Dsuvia: Ein neues Super-Schmerzmittel – auch für den Drogenmarkt?
Dr. Alexander von Paleske —- 14.11.2018 —– Die Zahlen sind erschreckend:
– Jeden Tag sterben in den USA 130 Menschen an ihrer Drogensucht – alle 11 Minuten ein Drogentoter
– 47.000 Drogentote in den USA pro Jahr, mehr Tote als durch Verkehrsunfälle und Schusswaffen zusammen.
– 70.000 Ueberdosierungen pro Jahr, (medizinische Notfälle), in der Mehrzahl durch verschreibungspflichtige Medikamente die in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz fallen..
– 2 Millionen US-Amerikaner, insbesondere in den wirtschaftlichen Problemregionen wie dem „Rust Belt“ missbrauchen derartige Opioide wie Oxyconti, Vicodin, Percocet, Opana, Demerol, Norco, Fentanyl und Codein im Sprachgebrauchauch Hillibilly-Heroin genannt .
– Die Zahl der Abhängigen von verschreibungspflichtigen Opioiden hat sich seit 1999 vervierfacht.
Das Verbrechen der Hersteller
Damals startete die US-Pharmafirma Purdue Pharmaceuticals eine aggressive Werbekampagne, in der ein gekaufter Mediziner auftrat, der die Opiate und deren Suchtpotential grotesk verharmloste.
Originalton des Purdue-Quacksalbers:
„Nur 1-2% aller Patienten werden abhängig.“
Eine Zahl, die meilenweit von der Realität entfernt ist, und bestenfalls nur auf Krebskranke zutrifft.
200 Millionen für eine Lüge
200 Millionen US Dollar gab die Firma im Jahre 2001 an verharmlosender Werbung für OxyContin aus.
Zielgruppe: Niedergelassene Allgemeinärzte, also die erste Anlaufstation für Patienten, aber auch Patienten selbst.
3o Tage kostenlose Behandlung offerierte die Pharmafirma Purdue , um ihr Produkt in den Markt zu drücken. Eine Vermarktungsstrategie, von Händlern illegaler Drogen wohlbekannt
.
Diese verabscheuungswürdige Kampagne hatte zur Folge, dass immer mehr Patienten mit Schmerzproblemen sofort mit Opioiden behandelt wurden: teils weil sie es verlangten, teils weil die Ärzte gewissenlos handelten. Ein klarer Verstoss gegen die international anerkannten Prinzipien der Schmerzbehandlung: immer zunächst mit einem Nicht-Opiat- Schmerzmittel – von engen Ausnahmen abgesehen – zu beginnen.
Auf zum Conti-Express-Highway
Wenn der Hausarzt nicht mitspielte, dann wurden die Rezepte eben woanders beschafft, notfalls in US-Staaten mit hoher Dichte an derartig gewissenlosen Ärzten, wie Florida oder Maine. Die Drogenreise nach Florida bekam den Spitznamen „Conti Express Highway“.
634 Millionen
Im Jahre 2007 gab die Firma Purdue schliesslich zu, was ohnehin offensichtlich war: dass es sich um eine Lüge handelte, und zahlte Schadenersatz – 634,5 Millionen US-Dollar. Eine lächerliche Summe angesichts des Umsatzes, der mit den Opioiden insgesamt gemacht wird: Rund 3,5 Milliarden US Dollar pro Jahr. Tendenz: weiter steigend.
Mehr als 250 Millionen Betäubungsmittelrezepte werden in den USA pro Jahr ausgestellt.
Dsuvia neu auf dem US-Markt
In dieser katastrophalen Lage ist nun in den USA ein neues, oral einnehmbares Super-Schmerzmittel entwickelt und auf den Markt gekommen: Dsuvia.
Das Medikament ist tausendmal stärker als Morphin, und immerhin noch 10mal stärker als das schon sehr starke Fentanyl, der Renner unter den Drogenabhängigen. Eine weitere 3-5 fache Wirkungssteigerung ist durch die gleichzeitige Einnahme von Kalziumantagonisten, in der Therapie des Bluthochdrucks eingesetzt, wie Nimodipin, möglich
Die Inhalts-Substanz von Dsuvia ist keineswegs neu, sondern es handelt sich um Sufentanil. Die Substanz wurde 1976 von Paul Janssen entwickelt und in der operativen Medizin und der Anaesthesie weitverbreitet eingesetzt.
Janssen hatte bereits bereits Fentanyl synthetisiert. Im Gegensatz zu Fentanyl konnte aber Sufentanil bisher nicht oral eingenommen werden. Diese „Lücke“ wurde jetzt mit Dsuvia geschlossen. Das Mittel kann sublingual bereits resorbiert werden.
Die Schmerzunterdrückung von Sufentanil ist grösser, aber die Atemdepression, die häufigste Ursache für die Drogen-Todesfälle jedoch geringer. Das Suchtpotential dürfte deshalb erheblich höher einzuschätzen sein.
Nicht in der Apotheke
Dsuvia soll deshalb nicht über Apotheken vertrieben werden können, sondern ausschliesslich in Krankenhäusern gegen sehr starke Schmerzen zum Einsatz kommen..
Die US-Regulierungsbehoerde Food and Drug Administration (FDA) hat das Medikament durchgewinkt, – in Europa ist das Medikament noch nicht zugelassen – obwohl kein wirklicher Bedarf bestand, denn auch schwere Schmerzen lassen sich mit Morphin und den bisher verfügbaren Opioiden beherrschen.
Allerdings dürfte die geringere Atemdepression und die verstärkte Wirksamkeit die Drogenabhängigen anlocken. Man braucht daher kein Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass diese Substanz alsbald in der Drogenszene auftauchen wird. Eine ausserordentlich beunruhigende Perspektive.
– Jeden Tag sterben in den USA 130 Menschen an ihrer Drogensucht – alle 11 Minuten ein Drogentoter
– 47.000 Drogentote in den USA pro Jahr, mehr Tote als durch Verkehrsunfälle und Schusswaffen zusammen.
– 70.000 Ueberdosierungen pro Jahr, (medizinische Notfälle), in der Mehrzahl durch verschreibungspflichtige Medikamente die in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz fallen..
– 2 Millionen US-Amerikaner, insbesondere in den wirtschaftlichen Problemregionen wie dem „Rust Belt“ missbrauchen derartige Opioide wie Oxyconti, Vicodin, Percocet, Opana, Demerol, Norco, Fentanyl und Codein im Sprachgebrauchauch Hillibilly-Heroin genannt .
– Die Zahl der Abhängigen von verschreibungspflichtigen Opioiden hat sich seit 1999 vervierfacht.
Das Verbrechen der Hersteller
Damals startete die US-Pharmafirma Purdue Pharmaceuticals eine aggressive Werbekampagne, in der ein gekaufter Mediziner auftrat, der die Opiate und deren Suchtpotential grotesk verharmloste.
Originalton des Purdue-Quacksalbers:
„Nur 1-2% aller Patienten werden abhängig.“
Eine Zahl, die meilenweit von der Realität entfernt ist, und bestenfalls nur auf Krebskranke zutrifft.
200 Millionen für eine Lüge
200 Millionen US Dollar gab die Firma im Jahre 2001 an verharmlosender Werbung für OxyContin aus.
Zielgruppe: Niedergelassene Allgemeinärzte, also die erste Anlaufstation für Patienten, aber auch Patienten selbst.
3o Tage kostenlose Behandlung offerierte die Pharmafirma Purdue , um ihr Produkt in den Markt zu drücken. Eine Vermarktungsstrategie, von Händlern illegaler Drogen wohlbekannt
.
Diese verabscheuungswürdige Kampagne hatte zur Folge, dass immer mehr Patienten mit Schmerzproblemen sofort mit Opioiden behandelt wurden: teils weil sie es verlangten, teils weil die Ärzte gewissenlos handelten. Ein klarer Verstoss gegen die international anerkannten Prinzipien der Schmerzbehandlung: immer zunächst mit einem Nicht-Opiat- Schmerzmittel – von engen Ausnahmen abgesehen – zu beginnen.
Auf zum Conti-Express-Highway
Wenn der Hausarzt nicht mitspielte, dann wurden die Rezepte eben woanders beschafft, notfalls in US-Staaten mit hoher Dichte an derartig gewissenlosen Ärzten, wie Florida oder Maine. Die Drogenreise nach Florida bekam den Spitznamen „Conti Express Highway“.
634 Millionen
Im Jahre 2007 gab die Firma Purdue schliesslich zu, was ohnehin offensichtlich war: dass es sich um eine Lüge handelte, und zahlte Schadenersatz – 634,5 Millionen US-Dollar. Eine lächerliche Summe angesichts des Umsatzes, der mit den Opioiden insgesamt gemacht wird: Rund 3,5 Milliarden US Dollar pro Jahr. Tendenz: weiter steigend.
Mehr als 250 Millionen Betäubungsmittelrezepte werden in den USA pro Jahr ausgestellt.
Dsuvia neu auf dem US-Markt
In dieser katastrophalen Lage ist nun in den USA ein neues, oral einnehmbares Super-Schmerzmittel entwickelt und auf den Markt gekommen: Dsuvia.
Das Medikament ist tausendmal stärker als Morphin, und immerhin noch 10mal stärker als das schon sehr starke Fentanyl, der Renner unter den Drogenabhängigen. Eine weitere 3-5 fache Wirkungssteigerung ist durch die gleichzeitige Einnahme von Kalziumantagonisten, in der Therapie des Bluthochdrucks eingesetzt, wie Nimodipin, möglich
Die Inhalts-Substanz von Dsuvia ist keineswegs neu, sondern es handelt sich um Sufentanil. Die Substanz wurde 1976 von Paul Janssen entwickelt und in der operativen Medizin und der Anaesthesie weitverbreitet eingesetzt.
Janssen hatte bereits bereits Fentanyl synthetisiert. Im Gegensatz zu Fentanyl konnte aber Sufentanil bisher nicht oral eingenommen werden. Diese „Lücke“ wurde jetzt mit Dsuvia geschlossen. Das Mittel kann sublingual bereits resorbiert werden.
Die Schmerzunterdrückung von Sufentanil ist grösser, aber die Atemdepression, die häufigste Ursache für die Drogen-Todesfälle jedoch geringer. Das Suchtpotential dürfte deshalb erheblich höher einzuschätzen sein.
Nicht in der Apotheke
Dsuvia soll deshalb nicht über Apotheken vertrieben werden können, sondern ausschliesslich in Krankenhäusern gegen sehr starke Schmerzen zum Einsatz kommen..
Die US-Regulierungsbehoerde Food and Drug Administration (FDA) hat das Medikament durchgewinkt, – in Europa ist das Medikament noch nicht zugelassen – obwohl kein wirklicher Bedarf bestand, denn auch schwere Schmerzen lassen sich mit Morphin und den bisher verfügbaren Opioiden beherrschen.
Allerdings dürfte die geringere Atemdepression und die verstärkte Wirksamkeit die Drogenabhängigen anlocken. Man braucht daher kein Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass diese Substanz alsbald in der Drogenszene auftauchen wird. Eine ausserordentlich beunruhigende Perspektive.
onlinedienst - 15. Nov, 20:30 Article 2390x read