Die Salafisten wollen an die Macht - oder: hat der Herbst des arabischen Frühlings schon begonnen, oder gar der Winter?
Dr. Alexander von Paleske ------ 21.5.2013 ---- Die Bilder von den gewaltsamen Auseinandersetzungen in Tunesien zwischen Radikal-Islamisten (Salafisten) und der Polizei vor zwei Tagen, in dem Land, von wo der sogenannte arabische Frühling ausging, lassen ahnen, dass es damit wohl bald vorbei sein könnte.
Tunis 19.5. 2013 --- Schwarze Fahne der Salafisten rechts im Bild. Screenshot: Dr. v. Paleske
Die Salafisten, Trittbrettfahrer des "arabischen Frühlings", des gewaltlosen Aufstands der Tunesier gegen die Unterdrückung des Regimes Ben Ali, und für mehr Freiheit und Demokratie, wollen jetzt mit aller Gewalt - und das muss wörtlich genommen werden – an die Macht.
Das Ziel: Ihre Vorstellungen eines Gottesstaates, einer Theokratie durchzusetzen, nicht nur in Tunesien.
Im Herbst vergangenen Jahres gab der tunesische Präsident Moncef Marsouki dem Magazin World Today des britischen Think Tanks Chatham House ein Interview, kurz nachdem die US Botschaft in Tunis von Salafisten angegriffen worden war. Darin sagte er:
„We did not realize how dangerous and violent these Salafists could be…They are a tiny minority within a tiny minority.“
Grosser Irrtum
Letzteres hat sich mittlerweile als Irrtum herausgestellt, denn die Auseinandersetzungen vor zwei Tagen in den Armenvierteln der Hauptstadt Tunis sprechen eine andere Sprache.
Die gewaltbereiten Salafisten, die sich in Tunesien Ansar al-Scharia nennen, und Querverbindungen zum Ableger des Al Qaida Terrornetzwerk im Maghreb unterhalten, haben sich mittlerweile mit umfangreichen Lebensmittelspenden in den Armenvierteln von Tunis fest verankert. Dort lebt der Teil der Bevölkerung, dem es zunehmend wirtschaftlich schlechter geht, und der sich - nicht zu Unrecht - von der neuen tunesischen Regierung vernachlässigt fühlt.
Zwar fallen die Salafisten prinzipiell in drei Gruppen, nämlich die friedlichen, dann die gewalttätigen und schliesslich die Jihadisten, aber die Übergänge sind fliessemd, und letztlich streben alle das Ziel einer Theokratie (Gottesstaat) an.
Je mehr der Staatsapparat gegen diese Radikal-Islamisten vorgeht, umso mehr schliessen sich die Salafisten zur Erreichung ihrer Ziele zusammen, auch in der Ausübung von Gewalt, einschliesslich Terrors, ..
Zurück ins Mittelalter
Salafisten haben mit Demokratie nichts am Hut, im Gegenteil: sie sehen die Demokratie als unislamisch, als westliche Giftpille an.
Ihre Marschroute heisst vielmehr: Zurück zu den Wurzeln des Glaubens, ins Mittelalter, ins Kalifat, wo ein religiöser Herrscher erwählt, aber nicht gewählt über ein islamisches Reich gebietet, und die Scharia, und nicht eine demokratische Verfassung die Leitschnur politisch-religiösen Handelns ist.
Saudi-Arabien als Unterstützer
Finanzielle Unterstützung bekommen diese Gruppen insbesondere auch aus Saudi-Arabien, der Heimat der Salafisten, öffentlich und privat. Dort, wo die Religionspolizei schalten und walten darf, wo Frauen weder Auto fahren, noch ohne männliche Begleitung verreisen dürfen.
Störend dabei natürlich, dass keine religiöse Autorität über dieses „Kalifat“ gebietet, sondern das Saud-Königshaus, an dem auch noch parasitenmässig Hunderte von Prinzen mit ihren Familien kleben und vom Staatsbudget grosszügigst mitversorgt werden.
Ein Königshaus, das sich mit dem "grossen Satan", den USA, und dem Westen einliess, um an der Macht zu bleiben, und sich auch noch unpatriotisch gegenüber Israel verhält: statt den Ölhahn zuzudrehen und so den Westen zu Druck auf Israel zu zwingen, fliesst das saudische Öl „come rain come sunshine"- mit einer einzigen Ausnahme: Im Yom-Kippur-Krieg desJahres 1973, als Ägypten und Syrien israel angriffen.
Königshaus nein, Salafismus ja
Zwar hassen viele Salafisten das saudische Königshaus, aber die konsequente Einhaltung der Scharia, und die unumschränkte Macht der Glaubens-Polizei, die in alle Winkel des täglichen Lebens eindringt, sehen auch die Königshaus-Hasser mit grossem Wohlgefallen. Und genau das wollen sie in ihren Heimatländern ebenfalls durchsetzen, sogar besser machen: statt einem König einen Kalifen.
Westen guckte weg
Die westlichen Länder haben weggeguckt, als Saudi-Arabien, Grosseinkäufer westlicher Waffen und Konsumgüter, Hort der Pilgerstätten von Mekka, gleichzeitig auch noch mit der Missionierung seines Wahabismus (Salafismus), unterstützt von einem dicken Geldsack, anhob.
Zielgruppe in der arabischen Welt: Sunniten.
Feindbilder der Salafisten
Die Feindbilder der Salafisten lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- An oberster Stelle natürlich Israel
- Gefolgt von den USA, dem Grossen Satan,
- diese gefolgt von westlichen Ländern und westlicher Kultur, und deren „Agenten“ in dem jeweiligen Land
- Nicht weniger verhasst allerdings die Schiiten, welche die Mehrheit im Irak und Iran ausmachen, und etwa 40% der Bevölkerung Syriens, samt der Regierung Assad.
Staaten mit mehrheitlich Sunnis (grün), mit mehrheitlich Schiiten rot
Schiiten werden als „falsche Muslime“ angesehen, als Religions-Verräter, und werden auf eine Stufe mit Gotteslästerern gestellt. Ihnen sagten die Salafi-Radikalislamisten den Kampf an, auch und gerade in Pakistan, wo die Schiiten in der Minderheit, und das häufige Ziel von Bombenanschlägen der Taliban sind.
Vakuum soll genutzt werden
Die Salafisten sind auf dem Vormarsch, versuchen das politische Vakuum in Nordafrika nach dem arabischen Frühling zu füllen, insbesondere jetzt in Libyen, obgleich ihr Anteil am Umsturz selbst gering war.
In Ägypten sind sie mittlerweile zweitstärkste Partei nach der Moslembruderschaft, und prompt nehmen die Auseinandersetzungen mit den koptischen Christen, den „Ungläubigen“, die rund 10% der Bevölkerung stellen, zu, aber auch Angriffe auf liberale Moslems, wie den Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen Chef der internationalen Atomernergiebehörde IAEA, El Baradei.
Im Irak eine kleine radikale Minderheit
Im Irak sind die Sunnis in der Minderheit, davon die Al Qaida zuzurechnenden Jihadisten eine noch kleinere, aber äusserst gewalttätige Minderheit, die aber umso mehr Unterstützung innerhalb der sunnitischen Minderheit findet, je mehr die irakische Regierung die Sunniten ihres einstmals grossen politischen Einflusses, den sie unter Saddam Hussein hatten - auch er war ein Sunni - beraubt.
Mehr noch:. Der Hass und Groll der Schiiten über das Terrorregime des Saddam Hussein, stellvertretend für die sunnitische Minderheit sitzt tief, auch dessen brutale Niederschlagung des Schiiten-Auftstands in Basra nach dem ersten Golfkrieg 1991 ist keineswegs vergessen.
Nach den letzten Parlamentswahlen wurden die Sunniten praktisch von der Regierung in Baghdad ausgeschlossen.
Die Folge: fast tägliche Bombenanschläge mit jeweils Dutzenden von Toten in schiitischen Wohngebieten, und Anschläge auf schiitische Pilger, gefolgt nun von schiitischen Bombenanschlägen in sunnitischen Bezirken, "Tit for tat".
Bagdad 19.5. 2013 --- Folgen eines der vielen Bombenanschläge. Screenshot: Dr. v. Paleske
Eine Pandorabüchse, von den USA mit dem Irakkrieg geöffnet und nun auf Autopilot. Eine politische Lösung ist angesichts mangelnder Kompromissbereitschaft nicht in Sicht.
Die Sunnitischen Bezirke im Irak werden von den Salafisten bereits als Emirate angesehen, die mit den sunnitischen Teilen Syriens in ihrer Traumwelt zu einem Kalifat vereinigt werden sollten.
Nichts gelernt
Unter diesen Umständen – sollte man meinen - würden die westlichen Länder aus dem Irak-Konflikt gelernt haben, als nun die Sunniten in Syrien zum Aufstand antraten.
Der Hass der Sunniten auf die schiitisch / alawitische Assad- Regierung war nicht zuletzt auch das Produkt der brutalen Niederschlagung des sunnitischen Aufstands im Jahre 1982 in Homs, mit geschätzten 10-30.000 Toten, durch den der Vater des jetzigen Präsidenten, Hafiz al-Assad.
Der arabische Frühling ermunterte sie, erneut loszuschlagen, die erneute brutale und menschenverachtende Reaktion des Assad-Regimes festigte ihre Reihen.
Neue Pandorabüchse .
Aber die nächste Pandorabüchse war dabei, sich zu öffnen - doch die westliche Welt jubelte, sah es als Fortsetzung des arabischen Frühlings an, anstatt zu realisieren, an was für ein Pulverfass da die Lunte gelegt wurde, und sich sofort mit Russland gemeinsam um eine Konfliktlösung zu bemühen.
Mittlerweile
- sind mehr 70.000 Menschen in dem Konflikt gestorben, in der Mehrzahl Zivilisten
- sind 1 Million Menschen in Nachbarländer geflüchtet
- hat sich die zu Al Qaida bekennende Gruppe Al Nusra als erfahrene und bestimmende militärische Kraft - auch für Selbstmord- Bombenattentate - in der Aufstandsbewegung fest verankert
- gehören auch salafistische Kampfgruppen zur Opposition (Syrische islamistische Front, SIF; syrische Befreiungsfront, SLF)
- ist Baschar al-Assad nach wie vor im Amt
- wollen einige westliche Länder den Konflikt mit weiteren Waffenlieferungen noch weiter anheizen, immer noch hoffend auf den Sturz Assads, und damit auch der Regierung des mit Assad verbündeten Iran einen heftigen Schlag zu versetzen.
Den Salafisten und Jihadsiten kann das nur recht sein.
Das ist kein arabischer Frühling der Freiheit, auch kein Sommer oder Herbst mehr, sondern bereits der Beginn des Winters.
Tunis 19.5. 2013 --- Schwarze Fahne der Salafisten rechts im Bild. Screenshot: Dr. v. Paleske
Die Salafisten, Trittbrettfahrer des "arabischen Frühlings", des gewaltlosen Aufstands der Tunesier gegen die Unterdrückung des Regimes Ben Ali, und für mehr Freiheit und Demokratie, wollen jetzt mit aller Gewalt - und das muss wörtlich genommen werden – an die Macht.
Das Ziel: Ihre Vorstellungen eines Gottesstaates, einer Theokratie durchzusetzen, nicht nur in Tunesien.
Im Herbst vergangenen Jahres gab der tunesische Präsident Moncef Marsouki dem Magazin World Today des britischen Think Tanks Chatham House ein Interview, kurz nachdem die US Botschaft in Tunis von Salafisten angegriffen worden war. Darin sagte er:
„We did not realize how dangerous and violent these Salafists could be…They are a tiny minority within a tiny minority.“
Grosser Irrtum
Letzteres hat sich mittlerweile als Irrtum herausgestellt, denn die Auseinandersetzungen vor zwei Tagen in den Armenvierteln der Hauptstadt Tunis sprechen eine andere Sprache.
Die gewaltbereiten Salafisten, die sich in Tunesien Ansar al-Scharia nennen, und Querverbindungen zum Ableger des Al Qaida Terrornetzwerk im Maghreb unterhalten, haben sich mittlerweile mit umfangreichen Lebensmittelspenden in den Armenvierteln von Tunis fest verankert. Dort lebt der Teil der Bevölkerung, dem es zunehmend wirtschaftlich schlechter geht, und der sich - nicht zu Unrecht - von der neuen tunesischen Regierung vernachlässigt fühlt.
Zwar fallen die Salafisten prinzipiell in drei Gruppen, nämlich die friedlichen, dann die gewalttätigen und schliesslich die Jihadisten, aber die Übergänge sind fliessemd, und letztlich streben alle das Ziel einer Theokratie (Gottesstaat) an.
Je mehr der Staatsapparat gegen diese Radikal-Islamisten vorgeht, umso mehr schliessen sich die Salafisten zur Erreichung ihrer Ziele zusammen, auch in der Ausübung von Gewalt, einschliesslich Terrors, ..
Zurück ins Mittelalter
Salafisten haben mit Demokratie nichts am Hut, im Gegenteil: sie sehen die Demokratie als unislamisch, als westliche Giftpille an.
Ihre Marschroute heisst vielmehr: Zurück zu den Wurzeln des Glaubens, ins Mittelalter, ins Kalifat, wo ein religiöser Herrscher erwählt, aber nicht gewählt über ein islamisches Reich gebietet, und die Scharia, und nicht eine demokratische Verfassung die Leitschnur politisch-religiösen Handelns ist.
Saudi-Arabien als Unterstützer
Finanzielle Unterstützung bekommen diese Gruppen insbesondere auch aus Saudi-Arabien, der Heimat der Salafisten, öffentlich und privat. Dort, wo die Religionspolizei schalten und walten darf, wo Frauen weder Auto fahren, noch ohne männliche Begleitung verreisen dürfen.
Störend dabei natürlich, dass keine religiöse Autorität über dieses „Kalifat“ gebietet, sondern das Saud-Königshaus, an dem auch noch parasitenmässig Hunderte von Prinzen mit ihren Familien kleben und vom Staatsbudget grosszügigst mitversorgt werden.
Ein Königshaus, das sich mit dem "grossen Satan", den USA, und dem Westen einliess, um an der Macht zu bleiben, und sich auch noch unpatriotisch gegenüber Israel verhält: statt den Ölhahn zuzudrehen und so den Westen zu Druck auf Israel zu zwingen, fliesst das saudische Öl „come rain come sunshine"- mit einer einzigen Ausnahme: Im Yom-Kippur-Krieg desJahres 1973, als Ägypten und Syrien israel angriffen.
Königshaus nein, Salafismus ja
Zwar hassen viele Salafisten das saudische Königshaus, aber die konsequente Einhaltung der Scharia, und die unumschränkte Macht der Glaubens-Polizei, die in alle Winkel des täglichen Lebens eindringt, sehen auch die Königshaus-Hasser mit grossem Wohlgefallen. Und genau das wollen sie in ihren Heimatländern ebenfalls durchsetzen, sogar besser machen: statt einem König einen Kalifen.
Westen guckte weg
Die westlichen Länder haben weggeguckt, als Saudi-Arabien, Grosseinkäufer westlicher Waffen und Konsumgüter, Hort der Pilgerstätten von Mekka, gleichzeitig auch noch mit der Missionierung seines Wahabismus (Salafismus), unterstützt von einem dicken Geldsack, anhob.
Zielgruppe in der arabischen Welt: Sunniten.
Feindbilder der Salafisten
Die Feindbilder der Salafisten lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- An oberster Stelle natürlich Israel
- Gefolgt von den USA, dem Grossen Satan,
- diese gefolgt von westlichen Ländern und westlicher Kultur, und deren „Agenten“ in dem jeweiligen Land
- Nicht weniger verhasst allerdings die Schiiten, welche die Mehrheit im Irak und Iran ausmachen, und etwa 40% der Bevölkerung Syriens, samt der Regierung Assad.
Staaten mit mehrheitlich Sunnis (grün), mit mehrheitlich Schiiten rot
Schiiten werden als „falsche Muslime“ angesehen, als Religions-Verräter, und werden auf eine Stufe mit Gotteslästerern gestellt. Ihnen sagten die Salafi-Radikalislamisten den Kampf an, auch und gerade in Pakistan, wo die Schiiten in der Minderheit, und das häufige Ziel von Bombenanschlägen der Taliban sind.
Vakuum soll genutzt werden
Die Salafisten sind auf dem Vormarsch, versuchen das politische Vakuum in Nordafrika nach dem arabischen Frühling zu füllen, insbesondere jetzt in Libyen, obgleich ihr Anteil am Umsturz selbst gering war.
In Ägypten sind sie mittlerweile zweitstärkste Partei nach der Moslembruderschaft, und prompt nehmen die Auseinandersetzungen mit den koptischen Christen, den „Ungläubigen“, die rund 10% der Bevölkerung stellen, zu, aber auch Angriffe auf liberale Moslems, wie den Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen Chef der internationalen Atomernergiebehörde IAEA, El Baradei.
Im Irak eine kleine radikale Minderheit
Im Irak sind die Sunnis in der Minderheit, davon die Al Qaida zuzurechnenden Jihadisten eine noch kleinere, aber äusserst gewalttätige Minderheit, die aber umso mehr Unterstützung innerhalb der sunnitischen Minderheit findet, je mehr die irakische Regierung die Sunniten ihres einstmals grossen politischen Einflusses, den sie unter Saddam Hussein hatten - auch er war ein Sunni - beraubt.
Mehr noch:. Der Hass und Groll der Schiiten über das Terrorregime des Saddam Hussein, stellvertretend für die sunnitische Minderheit sitzt tief, auch dessen brutale Niederschlagung des Schiiten-Auftstands in Basra nach dem ersten Golfkrieg 1991 ist keineswegs vergessen.
Nach den letzten Parlamentswahlen wurden die Sunniten praktisch von der Regierung in Baghdad ausgeschlossen.
Die Folge: fast tägliche Bombenanschläge mit jeweils Dutzenden von Toten in schiitischen Wohngebieten, und Anschläge auf schiitische Pilger, gefolgt nun von schiitischen Bombenanschlägen in sunnitischen Bezirken, "Tit for tat".
Bagdad 19.5. 2013 --- Folgen eines der vielen Bombenanschläge. Screenshot: Dr. v. Paleske
Eine Pandorabüchse, von den USA mit dem Irakkrieg geöffnet und nun auf Autopilot. Eine politische Lösung ist angesichts mangelnder Kompromissbereitschaft nicht in Sicht.
Die Sunnitischen Bezirke im Irak werden von den Salafisten bereits als Emirate angesehen, die mit den sunnitischen Teilen Syriens in ihrer Traumwelt zu einem Kalifat vereinigt werden sollten.
Nichts gelernt
Unter diesen Umständen – sollte man meinen - würden die westlichen Länder aus dem Irak-Konflikt gelernt haben, als nun die Sunniten in Syrien zum Aufstand antraten.
Der Hass der Sunniten auf die schiitisch / alawitische Assad- Regierung war nicht zuletzt auch das Produkt der brutalen Niederschlagung des sunnitischen Aufstands im Jahre 1982 in Homs, mit geschätzten 10-30.000 Toten, durch den der Vater des jetzigen Präsidenten, Hafiz al-Assad.
Der arabische Frühling ermunterte sie, erneut loszuschlagen, die erneute brutale und menschenverachtende Reaktion des Assad-Regimes festigte ihre Reihen.
Neue Pandorabüchse .
Aber die nächste Pandorabüchse war dabei, sich zu öffnen - doch die westliche Welt jubelte, sah es als Fortsetzung des arabischen Frühlings an, anstatt zu realisieren, an was für ein Pulverfass da die Lunte gelegt wurde, und sich sofort mit Russland gemeinsam um eine Konfliktlösung zu bemühen.
Mittlerweile
- sind mehr 70.000 Menschen in dem Konflikt gestorben, in der Mehrzahl Zivilisten
- sind 1 Million Menschen in Nachbarländer geflüchtet
- hat sich die zu Al Qaida bekennende Gruppe Al Nusra als erfahrene und bestimmende militärische Kraft - auch für Selbstmord- Bombenattentate - in der Aufstandsbewegung fest verankert
- gehören auch salafistische Kampfgruppen zur Opposition (Syrische islamistische Front, SIF; syrische Befreiungsfront, SLF)
- ist Baschar al-Assad nach wie vor im Amt
- wollen einige westliche Länder den Konflikt mit weiteren Waffenlieferungen noch weiter anheizen, immer noch hoffend auf den Sturz Assads, und damit auch der Regierung des mit Assad verbündeten Iran einen heftigen Schlag zu versetzen.
Den Salafisten und Jihadsiten kann das nur recht sein.
Das ist kein arabischer Frühling der Freiheit, auch kein Sommer oder Herbst mehr, sondern bereits der Beginn des Winters.
onlinedienst - 21. Mai, 20:21 Article 5618x read