Ehemaliger Geheimdienstchef Grossbritanniens, Richard Dearlove: Saudi Arabien steckt hinter den Sunni-Terroristen der ISIS
Dr. Alexander von Paleske ---- 11.7. 2014 ----
Sir Richard Dearlove, ehemaliger Geheimdienstchef des britischen Auslandsgeheimdienste Mi6 von 1999 bis 2004, hat sich wieder einmal zu Wort gemeldet, diesmal zum Konflikt im Irak.
Ein Blick zurück
Zur Erinnerung: Sir Dearlove hatte im Juli 2002, nach einem Treffen mit hochrangigen Mitarbeitern des amerikanischen Geheimdienstes CIA, ein Dossier verfasst, das sogenannte „Downing Street Memo“, zur Kenntnis nur für den britischen Premier. Darin warnte der Geheimdienstchef, ein Jahr vor dem Einmarsch in den Irak, dass die Fakten in den USA zurecht gebogen würden, um einen Angriff gegen den Irak zu rechtfertigen.
Mehr noch: Dearloves Nachrichtendienst hatte wenige Wochen vor dem Einmarsch in den Irak im Jahre 2003 den hochrangigen Mitarbeiter Michael Shipster nach Jordanien geschickt, um dort mit dem irakischen Geheimdienstchef Tahir Jalil Habbush zusammenzutreffen. Habbush war gleichzeitig ein Agent der westlichen Geheimdienste und wurde nach dem Einmarsch in den Irak von den USA mit 5 Millionen US Dollar für seine Dienste belohnt. Er soll heute in Jordanien leben.
Habbush machte Shipster klar, dass der Irak keine chemischen oder biologischen Massenvernichtungswaffen besitze. Der Mi6 glaubte ihm und reichte die Information an die Regierung Blair weiter, wie der US-Journalist , Buchautor und Pulitzerpreisträger Ron Suskind seinerzeit berichtete.
Die USA erhielten ebenfalls die Informationen, waren aber an ihnen offensichtlich nicht interessiert, sondern verlangten „Beweise“, die der irakische Geheimdienstchef nicht liefern konnte, wie sollte er auch Beweise für etwas liefern, was nicht vorhanden war. Die USA waren zum Irakkrieg entschlossen, komme an Erkenntnissen was da wolle. Und schliesslich ging es ja ums Öl, wie der ehemalige US Notenbankchef Greenspan 2006 Jahr bemerkte, und nicht um angebliche Massenvernichtungswaffen.
Der US- Geheimdienst CIA hatte von Habbush nach dem Einmarsch auf Anweisung der Bush-Regierung verlangt , ein gefälschtes Schreiben zu unterzeichnen, zurückdatiert auf das Jahr 2001, wonach Mohamed Atta, einer der Attentäter des 11. September 2001 im Irak für seine Mission ausgebildet worden sei. Dieses gefälschte Schreiben wurde dann an die Zeitung „Sunday Telegraph“ „geleaked“ und die Nachricht von weiteren Zeitungen seinerzeit weiterverbreitet.
Zurück zum heutigen Konflikt
Dearlove, nach dem Ende seiner Dienstfahrt für den Geheimdienst Ihrer Majestät zum „Abt“ des altehrwürdigen Pembroke College, in der noch weit altehrwürdigeren Universität von Cambridge avanciert, nutzte die Gelegenheit eines Vortrags vor dem Royal Services Institut, einer Art Denkfabrik, dazu, sich zu der Lage im Irak und anderswo in der muslimischen Welt, insbesondere zu der Bedrohung durch Al Qaida nach 9 / 11 zu äussern.
Richard Dearlove während seines Vortrags am 7.7. 2014 - Screenshot: Dr. v. Paleske
Rolle Saudi-Arabiens
Aber auch, welche Rolle das Königreich Saudi Arabien bei der Unterstützung von sunnitischen Rebellen und Terroristen der ISIS dabei spielt: Nach Dearloves Ansicht eine ganz entscheidende.
Er zitiert dazu ein Statement, das der ehemalige saudi-arabische Geheimdienstchef Prinz Bandar vor 9 / 11 ihm gegenüber abgab, sozusagen von Schlapphut zu Schlapphut:
The time is nor far off, Richard, when it will be literally "God help the Shia".More than a billion Sunnis have simply had enough of them
Nicht nur Worte
Und Saudi Arabien beliess es nicht bei den Worten.
Seit Jahrzehnten verbreitet es seinen extremen Islamismus (Wahabismus) in der sunnitischen Welt, und seit dem Ausbruch der Kämpfe in Syrien unterstützt es dort die sunnitischen Rebellen einschliesslich ISIS und al-Nusra.
Kein Wunder, dass die ISIS-Jihadisten im Irak, schon bevor ihnen nach der Eroberung von Mossul, wo ihnen bei der Plünderung der dortigen Banken rund 400 Millionen US Dollar in die Hände fielen, finanziell bestens ausgerüstet waren. Originalton Dearlove:
"For ISIS to be able to surge into the Sunni areas of Iraq in the way that it has done recently has to be the consequence of substantial and sustained funding.Such things simply do not happen spontaneously.”
Saudi-Arabien liess natürlich umgehend über seinen Botschafter in Grossbritannien dementieren.
Die Wahabisten - unsere Geschäftsfreunde
Das Königreich ging aber offenbar in seinem Hass auf die Schiiten sogar so weit, den Israelis klammheimlich eine Luftraumverletzung im Falle eines Luftschlages gegen den schiitischen Iran gestattet zu haben.
Saudi-Arabien gehört gleichzeitig zu den grossen Waffeneinkäufern in der westlichen Welt, gerade auch in Deutschland, und bekommt dafür auch noch den Einkaufs-Segen deutscher Minister, auch sozialdemokratischer – wie schön.
Dearlove schätzt gegenwärtig die Terrorismus -Gefahr für Europa als gering ein . Die Jihadi-Moslems und deren Widersacher in den Konflikt-Staaten wie Pakistan, Syrien und Irak, seien gegenwärtig voll damit beschäftigt, sich gegenseitig zu massakrieren, nicht aber den Jihad nach Europa zu tragen.
Das allerdings könnte sich bereits mittelfristig als grobe Fehleinschätzung erweisen.
Über den "arabischen Frühling" verlor der ehemalige Geheimdienstchef kein Wort - warum auch, wenn es bereits Winter ist.
NACHTRAG
Ein "Bericht" über den Vortrag Dearloves, welcher das Thema "Saudi Arabien und seine Rolle im Irak-Konflikt" völlig unter den Tisch kehrt, findet sich in der FAZ vom 8.7. 2014. Siehe hier:
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/islamistische-terrorgefahr-britischer-ex-geheimdienstchef-gibt-entwarnung-13034326.html
Zu Richard Dearlove
ABRECHNUNG - Sir Richard Dearlove (MI6) gegen Tony Blair
Lügen vor dem Irakkrieg und Vorbereitungen für den Irankrieg
Zu ISIS & Co
ISIS-Salafi-Terror-Chef Abu Bakr al-Baghdadi (alias Ibrahim Awwad Ibrahim): "So ein Tag, so wunderschön wie heute"
Irak, der Bürgerkrieg und seine Sponsoren
Bombenanschläge im Irak – was sind die Ziele der Terror-Salafisten?
Syrien, der Krieg und ein Jahrestag
Sir Richard Dearlove, ehemaliger Geheimdienstchef des britischen Auslandsgeheimdienste Mi6 von 1999 bis 2004, hat sich wieder einmal zu Wort gemeldet, diesmal zum Konflikt im Irak.
Ein Blick zurück
Zur Erinnerung: Sir Dearlove hatte im Juli 2002, nach einem Treffen mit hochrangigen Mitarbeitern des amerikanischen Geheimdienstes CIA, ein Dossier verfasst, das sogenannte „Downing Street Memo“, zur Kenntnis nur für den britischen Premier. Darin warnte der Geheimdienstchef, ein Jahr vor dem Einmarsch in den Irak, dass die Fakten in den USA zurecht gebogen würden, um einen Angriff gegen den Irak zu rechtfertigen.
Mehr noch: Dearloves Nachrichtendienst hatte wenige Wochen vor dem Einmarsch in den Irak im Jahre 2003 den hochrangigen Mitarbeiter Michael Shipster nach Jordanien geschickt, um dort mit dem irakischen Geheimdienstchef Tahir Jalil Habbush zusammenzutreffen. Habbush war gleichzeitig ein Agent der westlichen Geheimdienste und wurde nach dem Einmarsch in den Irak von den USA mit 5 Millionen US Dollar für seine Dienste belohnt. Er soll heute in Jordanien leben.
Habbush machte Shipster klar, dass der Irak keine chemischen oder biologischen Massenvernichtungswaffen besitze. Der Mi6 glaubte ihm und reichte die Information an die Regierung Blair weiter, wie der US-Journalist , Buchautor und Pulitzerpreisträger Ron Suskind seinerzeit berichtete.
Die USA erhielten ebenfalls die Informationen, waren aber an ihnen offensichtlich nicht interessiert, sondern verlangten „Beweise“, die der irakische Geheimdienstchef nicht liefern konnte, wie sollte er auch Beweise für etwas liefern, was nicht vorhanden war. Die USA waren zum Irakkrieg entschlossen, komme an Erkenntnissen was da wolle. Und schliesslich ging es ja ums Öl, wie der ehemalige US Notenbankchef Greenspan 2006 Jahr bemerkte, und nicht um angebliche Massenvernichtungswaffen.
Der US- Geheimdienst CIA hatte von Habbush nach dem Einmarsch auf Anweisung der Bush-Regierung verlangt , ein gefälschtes Schreiben zu unterzeichnen, zurückdatiert auf das Jahr 2001, wonach Mohamed Atta, einer der Attentäter des 11. September 2001 im Irak für seine Mission ausgebildet worden sei. Dieses gefälschte Schreiben wurde dann an die Zeitung „Sunday Telegraph“ „geleaked“ und die Nachricht von weiteren Zeitungen seinerzeit weiterverbreitet.
Zurück zum heutigen Konflikt
Dearlove, nach dem Ende seiner Dienstfahrt für den Geheimdienst Ihrer Majestät zum „Abt“ des altehrwürdigen Pembroke College, in der noch weit altehrwürdigeren Universität von Cambridge avanciert, nutzte die Gelegenheit eines Vortrags vor dem Royal Services Institut, einer Art Denkfabrik, dazu, sich zu der Lage im Irak und anderswo in der muslimischen Welt, insbesondere zu der Bedrohung durch Al Qaida nach 9 / 11 zu äussern.
Richard Dearlove während seines Vortrags am 7.7. 2014 - Screenshot: Dr. v. Paleske
Rolle Saudi-Arabiens
Aber auch, welche Rolle das Königreich Saudi Arabien bei der Unterstützung von sunnitischen Rebellen und Terroristen der ISIS dabei spielt: Nach Dearloves Ansicht eine ganz entscheidende.
Er zitiert dazu ein Statement, das der ehemalige saudi-arabische Geheimdienstchef Prinz Bandar vor 9 / 11 ihm gegenüber abgab, sozusagen von Schlapphut zu Schlapphut:
The time is nor far off, Richard, when it will be literally "God help the Shia".More than a billion Sunnis have simply had enough of them
Nicht nur Worte
Und Saudi Arabien beliess es nicht bei den Worten.
Seit Jahrzehnten verbreitet es seinen extremen Islamismus (Wahabismus) in der sunnitischen Welt, und seit dem Ausbruch der Kämpfe in Syrien unterstützt es dort die sunnitischen Rebellen einschliesslich ISIS und al-Nusra.
Kein Wunder, dass die ISIS-Jihadisten im Irak, schon bevor ihnen nach der Eroberung von Mossul, wo ihnen bei der Plünderung der dortigen Banken rund 400 Millionen US Dollar in die Hände fielen, finanziell bestens ausgerüstet waren. Originalton Dearlove:
"For ISIS to be able to surge into the Sunni areas of Iraq in the way that it has done recently has to be the consequence of substantial and sustained funding.Such things simply do not happen spontaneously.”
Saudi-Arabien liess natürlich umgehend über seinen Botschafter in Grossbritannien dementieren.
Die Wahabisten - unsere Geschäftsfreunde
Das Königreich ging aber offenbar in seinem Hass auf die Schiiten sogar so weit, den Israelis klammheimlich eine Luftraumverletzung im Falle eines Luftschlages gegen den schiitischen Iran gestattet zu haben.
Saudi-Arabien gehört gleichzeitig zu den grossen Waffeneinkäufern in der westlichen Welt, gerade auch in Deutschland, und bekommt dafür auch noch den Einkaufs-Segen deutscher Minister, auch sozialdemokratischer – wie schön.
Dearlove schätzt gegenwärtig die Terrorismus -Gefahr für Europa als gering ein . Die Jihadi-Moslems und deren Widersacher in den Konflikt-Staaten wie Pakistan, Syrien und Irak, seien gegenwärtig voll damit beschäftigt, sich gegenseitig zu massakrieren, nicht aber den Jihad nach Europa zu tragen.
Das allerdings könnte sich bereits mittelfristig als grobe Fehleinschätzung erweisen.
Über den "arabischen Frühling" verlor der ehemalige Geheimdienstchef kein Wort - warum auch, wenn es bereits Winter ist.
NACHTRAG
Ein "Bericht" über den Vortrag Dearloves, welcher das Thema "Saudi Arabien und seine Rolle im Irak-Konflikt" völlig unter den Tisch kehrt, findet sich in der FAZ vom 8.7. 2014. Siehe hier:
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/islamistische-terrorgefahr-britischer-ex-geheimdienstchef-gibt-entwarnung-13034326.html
Zu Richard Dearlove
ABRECHNUNG - Sir Richard Dearlove (MI6) gegen Tony Blair
Lügen vor dem Irakkrieg und Vorbereitungen für den Irankrieg
Zu ISIS & Co
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onlinedienst - 11. Jul, 07:16 Article 5562x read