Ein Nobelpreis für Medizin, unerfreulicher Beigeschmack, und Virusleugner
Dr. Alexander von Paleske —– 12.10.2020 —-
Der Nobelpreis für Medizin ging dieses Jahr an drei Forscher: Harvey J. Alter, Michael Houghton and Charles M. Rice, die an der Entdeckung des Hepatitis C Virus, dem Verursacher der Hepatitis C Infektion, im Jahre 1988 beteiligt waren. Eine in der Tat bahnbrechende Entdeckung, die eine Diagnose, und schliesslich dann auch eine effektive Behandlung dieser tückischen Krankheit ermöglichte.
Einer meiner ersten Patienten, die ich als Assistenzarzt in einem Lehrkrankenhaus betreute, litt – einige Wochen nach einer Bluttransfusion – an einer Hepatitis. Es handelte sich um eine Posttransfusionshepatitis. Tests auf Hepatitis A und Hepatitis B waren negativ, und die deshalb seinerzeit allgemein als Non-A Non-B-(NANB)Hepatitis bezeichnet wurde. Wir konnten seinerzeit nur supportiv behandeln.
Diese Hepatitis hat alle Merkmale einer übertragbaren Krankheit, und sie ist keineswegs harmlos: Bleibt die Infektion unbehandelt, führt sie bei ca. einem Viertel der Patienten im Langzeitverlauf nach etwa 20 Jahren zur Leberzirrhose. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für ein Leberzellkarzinom(Leberkrebs) . Hinzu kommt, dass die Lebensqualität durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen eingeschränkt sein kann. Details siehe hier
https://www.medvergleich.de/krankheiten/hepatitis-c.html .
Mehr noch: Blutspender, die an dieser Erkrankung litten, konnten seinerzeit nicht erkannt, und dann von der Blutspende ausgeschlossen werden.
Man musste sich – höchst unzureichend – mit indirekten, aber ziemlich unspezifischen Test, wie Erhöhung der Leberwerte (Transaminasen), begnügen.
Das änderte sich, als es den Forschern um Houghton gelang, das Hepatitis- C Virus zu isolieren. Sie bekamen dabei erhebliche Hilfe von Daniel W. Bradley, der am National Institutes of Health (NIH) und später am CDC der USA über Hepatitis forschte, und dem es später auch gelang, das Hepatitis E erzeugende Virus darzustellen.
Schimpansen als Durchlauferhitzer
Hepatitis Non A Non B (NANB), wie sie damals hiess, liess sich auf Schimpansen übertragen. Das brachte Bradley auf die Idee, grössere Mengen Blutplasma von infizierten akut an Non A Non B Hepatitis erkrankten Schimpansen auf weitere Schimpansen zu übertragen, und so höhere Viruskonzentrationen im Stadium derakuten Erkrankungsphase zu erreichen, um dadurch die Möglichkeiten eines Erregernachweises zu verbessern. Deren Plasma stellte er dann Michael Houghton, der in der Privatfirma Chiron arbeitete, zur Verfügung,
Michael Houghton, Qui-Lim Choo und George Kuo gelang es, mit einem neuartigen molekularen Klonierungsansatz das Virus zu identifizieren, und einen diagnostischen Test zu entwickeln. Im Jahr 1988 bestätigte Harvey Alter das Virus, indem er seine Anwesenheit in einer Gruppe von NANBH-Proben verifizierte.
Besondere Kollegialität
Im April 1989 wurde die Entdeckung des Hepatitis C Virus, wie es jetzt genannt wurde, in zwei Artikeln der Zeitschrift Science veröffentlicht. Aber in dem ersten Artikel war Bradley nicht mit als Autor aufgeführt. Dies führte zu harten Kritiken u.a. auch in der Medizinzeitschrift The Lancet. Der Hintergrund war, dass Houghton und die Firma Chiron, die sofort Patente für ihr Nachweisverfahren anmeldeten, diese ganz alleine für sich ausbeuten wollten. Kollegialität der besonderen Sorte.
Chiron ist der Name eines Helden in der Antike. Dem hat diese Firma, die später von der schweizer Firma Novartis übernommen wurde, allerdings insofern kaum nachgeeifert, und es erinnert an die Auseinandersetzung um die Entdeckung des HIV-Virus zwischen Luc Montagnier und Robert Gallo.
Von 30% auf Null
Die von Chiron entwickelten Tests führten zu einer Reduzierung des Risikos einer Posttransfusions-Hepatitis von 30% auf nahezu Null. Als nun auch das CDC, gestützt auf Bradleys Mitarbeit an der Entdeckung, Patente anmeldete, zahlte Chiron schliesslich 1,9 Millionen an das CDC und 375.000 Dollar an Bradley, damit sie ihre Patentanmeldung zurückziehen.
Der neuentwickelte Test brachte Multi-Millionen Dollar ein, da nicht nur jeder potentielle Blutspender/in, jede Blutkonserve auf Hepatitis C getestet werden musste, sondern ebenfalls Patienten mit Verdacht auf diese Erkrankung.
Keine seltene Erkrankung
Hepatitis C ist keineswegs eine seltene Erkrankung: Weltweit sind etwa 170 Millionen Menschen mit dem HC-Virus infiziert, in Deutschland sind 400.000 bis 500.000 Menschen davon betroffen. Die Hauptrisikogruppe für eine HCV-Infektion sind intravenös injizierende Drogenkonsumenten, von denen 60 bis 90 Prozent Träger von HCV sind.
Die Krankheit ist tückisch, weil sie schleichend verlaufen, und dann in Leberzirrhose, und ggf. in Leberkrebs münden kann. So dürfte die Zahl der unentdeckten chronischen Hepatitis C- Patienten, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen, besonders hoch sein.
Heilung möglich – zu einem Preis
Miitlerweile kann die Krankheit in 90% der Fälle auch geheilt werden, und zwar mit dem Medikament Sofosbuvir – einen Impfstoff ung gibt es bisher nicht.
Behandlungskosten, als das Medikament 2012 auf den Markt kam: 90.000 US Dollar. Zwar hat die Hersteller-Firma Gilead den Preis mittlerweile herabgesetzt, aber immer noch fast 50.000Euro für eine 12-wöchige Behandlung.
Gilead vertreibt aber mittlerweile Sofosbuvir in 101 Ländern mit niedrigem Einkommen, zu einem empfohlenen Preis von 900 US-Dollar für eine 12-Wochen-Therapie. Das Unternehmen hat zudem Lizenzen zur Herstellung von Sofosbuvir an verschiedene indische Generika-Hersteller für eine 7%ige Lizenzgebühr vergeben. Die Lizenzen erlauben den Export des Wirkstoffs in diese 101 Länder. Aber auch 900 US-Dollar sind für viele Patienten aus diesen Ländern oft ausser Reichweite.
Virusleugner und Hepatitis C
Der HIV-Aids Kausalitätsleugner und Kieler Arzt Claus Köhnlein behauptet (u.a. in seinem Buch Virus Wahn), die Hepatitis C- Seuche sei „erfunden“ . Offenbar Kokoloris, der allerdings nicht nur von ihm verbreitet wird. Seine Stellungnahmen zur Covid19-Epidemie sind ähnlich erbärmlich.
https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/wenn-aerzte-von-der-coronakrise-als-einer-kriminellen-inszenierung-sprechen/
https://www.presseportal.de/pm/6561/4555831
Fazit:
Ohne Zweifel handelt es sich um eine bahnbrechende Entdeckung, für die der Nobelpreis gerechtfertigt ist. Wie Mitarbeiter anschliessend ausgeschlossen bzw. ignoriert wurden, ist allerdings ein weiteres Beispiel für rücksichtslose Profitgier.
Der Nobelpreis für Medizin ging dieses Jahr an drei Forscher: Harvey J. Alter, Michael Houghton and Charles M. Rice, die an der Entdeckung des Hepatitis C Virus, dem Verursacher der Hepatitis C Infektion, im Jahre 1988 beteiligt waren. Eine in der Tat bahnbrechende Entdeckung, die eine Diagnose, und schliesslich dann auch eine effektive Behandlung dieser tückischen Krankheit ermöglichte.
Einer meiner ersten Patienten, die ich als Assistenzarzt in einem Lehrkrankenhaus betreute, litt – einige Wochen nach einer Bluttransfusion – an einer Hepatitis. Es handelte sich um eine Posttransfusionshepatitis. Tests auf Hepatitis A und Hepatitis B waren negativ, und die deshalb seinerzeit allgemein als Non-A Non-B-(NANB)Hepatitis bezeichnet wurde. Wir konnten seinerzeit nur supportiv behandeln.
Diese Hepatitis hat alle Merkmale einer übertragbaren Krankheit, und sie ist keineswegs harmlos: Bleibt die Infektion unbehandelt, führt sie bei ca. einem Viertel der Patienten im Langzeitverlauf nach etwa 20 Jahren zur Leberzirrhose. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für ein Leberzellkarzinom(Leberkrebs) . Hinzu kommt, dass die Lebensqualität durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen eingeschränkt sein kann. Details siehe hier
https://www.medvergleich.de/krankheiten/hepatitis-c.html .
Mehr noch: Blutspender, die an dieser Erkrankung litten, konnten seinerzeit nicht erkannt, und dann von der Blutspende ausgeschlossen werden.
Man musste sich – höchst unzureichend – mit indirekten, aber ziemlich unspezifischen Test, wie Erhöhung der Leberwerte (Transaminasen), begnügen.
Das änderte sich, als es den Forschern um Houghton gelang, das Hepatitis- C Virus zu isolieren. Sie bekamen dabei erhebliche Hilfe von Daniel W. Bradley, der am National Institutes of Health (NIH) und später am CDC der USA über Hepatitis forschte, und dem es später auch gelang, das Hepatitis E erzeugende Virus darzustellen.
Schimpansen als Durchlauferhitzer
Hepatitis Non A Non B (NANB), wie sie damals hiess, liess sich auf Schimpansen übertragen. Das brachte Bradley auf die Idee, grössere Mengen Blutplasma von infizierten akut an Non A Non B Hepatitis erkrankten Schimpansen auf weitere Schimpansen zu übertragen, und so höhere Viruskonzentrationen im Stadium derakuten Erkrankungsphase zu erreichen, um dadurch die Möglichkeiten eines Erregernachweises zu verbessern. Deren Plasma stellte er dann Michael Houghton, der in der Privatfirma Chiron arbeitete, zur Verfügung,
Michael Houghton, Qui-Lim Choo und George Kuo gelang es, mit einem neuartigen molekularen Klonierungsansatz das Virus zu identifizieren, und einen diagnostischen Test zu entwickeln. Im Jahr 1988 bestätigte Harvey Alter das Virus, indem er seine Anwesenheit in einer Gruppe von NANBH-Proben verifizierte.
Besondere Kollegialität
Im April 1989 wurde die Entdeckung des Hepatitis C Virus, wie es jetzt genannt wurde, in zwei Artikeln der Zeitschrift Science veröffentlicht. Aber in dem ersten Artikel war Bradley nicht mit als Autor aufgeführt. Dies führte zu harten Kritiken u.a. auch in der Medizinzeitschrift The Lancet. Der Hintergrund war, dass Houghton und die Firma Chiron, die sofort Patente für ihr Nachweisverfahren anmeldeten, diese ganz alleine für sich ausbeuten wollten. Kollegialität der besonderen Sorte.
Chiron ist der Name eines Helden in der Antike. Dem hat diese Firma, die später von der schweizer Firma Novartis übernommen wurde, allerdings insofern kaum nachgeeifert, und es erinnert an die Auseinandersetzung um die Entdeckung des HIV-Virus zwischen Luc Montagnier und Robert Gallo.
Von 30% auf Null
Die von Chiron entwickelten Tests führten zu einer Reduzierung des Risikos einer Posttransfusions-Hepatitis von 30% auf nahezu Null. Als nun auch das CDC, gestützt auf Bradleys Mitarbeit an der Entdeckung, Patente anmeldete, zahlte Chiron schliesslich 1,9 Millionen an das CDC und 375.000 Dollar an Bradley, damit sie ihre Patentanmeldung zurückziehen.
Der neuentwickelte Test brachte Multi-Millionen Dollar ein, da nicht nur jeder potentielle Blutspender/in, jede Blutkonserve auf Hepatitis C getestet werden musste, sondern ebenfalls Patienten mit Verdacht auf diese Erkrankung.
Keine seltene Erkrankung
Hepatitis C ist keineswegs eine seltene Erkrankung: Weltweit sind etwa 170 Millionen Menschen mit dem HC-Virus infiziert, in Deutschland sind 400.000 bis 500.000 Menschen davon betroffen. Die Hauptrisikogruppe für eine HCV-Infektion sind intravenös injizierende Drogenkonsumenten, von denen 60 bis 90 Prozent Träger von HCV sind.
Die Krankheit ist tückisch, weil sie schleichend verlaufen, und dann in Leberzirrhose, und ggf. in Leberkrebs münden kann. So dürfte die Zahl der unentdeckten chronischen Hepatitis C- Patienten, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen, besonders hoch sein.
Heilung möglich – zu einem Preis
Miitlerweile kann die Krankheit in 90% der Fälle auch geheilt werden, und zwar mit dem Medikament Sofosbuvir – einen Impfstoff ung gibt es bisher nicht.
Behandlungskosten, als das Medikament 2012 auf den Markt kam: 90.000 US Dollar. Zwar hat die Hersteller-Firma Gilead den Preis mittlerweile herabgesetzt, aber immer noch fast 50.000Euro für eine 12-wöchige Behandlung.
Gilead vertreibt aber mittlerweile Sofosbuvir in 101 Ländern mit niedrigem Einkommen, zu einem empfohlenen Preis von 900 US-Dollar für eine 12-Wochen-Therapie. Das Unternehmen hat zudem Lizenzen zur Herstellung von Sofosbuvir an verschiedene indische Generika-Hersteller für eine 7%ige Lizenzgebühr vergeben. Die Lizenzen erlauben den Export des Wirkstoffs in diese 101 Länder. Aber auch 900 US-Dollar sind für viele Patienten aus diesen Ländern oft ausser Reichweite.
Virusleugner und Hepatitis C
Der HIV-Aids Kausalitätsleugner und Kieler Arzt Claus Köhnlein behauptet (u.a. in seinem Buch Virus Wahn), die Hepatitis C- Seuche sei „erfunden“ . Offenbar Kokoloris, der allerdings nicht nur von ihm verbreitet wird. Seine Stellungnahmen zur Covid19-Epidemie sind ähnlich erbärmlich.
https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/wenn-aerzte-von-der-coronakrise-als-einer-kriminellen-inszenierung-sprechen/
https://www.presseportal.de/pm/6561/4555831
Fazit:
Ohne Zweifel handelt es sich um eine bahnbrechende Entdeckung, für die der Nobelpreis gerechtfertigt ist. Wie Mitarbeiter anschliessend ausgeschlossen bzw. ignoriert wurden, ist allerdings ein weiteres Beispiel für rücksichtslose Profitgier.
onlinedienst - 13. Okt, 18:25 Article 407x read