiven Bewertung von Roths Buch „Mafialand Deutschland“, nicht , in die Druckausgabe gehoben zu werden, sondern landete in der Ablage für zweitrangige Titel, auch ZEIT-ONLINE genannt.
Ein ehemaliger Generalstaatsanwalt und seine Mafiaerfahrungen
Ich befragte vor 4 Wochen den ehemaligen Leiter der grössten Staatsanwaltschaft Deutschlands in Berlin- Moabit, Dr. Hansjürgen Karge, unter anderem zu diesem Thema:
Dr. Hansjürgen Karge ..... die Politik nimmt das Problem nicht ernst. Foto: Dr. v. Paleske
Frage: Wenn wir einmal zurückblicken in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, zu einer Zeit, in der Sie ihre juristische Ausbildung hinter sich gebracht haben, da gab es ja eine relativ überschaubare Kriminalität.
Ich erinnere mich beispielsweise an Leute wie den Herrn Schüssler in Frankfurt, seines Zeichens Hehler und Inhaber des berüchtigten Lokals „Sonne von Mexiko“. Ein Ganove „mit Herz“. Zu seiner Beerdigung 1967 kamen 1000 polizeibekannte Ganoven aus ganz Deutschland angereist, die Polizei kannte sie und sie kannten die Polizei, oder „die Schmiere“ , wie sie sie nannten.Wir haben es aber heute mit bandenmässigen Zusammenfassungen von Kriminellen aus aller Herren Länder zu tun, mit Mafia-Strukturen.
Jürgen Roth hat gerade ein Buch über die massive Präsenz der italienischen Mafia in Deutschland veröffentlicht. Sind sowohl die Polizei, als auch die Staatsanwaltschaft gegenüber dieser organisierten Kriminalität nicht macht- und hilflos?
Antwort: Ja, boshaft gesagt, wir leben in einer Parallelwelt. Diese Leute nehmen die Staatsanwaltschaft ja gar nicht wahr, geschweige denn ernst, weil die Welt der deutschen Staatsanwälte und die Welt dieser Kriminellen nichts miteinander zu tun haben. Die Problematik liegt auch hier in der Internationalität, die Köpfe sitzen alle nicht in Deutschland, an die Köpfe kommen wir nicht heran, weil wir nach wie vor, allem Gerede zum Trotz, rein national agieren. Und wenn die Damen und Herren so klug sind, Leichen auf den Strassen zu vermeiden, was ihnen fast immer gelingt, dann wissen wir von nichts.
Frage: Wie könnte man denn dieses Problem überhaupt in den Griff bekommen? Durch Verstärkung der Polizei oder durch Einschleusen von Undercover Agents? Sie haben während Ihrer Dienstzeit es ja in Berlin mit derartigen mafiösen Strukturen zu tun gehabt. Ich erinnere an die Zigarettenmafia. Sehen Sie das nicht als gewaltige Herausforderung an?
Antwort: Ja, aber wir sind machtlos zur Zeit. Wir haben in Berlin eine ganze Reihe von sehr engagierten Strafverfolgern im Bereich der organisierten Kriminalität gehabt, insbesondere auch im Bereich Menschenhandel und Rauschgift natürlich. Das Problem ist, wie bei einer Parallelwelt, die Polizei hat keine Kontakte zu diesen Gruppen und Sie können in ausländische und damit fremdsprachliche kriminelle Vereinigungen keine Udercover Agents einschleusen, Sie können dort keinen Berliner oder Bayern hinschicken.
Die Leute aus diesen Gruppen selbst abzuwerben, das erfordert derartige finanzielle Mittel und auch ein Umdenken in unserer Mentalität, darauf sind wir gar nicht eingestellt.
Frage: Also mit anderen Worten, es fehlt auch der politische Wille, dieser Kriminalität substantiell zu Leibe zu rücken?
Antwort: Die Politik nimmt dieses Problem aus meiner Sicht nicht recht zur Kenntnis
Frage: Aber die Leichen sind doch da?.
Antwort: Ja, aber vergleichsweise zum Ausmass dieser Kriminalität relativ selten. Und wenn sie da sind, dann wird auch ermittelt, und dann schütteln die italienischen Strafverfolger den Kopf über die tumben und einfältigen Deutschen, und nehmen in Italien den einen oder anderen fest, aber das Ausmass dieser organisierten Kriminalität in Deutschland steht aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zu den Auffälligkeiten, sprich Leichen, oder anderen Vorfällen.
Das gesamte Interview hier
Man darf offenbar weiter in Deutschland darauf warten, dass die Politik dieses Problem endlich ernst nimmt und Konsequenzen zieht..
Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?
Das ist eigentlich sehr lobenswert wenn auch reichlich spät, bedenkt man, dass die Mafia im Kielwasser der italienischen Gastarbeiter, der Pizzerien und der Eissalons hier bereits beginnend in den 60er Jahren krakenmässig von Italien nach Deutschland sich ausbreitete.
Aber es ist keineswegs nur die italienische Mafia, sondern mittlerweile auch die Russenmafia, die Polenmafia, die chinesische Mafia, die vietnamesische Mafia und noch einige mehr.
Das Gemeinsame dieser kriminellen Oragnisationen ist ihre relative Abgeschlossenheit und die härteste Bestrafung durch die Organisationen, sollte sich etwa jemand der Polizei anvertrauen.
Ein investigativer Journalist namens Roth
Es war und ist vor allem das Verdienst Jürgen Roths, immer wieder auf die diversen Mafiastrukturen in Deutschland aufmerksam gemacht zu haben. Mafiosi, die sich anschicken, wie längst in Italien, nun auch in Deutschland, mittels Bestechung die Politik und den Oeffentlichen Dienst zu beeinflussen, in grossem Umfang Geld zu waschen, Schutzgelder zu erpressen und in grossem Stil Drogentransporte zu organisieren.
Gleichwohl schaffte es Hauke Friedrichs Artikel in der ZEIT vom 13.3. 2009, Titel: „Mafiöses Deutschland“ mit einer sehr positiven Bewertung von Roths Buch „Mafialand Deutschland“, nicht , in die Druckausgabe gehoben zu werden, sondern landete in der Ablage für zweitrangige Titel, auch ZEIT-ONLINE genannt.
Ein ehemaliger Generalstaatsanwalt und seine Mafiaerfahrungen
Ich befragte vor 4 Wochen den ehemaligen Leiter der grössten Staatsanwaltschaft Deutschlands in Berlin- Moabit, Dr. Hansjürgen Karge, unter anderem zu diesem Thema:
Dr. Hansjürgen Karge ..... die Politik nimmt das Problem nicht ernst. Foto: Dr. v. Paleske
Frage: Wenn wir einmal zurückblicken in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, zu einer Zeit, in der Sie ihre juristische Ausbildung hinter sich gebracht haben, da gab es ja eine relativ überschaubare Kriminalität.
Ich erinnere mich beispielsweise an Leute wie den Herrn Schüssler in Frankfurt, seines Zeichens Hehler und Inhaber des berüchtigten Lokals „Sonne von Mexiko“. Ein Ganove „mit Herz“. Zu seiner Beerdigung 1967 kamen 1000 polizeibekannte Ganoven aus ganz Deutschland angereist, die Polizei kannte sie und sie kannten die Polizei, oder „die Schmiere“ , wie sie sie nannten.Wir haben es aber heute mit bandenmässigen Zusammenfassungen von Kriminellen aus aller Herren Länder zu tun, mit Mafia-Strukturen.
Jürgen Roth hat gerade ein Buch über die massive Präsenz der italienischen Mafia in Deutschland veröffentlicht. Sind sowohl die Polizei, als auch die Staatsanwaltschaft gegenüber dieser organisierten Kriminalität nicht macht- und hilflos?
Antwort: Ja, boshaft gesagt, wir leben in einer Parallelwelt. Diese Leute nehmen die Staatsanwaltschaft ja gar nicht wahr, geschweige denn ernst, weil die Welt der deutschen Staatsanwälte und die Welt dieser Kriminellen nichts miteinander zu tun haben. Die Problematik liegt auch hier in der Internationalität, die Köpfe sitzen alle nicht in Deutschland, an die Köpfe kommen wir nicht heran, weil wir nach wie vor, allem Gerede zum Trotz, rein national agieren. Und wenn die Damen und Herren so klug sind, Leichen auf den Strassen zu vermeiden, was ihnen fast immer gelingt, dann wissen wir von nichts.
Frage: Wie könnte man denn dieses Problem überhaupt in den Griff bekommen? Durch Verstärkung der Polizei oder durch Einschleusen von Undercover Agents? Sie haben während Ihrer Dienstzeit es ja in Berlin mit derartigen mafiösen Strukturen zu tun gehabt. Ich erinnere an die Zigarettenmafia. Sehen Sie das nicht als gewaltige Herausforderung an?
Antwort: Ja, aber wir sind machtlos zur Zeit. Wir haben in Berlin eine ganze Reihe von sehr engagierten Strafverfolgern im Bereich der organisierten Kriminalität gehabt, insbesondere auch im Bereich Menschenhandel und Rauschgift natürlich. Das Problem ist, wie bei einer Parallelwelt, die Polizei hat keine Kontakte zu diesen Gruppen und Sie können in ausländische und damit fremdsprachliche kriminelle Vereinigungen keine Udercover Agents einschleusen, Sie können dort keinen Berliner oder Bayern hinschicken.
Die Leute aus diesen Gruppen selbst abzuwerben, das erfordert derartige finanzielle Mittel und auch ein Umdenken in unserer Mentalität, darauf sind wir gar nicht eingestellt.
Frage: Also mit anderen Worten, es fehlt auch der politische Wille, dieser Kriminalität substantiell zu Leibe zu rücken?
Antwort: Die Politik nimmt dieses Problem aus meiner Sicht nicht recht zur Kenntnis
Frage: Aber die Leichen sind doch da?.
Antwort: Ja, aber vergleichsweise zum Ausmass dieser Kriminalität relativ selten. Und wenn sie da sind, dann wird auch ermittelt, und dann schütteln die italienischen Strafverfolger den Kopf über die tumben und einfältigen Deutschen, und nehmen in Italien den einen oder anderen fest, aber das Ausmass dieser organisierten Kriminalität in Deutschland steht aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zu den Auffälligkeiten, sprich Leichen, oder anderen Vorfällen.
Das gesamte Interview hier
Man darf offenbar weiter in Deutschland darauf warten, dass die Politik dieses Problem endlich ernst nimmt und Konsequenzen zieht..
Justiz in der Krise oder Krisenjustiz?
onlinedienst - 25. Aug, 19:06 Article 3664x read